Urlaubsparadies Malediven in Gefahr
Wegen der Unruhen in der Hauptstadt Malé rät das Auswärtige Amt von Besuchen der Hauptstadt ab. Andere Länder warnen generell vor einem Urlaub auf den MaledivenDie politische Lage ist verworren
Das höchste Gericht des Landes hatte entschieden, dass 12 suspendierte Parlamentsabgeordnete wieder ihr Amt aufnehmen können. Würde das Urteil umgesetzt, hätte die Opposition die Mehrheit im Parlament. Des weiteren hatte das Gericht die Freilassung von acht inhaftierten Oppositionspolitikern verfügt und angeordnet, dass die Verfahren gegen diese acht Oppositionspolitiker sowie gegen den Ex-Präsidenten Mohamed Nasheed wieder aufgenommen werden sollten. Nasheed hatte nach seiner umstrittenen Verurteilung zu 13 Jahren Haft im Jahr 2016 Asyl in Großbritannien gewährt bekommen. Er wurde weltweit bekannt, als er eine Kabinettssitzung unter Wasser abhielt, um auf die Gefahren des Klimawandels aufmerksam zu machen.
Als Reaktion auf das jüngste Urteil entmachtete der amtierende Präsident das Oberste Gericht und ließ die Polizei gegen protestierende Regierungsgegner vorgehen. Die Sicherheitskräfte nahmen den obersten Richter des Landes und einen anderen Richter des Obersten Gerichtshofs fest.
Die Regierung weigert sich bisher, die Entscheidung des Obersten Gerichts zu akzeptieren und umzusetzen. Der Polizeichef hatte angekündigt, er wolle das Urteil befolgen, und wurde sofort aus seinem Amt entfernt. Anschließend mussten mehrere hohe Offiziere vor laufenden Kameras im Fernsehen den Treueschwur auf die Regierung leisten.
Reisehinweise und Reisewarnungen
Wegen des Ausnahmezustands auf den Malediven hat das Außenministerium der Bundesrepublik Deutschland von Reisen in die Hauptstadt Malé mit folgendem Hinweis auf seiner Webseite abgeraten: "Aufgrund der nicht absehbaren Entwicklung der angespannten politischen Lage wird Reisenden empfohlen, die Medienberichterstattung zu verfolgen, besonders vorsichtig zu sein und von nicht notwendigen Reisen nach Malé derzeit abzusehen". Das Auswärtige Amt beläßt es augenblicklich lediglich bei Reisehinweisen, weil der Urlauber auf diesem weltweit beliebten Luxus-Urlaubsziel direkt vom Flughafen – er hat eine eigene Insel für sich - in die Resorts geht und somit ein Aufenthalt in der Hauptstadt nicht erforderlich sei.
Malediven ist ein Urlaubsparadies und Tourismus seine wichtigste Einnahmequelle. Inzwischen raten Deutschland und die Schweiz, Malé zu meiden und selbst in den Resorts sehr vorsichtig zu sein. Aufgrund der aktuellen Spannungen müsse in der Hauptstadt Malé vermehrt mit Demonstrationen gerechnet werden. Bei diesen könne es zu gewalttätigen Ausschreitungen kommen. Der selbe Sprachtenor kommt aus den USA, China und Australien. China ging bereits einen Schritt weiter und warnte sogar vor Reisen auf die Malediven.
Mit Sicherheit werden die Reisehinweise bald zu Reisewarnungen für die gesamte Inselkette, wenn die Auseinandersetzungen weiter eskalieren. Dann würden auch die Malediven aus dem Kreis der sicheren Urlaubsländer ausscheiden. Hier erfahren Sie auch die unterschiedliche Bedeutung von Reisehinweisen, Sicherheitshinweisen und Reisewarnungen.
Urlaubsparadies Malediven
Die Malediven sind ein islamischer Inselstaat im Indischen Ozean. Die 871 Kilometer lange Inselkette liegt südwestlich von Sri Lanka 1000 Kilometer von der Südspitze Indiens entfernt und besteht aus 1196 Inseln, auf mehrere Atolle verteilt. Jede sechste Insel wird von Einheimischen bewohnt, 87 weitere werden für touristische Belange genutzt.
Der Inselstaat ist weltweit unter Touristen immer beliebter geworden. Das brachte wie in vielen anderen "Bilderbuchzielen des Tourismus" für die Bevölkerung Wohlstand, ließ aber zugleich ökologische und soziale Probleme entstehen bei Bedrohung durch den steigenden Meeresspiegel, weil der größte Teil der Landfläche nur einen Meter über dem Meeresspiegel liegt.
Hauptstadt Malé und ihre Probleme
Die Malediven haben etwas mehr als 400.000 Einwohner; davon lebt ein Drittel auf der Hauptinsel mit der einzigen Stadt des Staates und Hauptstadt Malé. Sie gehört zu den am dichtesten besiedelten Städten der Welt. Auf 5,7 Quadratkilometer drängt sich Hochhaus an Hochhaus. Gleichzeitig ist Malé für seine historischen Moscheen und farbenprächtigen Gebäude und besonders für die im Norden der Stadt gelegene Moschee Huskuru Miskiiy, die im 17. Jahrhundert aus Korallenstein erbaut wurde, bekannt.
Hotelbesitzer aus den Resorts warnen seit Jahren vor Besuchen der Hauptstadt, weil abends und nachts die Kriminalität von rivalisierenden Banden selbst nach Regierungsangaben stark zugenommen hat.
Der Tourismus ist die Haupteinnahmequelle der Malediven
Gerade als der Aufschwung begann, kamen 2004 der verheerende Tsunami und die Globale Wirtschaftskrise 2008. Sie zerstörten die touristische Infrastruktur fast völlig. Seitdem steigen die Zahlen der Touristenströme wieder stark an. Die Malediven können jetzt jährlich 800.000 Touristen begrüßen mit deutlich steigenden Zahlen. 12 Prozent von ihnen kommen aus Deutschland. Nach wie vor stammen die meisten Touristen aus Großbritannien und Italien.
Religionsfreiheit kennt die Bevölkerung der Malediven nicht, allein der Islam wird als Religion geduldet. Fast alle Nahrungsmittel müssen auf die Inselkette eingeführt werden, da die Böden kaum fruchtbar sind. Landwirtschaft und verarbeitende Industrie spielen eine untergeordnete Rolle für die Wirtschaft. Die Kokospalme ist die wichtigste Nutzpflanze für den Export.