Blume des Jahres Succisa pratensis - Teufelsabbiss

Die Loki-Schmidt-Stiftung in Hamburg kürte die Pflanze Ende Oktober 2014 zur "Blume des Jahres 2015".

Mit der Auszeichnung soll auf besonders geschützte Pflanzenarten aufmerksam gemacht und "das Bewusstsein für die anhaltende Bedrohung vieler heimischer Pflanzen und Tiere geschärft werden", teilte die Naturschutzstiftung mit. Die 2010 gestorbene und begeisterte Botanikerin Loki Schmidt, Ehefrau des Altbundeskanzlers Helmut Schmidt, hatte den Titel 1980 ins Leben gerufen. 

 

 

Warum ich mich über die Blume des Jahres 2015 freue!

Im September 2014, nach einem endlos verregneten Sommer, als man sich endlich wieder in die Tiroler Berge wagen konnte, da hüpfte mir dieses Blümchen direkt vor meine Kamera.

Ein Rätselraten begann:

  • Von Skabiose Scabiosa über
  • Knautie Knautia ,
  • Kugelblume Globularia bis
  • Schafrapunzel Jasione war in meiner vagen Erkenntnis alles drin.


In Wirklichkeit war es ein Teufelsabbiss (Succisa pratensis), den ich bewusst früher noch nicht entdeckt hatte. Eine ganz bezaubernde hübsche Blume, die nun Blume des Jahres ist.

Na, wenn man sich da als Pflanzenfreundin nicht freut, wann dann?

Diese Ähnlichkeit!

Succisa, Teufelsabbiss (Bild: Abb. BLV Pflanzenführer)

Succisa pratensis Teufelsabbiss (Bild: a.sansone)

Gewöhnlicher Teufelsabbiss

Succisa pratensis, so der wissenschaftliche Name, gehört in die Familie (oder nach neueren Ordnungskriterien Unterfamilie) der Kardengewächse (Dipsacaceae).

Die zartblaue bis violette Blütenfarbe erinnert stark an optisch ähnliche Blumen wie Skabiose oder Witwenblume. Bei diesen sind aber die Randblüten stark vergrößert.

Die Blütenkrone ist halbkugelig bis kugelig. Die Einzelblüten sind 4-zipfelig, der Kelch mit 4-5 schwarzen Borsten versehen. die Köpfchen stehen auf relativ hohen Stängeln. Die Grundblätter sind lanzettlich, es gibt nur einige wenige gegenständige Stängelblätter.

Die noch nicht offenen Blütenköpfchen sind durch ihre kugelig-stachelig wirkende Form besonders markant.

Vorkommen: Auf Niedermoorwiesen, auf mageren Gebirgs- oder Feuchtwiesen. Sie ist ein Wechselnässezeiger. Blütezeit von Juli bis in den September.

Die weitere noch unbekanntere Schwester ist der Sumpfabbiss Succisella inflexa, die auf Sumpfwiesen wächst. Vom Aussterben bedroht.

Abb. aus Rita Lüder: Grundkurs Pflanzenbestimmung

Bedrohte Art, bedrohter Lebensraum

  • Der Gewöhnliche Teufelsabbiss wächst in Moorgebieten und Uferzonen, besonders des Gebirges. "Hauptursache für die Gefährdung dieser Pflanze ist die Intensivierung der Landwirtschaft. Feuchte Wiesen wurden entwässert, gedüngt oder zu Acker- und Bauland umgewandelt", so die Stiftung in ihrer Begründung.
  • Im Norden ist der Gewöhnliche Teufelsabbiss inzwischen vom Aussterben bedroht.
  • Im Schwarzwald und in den Alpen finden sich noch größere Bestände.

  • Falter- und Bienenblume. Klettausbreitung.

So fungiert der Teufelsabbiss quasi als Umbrella-Species, denn befasst man sich mit dem Schutz von einzelnen Arten, so schützt man ganze Lebensräume und Arten, die vielleicht weniger bedroht sind, automatisch - wie unter einem Schutzschirm=Umbrella - mit.

So eine entzückende Schönheit Teufelsabbiss/Succisa pratensis

Teufelsabbiss/Succisa pratensis (Bild: a.sansone)

Wie die Blume zu ihrem teuflischen Namen kam

Ein so hübsches zartes Blümchen und dann so ein martialischer Name? Wie geht das nur zusammen?

  • Gemeiner oder gewöhnlicher Teufelsabbiss Succisa pratensis Moench, in der Schweiz als Abbisskraut bekannt.

Die Pflanze diente bereits im Mittelalter als Heilpflanze. Der wissenschaftliche Name Succisa, von succidere lat.=abschneiden und pratensis lat.=auf der Wiese wachsend klingt ja noch harmlos. Die größte Heilwirkung liegt in der Wurzel, besser gesagt im Rhizom der Pflanze und dieses weist schon eine Eigentümlichkeit auf: sie schaut abgebissen aus.

Einfache Begründung: die Wurzeln beginnen abzufaulen und dabei abzusterben.

Zitat: Der Teufel ließ die Wurzel einfach verfaulen, weil er den Menschen ihre Heilwirkung nicht gönnte (aus: Von Diven, Dränglern und fleissigen Lieschen/Jürgen Feder)

Im Volksglauben wurde daraus natürlich Schauerliches zusammengebraut: "Der Teufel hat aus Zorn über die Heilwirkung versucht die Wurzel abzubeißen. Damit will er ihr die Heilkraft rauben." Angeblich machte er das allerdings nur alle sieben Jahre. Na gut. Vielleicht taten ihm von der harten Wurzel ja die Zähne ordentlich weh.

Man wusste aber einen guten Rat. "Wenn man aber die Wurzel kurz vor Johannis ausgräbt, dann hat der Teufel gerade keine Macht und die Wurzel ist noch heil und voller Kraft."

Deshalb trug die Arznei aus dem Wurzelstock auch den Namen "Radix morsus diaboli". Im Mittelalter wurde die Pflanze zur Blutreinigung, bei Wassersucht und Nierenschwäche angewendet. Im Stall kopfüber aufgehängt galt sie als Abwehr vor Hexen und Dämonen.

Tun Sie was für den Teufelsabbiss - pflanzen Sie die Blume in ihren Garten!

Auch wenn sie nicht in jedermanns pflege anwächst und gedeiht, wer feuchte Plätze in seinem Gaartenbereich hat, der sollte es unbedingt versuchen. Bienen und Hummeln werden dankbar sein.

 

Quellen

  • Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, Genaust; Nikol Verlag, 2012 Hamburg
    • Flora Helvetica, Lauber/Wagner; Haupt Verlag, 2014 Bern
    • Alpenpflanzen in ihren Lebensräumen, Mertz; Haupt Verlag, 2008 Bern
    • Grundkurs Pflanzenbestimmung, Rita Lüder; Quelle & Meyer, 2011 Wiebelsheim
    • Von Diven, Dränglern und fleissigen Lieschen, Jürgen Feder, rororo, Hamburg 2019

 

Auch sie wurden schon einmal zum Jahresregenten gekürt

Adele_Sansone, am 03.11.2014
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Bildquelle:
https://pagewizz.com/johanniskraut-heilp (Johanniskraut, Heilpflanze des Jahres)
Gefleckte Heidelibelle; Günter Loos. (2015 - Die Gefleckte Heidelibelle ist Libelle des Jahres)
a.sansone (Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)

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