Maikäfer (Bild: a.sansone)

Der Käfer, ein altes Lebewesen

Der Maikäfer und seine Gattung Melolontha gehört zu den Insekten. Seine Vorfahren gehen auf das Erdzeitalter Karbon, so etwa 380 Mio Jahre zurück. Pterygota nannten sich die Vorfahren, aus denen unter anderen die Coleoptera, also die Käfer, herausentwickelten. Käfer datiert man auf Ende Perm, Beginn Trias zurück.
So gesehen ist der Maikäfer also ganz schön alt gegen unsereinen. Und auch wenn der Maikäfer im Flug einen Höllenlärm, also einen Wirbel, verursacht, er gehört trotzdem zu den wirbellosen Tieren.

Seine Familie sind die Blatthornkäfer (Scarabaeidae), die Gattung Maikäfer (Melolontha) ist in Mitteleuropa mit 3 Arten vertreten:

  • Waldmaikäfer (Melolontha hippocastani) etwa 2,5 cm groß, eher braun gefärbt.
  • Feldmaikäfer /Großer Maikäfer (Melolontha melolontha) bis 3 cm groß. Typisch die dreieckigen weißen Flecken am schwarzen Körper und kräftig braun glänzende Flügeldecken.
  • Melolontha pectoralis, Glückskäfer, wohl weil er seltener anzutreffen ist.

 

Wer hat den Bordcomputer erfunden? Der Maikäfer

 Als Käfer lebt der arme Wicht nur knapp 14 Tage in denen er verfolgt, geschüttelt, mit heißem Wasser übergossen, besprüht oder sonstwie der Vernichtung preisgegeben wird. Viele Gründe, dass Herr und Frau Maikäfer sich sputen müssen, um ihre Nachkommen in die Erde zu bringen.

  • Kaum als Käfer aus der Erde gekrabbelt, muss ein Fressbaum entdeckt werden. Langes Herumsuchen ist da nicht. Deswegen visiert der Maikäfer mit seinen Facettenaugen hohe blattreiche Dinge, sprich Bäume an, die er gegen den Horizont erkennen kann. Nachdem er höchstens in 2 m Höhe fliegt, steuert er nicht irrtümlich einen hohen Berg an, denn ein Baum ist aus seiner Sicht immer viel höher.
  • Dort frisst sich Herr und Frau Maikäfer am zarten Blattgrün einmal satt.
  • Dann wird es ernst mit der Paarungssuche. Während Herr Maikäfer dann bald einmal das Zeitliche segnen muss, hat das Weibchen noch die harte Arbeit vor sich.
  • Nach der erfolgreichen Begattung fliegt Frau Maikäfer an den Ort ihrer eigenen Kindheit. Der eingebaute Bordcomputer hat die Herflugrichtung auf 5 Quadratmeter Genauigkeit abgespeichert. Nun ist sie bei Sonnenstand in der genauen Gegenrichtung unterwegs. Hilft der sogenannte Sonnenkompass nicht, muss sie halt den Magnetkompass einschalten. Eine Maikäfer-App, sozusagen. Frau Maikäfer ist immer am letzten Stand der Technik.
  • Die genaue Entfernung wurde mittels Energieverbrauch festgehalten. Noch Fragen offen?
  • Loch bohren, Eier ablegen, in einigem Abstand und erneuter Begattung das gleiche Spielchen noch ein, zwei weitere Male; dann hat das Käferdasein ein Ende.
Der Feldmaikäfer/Großer Maikäfer Melolontha melolontha

Maikäfer flieg (Bild: nati71155 / Flickr)

Der Lebenszyklus des Maikäfers

  • 14 Tage bis 4 Wochen als Käfer
  • 3 bis 4 Wochen als Ei
  • 3 Jahre als Engerling
  • 4 bis 8 Monate Verpuppung
  • im Spätherbst schlüpft der Käfer, bleibt aber bis Anfang Mai noch in seiner Erdhöhle.

 

 

(Bild: Huskyherz / Pixabay)

Wussten Sie schon, dass der Maikäfer .....?

  • ... nach seinem wissenschaftlichen Namen eigentlich "Gartenkäfer" heißt? gr.melolontha=Gartenkäfer.
  • ... als Käfer zur größten Ordnung in der Klasse Insecta gehört? Die Käfer umfassen über 300.000 Arten. Die größten dabei messen bis zu 15 cm, die kleinsten kann man mit freiem Auge fast nicht erkennen.
  • ... Engerlinge sich von ihrer Kinderstube nicht weiter als etwa 6 Meter fortbewegen können? Wenn Mama Maikäfer also die Eier an den falschen Ort ablegt, ist der Hungertod sicher.
  • ... die Engerlinge im Winter in größeren Tiefen eine Art Winterschlaf halten?
  • ... in etwa 70 cm Tiefe in seiner Höhle als fertiger Maikäfer (Imago) auf das Frühlingsläuten wartet? Wie ihn das weckt, weiß die Wissenschaft allerdings noch nicht.

Ein Maikäferjahr! Prophezeiung und Realität

  • Für 2017 war regional wieder ein Flugjahr angesagt. Dieses Mal tauchte an meinem Beobachtungspunkt der erste Maikäfer sogar schon vor Ostern, am 10. April 2017, auf. Wie es weitergehen wird? Wie schon im Vorjahr: "Mal schauen!" Stellenweise große Populationen, in Summe alles im Mittelmaß.

Vielleicht freut sich der eine oder andere ja sogar am Brummen, wenn sie abends zu der sicheren Baumkrone hochstreben. "Maikäfer flieg!"

  • Für betroffene Regionen nicht immer lustig

    2021 war es nicht angekündigt, aber wir hatten ausnahmsweise wirklich viele brummende Gesellen... allerdings ohne großes Gedöns in den regionalen Medien. Denn eines darf man nicht vergessen, es ist nicht nur ein großes Bienensterben, sondern auch ein großes Käfersterben im Gange.

    2023 könnte es regional wieder zu Schäden von den Maikäfer-Engerlingen kommen; oder auch nicht....

Noch ein paar Maikäfer-Ansichten - ob im blühenden Zwetschkenbaum oder beim glücklichen Schmausen an einem sonnigen April!!! -Tag mitten in der Roten Holunderblüte (Sambucus racemosa) ... diese Käfer haben es gut getroffen.

Was stellt der Maikäfer wirklich an?

Tatsächlich ist der Waldschaden, also der Fraß der Käfer an den frischen Laubblättern locker zu verschmerzen, weil die Bäume zu dieser Jahreszeit kräftig nachtreiben können. Diese nachfolgenden Triebe tragen den bekannten Namen "Johannistriebe".
Aber keine Angst, das sind nicht männliche alte Bäume, die ..."eh schon wissen" mit befremdlich anmutenden Frühlingsgefühlen durch die Gegend torkeln. Benannt sind diese Triebe nach dem Datum des Austriebes, dem Johannistag, dem 24. Juni.

Gefürchtet wird vielmehr der Fraßschaden durch die Larve des Maikäfers, des Engerlings. Fressen die Larven zu Beginn ihres Lebenskreislaufes noch brav Löwenzahnwurzeln, werden diese Schäden noch verschmerzt. In den letzten Lebenswochen allerdings entstehen auch Fraßschäden an Baumwurzeln. Bei Massenauftreten sollen ganze Waldteile dadurch geschädigt worden sein. Stürme haben dann mit Bäumen mit beschädigtem Wurzelwerk ein leichtes Spiel.

Deswegen wurde der Maikäfer früher mit Sprühgift heftig verfolgt und fast zur Ausrottung gebracht.

Unterscheidung Maikäfer-Engeling andere Käferlarven

Man kann die harmlosen unschädlichen Rosenkäferlarven von den Maikäferlarven leicht nach ihrer Fortbewegung unterscheiden.

Haben Sie eine Larve/einen Engerling ausgebuddelt, legen Sie ihn aufs Erdreich ... robbt er auf dem Rücken fort =>Rosenkäferlarve. Krümmt er sich in Seitenlage und bewegt sich so weiter=>Maikäfer!

Engerling gefunden und dann?

Damit können Sie die nützlichen oder kaum schädlichen Engerlinge von verschiedenen Käfern noch besser unterscheiden:


https://shop.garten-bienen.at/store-news-info.php?newsdesk_id=27

"Es gibt keine Maikäfer mehr"...

... so sang schon Reinhard Mey

Tatsächlich mussten zwar nicht die erfreuten Bauern, aber besorgte Arten- und Naturschützer feststellen, dass der Maikäferbestand in den letzten Jahrzehnten rapide abgenommen hat.

Wer liebt aber wirklich die Maikäfer?

Dichter, siehe Wilhelm Busch und sein Maikäferstreich in "Max und Moritz", oder "Peterchens Mondfahrt", das Kinderbuch von Gerdt v. Bassewitz setzt ihn in den Mittelpunkt.

Das alte Kriegslied: Maikäfer flieg ... lässt sich seit etwa 1800 in zahlreichen Variationen in gedruckter Form nachweisen.

Franzosen, aber auch Deutsche, sahen den Maikäfer gar als Delikatesse auf ihrem Teller:

  • soupe de hanneton Soupe faite avec des hannetons qui sont grillés sans les ailes et les pattes, et qui était mangée en France et en Allemagne avant le milieu du 20ème siècle.

 Mahlzeit!

Auf unserem Speiseplan steht "Maikäfer und Engerlinge"

Igel (Bild: https://pagewizz.com/der-ig...)

Diese Tiere lieben ihn aber wirklich, als Nahrungsgrundlage ihrer eigenen Art:

  • Maulwurf und Dachs lieben Engerlinge
  • Igel und Spitzmaus verschmähen sie auch nicht
  • Amsel, Grünspecht, Krähen sagen auch "lecker"
  • Fledermäuse
  • parasitäre Dolchwespen, Nematoden, Laufkäferlarven

Ich habe Amseln auch Maikäfer im Flug fangen gesehen und das Knirschen des Flügelpanzers klang ganz schön beeindruckend für den doch zierlichen Vogelschnabel. Die Vogeljungen freuten sich aber sicher über die kleingehackten Maikäferhäppchen, die Mama und Papa Amsel ins Nest brachten.

Nach jedem Mai folgt ein Juni ...

auch bei den Käfern. Nur der Vollständigkeit halber seien sie hier erwähnt.

  • Junikäfer/Gerippter Brachkäfer (Amphimallon solstitiale) - seine Larvenentwicklung dauert nur zwei, maximal drei Jahre. Da er in kleineren Massen auftritt, richtet er auch weniger Schaden an.
  • Gartenlaubkäfer (Phyllopertha horticola), auch er wird lokal als Junikäfer bezeichnet.
  • Julikäfer/Kleiner Julikäfer (Anomala dubia), mit zwei Jahren Entwicklungszeit. Er schwärmt erst ab Juli, August.

Junikäfer (Bild: Efraimstochter / Pixabay)

Zum Nachdenken

"Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten. Aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen!", das wusste schon einer der ganz klugen Köpfe, Arthur Schopenhauer.

Wer also den Bestand der Arten fördert, welche sich von Maikäfer, Engerlingen etc. ernähren, der hält auch die Maikäferplage in Schach und tut gleichzeitig etwas für die Vielfalt in der Natur.

Noch mehr zum Maikäfer

... finden Sie hier Maikäfer, fliegst du noch?

 

 

Quellen

  • Blick ins Buch der Natur, Bardorff; Gutenberg, 1963
  • Unbekannte Tierwelt, Weltbild, 1997 Augsburg
  • Mein Bildlexikon Tiere, Weldon Owen; Xenos Verlag, 2013 Hamburg
  • Tiere, Dorling Kindersley, 2006 Starnberg
  • Der große Mosaik Naturführer, Steinbach; Mosaik, 2000 München
  • Insekten & Schmetterlinge, GU Naturführer, Gräfe und Unzer Verlag GmbH, 2012 München
  • Welches Insekt ist das?,Kosmos Naturführer, Heiko Bellmann, Franckh-Kosmos Verlag, 2014 Stuttgart
Adele_Sansone, am 13.04.2015
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Bildquelle:
a.sansone (Der gebänderte Pinselkäfer stellt sich vor)
https://pagewizz.com/ein-garten-in-rosa- (Ist das schon der Frühling? Wie der phänologische Kalender beim Erk...)
a.sansone (Der Rosenkäfer stellt sich vor)

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