Grund 1: Der Wiedererkennungswert

US-Serien der 1980er Jahre verwendeten natürlich ein für damals typisches Design, typische Mode und zeitgenössische Fahrzeuge. Dennoch kann dies nicht der einzige Wiedererkennungsfaktor sein. Ansonsten müsste das ja auf Serien anderer Jahrzehnte ebenfalls zutreffen. Doch welches Wesensmerkmal macht heutige Krimiserien mit nichtssagenden, englischen Titeln eigentlich zu einer Besonderheit? Vermutlich keines. Was unterscheidet Serien der 2000er von denen der 2020er? Genau: Nicht viel. Bestenfalls das gezeigte Mobiltelefon…

Bei US-Serien der 80er scheint das anders zu sein. Vielleicht rührt deren Wiedererkennungswert auch daher, dass häufig die gleichen Namen auftauchen, wenn es um Idee, Produktion und Serienmusik geht: Glen A. Larson, Mike Post, Pete Carpenter, Stephen J. Cannel… Entsprechend ähnlich gestaltet sind die Scripts, die Art der musikalischen Untermalung, die langen Intros, die klotzige Schrift. Selbst die Ganoven sind stets die gleichen: Der kriminelle Immobilienhai, sein Unterboss, die Schlägertruppe, der schwerreiche, weißhaarige Politiker oder Unternehmer. Nicht nur diese stereotypen Figuren, sondern auch deren Darsteller tauchen immer wieder in den Serien auf. Es scheint, als hätten die 80er nur eine sehr überschaubare Anzahl an TV-Bösewichten zu bieten gehabt… Zusammen mit der für heutige Verhältnisse leicht schwammigen Bildqualität ergibt sich so eine einzigartige "Produktgruppe".

Grund 2: Unterhaltende, statt verstörende Action

Angesichts heutiger Film-Action mutet es schon beinahe lachhaft an, dass manchen US-Serien der 80er eine Verharmlosung der Gewalt vorgeworfen wurde. Ja, es wurde viel geschossen, es gab haufenweise zu Schrott gefahrene Autos, und man trug Meinungsverschiedenheiten in TV-Serien nicht durch Gespräche im Stuhlkreis, sondern durch eine handfeste Prügelei aus. Tatsächlich aber traf in den Feuergefechten des A-Teams selten eine Kugel ihr Ziel, auf der einen wie der anderen Seite. Wer sich beim Fahrduell gegen Michael Knight oder Colt Seavers mit dem Wagen überschlug, kletterte in der Regel eigenständig aus dem Wrack, und nach einer Prügelei fanden Helden wie Bösewichte ohne medizinische Hilfe ins Bewusstsein zurück. Wenn Jonathan Hart hinlangte oder die im Auto verborgene Pistole zückte, wurden weißer Smoking und anderer feiner Zwirn kaum schmutzig…

Richtig: Das bildete nicht die Realität ab. Aber besser als heutiger Actionkram mit seinen finsteren Weltrettern war das allemal. Zumal den meisten Serien ein unterschwelliger Humor innewohnte. So entstand trotz der gezeigten Gefahren und Verbrechen eine unterhaltsame Heimkino-Wohlfühlatmosphäre.

Grund 3: 80er US-Fernsehserien waren einzigartig

Tatsächlich scheinen die 1980er Jahre in der TV-Geschichte eine Sonderrolle einzunehmen. Keine Frage: Natürlich ist viel Nostalgie dabei. Vielleicht liegt dies auch am geschönten Rückblick auf eine Zeit, die trotz aller Bedrohungen übersichtlich erschien. Der Alltag war noch nicht so schnelllebig, und das Amerika der Reagan-Ära bot das Versprechen vom Aufstieg durch Fleiß und Geschick. Im TV kam dann noch eine klare Rollenverteilung in Gut und Böse hinzu. Die Serienhelden waren sympathische Figuren und nicht so austauschbar wie heutige Hauptdarsteller.

Der oben erwähnte Frust, auf die Ausstrahlung der nächsten Folge warten zu müssen (manchmal eine Woche lang!!!), wurde übrigens durch einen Umstand gemildert: Die heute berüchtigten Cliffhanger, also das abrupte Ende einer Folge an der spannendsten Stelle, waren recht selten. So etwas kam in der Regel lediglich bei Doppelfolgen vor. Die Folgen waren somit in sich geschlossen. Eine zusätzlich horizontale Erzählweise (also über den gesamten Verlauf der Serie) gab es nur schwach ausgeprägt. Daher fällt der Zugang zu diesen TV-Serien auch heutigen "Neukonsumenten" relativ leicht.

Letztendlich war auch die Zeit der Erstausstrahlung eine andere. Fan einer Serie zu sein, war in den 80ern ein Statement der eigenen Persönlichkeit: "Das sind meine Interessen, das finde ich unterhaltsam!" Im Zeitalter der Netflix-Beliebigkeit kennt man so etwas vermutlich nicht mehr.

Grund 4: Die Autos der Serienhelden

Ebenso eindeutig erkennbar wie die Hauptfiguren war in der Regel deren Fuhrpark: Der schwarze GMC-Van des A-Teams, der ebenfalls von GMC produzierte Pickup von Colt Seavers, der Pontiac Firebird alias KITT bei Knight Rider sowieso. Bruce Boxleitner fuhr zu seiner Agentin mit Herz in einer Chevrolet Corvette, einem Modell, welches auch bei "Face" vom A-Team beliebt war. Die Agentin mit Herz selbst fuhr im Verlauf der Serie nacheinander drei Modelle, von jedem der Big Three eines. Dies fiel aber nicht weiter auf, weil diese Autos alle die gleiche Grundfarbe sowie ein Holzdekor hatten… Der Chaot Sledge Hammer setzte auf einen von Kugeln zerlöcherten Dodge, Magnum hingegen stand auf Ferrari. Diese Leidenschaft teilte er mit den Cops von Miami Vice, deren "Dienstfahrzeuge" aber häufig amerikanische Ferrari-Nachbauten gewesen sein sollen. Die Brüder Simon & Simon wiederum fuhren einen vorsintflutlichen LKW von Dodge und einen sportlichen Camaro. Anwalt Ben Matlock stand dagegen auf solide Ford-Modelle. Lediglich bei "Hart aber herzlich" konnte der Selfmade-Millionär Jonathan Hart auf einen größeren Fuhrpark von überwiegend edlen Autos zurückgreifen, wobei Mercedes dominierte. Das Trio mit vier Fäusten schließlich besaß zwar einen GMC-Geländewagen und eine Corvette, setzte aber auch ganz gern auf Boote oder einen alten Hubschrauber.

Donky, am 10.02.2025
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Michael Voigt, Autor mit Wohnsitz in Deutschland