Beziehung retten durch Kommunikation

Der Mensch ist ein "Beziehungstier", so sagt ein altes Sprichwort. Er ist in der Tat nicht dafür geschaffen, alleine zu leben, sondern darauf ausgerichtet, in Partnerschaft mit jemandem zu leben. Den richtigen Partner zu finden und vor allem zu behalten, ist allerdings in den letzten Jahrzehnten nicht einfacher geworden. Unsere Gesellschaft wird täglich komplexer, die Anforderungen an den Einzelnen steigen und der tägliche Stress nimmt zu. Diese Faktoren haben dazu beigetragen, dass schon seit längerem zwei Berufsgruppen einen immensen Aufschwung erleben: Paartherapeuten und Scheidungsanwälte. Was aber ist im tiefsten dafür verantwortlich, dass immer mehr Beziehungen früh scheitern und selbst langjährige Ehen immer häufiger geschieden werden?

Hohe berufliche Anforderungen verhindern oft gelingende Beziehungen

Es ist eine Tatsache, dass die Anforderungen im Beruf immer größer werden. Wer erfolgreich sein möchte und seinen Arbeitsplatz behalten will, der muss heute multifunktionell sein. Zu den unabdingbaren Voraussetzungen gehören unter anderem eine hohe Mobilität, extreme Flexibilität in Bezug auf Arbeitszeiten sowie eine Einsatzbereitschaft, die häufig die Belastbarkeitsgrenze überschreitet. Im Grunde hat der Arbeitnehmer perfekt zu funktionieren, sonst wird er schnell aussortiert. In vielen Partnerschaften bzw. Ehen müssen beide Partner arbeiten, um den notwendigen Lebensunterhalt zu erwirtschaften. Dies und die geforderte, berufliche Multifunktionalität führen leider sehr oft dazu, dass eine lebendige Partnerschaft zur Unmöglichkeit wird. Verschiedene Arbeitszeiten und häufiges Unterwegssein sorgen häufig dafür, dass sich die Partner kaum sehen, wenig Zeit füreinander haben und sich im Laufe der Zeit auseinanderleben.

Viele wollen den Partner nicht belasten

Jeder Berufstätige hat am Arbeitsplatz täglich mit Widrigkeiten und Problemen zu kämpfen, die ihn belasten. Eigentlich müsste über solche Belastungen gesprochen werden. Viele tun dies leider nicht und schon gar nicht mit dem Partner. Denn dieser hat genug eigene Probleme und man möchte ihn nicht auch noch mit den eigenen Sorgen malträtieren. So behalten die Partner vieles für sich, fressen es vielleicht in sich hinein und haben somit kein Ventil für ihre Emotionen. Die Folge sind Spannungen innerhalb der Beziehung, denn die vorhandenen aber nicht ins Wort gebrachten Belastungen bahnen sich nicht selten in schlechter Stimmung oder Gereiztheit ihren Weg, welche sich der Partner nicht zu erklären vermag, weil er nicht um die Ereignisse weiß, auf denen die Gereiztheit basiert.

Der Tod jeder Beziehung ist Schweigen und Lügen

Eine Partnerschaft kann nur gelingen, wenn die Partner voneinander wissen. Deshalb ist Kommunikation einfach alles. Das zeigt sich unter anderem daran, dass in fast 90 Prozent aller gescheiterten Ehen eine nicht mehr vorhandene Kommunikation zwischen den Eheleuten der Hauptgrund für die Trennung ist. Wo es zu einem Ende dieser Kommunikation zwischen den Partnern kommt, da endet nicht selten auch die Beziehung früher oder später. Denn nur, wenn der Partner weiß, was einen bewegt, belastet oder auch freut, kann er darauf in angemessener Weise reagieren. Wie soll ein Partner beispielsweise Trost spenden, wenn er nicht weiß, dass der andere traurig ist. Deshalb ist es für eine Beziehung geradezu lebensnotwendig, dass die Partner, auch über Alltägliches, miteinander im Gespräch bleiben, dem anderen ihre Gefühle offenbaren, ihre Ängste und Sehnsüchte verbalisieren oder den Partner auch an erfreulichen Ereignissen teilhaben lassen. Schweigen oder den Partner belügen kann verheerende Folgen für die Beziehung haben.

Wer in der Beziehung schweigt, spricht woanders

Wenn Partner in der Beziehung nicht mehr miteinander sprechen, dann, so hat sich gezeigt, tun sie es an anderer Stelle, etwa wenden sie sich an gute Freunde, Arbeitskollegen oder Verwandte. Dies kann wiederum zu Spannungen in der Beziehung führen, wenn der Partner erfährt, dass jemand anderes an seine Stelle als Vertrauensperson getreten ist. So kommt es in einem meist schleichenden Prozeß zu einer immer größeren Entfremdung vom Partner und die Beziehung steht in der Gefahr, zu scheitern. Spätestens hier sollten sich Betroffene Hilfe suchen. Paarberatungsstellen oder Paartherapeuten können dabei helfen, wieder miteinander ins Gespräch zu kommen und so zu erfahren, was den Partner bewegt. Diesen Punkt zu verpassen und keine Hilfe in Anspruch zu nehmen würde vermutlich bedeuten, dass die Beziehung scheitert und die Ehe beim Scheidungsanwalt ihr Ende findet.

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