Tipp für eine Urlaubsreise: der Westen der Algarve
Der Touristenansturm hält sich in Grenzen, die Felsbuchten sind einsam und die Bevölkerung herzlich. Die Algarve ist mehr als quirlige Badeorte und schöne Golfplätze.Portugal-Geheimtipp: Die Costa Vicentina und die Provinz Aljesur
Man kommt auf dem Flughafen in Faro an. Dieses touristische Zentrum der Algarve ist erst einmal selbst eine Besichtigung wert mit seinem Hafen, der Kathedrale, der Fußgängerzone. Von dort mietet man sich ein Leihauto und erschließt sich erst einmal den malerischsten Küstenabschnitt der Algarve in Richtung Westen.
Tourentipp
Hinter Lagoa und seinen Weinfeldern biegt man nach Silves (Burg, unten links) hoch und erreicht über eine wunderschöne Kurvenstrecke durch einen Naturpark das eindrucksvoll am Hang gelegene Städtchen Monchique. Es ist berühmt für seine Thermalquellen und den höchsten Berg der Algarve, dem 902 Meter hohen Fóia. Auf der Fahrt nach Monchique kommt man durch Wälder und man wundert sich, wie grün es sein kann in Portugal, gegenüber dem um diese Zeit, im Frühherbst, ausgebrannten, braunfarbenen Spanien. Die Portugiesen haben schon seit Jahren, vor allem seit den großen Waldbränden Anfang unseres neuen Jahrtausends, als 420.00 Hektar Land verbrannten, ein sensibleres Umweltbewusstsein entwickelt als der große spanische Nachbar. Danach wurde aufgeforstet mit Hilfe von Staatsförderungen mit immergrünen Kastanien, Korkeichen und Pinien.
Hektik und Stress sind Fremdwörter
An der Straße hinauf nach Monchique trifft man auf viele kleine Straßenhändler mit dem einmaligen Honig dieser Gegend, mit Piri-Piri (der scharfen Chili-Soße) in Gläsern, Bauern laden ein zur Verkostung des Medronho-Schnapses, einem echten Rachenputzer! In Monchique empfiehlt sich eine Übernachtung in einer kleinen Pension und am nächsten Tag eine Wanderung hinauf zum Fóia. Die Panoramaaussicht von dort oben über die Westküste und im Süden bis Afrika ist unbeschreiblich. Hier wird einem klar, wie man sich zwischen zwei Kontinenten bewegt.
Von Monchique aus führt eine ebenso pittoreske Straße nach Aljezur, dem Ort der dieser Provinz zwischen Bergen und Atlantik-Westküste seinen Namen gab. Der Ort führt alles, was man braucht, vom Supermarkt bis guten Restaurants und vor allem der alten Burgruine. Wieder erhält man einen fantastischen Rundum-Blick, wenn man zur Ruine hochsteigt. Man findet allemal ein ruhiges Plätzchen für sich. Diese Tour (auch toll für Motorradfahrer) vermittelt einem fernab vom Massentourismus der Südküste einiges von der Beschaulichkeit des Lebens, um die man doch die Portugiesen nur beneiden kann.
Ein Muss: Kap Sao Vicente
Von Aljezur fährt man die Straße Nummer 120 nach Odeceixe, das schon an die nächste Provinz grenzt, an das Alentejo. In der Nähe befinden sich Reiterhöfe, die einen unvergesslichen Ausritt für Geübte anbieten. Berühmter aber ist die vier Kilometer entfernte Bucht, die Praia de Odeceixe am Atlantik, im Sommer begeht bei jungen Rucksacktouristen, im Herbst aber richtig einsam.
Der Weg führt an der Küste entlang wieder nach Süden und dabei reiht sich eine einsame Strandbucht und herrliche Felsbadebucht zwischen Amoreira und dem Cap Sao Vicente an die andere. Sie können je nach Wetter sturmumtost sein, aber das Wasser ist noch warm im Oktober.
Nun wartet die Drei-Sterne-Sehenswürdigkeit des Kap Sao Vicente bei Sagres auf den Besucher, der westlichste Ausguck Europas mit den über 60 Meter hohen Klippen und beinahe schon beängstigender Brandung. Hat man genügend Zeit mitgebracht, dann empfiehlt sich ein Besuch dort in zu einem Museum umgebauten früheren Nautikerschule von König Heinrich dem Seefahrer, der durch seine Entwicklung des Sextanten im 14. Jahrhundert nicht nur die Seefahrt revolutionierte, sondern auch Portugals Aufstieg zur Seemacht begründete. Zurück geht es dann nach Lagos, das wiederum einen Aufenthalt mit Stadtrundgang wert ist. Hier empfiehlt sich auch ein Ausflug mit einem der Boote zu den Grotten an der Ponta de Piedada.
Wer einmal an der sogenannten Felsalgarve war, der kommt wieder! Und kauft sich vielleicht dort eine jetzt besonders günstig zu erwerbende Immobilie, was nebenbei der Wirtschaft dort auch gut täte! Aber das ist ein anderes Thema.
Tipps für den Algarve-Urlaub:
Sprache: Anders als die Spanier sind die Portugiesen englandfreundlich, denn die Engländer halfen ihnen immer wieder gegen spanischen oder französischen Besatzer. So kommt man an der Küste erstaunlich gut durch mit Englisch.
Essen und Trinken: Fisch und nochmals Fisch essen heißt die Devise. Diese Gegend am Atlantik ist noch sehr fischreich und in seiner Vielfalt abwechslungsreich. Unbedingt die Spezialität der Gegend, die "Caldereida", den Fischeintopf probieren. Oder die direkt am Strand gegrillten Sardinen und Makrelen.
Souvenirs: Natürlich nimmt man Portwein mit, der, wie überhaupt Spirituosen, nicht gerade billig ist aufgrund höherer Alkohol-Steuern darauf. Kaum ein Portugal-Tourist kommt ohne weißblaue Keramik zurück! Diese Fliesentechnik kam ursprünglich über die Mauren aus Spanien nach Portugal, aber anders als die Spanier pflegen die Portugiesen diese Kunst auch heute noch allerorten und mit Hingabe. Beliebt sind Kacheln mit Seefahrer-Motiven.
Eine Fado-CD gehört ins Rückreisegepäck, nachdem man vielleicht das Glück hatte, einen echten Fado selbst zu hören in einer Hafenkneipe. Fado ist dem Flamenco-Gesang des benachbarten Andalusien verwandt, aber sehr viel weh- und schwermütiger.
Bildnachweis: alle Fotos: Reinhard Hefele, Karte: turismo de Algarve