Der Eisbär und seine bedrohte eisige Welt

Die eigentliche Lebenswelt des Eisbären (Ursus maritimus), auch Polar Bear/Polarbär genannt, ist die küstennahe Packeisschicht am Rande der Arktis. Verbreitung: Nordpolargebiet : Alaska, Kanada, Grönland, Norwegen mit Svalbard und Jan Mayen, Russland, gelegentlich Island.

Der Eisbär ist das mächtigste Landraubtier des Nordpolarmeeres. Seine Nahrung ist vorwiegend Robbenfleisch, in Notzeiten allerdings greift er sogar auf Flechten und Moose zurück.

"In der Not frisst der Eisbär alles." Was ihn in den menschennahen Gebieten auch leicht zum Problembären macht. Zum Problem für die Menschen, denen er die Müllkübel plündert. Noch mehr aber zum Problem für ihn selbst, weil er auch unverdauliches bis tödlich giftiges Zeug, wie Gummireifen und mehr in der Not zu sich nimmt.

 

Der Eisbär als Klimabotschafter

Die Eisschmelze durch die Klimaerwärmung, besonders in der Arktis, ist in jedermanns Mund.

Nicht erst seit Greta Thunbergs Engagement.

Von dieser Schmelze ist nicht nur der steigende Wasserspiegel der Weltmeere oder die Änderung des Klimas zu fürchten. Unmittelbar betroffen sind natürlich die Tiere und Pflanzen dieser Region. Der imposante Eisbär und die besonders liebevolle Eisbärin sind deshalb bestens geeignet, um auf die Bedrohung des Klimas aufmerksam zu machen. 

Auch jene Tiere, die man selbst beobachten kann, nämlich die Eisbären in unseren Zoos.

(Bild: Gellinger / Pixabay)

Die Arktis ist keine Müllhalde, oder doch?

Seit Jahrzehnten wird die Arktis, früher menschenleer, als Rohstofflager genutzt und ausgebeutet. Artenschutz, ja gut,

  • aber nur, wenn die Ölförderung in Alaska davon nicht behindert wird.
  • aber nur, wenn man sämtliche Rohstoffe billigst abbauen kann
  • aber nur, wenn ....

Dass bei allen menschlichen Eingriffen dabei in das früher keimarme Eis Umweltgifte en masse gelangen, kümmert die Konzerne weniger. Umso mehr aber bedroht es die arktische Tierwelt.

Eine Studie belegt, dass Gifte,

  • wie Quecksilber, Chlorkohlenwasserstoffe und andere fettlösliche Stoffe ungehindert in die Böden und das Wasser und damit in die Nahrungskette gelangen.

"Endlager Eisbär" oder "Man möchte kein Eisbär sein", so betitelten es die Forscher um den Dänen Christian Sonne von der Universität Aarhus. Denn was sich alles an den inneren Organen, im Skelett und im Immunsystem der Eisbären ablagert, macht die Bären von innen krank und anfällig. Und erschwert bei den wechselvollen Klimabedingungen um ein Vielfaches mehr ihr Überleben.

Mir schmilzt die Scholle weg ... klagt der Eisbär
Eisbär

Eisbär (Bild: Eva Freude / Flickr)

Bedrohlich für die Art sind aber auch weitere Fakten: Ausbeutung der arktischen Zonen, Verschmutzung des Meeres und Eisbärjagd.

Sind Eisbären wirklich eine bedrohte Art?

"Dem Eisbären schmilzt das Eis unter dem Hintern weg" ist einer der Slogans, den Naturschutzorganisationen uns in den letzten Jahren wiederholt in Erinnerung rufen. Die letzten etwa 25.000 Eisbären, zwei Drittel davon leben im kanadischen Bereich, werden durch den Temperaturanstieg zunehmend dezimiert, prophezeit der WWF. Das Worst Case-Szenario besagt, dass bis 2050 zwei Drittel der Eisbären ausgestorben sein könnten. Besonders der Eisbärennachwuchs ist durch das Verringern der Packeisdecke gefährdet. 30 Jahre Beobachtungen zeigen jedenfalls, dass es immer weniger und viel zu leichte Jungtiere gibt.

Wegen des abschmelzenden Poleises wurden die Eisbären sogar von den USA 2007 als bedrohte Art eingestuft. Die Jagd auf Eisbären, außer für Inuit, wurde verboten.

Dem widersprechen allerdings Experten der University of Pennsylvania, in ihren Augen sind die Untersuchungen nicht haltbar. J. Scott Armstrong, University of Pennsylvania, folgert, dass die derzeitigen Erhebungen über den Bestand der Population nicht ausreichend für solche Aussagen seien. Er ist sogar der Meinung, dass durch die Jagdbeschränkung der Eisbärbestand eher zu- als abnehmen wird. Auch die Anpassungsfähigkeit des Eisbären an seine sich verändernde Umwelt wird seiner Meinung nach als zu gering eingeschätzt. Mit letzterer Aussage dürfte er allerdings hoffentlich wirklich recht haben.

Vermehrte Eisbärensichtungen haben allerdings weniger mit einer Zunahme an Eisbären zu tun - setzt man dagegen- sondern zeigen, dass der Eisbär aus Futtermangel in die Menschengebiete vordringt und umgekehrt der Mensch immer weiter in seine Gebiete eindringt.

Gut, wenn Armstong mit seiner Einschätzung richtig liegt. Schlecht, wenn Scott Armstrong seine Meinung erst dann revidieren muss, wenn die Population auf den Level geschrumpft ist, wo ihr Überleben nur mehr am seidenen Faden hängt oder irreversibel ist.

Schutz des Eisbären contra Geschäft mit dem Eisbären

  • Schutz auf der einen Seite

Seit 2007 wird der Eisbär als gefährdete Art geführt. Der internationale Handel ist geregelt, und die Art ist streng geschützt (CITES Tierart nach Anhang II des Berner Übereinkommens).

Eisbärpatrouillen sind da um zu schützen, Wissenschaftler machen Studien, um mehr über das Verhalten und die Wanderbewegungen der Tiere herauszufinden. Für die Beobachtung werden Eisbärinnen mit GPS-Halsbändern versehen. Der Nacken der Eisbärmänner ist breiter, als der eher schmale Kopf und die Bänder rutschen sofort ab.

Schutzmaßnahmen veranlasst durch den WWF:

Wissenschaftler legten den Eisbären Satellitenpeilsender an und untersuchten den Gesundheitszustand und die Belastung der Tiere mit Giftstoffen. In der russischen Arktis richtete der WWF Eisbär-Patrouillen ein, die Wilderer bekämpfen und Konflikte zwischen Menschen und den immer mehr aus Not in die Siedlungen kommenden Eisbären vermeiden helfen. Von den jährlich 700 weltweit erlegten Eisbären werden allein in Russland bis zu 200 Tiere illegal getötet. Daraufhin wurden die Eispatrouillen aufgestockt. Acht Teams mit je drei Männern patrouillieren nun mit Schneemobilen an der Küste Sibiriens auf einem Abschnitt von 10.000 Kilometern. "WWF"

  • Geschäft auf der anderen Seite

Obwohl die Jagd auf ihn wenigstens in den USA verboten ist (Ausnahme Jagdquote für Inuit!), werden einige Hundert Eisbären alljährlich getötet. Spezialisierte Jagdunternehmen scheuen sich nicht, solche Abschüsse anzubieten und sich teuer (bis zu 40.000 US-Dollar) bezahlen zu lassen.

Eisbärjagd für Reiche trotz Jagdverbotes - wie geht das?

Immer wieder werden bei Jagdmesse Reporter fündig, dass nach wie vor um horrende Summen Jagdwilligen auch bedrohte Tierarten zum garantierten Abschuss angeboten werden. Sogar ziemlich offen. Halali, geht's noch? Beim Eisbären wird der Schutz insofern umgangen, dass man den Inuit ihre Jagdrechte (billig) abkauft und skrupellosen Trophäenjägern teuer wieder verkauft.

Ein Beispiel: "Jagdgebiet: Resolute Bay, Nunavut Territorium, knapp 75 Grad Nord, Höhe Nordgrönland. Kosten für den 14-Tage-Trip: etwa 40.000 Euro, inklusive Gebühren und Lizenzen sowie Präparation und Transport von Kopf und Fell, jägerisch: Schädel und Decke. Selbst "150 Dollar Naturschutzabgabe" sind aufgelistet."

Diese Praktik müsste durch die betroffenen Länder endlich einmal gestoppt und streng gestraft werden.

Faszination Eisbär (Bild: papaya45 / Pixabay)

Wie hilft der Eisbär im Zoo seinen freien Artgenossen?

Schmelzende Polkappen, verhungernde Eisbären in der arktischen Wildnis, als krasser Gegenpart veraltete kärgliche oder sündteure neue Eisbärengehege in Zoos, die Menschenmassen anziehen. Wie geht das miteinander?

Ist dem Eisbären in der Artktis damit geholfen?

Man kann trefflich darüber streiten: Wer ist arm dran? Der Eisbär auf der schmelzenden Polkappe oder der Eisbär im geschützten, allerdings auch begrenzten Zoogehege?

Eines zeigte sich jedoch deutlich in den letzten Jahren. Gerade durch die populären Eisbären in den Zoos ist das Bewusstsein für die klimatischen Bedrohungen erheblich gestiegen.

 

In welchen Zoos finden Sie Eisbären?

Haltung in folgenden Zoos: Berlin-Tierpark, Berlin-Zoo, Bremerhaven, Gelsenkirchen, Hamburg, Hannover, Karlsruhe, VDZMünchen, Neumünster (2013: Umbau), Nürnberg, Rostock, Stuttgart, Tallinn, Wien, Wuppertal.

 



Wer aktiv zum Schutz der Eisbären etwas tun möchte, etwa mit einer Patenschaft, ist herzlich dazu aufgerufen. Gelegenheiten dazu gibt es genug.

  • Eisbärenpatenschaft OCEANCARE
  • Eisbärenpatenschaft WWF

Quellen

  • Der Eisbär, Uspenski; Die Neue Brehm Bücherei, 2004 Rostock
  • WWF
  • Polarwelt, Wade; Oetinger, 2009 Hamburg
  • Unbekannte Tierwelt, Weltbild, 1997 Augsburg

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Adele_Sansone, am 13.11.2015
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Bildquelle:
Illustration Adele Sansone (Was machen Eisbären im Winter?)
a.sansone (Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)

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