Die Bezeichnung Franken bedeutet soviel wie "die Freien" oder "die Kühnen". Ursprünglich handelte es sich dabei um einen Bund westgermanischer Kleinstämme. Der größte fränkische Herrscher jedoch, Karl der Große, schuf ein riesiges Reich, welches zum Mutterboden der Nationalstaaten Deutschland und Frankreich werden sollte. Zu den militärischen Erfolgen des fränkischen Kaisers gehörte auch die Unterwerfung Bayerns. Paradoxerweise sind die Verhältnisse mittlerweile genau umgekehrt: Ein Teil des ehemals ostfränkischen Gebiets ist heute Bestandteil Bayerns. Vielleicht ist dies der Grund, warum die Bewohner gewisser Regionen im Freistaat bis heute auf ihrer Identität als Franken beharren...

Der Begriff Bayern leitet sich vom germanischen Stamm der Bajuwaren ab, dessen Kerngebiet in der Region Regensburg lag. Im 6. Jahrhundert etablierte sich daraus unter den Agilofingern ein Herzogtum, welches Karl der Große 788 eroberte. Später kam das Gebiet zeitweise unter sächsischen Einfluss. Im 10./11. Jahrhundert verlor Bayern die Ostmark und Kärnten (das heutige Österreich) sowie die Oberpfalz. Trotz dieser Gebietsverluste ist der Freistaat mit über elf Millionen Einwohnern heute das größte Bundesland der BRD.

Karl der Große verleibte dem Frankenreich schließlich auch das sächsische Gebiet ein, obgleich dies nur langsam und mühevoll gelang. Die Sachsen, das waren die miteinander verschmolzenen Reste der Cherusker, Langobarden und anderer Stämme. Seine bevorzugte Waffe wurde für dieses Volk zum Namensgeber: Das Sax, ein Kurzschwert, welches vor allem im nördlichen Europa Verwendung fand.

 

 

Das damalige Gebiet der Sachsen hatte mit dem jetzigen Freistaat allerdings wenig gemein. Die Sachsen lebten ursprünglich nördlich der Elbe, am Niederrhein sowie in den heutigen Bundesländern Hessen und Thüringen. Ein Teil von ihnen, die Angelsachsen, besiedelte sogar die britische Hauptinsel und wurde so zum Namensgeber Englands.

Das sächsische Kerngebiet verschob sich im Laufe der Jahrhunderte jedoch durch Heiratspolitik, Kriege und das Lehnswesen nach Südosten in die Mark Meißen und wurde dort zur Keimzelle des heutigen Sachsens.

Die oftmals abfällig "Preußen" genannten Menschen aus dem Großraum Berlin haben mit den echten Preußen herzlich wenig zu tun. Bei jenen handelte es sich um den Stamm der Pruzzen, der in den heutigen Staaten des Baltikums beheimatet war. Das Gebiet stand lange Zeit unter dem Einfluss des Deutschen Ordens und gelangte 1618 durch Erbverträge in den Besitz der Hohenzollern. Deren deutsche Ländereien wurden nun zum neuen Kernland von Preußen, so dass die ursprünglichen Gebiete der Pruzzen fortan nur noch "Ostpreußen" hießen.

In halber Umklammerung zwischen Ost- und Westpreußen gelegen, befindet sich das Mecklenburger Land. Zunächst von Germanen bewohnt, wurde es ab ungefähr 600 u. Z. durch westslawische Stämme wie Lutizen oder Obodriten besiedelt. Deren wichtigste Festung diente als Namensstifter der Region: Die Michelenburg befand sich südlich von Wismar in der heutigen Ortschaft Dorf Mecklenburg.

Der Name Hessen geht auf den germanischen Stamm der als kriegerisch geltenden Chatten zurück. Belegt ist unter anderem ihre Beteiligung an der Varus-Schlacht und anderen Aufständen. Später etablierte sich für die Chatten jedoch die Bezeichnung Hessen. Das Gebiet fiel zwar schließlich an das fränkische Großreich, doch der Name hat bis heute überlebt. Zudem entstammen den Hessen zwei bedeutende Adelsgeschlechter: Die damals vor allem in Thüringen präsenten Ludowinger sowie die Konradiner, welche zu den Gründern des Deutschen Reiches zählen.

Starken Einfluss übten die Konradiner zeitweise auch auf die Region Schwaben aus. Die Bezeichnung geht auf den Begriff Sweben zurück. Darunter verstand man ein Sammelwort für germanische Volksgruppen, die sich in den heutigen Gebieten Württembergs, Südbadens, der deutschsprachigen Schweiz sowie im Elsaß angesiedelt hatten. Diese Gruppierungen formierten sich zum alemannischen Stammesherzogtum. Nach dessen Untergang im Jahr 746 entstand daraus das kleinere Herzogtum Schwaben. In den folgenden Jahrhunderten kam es unter Welfen, Staufern und Habsburgern zu weiteren Gebietsverlusten. Mit dem Tod des habsburgischen Thronfolgers Rudolf endete das Herzogtum Schwaben schließlich im Jahr 1290. Der Name selbst jedoch überlebte und bezeichnet heute nicht nur Teilgebiete von Baden-Württemberg, sondern auch einen Regierungsbezirk in Bayern.

Die Geschichte deutscher Gebietsnamen zeigt: Es herrscht mittlerweile ein gewaltiges Durcheinander. Heiratspolitik, Kriege, Lehnswesen und Erbteilungen haben dafür gesorgt, dass eine klare Zuordnung einzelner "Volksgruppen" heute unmöglich scheint. Trotz aller Heimatverbundenheit und vieler regionaler Unterschiede kann man daher sagen: Wir sind tatsächlich ein Volk.

Donky, am 02.01.2024
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