Outlaw Country fern aller Klischees

Wenn ich sage, dass ich Countrymusik höre, rümpfen viele gleich die Nase, um dann im abwertenden Ton zu bemerken "Nee, Country finde ich schrecklich". Meist sprechen die Freunde es dann auch noch als "Kauntri" aus, wobei mir ein kalter Schauer den Rücken hinunterläuft. Mmh, ist klar!

Bei Country denken wir meist an Cowboys mit passendem Hut. Das Pferd wurde durch den Pick-up-Truck ersetzt. Es geht um Züge (trains), Gefängnisse (jails), Saufen (Drinking) und Mutti (Mom). So sang es David Allan Coe in dem Stück "You Never Even Called Me By My Name", besser bekannt unter "The perfect Country Song". Das Original ist von Steve Goodman, David Allan Coe nahm den Song 1974 auf.

Für alle, die den Song nicht kennen und schmunzeln möchten. Die passende Textstelle kommt ab 3,17 Minuten.

The Perfect Country and Western Song

Wie entstand die Country Outlaw-Bewegung?

In den sechziger Jahren bestimmten die Produzenten in der Countrymetropole Nashville, wie ein Countryalbum auszusehen hatte. Anstatt eigener Bands wurde auf Sessionmusiker zurückgegriffen. Die Alben wurden billig produziert, glichen sich aber mit der Zeit immer mehr. Die Künstler hatten keinen Einfluss auf ihre Musik oder die Auswahl der Stücke. Einige Künstler wollten den guten alten Country rund um Hank Williams retten. Musik, die auch in den Honky Tonks gespielt wurde. Hinzu kamen Einflüsse aus dem Folk und dem Rockabilly.

Anfang der Siebziger zog sich Willie Nelson aus Nashville zurück und ging nach Austin, Texas, wo er seine eigene Musik verwirklichen konnte. Waylon Jennings teilte sich in Nashville ein Apartment mit dem legendären Johnny Cash. Er gewann mehr Einfluss gegenüber den Plattenfirmen und konnte mit der Zeit seinen eigenen Stil durchsetzen.

Kris Kristofferson - vom Aschenbecherreiniger zum Star

Der junge Kris Kristofferson wollte Karriere machen und zog ins Mekka der Countrymusik, Nashville. Anfangs verdiente er sich sein Geld, in dem er Aschenbecher in dem Studio reinigte, in dem Bob Dylan gerade "Blonde On Blond" aufnahm. Einer seiner großen Vorbilder war Johnny Cash. So überraschte er die Familie, als er einmal mit einem Song im Gepäck im Hubschrauber auf dem Grundstück von Cash landete. Er hatte Glück, beide wurden Freunde. Sein eigener Song "Sunday Morning Coming Down" wurde durch Johnny Cash zum Nummer 1-Hit.

In dem Song steht ein Mann, Marke einsamer Wolf, nach einer durchzechten Nacht am Sonntagmorgen auf. Die Bierchen gestern Abend waren nicht schlecht, darauf gibt es eins zum Frühstück. In seinem letzten "Dirty Shirt" läuft er durch etwas wehmütig durch die Straßen und sieht die Familien den fröhlich den Sonntag verbringen.

Viele von uns kennen Kris, den Mann mit den tiefgründigen blauen Augen, sicher auch aus Filmen wie "Convoy", "Pat Garrett jagt Billy the Kid" oder "Winter, der Delfin". Ich hatte das Glück ein Konzert von ihm auf der Musikkreuzfahrt Cayamo zu erleben.

Bob Dylan bezeichnete in seiner MuciCares-Dankesrede Kris Kristofferson als einen der Wegbereiter der Outlaw Bewegung. Für Dylan gab es ein prä-Kris und ein post-Kris in Nashville. So einen wie Kris Kristofferson hatten sie in Nashville vorher nicht gesehen.

The Man in Black - Johnny Cash

Der Mann war immer etwas Besonderes! Johnny Cash ist bekannt durch seinen typischen "Boom-Chicka-Boom"-Sound. Seine Bandbreite ist vielfältig und reicht von Country über Blues, Gospel, Rockabilly, Folk bis zu Outlaw Country. Welcher Künstler hätte es sich Ende der 1960er-Jahre gewagt, in Gefängnissen wie Folsom und San Quentin aufzutreten.

Cash war eigensinnig und eigenständig und gehört damit unbedingt zu den Wegbereitern der Outlaw-Bewegung. Für viele Künstler wie z.B. Kris Kristofferson war er ein großes Vorbild. Gemeinsam mit Waylon Jennings, Willie Nelson und Kris gründete Johnny Cash im Jahr 1985 die "Highwaymen". Das gleichnamige Album wurde Platz 1 der Country Charts.

Austin und Luckenbach, die Städte des Outlaw Country

Austin in Texas, übrigens Partnerstadt von Koblenz, entwickelte sich als Heimat der Outlaw Country-Bewegung. Immer mehr Künstler nahmen ihre Alben auf. Die Outlaws rebellierten gegen Nashville. Sie machten ihr eigenes Ding und trugen keine mit Strass besetzten Glitzeranzüge. Lieber ließen sie sich ihre Haare wachsen, und traten in Jeans und Leder auf.

Das Dorf Luckenbach in Texas war eine Geisterstadt, bis Hondo Crouch es kaufte und die Luckenbach Dance Hall eröffnet, in der Jerry Jeff Walker im Sommer 1973 ein Konzert gab. Das Album wird unter dem Titel Viva Terlingua veröffentlicht und wird zum Klassiker der Outlaw-Bewegung.

Luckenbach liegt im Hill Country von Texas, unweit von Fredericksburg. Früher als es noch kein Navi für das Auto gab, war es schwer zu finden, da die Fans immer wieder das Straßenschild klauten. Es lohnt sich hinzufahren, besonders, wenn gerade Konzerte stattfinden. Unvergesslich ist der Song "Luckenbach, Texas", der das einfache Leben und die Sehnsucht nach guter alter Country Musik so herrlich beschreibt.

Wer gehört zum Outlaw Country?

Neben den oben genannten Wegbereitern, gehören z.B. dazu

  • Ray Wylie Hubbard
  • Jerry Jeff Walker
  • Townes Van Zandt
  • Guy Clark
  • Billy Joe Shaver
  • David Allan Coe
  • Jessi Colter
  • Shooter Jennings
  • Kinky Friedman
  • Jesse Dayton
  • Hank Williams III
  • Nikki Lane

Das ist nur ein kleiner Ausschnitt von Künstlern, bei denen es sich lohnt einmal genauer hinzuhören. Denn die Country Musik ist sehr vielfältig. Es gibt sehr viele unterschiedliche Genres und es wäre schade, alle über einen Kamm zu scheren.

Weiter führende Quelle:

Waylon Jennings und Willie Nelson

Reisefieber, am 18.06.2017
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Bildquelle:
Reisefieber / Norwegian Pearl Music Fest (Cayamo – eine Musikkreuzfahrt in der Karibik)
Reisefieber / Halcyon (Bob Dylan als kreativer Künstler)

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