Bereiche, in denen Tierschutz möglich ist

Tierschutz kann Wildtiere, wildlebende Tiere und Haustiere betreffen.

Es ist Tierschutz in einer Umweltorganisation mitzuarbeiten, die es sich zum Ziel gemacht hat, Tierarten vor dem Aussterben zu bewahren.

Es ist Tierschutz Sach- oder Geldspenden für ein existierendes Tierschutzprojekt zu geben.

Es ist Tierschutz ehrenamtlich in einem Tierheim mitzuarbeiten.

Es ist Tierschutz sich für ein Haustier zu entscheiden und sich dieses von einer Tierschutzorganisation vermitteln zu lassen oder eines aus einem Tierheim zu holen.

Es ist Tierschutz ausgesetzten Tieren zu helfen. In Portugal werden mittlerweile aus finanziellen Gründen sogar Pferde ausgesetzt. Es ist Tierschutz, Straßenhunde und Straßenkatzen sterilisieren und tätowieren zu lassen, um sie dann in ihrer gewohnten Umgebung wieder freizulassen, genauso wie es Tierschutz ist, sich zu entscheiden, eine oder mehrere persönlich aufzunehmen.

Und an dieser Stelle ist es gut einige Überlegungen anzustellen.

Einzelne oder mehrere Tiere aufnehmen?

Jeder kann Tiere bei sich selbst aufnehmen als eigene Haustiere, von der Straße, von der Tierrettung oder aus einem Tierheim.  Die Anzahl der aufgenommenen Tiere sollte sich aber orientieren an den Möglichkeiten  der eigenen Wohnverhältnisse und an den eigenen Finanzen. Die Tiere brauchen eine artgerechte Haltung und ausreichend Futter. Was auf keinen Fall außer acht gelassen werden darf sind Tierarztrechnungen, die kommen werden. Auch wer versucht so gut wie möglich im Voraus zu kalkulieren, wird von Überraschungen nicht verschont bleiben. Und auch wenn ein Tierarzt gefunden wird, der für den Tierschutz zu reduzierten Kosten arbeitet, wird er dennoch darauf bestehen, bezahlt zu werden.

Wer sich dazu entscheidet, mehrere Tiere aufzunehmen,  gründet am besten selbst ein Tierschutzprojekt und kümmert sich vielleicht dann um Katzen, Hunde oder Pferde.  Wer nicht von Haus aus vermögend ist, wird auf Spender angewiesen sein.  So ein Leben kann stressig werden. Die Tiere wollen täglich verpflegt und gepflegt werden, dafür zu sorgen ist dann die Verantwortung des Tierschützers. Hier ist ein guter Marketingplan gefragt und kreative Ideen, die dafür sorgen, dass potentielle Spender auf das eigene Tierschutzprojekt aufmerksam werden.

Wenn sich jemand um Straßentiere kümmert und damit outet, wird er an seinem Wohnort bekannt und kontaktiert werden von Mitmenschen, die Tiere finden oder denen Tiere zulaufen, die sie selbst nicht behalten wollen und die froh sind, die Verantwortung weiterzureichen. Es ist deshalb unbedingt wichtig, einen eigenen Plan zu haben, wie vielen Tieren man selbst helfen kann und will. Und dieser Plan sollte eingehalten werden, damit das eigene Leben nicht aus dem Ruder läuft. Dann fällt es leichter, einmal "nein" zu sagen und ein Aufnahmestopp zu verhängen. Denn was hilft es, wenn der Hund oder die Katze zwar von der Straße gerettet wurde, aber dann im eigenen Zuhause traurig und hungrig ist? Ich kenne tierliebe Menschen, die sagen, bevor ihre Tiere hungern müssen, möchten sie selbst lieber nichts mehr essen. Doch was hilft es, realistisch betrachtet, wenn sich ein Mensch einschränkt, um dafür unter Umständen 20 Tieren weiterzuhelfen? Nicht "nein" sagen zu können, ist dann vielleicht kein Tierschutz mehr.

Tierschutz aus Mitleid oder mit kühlem Verstand?

Viele Menschen sind Tierschützer aus Mitleid. Und genau diese sollten ihre eigenen Grenzen gut im Auge behalten. Nicht jeder hat die psychische Belastbarkeit beispielsweise in ein städtisches Tierheim in Portugal zu gehen und genau auszusuchen, welcher Hund mitgenommen wird. Mit dem Wissen, dass alle anderen einige Tage später eingeschläfert werden.

Daneben gibt es die professionellen Tierschützer, die rational vorgehen, Straßentiere sterilisieren und wieder aussetzen. Und sie mitunter auch einschläfern lassen, wenn sie ihnen nicht vermittelbar erscheinen, wenn sie krank sind oder eine OP zu viel kosten würde.

Manchmal werden neugeborene Hunde- oder Katzen in Portugal an öffentlichen Mülltonnen ausgesetzt, in der Hoffnung, dass sich jemand anderes um "das Problem" kümmert. Manche Passanten machen einfach die Augen zu und tun, als hätten sie nichts gehört oder gesehen. Andere nehmen die Jungtiere mit und bringen sie in ein Tierheim. Wieder andere nehmen sie mit nach Hause, ziehen sie mit der Flasche groß und setzen anschließend alles daran neue Plätze für sie zu finden. Manche nehmen sie auch mit und bringen sie zum nächsten Tierarzt, um sie einschläfern zu lassen. Wer davon ist ein Tierschützer und wer nicht? Das möchte ich nicht beurteilen müssen, denn vielleicht sind sich einige dieser Menschen auch nur ihrer eigenen Grenzen bewusst.

Idealerweise hat ein guter Tierschützer beides, Mitleid, aber auch Ratio. Im Tierschutz ist es empfehlenswert seine eigenen psychischen und physischen Grenzen nicht aus den Augen zu verlieren. Denn was hilft es den Tieren, wenn der Tierschützer ein Burnout bekommt oder krank wird? Auch ist es wichtig, die eigenen Motive anschauen. Ist man tierlieb, weil man mit Tieren aufgewachsen ist oder möchte man die Welt zu einem besseren Ort machen? Oder möchte man durch die Konzentration auf den Tierschutz seinem eigenen Leben einen Sinn geben oder sogar persönliche Defizite damit füllen? Alle diese Motivationen für den Tierschutz sind ok, solange sie einem bewusst sind und nicht unbewusste Fallstricke gegen eine eigenverantwortliche Lebensgestaltung darstellen.

sally, am 09.01.2013
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Bildquelle:
Sabine Kranich (Brezel, ein Erfahrungsbericht über eine kleine, ausgesetzte Katze)
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