Die Auswahl der "richtigen" Prominenten

Schwierig wird die Auswahl der Prominenten, die ohne direkten Wahlauftrag in die Bundesversammlung entsandt werden, sich aber beim Wahlgang für die nach Meinung der entsendenden Partei richtige Person entscheiden sollen. Dennoch ist jeder Teilnehmer an der Bundesversammlung bei der Wahl nur seinem Gewissen verantwortlich.

Die Parteien wollen möglichst einen neuen Fall "Fürstin Gloria von Thurn und Taxis" (Foto © eigene Homepage) verhindern, die 2004 bei der Wahl von Bundespräsident Horst Köhler von der CSU als Wahlfrau nach Berlin gesandt wurde, aber bei der Wahl für Köhlers Gegenkandidatin Gesine Schwan ihre Stimme abgab.

Übrigens entsendet die CSU seitdem kaum noch prominente Nicht-Politiker in die Bundesversammlung, sondern fast ausschließlich aktive oder ehemalige Politiker.

Die Prominenten in der Bundesversammlung 2017

Die 2017 aus vermutlich 1260 Wahlberechtigten bestehende Bundesversammlung ist ist in Artikel 54 des Grundgesetzes geregelt und die größte parlamentarische Versammlung der Bundesrepublik Deutschland. Ihre einzige Aufgabe besteht darin, den Bundespräsidenten zu wählen. Allerdings ist die Wahl des Bundespräsidenten, obwohl im Grundgesetz geregelt, keine normale Sitzung eines Gremiums, sondern ähnelt immer mehr einer Promi-Gala von Größen aus Sport, Film, Kultur, Politik, Show- und Musikgeschäft. Hier nur ein kleiner Auszug:

Show: So treten für die SPD im Saarland Musikstar Peter Maffay, für die SPD Brandenburg Schlagersängerin Katja Ebstein, für die SPD in Mecklenburg-Vorpommern Schlagersänger Roland Kaiser und für die SPD Sachsen Stefanie Kloß, Sängerin der Band Silbermond, als Delegierte an. Entertainer Hape Kerkeling (Foto © eigene Homepage) wird für die CDU NRW seine Stimme abgeben.

Travestie-Künstlerin Olivia Jones wählt für die niedersächsischen Günen den Bundespräsidenten. Für die Drag Queen ist es eine große Ehre, als Repräsentantin einer bunten Republik in Berlin dabei zu sein: "Es gab bislang Wahlmänner und Wahlfrauen, und jetzt gibt es eben auch mal was dazwischen."

Für die Grünen aus NRW tritt Komikerin Carolin Kebekus (Pussy-Terror) an. Ihr Kollege und Kabarettist Volker Pispers stimmt für die Piraten aus NRW ab.

Kultur: Aus dem Kulturbereich entsenden die Berliner Linken Shermin Langhoff, die Intendantin des Maxim-Gorki-Theaters, und die SPD aus Schleswig-Holstein den Kieler Schriftsteller Feridun Zaimoglu in die Bundesversammlung. Die SPD Nordrhein-Westfalen hat zwei Schauspielerinnen delegiert: die mit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft befreundete Mariele Millowitsch sowie Renan Demirkan. Veronica Ferres stimmt für die CDU NRW ab, Schauspielerin Natalia Wörner für die SPD Baden-Württemberg.

Politik: Für die CDU Schleswig-Holstein wählt neben aktuellen Landtags-Abgeordneten der ehemalige Ministerpräsident Peter Harry Carstensen. Die Piraten aus NRW haben für die Wahl des Bundespräsidenten ihre ehemalige Bundesvorsitzende der Partei, Marina Weisband, wieder ins Boot geholt. Bei der Wahl werden für die CDU Jürgen Rüttgers, NRW-Ministerpräsident von 2005 bis 2010, und für die SPD Franz Müntefering, von 2005 bis 2007 Vizekanzler in der Großen Koalition, abstimmen. Auch Funktionäre der Grünen NRW sind dabei: die Bundesvorsitzende Simone Peter und die Landesvorsitzende Mona Neubaur. Edmund Stoiber und Erwin Huber fahren für die CSU zur Wahl des Bundespräsidenten nach Berlin.

"Man muss auch gönnen können" dachten die Piraten in NRW und spendierten dem fraktionslosen Europaabgeordneten Martin Sonneborn, dem Bundesvorsitzenden der Partei "Die PARTEI", eine Reise als ihr Delegierter zur Bundesversammlung.

Sport: Die SPD Brandenburg entsendet den dreifachen Kanu-Olympiasieger Sebastian Brendel. In Berlin trifft er die zwölffache Paralympics-Siegerin Verena Bentele, die von der SPD Bayern delegiert ist. Ruder-Olympiasiegerin Julia Lier reist für die CDU Sachsen-Anhalt nach Berlin. Speerwerferin Linda Stahl wird für die SPD NRW abstimmen, Fecht-Olympiasiegerin Britta Heidemann für die FDP Nordrhein-Westfalen. Reinhard Rauball, Präsident der Deutschen Fußball Liga, reist für die SPD nach Berlin. Von der CDU Baden-Württemberg wurde Niko Kappel, Goldmedaillensieger bei den Paralympischen Spielen in Rio de Janeiro, delegiert.

Wissenschaft: Der Klimaforscher Mojib Latif stimmt für Schleswig-Holsteins Grüne ab.

 

Die Wahl

Da dem Deutschen Bundestag zur Zeit 630 Abgeordnete angehören, entsenden die Parlamente der Bundesländer ebenfalls 630 Vertreter zur Wahl des nächsten Bundespräsidenten nach Berlin. Am 12. Februar 2017 entscheiden somit insgesamt 1260 Frauen und Männer, wer das Amt von Bundespräsident Joachim Gauck übernimmt und in den Amtssitz des Bundespräsidenten im Schloss Bellevue im Berliner Tiergarten einzieht (siehe Titelfoto).

In den ersten beiden Wahlgängen ist die absolute Mehrheit von 631 Stimmen erforderlich. In einem dritten Wahlgang genügt die einfache Mehrheit.

An der Zahl der Delegierten kann sich kurzfristig etwas ändern. Das liegt daran, dass sich in der Zahl der Delegierten der einzelnen Parteien je nach Auszählungsmethode (D'Hondt, Sainte-Lague/Schepers oder Hare/Niemeyer) durch eventuelle Fraktionswechsel etwas ändern könnte; das aber ist kaum innerhalb der kurzen Zeit bis zum Wahltermin kaum noch vorstellbar.

Es kann von 1260 möglichen Stimmen ausgegangen werden.

Ach ja, Kandidaten gibt es auch.....

Ganz in den Hintergrund gedrängt wurde die Kandidatenfrage, seit sich die beiden großen Parteien auf Frank-Walter Steinmeier, den bisherigen Außenminister, als gemeinsamen Kandidaten geeinigt haben.

Neben Steinmeier kandidieren Armutsforscher Christoph Butterwegge für Die Linke, Albrecht Glaser als ihr stellvertretender Bundesvorsitzender für die AfD und Fernsehrichter Alexander Hold für die Freien Wähler FW und die im brandenburgischen Landtag vertretene Brandenburger Vereinigte Bürgerbewegungen/Freie Wähler.

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