Ameisen satt!

In den tropischen Grasländern wimmelt es nur so von Ameisen. Kein Wunder, dass sich etliche Tiere fast ausschließlich von ihnen ernähren. Dazu zählt auch der Ameisenbär.

Die Familie der Ameisenbären gehört zur Überordnung der Nebengelenktiere - deshalb ist er auch nahe mit Gürteltier und Faultier verwandt. 

Überordnung: Zahnarme, Nebengelenktiere (Xenarthra)
Ordnung: Panzerlose Nebengelenktiere (Pilosa)
Unterordnung: Wurmzüngler (Vermilingua)
Familie: Ameisenbären (Mymecophagidae)

  • Gattung: Myrmecophaga - Großer Ameisenbär (Myrmecophaga tridactyla)
  • Gattung: Tamandua -
  • Nördlicher Tamandua (Tamandua mexicana)
  • Südlicher Tamandua (Tamandua tetradactyla)

Familie: Zwergameisenbären (Cyclopedidae)

  • Gattung Cyclopes - Zwergameisenbär (Cyclopes didactylus)

 

Wie kam der Ameisenbär zu seinem Namen?

Dass bei der Hauptnahrung - Ameise oder Termite - eines davon in den Namen einfließt ist ja noch verständlich. Aber wie kam der Bär in den Namen dieses Tieres?
Die fälschliche Bezeichnung "Bär" lässt sich vielleicht aus der Tatsache ableiten, dass er sich bei Gefahr auf die beiden Hinterbeine stellt und mit seinen kräftigen mit Sichelklauen ausgestatteten Vorderpranken "bärengleich" droht.

Bei den südamerikanischen Tupi-Indianern heißt er passenderweise "Yurumi", das bedeutet aus dem Guarani übersetzt "Kleinmund".

 

Eintauchen in die Ameisenbären-Urgeschichte

Sie entwickelten sich in Südamerika, man fand Spuren ihrer ältesten Vorfahren am Anfang des Tertiärs (vor rund 65 Millionen Jahren), wo sie aus Nordamerika kommend eingewandert waren. Die lange Isolierung Südamerikas während des Tertiärs ermöglichte ihre Spezialisierung als Ameisen- und Termitenfresser. Erst als Südamerika am Ende des Tertiärs (vor zwei bis drei Millionen Jahren) durch die Landbrücke von Panama wieder mit dem nördlichen Amerika verbunden wurde, drangen sie auch bis Mittelamerika vor. Heute sind sie von Südmexiko bis Paraguay verbreitet.

Der angebliche Fund einer europäischen Urart in der Grube Messel, dem Eurotamandua, ist noch immer nicht ausreichend bewiesen.

 

Die Ameisenbären - zahnlos, aber nicht wehrlos

Sie leben im tropischen und subtropischen Mittel- und Südamerika. Der Lebensbereich erstreckt sich vom Grasland bis in den Urwald. Die Ameisenbären sind unter den Zahnarmen, die wirklich Zahnlosen.

Alle Ameisenbären haben ein Röhrenmaul, der Schädel besteht vorwiegend aus dem langen zahnlosen Kiefer, die Mundöffnung ist kaum dicker als ein Bleistift. Die Schädelknochen sind hart und dick. Die lange und klebrige Zunge ist an Muskeln des Brustkorbs angesetzt und kann bis 58 cm aus dem Mund heraus schnellen. Die Zunge ist mit einem klebrigen Sekret befeuchtet, an der die Beute kleben bleibt. 

Der große Ameisenbär kann bis zu 30.000 Termiten täglich verspeisen. Beim Einziehen der Zunge kratzen nach hinten gerichtete Hornpapillen an Gaumen und Wangenfalten die Beute ab, so dass diese verschluckt werden kann. Die Magenwände zerreiben sie dann. Schlürf-Schmatz. Da braucht man beim Einsaugen der Ameisen oder Termiten wirklich keine Zähne.

Ebenso haben alle Ameisenbären einen mit langen scharfen Krallen bewehrten Vorderfuß. Als Waffe um Ameisen und Termitenbauten auf zu reißen ist das wunderbar geeignet, auch zur Abwehr von Raubtieren.

Hoch aufgerichtet droht er mit der Klaue dem gegner. Lässt dieser sich davon nicht abschrecken, erzählt man sich, nimmt der Große Ameisenbär auch schon mal einen Puma in den "Schwitzkasten" indem er ihn mit seinen muskulösen Vorderbeinen umschlingt und zudrückt. Eine Boa constrictor ist nicht viel angenehmer. 

Zum Laufen ist die lange Kralle eher hinderlich. Deshalb laufen die Ameisenbären mehr auf ihren Knöcheln. Die Tamanduas, die vierzehigen Ameisenbären, setzen beim Gehen dagegen die Außenseite ihrer Klauenhände auf.

Der große Ameisenbär (Myrmecophaga tridactyla)

Die schwarz-graue Fellzeichnung, sowie der lang gezogene Körper und besonders der Kopf mit Röhrenschnauze sind typisch für den großen Ameisenbären. Er ist ein ausgesprochener Bodenbewohner, der hauptsächlich tagsüber als Einzelgänger auf Nahrungssuche geht.

  • Er ernährt sich von Käferlarven, vorwiegend jedoch von Ameisen und Termiten, ohne aber deren Nester vollkommen zu zerstören. Er bricht immer nur einen kleinen Bereich auf.
  • Sein Lebensraum sind Savannen, Sümpfe, Wälder und Dornbuschsteppen Süd-Amerikas.
  • Der große Ameisenbär entwickelt eine Kopf-Rumpf Länge von 120 cm, der Schwanz kann bis 90 cm lang werden.
  • Typisch für Ameisenbären - im Schlaf breitet er seinen buschigen Schwanz wie einen Mantel über den Körper.
  • Er besitzt 5 Zehen, von denen die dritte übermäßig stark entwickelt ist und eine 10 cm lange kräftige Sichelkralle trägt.

 

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DSC_6710a (Bild: katja174 / Flickr)

Die Ameisenbärin, eine liebevolle Mama

Sie haben es ja nicht so mit dem Paarsein, sind eher überzeugte Singles, die Ameisenbären. Deshalb trennen sich auch ihre Wege wieder nach der Paarungszeit.

Nach einer Tragezeit von 4 – 6 Monaten, kommt ein Junges, ganz selten Zwillinge auf die Welt. Es wiegt bei der Geburt 1-2 kg. Unmittelbar nach der Geburt klettert das Junge auf den Rücken der Mutter. Bis zu einem halben Jahr schleppt die Mutter ihr Junges beschützend auf dem Rücken mit. Nur zum Säugen klettert es seitlich herunter.

Das ist nicht nur bequem für das Kind, sondern auch ein guter optischer Trick. Von weitem sieht das Junge dann nur aus wie ein kleiner Buckel des Mutterrückens, da die Fellzeichnung beider ineinander übergeht. Dieser Trick wird "Kryptopädie" genannt. Er schützt das Kleine vor Feinden und lässt nebenbei die Mutter noch größer erscheinen.

Mit etwa einem Jahr ist das Junge ausgewachsen. Die Lebenserwartung reicht bis 26 Jahre. Feinde des Ameisenbären sind Jaguar und Puma, bedroht wird er aber vorwiegend durch die Zerstörung seines Lebensraumes.

Tamanduas

tamandua tetradactyla (Bild: Joachim S. Müller / Flickr)

Die Tamanduas

Tamanduas bewegen sich sowohl auf dem Boden als auch in den Bäumen geschickt. Die Tamanduas sind sowohl tag- als auch nachtaktiv und leben ebenfalls im Wald. Die Nahrung finden sie mit dem Geruchssinn. Ähnlich wie der große Ameisenbär brechen sie mit ihren Krallen die Ameisen- oder Termitenbauten auf.

Durch Bejagung und Landkultivierung ist der Ameisenbär stark gefährdet. Deshalb beteiligen sich viele Zoos und Tiergärten auch mit dieser Tierart beim Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP), so auch der Tiergarten Schönbrunn.

Der Zwergameisenbär (Cyclopes didactylus)

Der Zwergameisenbär (Cyclopes didactylus) ist die kleinste Art dieser Gruppe und gleichzeitig die einzige rein baumbewohnende. Sie ist über weite Bereiche Mittel- und Südamerikas verbreitet und lebt meist in dichten Wäldern.

Der Zwergameisenbär wird gesamt nur 38 cm lang, lebt im Urwald und ist nachtaktiv. Im Gegensatz zum Großen Ameisenbären bewegt er sich hauptsächlich auf den Bäumen. Der Zwergameisenbär, der kleinste der vier Arten, ist ebenfalls ein Einzelgänger und hängt ähnlich dem Faultier kopfüber an Bäumen. Sein Greifschwanz hilft ihm beim Klettern und dient quasi als fünftes Bein. An den Füßen hat er Sohlenschwielen, die gemeinsam mit den Krallen richtige Greifzangen bilden. Wird er bedroht hält er seine krallenbewehrte Vorhand schützend vor seinen Kopf.

Wo kann man Ameisenbären beobachten?

Großer Ameisenbär:

Berlin-Zoo, Dortmund, Duisburg, Halle, Köln, Krefeld, Magdeburg, München, Puerto de la Cruz, Schwerin, Stuttgart, Wien, Zürich

Tamanduas:

Berlin-Tierpark, Dortmund, Dresden, Duisburg, Frankfurt, Krefeld, Leipzig, Magdeburg, Zürich

Der erste Große Ameisenbär, der nach Deutschland gelangte, wurde 1864 von Carl Hagenbeck nach Hamburg gebracht. Dort verkaufte er das seltene Tier an den damaligen Direktor des Zoologischen Gartens, den später durch sein »Tierleben« weltberühmt gewordenen Dr. Alfred Brehm. Die aus heutiger Sicht abenteuerliche Geschichte kann man nachlesen.

Link: https://www.zoodirektoren.de/index.php?option=com_k2&view=item&id=291:grosser-ameisenbaer-myrmecophaga-tridactyla

 

Schönbrunn - kaisergelb

Ameisenbären in Schönbrunn

Die Ameisenbären teilen sich den Südamerika-Park, eine 3.500 Quadratmeter große Anlage, gemeinsam mit Flachlandtapiren, Wasserschweinen, Vikunjas, Seriemas und Nandus.

Die weitläufige Anlage, durchzogen von Hügeln und Bächen, soll an die südamerikanische Pampa erinnern, auch wenn es klimatisch nicht ganzjährig immer die passenden Temperaturen gibt. Bewusst wurde ein lang gestreckter Grundriss gewählt, wie auch bei den Elefanten, weil er einerseits der Bewegungsfreude der tierischen Bewohner entgegenkommt, weil dabei aber auch Rückzugsmöglichkeiten für die einzelnen Tiergruppen ermöglicht werden. Frei nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn. Man muss sich ja nicht immer nur mögen.

Das Haupthaus ist im Osten, mit begrüntem Dach und Solaranlage, das auch als Nacht- und Winterquartier dient. Hier wartet auf die Ameisenbärinnen das Highlight der Anlage: ein künstlicher Termitenhügel. Zwar werden hier in Wien keine Termiten geboten, dafür bekommen die Ameisenbären einen passenden Nahrungsbrei. Mit ihrer langen, klebrige Zunge können die Großen Ameisenbären aus dem Hügel den Futterbrei lecken.

Vieles, was wir vom Großen Ameisenbären wissen, wurde im Zoo erforscht. Das darf man beim Artenschutz und Erhaltungsmaßnahmen nicht einfach vergessen.

 

Quellen

  • e.enyclopedia animal, Dorling Kindersley, London 2005
  • Unbekannte Tierwelt, Weltbild, 1997 Augsburg
  • Mein Bildlexikon Tiere, Weldon Owen; Xenos Verlag, 2013 Hamburg
  • Das A und O im Zoo, Sheridan; Schüling Verlag, 2011 Münster
Adele_Sansone, am 25.08.2015
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Bildquelle:
jens kuu / Flickr (Eierlegende Säugetiere - gibt es die wirklich?)

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