Treffpunkt, eine Spelunke in Cayenne, der Hauptstadt.

 

Ich warte im Colt-Saloon in Cayenne auf meinen Kontaktmann. Die Kneipe heißt wirklich so. Schäbige Einrichtung, Billardtische, einige Nischen, Jukebox. Ein par bildhübsche Latino-Mädchen tanzen. Heiß, die haben Rhythmus im Blut. Sind wohl auf der Jagd. Finger weg vom Punsch! Weißer Rum mit Wasser und Limonensaft, das Zeug ist tödlich! Rum oder Rhum war für die Plantagenarbeiter, ein einfaches Destillat. Der Name kommt von Rumbullion = Krawall / Tumult! Junge sportliche Männer spielen Billard. Adidas, Jeans, T-Shirt, der Fremdenlegion. Da wollte ich auch mal hin, bin aber zu klein und wurde nicht genommen. Mein Bekannter schon, kommt aus der selben Gemeinde wie ich, und ist Ausbilder (Moniteur) im CEFE. Er hat Urlaub, und wird mir das Land zeigen. 

Wie gesagt, die Küstenregion ist besiedelt, ein Dutzend Orte. Die meisten direkt am Atlantik. Es ist sumpfiges Steppenland mit niederer Vegetation. Wasser sollte man nur aus der Flasche trinken. Ich nehme prophylaktisch Nivaquine gegen Paludisme / Malaria.

Die meisten Einwohner leben in der Küstenregion.

In diesem Gelände kommen die Klapperschlangen vor, die man im Dschungel nicht findet. Alle Tiere sind hier etwas größer. Kakerlaken sind wie Maikäfer, Nashornkäfer so groß wie Kaffeetassen, Ratten heißen hier Agouti, haben die Größe eines Dackels, werden gejagt und als Kaninchen guyanaise gegessen. Aber Vorsicht, die Viecher haben Flöhe!   Baden sollte man nur in den hoteleigenen Pools. Der Atlantik ist lehmig-trübe vom Amazonas und den anderen Flüssen. Und das sind Flüsse, dagegen ist der Rhein ein Bächlein. Die größten sind der Oyapock (Grenze zu Brasilien), der Maroni (Grenze zu Surinam), natürlich Kourou, Mana und L`Approuaque. Außerdem gib es Haie.

 Der Atlantik hat Gezeiten mit bis 6 Meter Höhenunterschied zwischen Ebbe und Flut. Also gefährliche Strömungen.  Bei Flut staut sich Flusswasser, wird zurückgedrängt und fließt dann bergauf. Mit dem Salzwasser kommen auch die Haie tiefer ins Landesinnere.  Die Unterströmung fließt natürlich talwärts, während die Oberfläche flussaufwärts strömt. Kein Ort zum Baden für Ungeübte. In der Regenzeit verdoppeln sich die Wassermassen gerne mal, reißen dann Erde und Bäume mit sich. Diese dümpeln unter der Oberfläche vor sich hin. Ergo Regel Nr. 1, wenn du schon ins Wasser musst, niemals springen! Da sich der Wasserstand ständig ändert. Was jetzt geht, ist zwei Stunden später tödlich. 

Der Amazonas ist das größte Süßwasser-System der Erde.

Die aufwärtsgehende Strömung reicht teilweise bis 80 Km ins Landesinnere. Das ermöglicht es den Piroquiers / Einbaumfahrern bis tief ins Landesinnere zu fahren. Aber auch nur diesen. Selbst die Fremdenlegion nimmt diese Spezialisten für ihre Patrouillen. Einbäume sind, wie der Name schon sagt, aus einem Stamm, Bois Angelique. Ein hartes, schweres rötliches Holz. Gespalten, ausgebrannt, mit einfachstem Werkzeug ausgehöhlt, bis zu 15 Meter lang. Mit Seitenwänden versehen können diese Dinger 10-12 Mann transportieren. Angetrieben mit einem Außenborder fahren unsere Führer einen Wasserfall hinauf. Ja! Hinauf! Natürlich nur bei Flut, wenn der Wasserfall zur Stromschnelle wurde und bei genügend Wasserstand. Hinten sitzt der einheimische Motorist, am Bug der Guide (Lotse). Er gibt die Anweisungen, steuert mit dem Doppelpaddel oder dem Takari (einer Stange) unseren Luxusliner in die Fuhrt. Der Motorist nimmt Anlauf, gibt Vollgas, reißt im letzten Moment den Motor aus dem Wasser, damit der Arm nicht gegen die Felsen schlägt. Unser Bossmann am Bug paddelt los, der Motor taucht wieder ein, weiter gehts, ein Schluck Punsch und alles wird gut! Bei Vollmond ist die Flut höher, also besser befahrbar. Da sich die Gezeiten alle 6 Stunden abwechseln, braucht es einen Mathematiker oder zwei einheimische Könner, um eine Tour zu planen. Die dann auch noch lachen, wenn wir kreidebleich sind.

Die Piroques dümpeln unter der Wasseroberfläche in der Ruhefase. Sie sinken und steigen mit der Flut. Unter Wasser fault das harte Holz nicht. Es ist unsere Aufgabe diese flott zu machen. Wir steigen ins Wasser, der Bossmann sichert mit der Flinte gegen Krokodile, die hier Caymane heißen, bis zu 4,5 Meter lang werden und Hunger haben. Wir fangen an das Boot zu schaukeln, dabei schwappt erstaunlicher Weise mehr Wasser raus, als wieder reinfließt. Man muss nur schnell genug schwappen. Dann wird gelenzt, sehr modern, mit Blechdosen Wasser aufnehmen und in den Fluss. Plastik-Tonnen mit Deckel für unsere Ausrüstung werden mit Bojen gesichert, damit man sie wiederfindet nach einem Untergang. Umziehen brauchen wir uns nicht, die Klamotten sind hier nur einmal nass, immer! Vom Schweiß, Regen, freiwilligen oder unfreiwilligen Bädern. Die Fische heißen hier nicht Piranhas sonder Piraille, sind nur etwas größer, scheinen aber nicht zu beißen. In anderen Ländern Südamerikas sieht das anders aus.

Na gut, Fortsetzung folgt. Wir wollen ja noch mehr über dieses Land erfahren. Und wir wollen wissen, warum Amerikaner, Kanadier, Holländer, Deutsche ihre Soldaten im CEFE trainieren lassen.

 

Abenteuer im Regenwald Südamerikas.

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Weiter zur Fortsetzung Folge 3

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