Disteln, Schmetterling, Vögel & Co

Schachbrettfalter (Bild: cocoparisienne / Pixabay)

Was bieten Disteln den Tieren?

Sie kennen nur einen Esel, der so dumm ist, Disteln zu fressen?
Dann sind sie nicht gut genug informiert.

Disteln dienen vielen heimischen Insekten, Bienen, Hummeln, Schwebfliegen, Schmetterlingen als Nektar- und Pollenquelle.

Für viele Raupen wiederum sind sie Nahrungspflanze. Die Samen wiederum sind ölhaltiges Fettfutter besonders für die Wintervögel.

 

"Disteln fressen ist bäh? Nein, ist super!"

Der Esel und die Distel

"Schön blöd," mögen Sie denken, "dass der Esel sogar Disteln, dieses stachelige Zeug, frisst."
So blöd ist ein distelfressender Esel gar nicht. Der Esel ist ein Wüstentier, das auch mit wenig Futter auskommt. Sein Verdauungssystem arbeitet sehr effizient und kann selbst kärglichste Nahrung gut verarbeiten und umsetzen. Was ein Esel aber dennoch braucht, ist Wasser. Das gibt es aber in wüstenhaften Gebieten kaum.

Weil Disteln aber mit ihren tiefen Pfahlwurzeln selbst am trockensten Standort durch Schutt, Schotter oder Sand die nährende Feuchtigkeit aus dem Boden ziehen, sind ihre Blätter und Stängel zwar stachelig, aber voller Saft. Faserige Nahrung kann ein Esel problemlos verarbeiten. Daher mag er saftige Disteln.

Die nach seinem Lieblingsverzehrerer getaufte Eselsdistel trägt den botanischen Namen «Onopordon», abgeleitet von gr. onos = Esel und porde = Wind/Blähung; also frei übersetzt "Eselsfurz". Esel fressen diese Pflanze mit Vorliebe, obwohl sie danach oftmals unter Blähungen zu leiden haben. Aber wer weiß schon, ob es einen Esel wirklich stört, wenn seine hinterlistigen Winde ihn umwehen?

Distelfink

Distelfink an der Sonnenblume (Bild: PommeGrenade / Pixabay)

Disteln für die Vogelschar - und die Ameisen

Für den Distelfink, Carduelis carduelis, sind die Samenkörner, die von den verschiedensten Disteln produziert werden, wichtiges Fettfutter in den Wintermonaten.

Aber auch andere Finkenarten sind begeistert. Und Ameisen wiederum verbreiten durch das Verschleppen die Samen dann brav.

Lesetipp: Zoochorie.

Kleiner Fuchs auf Alpen-Kratzdistel (Bild: a.sansone)

Falter lieben Disteln jeglicher Farbe und Wuchsart.

Eine nur angedeutete Vielzahl an Schmetterlingen und ihre Lieblingsdisteln versuche ich hier anzuführen:

  • *Distelfalter und Schönbar brauchen etwa die Acker-Kratzdistel und die Kohldistel für ihre Raupen als Futterpflanze. Vom Nektar der Blüten naschen wiederum die Falter selbst. *Der Distelfalter, Vanessa cardui - ist ein Wanderfalter, der alljährlich aus N-Afrika über das Mittelmeer einwandert. Ende März kommen die ersten Tiere an, bauen neue Populationen in S-Europa auf, diese fliegen im Mai weiter über die Alpen. Ab Juli/August geht es retour. Raupen entwickeln sich an Disteln, aber auch an Huflattich, Kletten und Brennnesseln.
  • Aber auch Samtfalter, Perlmuttfalter und Apollo lieben sie.
  • Der Lattichmönch liebt ebenfalls als Eiablage- und Futterpflanze die Kohl-Gänsedistel.
  • Die Eselsdistel ist Nektarpflanze für den rotbindigen Samtfalter und Futterpflanze für den Distelfalter. Bienen, Hummeln, Grabwespen und Schwebfliegen stehen ebenfalls auf sie; nicht nur die Esel.
  • Der Eselsdistel-Dickkopffalter liebt ihren Nektar und hat das gleich in seinem Namen vermerkt, auch wenn seine Raupen auf Sonnenröschen und Fingerkraut aufwachsen.

Anmerkung: Der Nektar in den Blütenröhren der Kratzdisteln kann oft nur von langrüsseligen Insekten erreicht werden.

Lesetipp: Disteln

Summ, Brumm - ob Bienen, Hummeln, Schwebfliegen "Sie lieben Disteln"

Erdhummel/Bombus terrestris (Bild: a.sansone)

Bienen, Hummeln & Co

Bienen, langrüsselige Hummeln und Schwebfliegen wiederum fliegen auf alle Disteln, aber besonders auf die hübsche heimische Nickende Distel (Carduus nutans).

Die Gänsedistel (Sonchus oleraceus) ist wiederum als Spätblüher eine wertvolle Nahrungspflanze für die überwinternden Honigbienen, Wildbienen und Hummelköniginnen.

Schweine (Bild: RoyBuri / Pixabay)

Auch Gänse und die Sau lieben Disteln

Die Gattung Sonchus ... mit Kohl-Gänsedistel, Rauer Gänsedistel und Acker-Gänsedistel dient nicht nur den namensgebenden Gänsen als Futter.

Auch als Saudistel ist sie in vielen Regionen bekannt; weil sie Schweine einfach zum Fressen gern haben. Früher wurde sie von den Bäuerinnen auch als Gemüse angebaut.

 

Lesetipp: Was macht das Schwein in der Saubohne (oder in unserem Fall - in der Distel?)

Karde im Winter (Bild: hansbenn / Pixabay)

Wie wäre es mit heimischen Disteln als Hilfe für Insekten im Garten?

Disteln brauchen keine spezielle Pflege. Zurückschneiden sollte man sie erst im März, denn im Herbst und Winter bieten sie vielen Vögeln Futter. Im übrigen sehen Distelköpfe im Winter total schön aus, wenn sie schnee- oder reifüberzogen sind..

Baut Disteln in euren Gärten an!

Wer tierliebend und naturliebend ist, hat jetzt sicher bereits ein paar Argumente mehr, warum er/sie in seinem eigenen Garten ganz gewöhnliche Disteln (Aufschrei der peniblen Gärtner "Unkraut") duldet oder gar gezielt anpflanzt.

Wem es um ganz besondere Gartenschönheiten geht, also echte Hingucker auch etwa als Solitärpflanzen, der kann sich in diesem speziellen Artikel "Ist das alles eine Distel?" Inspiration holen.

Mal in Kleinem mit einer speziellen Distel, etwa einer Mariendistel, beginnen und dann auf den Geschmack kommen. Die Garten-Tierwelt wird es freuen. Und das Auge des Gärtners wird es auch entzücken. Versprochen!

Mariendistel

Mariendistel (Bild: a.sansone)

Disteln in naturnahen Gärten bieten nicht nur einen attraktiven Blickpunkt für den eigenen Garten, sondern diese nahrungsreichen (Pollen und Nektar) Blüten bieten sich als Korridor zu benachbarten Lebensräumen an; auch als Überbrückung besonders für die schwer in Notlage geratene Insektenwelt in so manchen als "Schotterwüste" oder "Gärten des Grauens" so beliebten Neo-Gärten.

Buchtipp dazu: Tiere in meinem Garten

 

Silberdistel

Silberdistel (Bild: a.sansone)

Disteln - als Wappenzier!

Noch ein kleines Buntes Allerlei rund um die Distel.

  • Disteln als Wappenblumen. Disteln gelten als Nationalblumen Schottlands, sie finden sich sowohl in der Wappenzier Schottlands als auch beim schottischen Orden von der Distel. Zudem benennen sich viele Sportvereine Schottlands nach den Disteln; bekanntester Vertreter ist Partick Thistle.
  • Die Distel ist auch ein Emblem der Encyclopædia Britannica, die aus Edinburgh stammt.

Quellen

  • Unbekannte Tierwelt, Weltbild, 1997 Augsburg
  • Mein Bildlexikon Tiere, Weldon Owen; Xenos Verlag, 2013 Hamburg
  • Tiere in ihrem Lebensraum, Dröscher; Ravensburger, 1988 Berlin
  • Insekten & Schmetterlinge, GU Naturführer, Gräfe und Unzer Verlag GmbH, 2012 München
Adele_Sansone, am 15.08.2018
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Bildquelle:
a.sansone (Sind das alles Disteln?)

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