Wildapfel, Holzapfel, Speiseapfel?
In voller Blüte eine Pracht, ansonsten unscheinbar und bereits gefährdet: der Wildapfel oder Malus sylvestris. Im Jahr 2013 war er sogar als Baum des Jahres im Mittelpunkt des Interesses.Der Holzapfel/Wildapfel als Baum des Jahres 2013
Die "Baum des Jahres Stiftung" wählt jedes Jahr einen speziellen Baum aus, den es in den Jahresmittelpunkt stellt. "Wir wollen Menschen an Bäume heranführen und Sensibilität für dieses lebendige Naturgut schaffen. In die Herzen großer und kleiner Menschen pflanzen wir Bäume, um gedankliche Veränderungen anzustoßen, die zu einem baumfreundlichen Verhalten führen."
Motto: Nur was man kennt, liebt und schätzt man und setzt sich dafür ein.
Kriterien für die Wahl sind besonders die Gefährdung, die Seltenheit oder die mangelnde Bekanntheit der speziellen Baumart. Nach Angaben des Kuratoriums gehört der Wildapfel zu den seltensten Bäumen Deutschlands.
Genau wie die Elsbeere, die 2011 Baum des Jahres war, stirbt mit den herkömmlichen landwirtschaftlichen Kulturen, auch Baum für Baum aus dem natürlichen Umfeld langsam aus.
Wie kommt der Wildapfel zum Namen "Holzapfel"?
Wer der Meinung ist, das komme vom holzigen Geschmack, der irrt.
Die Bezeichnung "Holzapfel" ist nicht eine Herabwertung des doch eher spröden Obstes, sondern eine Anerkennung für den Wert seines Baumholzes. Drechselarbeiten, Schnitzarbeiten und mehr wurde und wird aus dem Holz hergestellt. Aber auch als Brennholz wurde er geschätzt.
Kulturapfel (Bild: adele sansone)
Der Holzapfel oder Wildapfel - Malus sylvestris
Der Wild-Apfel oder Holzapfel (Malus sylvestris oder Pyrus malus L.) aus der Familie Rosaceae, der Rosengewächse, wird etwa 8 bis 10 m hoch. Die Zweige sind meist dornig, die Blätter rundlich und fein gezähnt. Die Blüten sind fünfzählig, 3-4 cm breit.
Blütezeit: Anfang Mai bis Juni. Die volle Blütenpracht dient den Bienen und Hummeln als Weide. Die Kronblätter oberseits weiß, unterseits rot überlaufen. Die Frucht, daher auch der Name, holzig und klein.
Der Holzapfel kommt in Auenwäldern vor, in Hecken, ist sehr anspruchslos. Allerdings benötigt er Licht und ist konkurrenzschwach.
Der Holzapfel und sein Nutzen - Von Crab Apple (Bachblüten), über den Schnaps zum gedrechselten Holz
Die Schalen des Holzapfels dienen getrocknet als Tee und Umschläge, etwa bei Fieber und Durchfall. Gepresst werden die roh ungenießbaren Äpfelchen Ausgangslage für einen guten Apfelbrand.
Nach Hildegard von Bingen erkannte auch Dr. Edward Bach die Heilkraft des Wildapfels. Die Bachblüte "Crab Apple" ist für ihn die Reinigungsblüte.
Das kernige rötlich braune Holz hingegen ist wunderbarer Rohstoff für kunstvolle Drechselarbeiten.
Das Holzäppelgebirge oder "Huldsäbblgebirsche" im Erzgebirge
Forstbotaniker Professor Dr. Roloff schwärmt auf der Plattform von "Baum des Jahres" von einer wahren Entdeckung. Im Osterzgebirge um Geising und Glashütte gibt es das wahre Holzäpfelparadies; das sogenannte "Holzäppel-Gebirge" oder auch "Huldsäbblgebirsche".
Bis zu der Höhenlage von 800 m gedeihen noch an die 1.000 Wildapfelbäume. Holzapfelidealisten hegen und pflegen diese kostbaren Schätze.
Holzapfel - ein altes Kulturgut
Gibt es in Deutschland sogar das "Holzäppelgebirge", so zeugen in Österreich uralte Familiennamen von der Bedeutung des Wildapfels.
Das Weingut Holzapfel in der Wachau etwa, wobei man sich von der Lage her vorstellen kann, dass hier Wildäpfel/Holzäpfel früher gut gediehen sind. In Österreich ist die Baumart in allen Bundesländern bekannt, wobei sie überall selten ist. Etwas häufiger ist der Wildapfel in den niederösterreichischen Voralpen, im Wiener Becken, Weinviertel, Mittel- und Südburgenland sowie in der Ost- und Weststeiermark.
Der Wildapfel zählt auch in Österreich zu den vom Aussterben bedrohten Holzgewächsen.
Die Erhaltungsstrategie lautet demnach: lokale Bestimmung, Erfassung und Schutz von ursprünglichen Wildapfel-Mutterpflanzen. Weiters Augenmerk auf deren vegetative Vermehrung. Zusammenführung in Samenplantagen, in denen genetisch vielfältiges Saatgut erzeugt werden kann. Aus diesem Saatgut angezogene Sämlinge können anschließend für Auspflanzungen im Wald und in der Kulturlandschaft verwendet werden.
Der Streit um den Ur-Apfel. Wer ist nun die Mutter aller Äpfel?
Der Kultur-Apfel stammt eindeutig nicht vom heimischen Wild-Apfel ab. Die jüngsten genomischen Auswertungen verschiedener Wildäpfel und Vergleiche mit dem heutigen Kulturapfel ergeben ein eindeutiges Bild. Eine lange nahezu unbekannte Art, der asiatische Wildapfel (Malus sieversii) aus Kasachstan, ist unser Ur-Apfel.
Glossar:
- Malus sylvestris (Pyrus malus) = Wildapfel oder Holzapfel
- Malus domestica = Kulturapfel
- Malus sieversii (Pyrus sieversii) = asiatischer Wildapfel.
Informatives rund um den Apfel
- Woher stammt unser Speiseapfel? Die Geschichte des Ur-Apfels aus Kasachstan
- Ist Apfel gleich Apfel?: Wie viele Apfelsorten gibt es?
Quellen
- NABU;
- Bäume, Enrico Banfi, Neuer Kaiser Verlag 2002, Klagenfurt;
- Bäume bestimmen, Rita Lüder, Haupt Verlag, 2013 Bern
Bildquelle:
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone
(Die Geschichte vom Ur-Apfel; Der Garten Eden lag in Kasachstan)