Welche Slackline für Anfänger?
Mittlerweile besteht ein umfassendes Angebot an Slacklines auf dem Markt, was es Anfängern schwierig macht, die passende Line für die ersten Schritte zu finden. Dieser Artikel soll dabei helfen.Die relevanten Faktoren einer Slackline
Die meisten Slacklinesets auf dem Markt sind bezüglich des Materials genau auf ihren Einsatzzweck ausgerichtet. Sie unterscheiden sich in wichtigen Faktoren von herkömmlichen Spanngurten aus dem Baumarkt. Das Material der meisten Lines ist dynamischer, was erst das einzigartig weiche Gefühl beim Gehen, Bouncen und Springen ermöglicht. Viele Lines in Sets sind bis zu 25 Meter lang und übertreffen somit auch die meisten Spanngurte. Bei Einsteigerlines sind die beiden Enden oft zu Schlingen vernäht, was einen sehr schnellen und einfachen Aufbau ermöglicht. Man merkt nun vielleicht schon, dass es beim Slacklinekauf einiges zu beachten gibt.
Im folgenden Artikel werden die wichtigsten Faktoren dargestellt, ihre Relevanz für den Beginner erörtert und anschließend zusammengefasst. Wer sich also nicht so sehr mit den Details auseinandersetzen möchte kann gleich ans Ende des Artikels scrollen und die Essenz vorwegnehmen.
Für die anderen Wissenshungrigen hier also die wichtigsten Faktoren:
- Länge der Line
- Breite der Line
- Dehnung und Dynamik des Materials
- Möglichkeiten, die Line zu spannen
- Weitere Hilfsmittel
1. Länge der Line
Bei den gängigen Kompletsets auf dem Markt reichen die Längen der Lines von ca. 10 - 100 Meter. Für den Anfänger sind Längen bis zu 25 Meter ausreichend. Die Lines können dann immer flexibel auf den Abstand zweier Bäume angepasst werden. Am Anfang sollte man Längen um die acht Meter aufbauen. Bei Lines die kürzer aufgebaut werden, finden die seitlichen Wackelbewegungen mit hoher Frequenz statt, was schwierig auszugleichen ist. Bei Lines die länger aufgebaut werden, wackelt die Line zwar nicht mit so hoher Frequenz hin und her, jedoch werden die seitlichen Ausschläge der Line immer größer, was ebenfalls schwer auszugleichen ist.
Für Anfänger sind also Slacklinesets bis 25 Meter interessant, da diese für den Anfang kurze Distanzen ermöglichen und bei fortschreitendem Können auch mal neue Herausforderungen durch längere Strecken bieten.
2. Breite der Line
Slacklines gibt es von 25mm bis 50mm Breite. Grundsätzlich werden zum Longlinen eher schmalere Lines gewählt, da sich diese durch weniger Gewicht auf große Distanzen moderater verhalten. Im Jumplinebereich haben sich die breiteren Lines durchgesetzt, weil diese bei diversen Tricks mit hohen Sprüngen weniger einschneiden und insgesamt mehr Fläche bieten.
Für den Anfänger ist es oft angenehmer auf breiten Lines zu laufen, da diese scheinbar mehr Sicherheit durch die größere Fläche bei den ersten wackligen Schritten am Anfang bieten. Jedoch nehmen viele die breiten Lines auch etwas kippanfälliger wahr als schmalere. Grundsätzlich muss der Fuß immer auf der Mitte der Line stehen, um stabil das Gleichgewicht halten zu können. Somit sind diese genannten Vor- und Nachteile für Anfänger eher subjektive Faktoren und werden nach kurzer Eingewöhnungsphase eher irrelevant.
Die Breite der Line ist also rein zum Erlernen des Slacklinens nicht besonders relevant. Wenn man jedoch weiß, dass man eventuell eher in Jumplinerichtung tendiert, bietet es sich an, gleich zu einer 50mm Line zu greifen.
3. Dehnung und Dynamik des Materials
Bei den meisten Slacklines ist das Dehnungsverhalten in Prozent angegeben. Diese Information eröffnet ein riesen Kapitel, welches den Umfang dieses Artikels sprengen würde. Daher hier nur soviel: Bei extrem dehnbaren Lines müssen die Befestigungspunkte sehr hoch gewählt werden, damit man in der Mitte der Line nicht bis zum Boden durchhängt. Hohe Aufbauten sind jedoch für den Anfänger wegen des Verletzungspotentials nicht sonderlich geeignet. Lines mit wenig Dehnung können niedrig gespannt werden. Doch Achtung! Das Dehnungsverhalten sagt nichts über die Dynamik der Line aus. Eine gute Slackline nimmt die Kraft, die man bei Schritten, seitlichen Bewegungen oder Absprüngen hinein gibt, gleichmäßig auf. Genauso gibt sie diese auch wieder gleichmäßig ab. Hier sind wir im Bereich der Dynamik angekommen.
Slacklinen ist Balancieren par excellence da die Bänder seitlich nachgeben und dies das Gleichgewichtssystem des Körpers scheinbar vor eine extreme Herausforderung stellt. Daher ist ein dynamisches Band ganz am Anfang eine etwas größere Herausforderung. Jedoch ist es entgegen dem ersten Anschein eher so, dass durch das seitliche Nachgeben der Line unser Körper viel mehr Möglichkeiten hat, den Schwerpunkt über der Line zu halten. Es ist also grundsätzlich nicht viel schwieriger auf einem wackligen Band das Gleichgewicht zu halten als auf statischem Material wie etwa ein Gartenzaun.
Das Hauptproblem bei den ersten Schritten auf der Slackline ist das fehlende Zusammenspiel der Muskelketten, die solch eine Belastung nicht kennen und daher mit Zittern reagieren. Am Anfang ist es also wichtig, dem Körper viele Informationen über das Verhalten des instabilen Untergrundes zu geben und die Motivation aufrecht zu erhalten, diese Instabilität auszugleichen. Dies erreicht man am besten mit einem Partner, der einem anfangs noch eine Hand als Stütze anbietet, der man jedoch nach und nach immer weniger Stützkraft zu übertragen versucht. Man wird nach einigen Versuchen schnell merken, dass sich die Muskelketten an die Belastung gewöhnen und das Wackeln immer weniger wird.
Ist der Punkt erreicht, an dem das Zittern kontrollierten Ausgleichsbewegungen der Beine und Arme weicht, kommen die Vorteile der Dynamik einer Slackline ans Licht. Da der Körperschwerpunkt immer über der Line gehalten werden muss um nicht herunterzufallen, ist es nun möglich, bei einem Kippen des Körpers durch seitliche Bewegungen der Slackline, diese wieder unter den Körper zu schieben und somit ein Gleichgewicht herzustellen. Dies passiert ganz automatisch, wenn die Muskelketten sich eingespielt haben.
Relativ undynamische, harte Slacklines werden zwar oft als Einsteigerlines angepriesen, bieten jedoch nur ganz am Anfang einen Vorteil, da sie weniger seitliches Wackeln ermöglichen. Hat sich die Muskulatur jedoch eingespielt, was nach kurzer Zeit der Fall ist, bieten diese Lines viel weniger Möglichkeiten für dynamische Stabilität und Spielereien mit dem Gleichgewicht und geben dem Anwender nicht das fürs Slacklinen charakteristisch weiche Bewegungsgefühl.
4. Möglichkeiten die Line zu spannen
Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten, Slacklines zu spannen: Ratschen und Flaschenzüge.
Bei den Ratschen gibt es wiederum unterschiede in der Größe und somit in der Kraft, mit der gespannt werden kann. Bei den Jumplinesets ist meist eine Langhebelratsche dabei, da diese die benötigte Spannung für Jumps aufbringen kann. Beginnersets beinhalten meist kleinere Ratschen, da hier weniger Kraft und Spannung nötig ist. Der Vorteil bei den kleinen Ratschen ist der kleinere Preis und das geringere Gewicht. Eine weitere Unterteilung bei den Ratschen ist die Befestigung am Baum. Einsteigersets haben oft zu Schlingen vernähte Enden an der Slackline, so dass die Line einfach um den Baum gelegt und durch ihre eigene Schlinge hindurchgezogen wird. Das ist zwar einfach, jedoch besteht hier meist das Problem, dass die Line sich beim anspannen zu einer Seite neigt. Komplizierter, teurer und schwerer sind Sets mit separaten Schlingen und Schäkeln, an denen die Slackline befestigt wird. Trotz der drei genannten Nachteile hat dies den Vorteil, dass die Line sehr viel mehr Spannung aushalten kann (bei hohen Belastungen wie Jumplinen) und immer perfekt waagrecht ausgerichtet ist.
Flaschenzugsysteme kommen komplett ohne Ratsche aus. Meist werden diese im Longlinebereich benutzt, da bei einer Longline viel mehr Zugkraft nötig ist und vor allem, weil sich die Line beim Spannen über hohe Distanzen meterweise dehnt. Eine normale Ratsche wäre hoffnungslos überfordert, so eine Menge an Slackline aufzurollen. Es gibt jedoch als Longlineratschen auch Hebelspanner, eine Art Ratsche, die eine meterlange Kette mit großer Kraft anziehen kann. Doch nicht nur Longlinesets werden mit Flaschenzügen angeboten. Es gibt auch kürzere Sets mit Flaschenzugsystemen wie z.B. von Slackline Tools. Der Vorteil ist ein geringeres Gewicht des Sets, jedoch muss man sich anfangs wirklich in das System einarbeiten, da es etwas kompliziert zu händeln ist.
Der Anfänger sollte sich überlegen, wie er das Slacklinen später betreiben möchte (siehe auch "Blick nach vorn" weiter unten). Ist bereits eine große Motivation fürs Jumplinen vorhanden, empfielt sich gleich ein Set mit Langhebelratsche, Baumschlingen und Schäkel. Geht das Interesse eher Richtung Lonline, bietet sich ein System mit Flaschenzug an. Wenn die Line nur ab und zu zum Spaß benutzt wird, sind die günstigen Sets mit kleiner Ratsche und Schlaufen an den Enden am besten.
5. Weitere Hilfsmittel
Es gibt noch ein paar nützliche Hilfsmittel, welche bei manchen Sets vorhanden sind und Vorteile für Anfänger bieten.
So ist mittlerweile auf den meisten Gibbon Lines ein gummierter Aufdruck angebracht, der perfekten Halt auf der Line und somit mehr Sicherheit bietet.
Bei einigen Sets sind Abdeckungen und Polsterungen für die Ratsche dabei, um Verletzungen zu vermeiden, falls man mal in Ratschennähe abstürzen sollte.
Viel Lines bringen in ihrem Set gleich einen Baumschutz mit. Dieser ist meist eine Filzmatte, die mit Klettverschlüssen befestigt werden kann und so beim Aufbau nicht herunterrutscht. Natürlich kann man auch ein Stück alten Stoff nehmen und dieses Hilfsmittel einsparen.
Kleine Erleichterungen für den Anfang sind gummierte Aufdrucke auf der Line, Abdeckungen für die Ratsche und ein Baumschutz mit Klettverschluss.
Zusammenfassung oder: Blick nach vorn - welcher Bereich sagt mir am meisten zu?
Eine Frage, deren Beantwortung die Suche nach der ersten Line erleichtert ist, wie man das Slacklinen voraussichtlich betreiben wird. Für die unterschiedlichen Einsatzbereiche gibt es natürlich unterschiedlich passende Lines. Wenn man nun schon eine Vorahnung hat, wohin die Slackline-Reise gehen soll, kann man mit der ersten Line gleich eine Richtung einschlagen und muss nicht nach kurzer Zeit wieder eine neue kaufen.
Gemütlich im Park zur Unterhaltung mit Freunden oder als Ausgleich zum Lesen und Sonnenbaden:
Ist von vorn herein relativ klar, dass die Slackline eher nebenher aufgespannt wird um ab und zu mal ein paar Schritte drauf zu balancieren und vielleicht ein paar einfache Tricks wie Umdrehen, rückwärts Gehen oder Hinsetzen auf der Line versucht werden, ist der qualitative Unterschied zwischen den Bändern natürlich nicht so sehr auschlaggebend. Somit bietet es sich eher an, den Geldbeutel zu schonen und eine günstigere Line auszuwählen.
- Länge: Am besten zwischen 10 und 20 Metern. Alles darüber wird relativ schwierig und kann eingespart werden.
- Breite: 50mm Breite gibt am Anfang psychologisch mehr Sicherheit als schmalere Lines, da mehr Fläche zum Auftreten vorhanden ist. Jedoch ist dieser Vorteil relativ gering, so dass auch problemlos schmalere Lines benutzt werden können.
- Ratsche: Hier kann Geld gespart werden, indem man ein Set mit kleiner Ratsche nimmt. Die großen Langhebelratschen sind hauptsächlich für lange Lines und extreme Spannungen bei Jumplines nötig.
- Befestigung: Wenns günstig sein soll mit Enden, die zu Schlaufen vernäht sind. Ansonsten Baumschlingen und Schäkel.
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Slacklinen als Sport - Tricks und Jumps
Spürt man Motivation wenn andere leichtfüßig über die Slackline springen und wie auf einem Trampolin die wildesten Tricks während beeindruckenden Flugphasen vollführen, ist eher gleich eine Jumpline angebracht. Wie im Abschnitt "Dehnung und Dynamik des Materials" beschrieben, ist die größere Dynamik der Jumplines nur ganz am Anfang etwas schwierig zu handeln, wird anschließend aber nach und nach zum großen Vorteil! Ist man also eher auf Tricks und Sprünge fokusiert, sollte man gleich etwas tiefer in den Geldbeutel greifen und eine gute Jumpline kaufen bevor man sich mit einer günstigen Anfängerline schnell langweilt.
- Länge: Um die 15 Meter ist perfekt zum Tricksen. Es gibt auch längere Jumplinesets was bei wachsendem Können zusätzlichen Spaß bringt.
- Breite: 50mm sind optimal, da die Line beim Landen aus großer Höhe weniger einschneidet.
- Ratsche: Auf jeden Fall eine Langhebelratsche um die nötige Spannung zum Springen herstellen zu können.
- Befestigung: Optimalerweise gleich ein Set mit Baumschlingen und Schäkel.
Empfehlungen (Link zu Amazon): Elephant Freak Flash 'Line, Gibbon Jibline, Gibbon Surferline, Gibbon Trickline
Slacklinen mit Konzentrations- und Meditationscharakter
Verspürt man einen großen Anreiz bei der Vorstellung, zu hoher Konzentration gezwungen zu sein und sich grenzenlosen Herausforderungen auf langen Lines zu stellen, sind die Longlines das richtige. Da Longlines ab bestimmter Länge grundsätzlich mit komplizierten Flaschenzugsystemen gespannt werden, empfiehlt es sich, hier gleich von anfang an Erfahrungen zu sammeln.
- Länge: Hier sollte man gleich bei 25m-Sets einsteigen. Man kann diese für den Anfang beliebig kurz spannen, hat aber dann gleich die Möglichkeit sich neue Herausforderungen durch längere Strecken zu konstruieren.
- Breite: In diesem Bereich empfiehlt es sich, gleich schmalere Lines von 25-35mm auszuwählen, da Longlines grundsätzlich schmal sind und der Einstieg bei geringer Breite nicht viel schwerer ist.
- Ratsche: In diesem Fall kann man getrost auf die schwere Ratsche verzichten und sich gleich Erfahrungen mit Flaschenzugsystemen aneignen.
- Befestigung: Die meisten hierfür geeigneten Einsteigersets haben ihre eigenen Gurte als Baumschlingen bereits dabei.
Empfehlungen: Slackline Tools Slacktivity, Elephant Blue Wing, Gibbon Flowline
Ich kann mich nicht entscheiden welcher Bereich für mich passend ist...
Wenn noch unklar ist, welche Richtung später eingeschlagen wird, empfiehlt es sich natürlich, nicht zu viel Geld zu investieren. Wichtig ist jedoch darauf zu achten, dass eine günstige Slackline trotzdem Sicherheitsfaktoren erfüllt, wie die CE- oder UIAA- Zertifizierung und die Ränder nicht scharfkantig sind.
Empfehlungen (Link zu Amazon): Slack Fun Kimo, Gibbon Classic, Elephant ecoLine
Weitere Infos
Wenn ihr noch weitere Infos und Erfahrungsberichte zu den verschiedenen Slacklines sucht, besucht www.slackline-tests.de!
Ich wünsche euch viel Erfolg beim Beginnen und vor allem viel Spaß beim Slacklinen!!!
Bildquelle:
Leseratte
(Waterrower Erfahrungen [mit vielen Bildern])