Bilder von verschiedenen Moorflächen

Moor (Bild: a.sansone)

Moor gegen Sumpf: Who is who?

Beides ist nass, "gatschig". Man kann einsinken, sich nasse Füße holen. Ist da wirklich ein Unterschied, oder sind es schlicht zwei Namen für die gleiche Sache?

  • Als Moor bezeichnet man ein Feuchtgebiet*, bei dem der ständige Wasserüberschuss zu einem unvollständigen Abbau der pflanzlichen Reste führt, die dabei zu Torf umgebildet werden. Durch die Anhäufung vom Torf wächst das Moor in die Höhe. Moore sind immer wassergesättigt.
  • Ein Sumpf hingegen ist ein Gelände mit zeitweise stark vernässtem, schlammigen Boden mit stehendem Wasser, in dem Sumpfpflanzen gedeihen. In den Trockenperioden können die organischen Reste zu Humus umgebildet werden.

 

Was versteht man unter Nieder- oder Flachmooren?

Ein Niedermoor (Hygrophorbium), auch Flachmoor genannt, wird immer vom Grundwasser gespeist.

Der Name weist auf seine Form hin, eine flache, schüsselförmige Oberfläche. Niedermoore sind mit dem nährstoffreichen Grund- und Oberflächenwasser aus einem größeren Umland verbunden. Das durch den Oberboden rieselnde Wasser erzeugt ein spezielles Kleinklima mit hoher Luftfeuchtigkeit und geringen jahreszeitlichen Temperaturunterschieden.

Torfmoose und eine Anzahl andere Pflanzenarten wachsen in leicht saurem, neutralem oder sogar alkalischem (bis zu pH=8) Milieu und bilden Torf mit relativ hohem Kohlenstoffgehalt (ca. 10%). Die Torftiefe von Niedermooren reicht von wenigen Zentimetern bis maximal 1 m. 

Eine besondere Ausbildung des Flachmoors ist ein Quellmoor. Die unmittelbare Nähe zu Quellen lässt keine Bäume aufkommen.

Das Pflanzenleben ist üppig, die Artenvielfalt groß. Intakte großflächige Niedermoore filtern und reinigen das Niederschlagswasser und schaffen auf diese Weise sauberes Grundwasser. Hat ein Niedermoor das Stadium erreicht, wo seine Torfmoosdecke den Kontakt zum Grundwasser verliert, kann es sich zu einem Hochmoor weiterentwickeln.

Welttag der Feuchtgebiete ist am 2. Februar

... und damit ist nicht ein Roman über menschliche Verhaltensweisen oder Partnerschaftsprobleme gemeint, sondern die Natur da draußen.

Knabenkraut (Bild: a.sansone)

Verlandung oder Versumpfung - wie entsteht ein Niedermoor?

  • Durch Verlandung: Ein Wasserkörper (See, Teich) füllt sich im Laufe der Zeit mit Ablagerungen. Können die organischen Substanzen durch den Sauerstoffgehalt des Gewässers nicht mehr mineralisiert werden, so lagern sich diese als Mudde oder Gyttja ab.
  • Versumpfung: Versumpfung entsteht, wenn das Grundwasser bei mineralischen Unterböden ansteigt und gleichzeitig sich sowohl Abfluss als auch Verdunstung verringern. Durch das hochstehende Grundwasser wird die Phytomasse (Gras, Schilf) durch den Sauerstoffmangel unvollständig mineralisiert. Es bildet sich Torf. Oberhalb des Grundwasser-Kapillarsaums entsteht dabei vorwiegend Bleichmoos.
Zauberwelt Moor

(Bild: a.sansone)

Woraus besteht der Torf eines Niedermoors?

Die Torfe eines Niedermoores entstehen aus den abgestorbenen Wurzeln, Ästen, Blättern und Sprossen von Seggen, Schilf, Moosen, Erlen, Weiden oder anderen Sumpfpflanzen. Der Zersetzungsprozess verläuft infolge von Luftmangel langsam und unvollständig ab. Mikroorganismen tragen das Ihre dazu bei. Die Niedermoortorfe besitzen eine typisch dunkelbraune bis schwarze Farbe. Je nach Erhaltungszustand sind die Torf bildenden Pflanzenteile noch erkennbar.

Der Torfkörper wächst nur um wenige Millimeter pro Jahr zur Wasseroberfläche oder zur Seemitte, er wächst von unten nach oben. Der Untergrund von Niedermooren kann aus Sand, Schluff, Lehm oder Ton bestehen - oder auch aus in Seen abgelagerten Materialien, den sogenannten Mudden. Diese Mudden können je nach Ausgangsmaterial weiß (Kalkmudde), oliv (Lebermudde aus Algen) oder dunkelbraun (Tonmudde) gefärbt sein.

Schwarzsteinmoor im Zillertal
Schwarzsteinmoor

Schwarzsteinmoor (Bild: a.sansone)

Wann spricht man von einem Hochmoor?

Der Hauptunterschied zwischen Hoch- und Niedermooren liegt in deren Wasserversorgung.

  • Das Niedermoor wird von Grundwasser gespeist,
  • das Hochmoor hingegen von Regenwasser.

Der Begriff Hochmoor (Hygrosphagnium) hat keinen Bezug zur alpinen Höhe, sondern bezieht sich auf die Höhe des Torfs, der in ihm gelagert ist. Die Oberfläche ist in der Mitte hoch gewölbt. Hochmoore sind aus dem Bereich des mineralstoffreichen Grundwassers herausgewachsen und werden ausschließlich von nährstoffarmem Regenwasser gespeist (Regenmoore).

In Mitteleuropa wächst ein lebendes Moor im Durchschnitt ca. 1 m je Jahrtausend in die Höhe. Viele Hochmoore entstanden bereits im Ausklingen der letzten Kaltzeit (Weichsel-Kaltzeit in Nordeuropa, Würm-Kaltzeit im Alpenraum), vor circa 10.000 Jahren. Bis zu 10m dick kann die Höhe des Torfkörpers betragen.

imposante Torfdecke

Rotmoostal (Bild: a.sansone)

Wo kommen Niedermoore vor?

Niedermoore entstehen bevorzugt in Niederungen durch Grundwassereinfluss oder entlang von Flüssen und an Seen. Weltweit sind sie vor allem in den kühlen und feuchten Großlebensräumen (Zonobiomen) zu finden. Überall dort, wo Wasserüberschuss herrscht, weil mehr Niederschlag fällt als verdunstet.

Niedermoore in Deutschland

In Deutschland nehmen Niedermoore eine Fläche von etwa einer Million Hektar ein. Die meisten und größten Moorflächen finden sich in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Bayern und Baden-Württemberg.

Mecklenburg-Vorpommern hat dabei die meisten Moore, zwölf Prozent der Landesfläche (290 000 Hektar) zählten dazu. Rund 90 Prozent sind jedoch in der Vergangenheit trockengelegt worden. Vor allem im nordostdeutschen Tiefland gab es einst eine Vielzahl von Niedermooren. Davon sind weniger als fünf Prozent in ihrem ursprünglichen Zustand vorhanden. Im Drömling, am Schaalsee oder auch in der Uckermark – heute schützt der WWF Deutschland intakte Niedermoore. Für Interessierte bietet sich ein Besuch im Moormuseum an.

Im bayrisch-österreichischen Grenzbereich leicht zu Durchwandern in unmittelbarer Nähe zum Chiemsee, das Harrasser Moos.

Rotmoostal mit Rotmoosmoor

Rotmoostal (Bild: a.sansone)

Hoch- und Niedermoore in Österreich, Südtirol und der Schweiz

Österreich:

  • Hanság-Neudiedlersee,
  • Gasteinertal,
  • das Rohrer Niedermoor,
  • das 2015 m hoch liegende Niedermoor oberhalb der Turracherhöhe,
  • Pillerseemoor oder
  • das Schwarzsteinmoor im Zillertal
  • Rotmoosmoor im Ötztal.

Südtirol:

  • das Lange Moor am Trudner Horn

Schweiz:

  • Stazerwald - Nähe Pontresina und St. Moritz

Was wächst im und am Moor?

Niedermoore sind nährstoffreich. Neben Gehölzen, den Torfmoosen, Moosbeeren, Schilf, Seggen, Binsen oder Sauergräsern, gedeihen auch so wunderbare Pflanzen, wie

  • der kleine Klappertopf
  • die Schwarze Teufelskralle
  • Teufelsabbiss
  • das Torfmoos-Knabenkraut
  • Wollgräser
  • Glockenheide
  • Orchideen und
  • fleischfressende Pflanzen, wie Sonnentau
  • gelbe Schwertlilie
  • Kelch-Simsenlilie
  • Sumpf-Herzblatt
  • Alpen-Fettkraut
  • akeleiblättrige Wiesenraute
  • Sumpf-Dotterblume
  • Bach-Nelkenwurz

Viele Sumpfpflanzen verbreiten - logischerweise, möchte man sagen - ihre Früchte und Samen über den Wasserweg. Eingeschlossene Hohlräume machen diese für lange Zeit schwimmfähig. Die Samen der Sumpf-Schwertlilie können so bis zu einem Jahr überleben.

Alles, was als botanischen Appendix (Artepitheton) "palustris" besitzt, fühlt sich hier wohl.

  • lat. palustris: Sumpf=palus

Lesetipp: Botanische Bezeichnungen (wie "palustris") und was sie bedeuten.

Moose (Bild: a.sansone)

Die Bewohner eines Niedermoors

Neben Lurchen, Reptilien und Insekten lieben vor allem Vögel diesen für Menschen eher unwirtlichen Lebensraum. Vögel sind auch die besten Indikatoren, ob ein Moor noch gesund ist.

  • Brachvogel
  • Bekassine
  • Kranich
  • Kiebitz
  • Weißstorch
  • Prachtlibelle (Textil von Kontaktil)
Moorbewohner

Libelle (Bild: katja / Pixabay)

Der ökologische Wert der Niedermoore - Moore dienen dem Klimaschutz

Die abgestorbenen Pflanzenteile im Moor können durch den Sauerstoffmangel nicht vollständig in Humus umgewandelt werden. Dadurch werden gemeinsam mit den Pflanzenteilen im Torf große Mengen von Kohlenstoff gespeichert. Wird nun ein Moor entwässert und trockengelegt, wie früher üblich, so entweicht dabei der über Jahrtausende gespeicherte Kohlenstoff als Treibhausgas (Kohlendioxid) in die Atmosphäre.

Erst spät hat man den Wert der Moore als Klimaschützer erkannt. Obwohl Moore nur drei Prozent des globalen Festlandes ausmachen, speichern sie aber 20 bis 30 Prozent der gesamten Kohlenstoffvorräte aller Böden. Das entspricht 40 bis 60 Prozent des CO2-Gehaltes der gesamten Atmosphäre. Deshalb wird seit Jahren ein Schwerpunkt auf die Wiederbelebung der Moore gelegt. Sogenannte Paludikulturen werden als alternative Nutzformen für eine Moorbewirtschaftung gefördert.

Sprachliche Spuren des Moors

Aus dem Niederdeutschen stammend geht das Moor auf mor, muor, moer zurück. Alle gehören zur Wortgruppe von Meer. Morast wiederum bedeutet sumpfige, schwarze Erde, Sumpfland oder Schlamm.

Bezeichnungen wie Moos, Bruch, Filz oder Ried deuten auf ein Moor hin. Viele Ortsnamen oder Landschaftsbezeichnungen erinnern noch daran, selbst wenn besagtes Moor vielleicht schon lange zerstört wurde.

Erst seit relativ kurzer Zeit ist man sich den ökologischen hohen Wert der Moore bewusst.

 

Literaturtipps:

  • Klaus und Barbara Dierßen. Moore.Ökosysteme Mitteleuropas aus geobotanischer Sicht. Verlag Eugen Ulmer 2001;
  • Moore - GeoLexikon. Ökosysteme der Erde. Georg Grabherr. Verlag Ulmer 1997

Feuchtgebiete*

Dass "Feuchtgebiete" seit Jahrtausenden mit Natur, Klima und Bodenverhältnissen zu tun haben, und nicht mit sexuellen Befindnissen einer modernen Autorin, geht in unserer kurzlebigen Zeit fast verloren. Eine Autoren-Kollegin hat bereits mit ihrem Artikel "Feuchtgebiete fernab von Charlotte Roche" passend darauf hingewiesen.

Wandertipp: ... und wie bitte kommt man heil durch ein Moor?

Tja, grundsätzlich ist es natürlich nicht empfehlenswert quer durch ein Moor; - ob Hoch-, Quell- oder Niedermoor, zu wandern. Aber nach sehr regenreichen Sommern ist auf alpinen Wegen die Querung trockenen Fußes durch ein Moorgebiet schier unmöglich.
Unlängst ausprobiert. Da ist nichts mehr mit Umgehen, großflächig ausweichen. Es gibt am Weg, neben dem Weg nur mehr "Sumpf". Was also tun?

"Da müssen wir irgendwie durch!"

 

Vom Überblick "Sieht sehr nass aus"

 

 

 

 

 

zum Detailblick: "Welches Binsen- oder Seggenbüschel hält?"

 

Glücklich, wer mit Wanderstöcken die Trittfestigkeit vorab testen kann.

Ein Stein, ein Königreich für einen trittfesten Stein!

Luxus pur, ein Pfad aus Steinen (Bild: https://pagewizz.com/was-is...)

Der absolut trockenste Platz auf einem Niedermoor!
Felsblöcke im Niedermoor

Felsblöcke im Niedermoor (Bild: a.sansone)

Nicht jeder Stein hinderte einen am Abrutschen,

nicht jedes Grasbüschel war so trittfest, wie es vorher vorgegaukelt hatte. Nach geglückter Querung sieht man am Ende eben so aus:

"Dreckig!"

 

Adele_Sansone, am 11.07.2014
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Bildquelle:
Fotografie Kerstin Schuster (Feuchtgebiete fernab von Charlotte Roche)
Eigenes Bild (Kurze Geschichte der Nationalpark-Idee in Deutschland)

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