Apfel - Botanik und Geschichte

Seit Eva ihren Adam verführt hat, vom Apfel zu kosten, ist der Apfel aus der Geschichte der Menschheit nicht mehr wegzudenken.

Botanisch gesehen ist der Apfel=die Frucht und damit der Apfelbaum (Malus domestica Borkh.) ein Rosengewächs. Damit die Verwirrung genügend groß ist, hat er auch noch mehrere Synonyme:

  • Malus communis, Malus pumila, Pyrus malus L.

Rosengewächs Apfelbaum und seine Blüte: Vereinfacht formuliert stehen am Rand des Blütenbodens 5 Kelch-, 5 Blüten- und zahlreiche Staubblätter. Aus dem unterständigen Fruchtknoten und dem fleischig werdenden Blütenboden entwickelt sich eine Kernfrucht, unser Lieblingsobst Apfel.

(Bild: Didgeman / Pixabay)

Historisch gesehen - keine Angst, wir beginnen nicht bei Adam und Eva und dem Garten Eden/Paradies, machen wir einen kleinen Ausflug nach Asien, nach Kasachstan.

In Kasachstan, einem von der Außenwelt auch heute noch weitgehend abgeschotteten Land in Zentralasien, gedeihen seit Urzeiten Wildäpfel. Sogar deren Hauptstadt "Alma Ata"/heute Almaty, was auf kasachisch so viel wie "Vater der Äpfel" heißt (Alma=Apfel), weist auf den Apfelreichtum hin. Dort, nämlich im Tian Shan Gebirge, liegt die Wiege der Kultur-Äpfel mit noch heute existierenden Apfel-Urwäldern. Malus sieversii, auch asiatischer, kasachischer oder Altai-Apfel nennt sich diese Art und ist laut neuerster Forschung der Ur-Ur-Ur-Großvater unseres beliebten Kulturapfels.

Lesetipp: Die Geschichte vom Ur-Apfel

Von dort ausgehend, nimmt man heute an, gelangte er an die Hofgärten des Perserkönigs Dareius (521–486), in denen es bereits reich tragende Apfelbäume gab. Ägypter, Griechen, Römer, alle beteiligten sich in Folge an Handel und an der Apfelzucht.

Holzapfel (Bild: JamesDeMers / Pixabay)

Der Wild-Apfel oder Holzapfel (Malus sylvestris oder Pyrus malus L.), die europäische Urform eines Apfels, wurde lange als Stammvater/Mutter des Kulturapfels vermutet. Sein eher herber Geschmack ist für den Rohgenuss nicht gerade geeignet. Das störte unsere Vorväter nicht weiter, denn aus diesen Äpfeln machte man Most. In Ermangelung von sauberem Trinkwasser waren alkoholische Getränke in grauer Vorzeit wichtig. Lesetipp: Der Holzapfel

Noch bevor die Römer Gallien (nein, nicht ganz Gallien - Asterix und Obelix sei Dank) eroberten, kultivierten auch die Kelten Apfelbäume. Nach den Berichten der römischen Geschichtsschreiber, roh eine wahre Folterspeise: "Die Äpfel seien so sauer, dass scharfe Schwerter bei ihrem Schneiden stumpf würden", es muss sich dabei glatt um den Holzapfel gehandelt haben.

Kennen Sie die heutigen Italiener? Sie essen - auch im Ausland - am liebsten italienisch. Es soll schmecken wie bei "la mamma". Die Römer waren nicht anders. Deshalb brachten sie neben vielen Kräutern auch die Apfelkultur mit zu den "Barbaren". Mille grazie!

Die Klöstergärten (siehe Zisterzienser) setzten die Obstkultur erfolgreich fort.

 

Was bezeichnet man als Apfel-Sorte?

Die etwas sperrig anmutende offizielle Definition liest sich so:

  • Sorte: Begriff aus der Pflanzenzucht -durch Ertragsleistung, morphologische Merkmale bzw. innere Werteigenschaften deutlich unterscheidbare Zuchtform innerhalb einer Kulturpflanzenart. Die vom Bundessortenamt zugelassenen Sorten werden in meist jährlich neu erscheinenden "Beschreibenden Sortenlisten" angezeigt. (Wissen.de/lexikon)

Vereinfacht formuliert so werden Varianten einer Nutzpflanzenart unterschieden. Die Sorte muss sich durch verschiedene Merkmale (Größe, Farbe, Menge und Musterung) von anderen Sorten der gleichen Art unterscheiden. (Bei Tieren spricht man von Rassen). Kultursorten werden durch Züchtungen und Kreuzungen aus Wildarten und anderen Sorten geschaffen.

Eine weitere Unterteilung der Äpfel bezieht sich auf ihre Reife- und Erntezeit:

  • Sommeräpfel (Klarapfel, Gravensteiner),
  • Herbstsorten (Golden Delicious, Cox'Orange, Elstar ) und
  • Winteräpfel (: Boskop, Gloster, Jonathan).

Ferner unterscheidet man noch zwischen Tafeläpfeln, Most- und Wirtschaftsäpfeln.

Tafeläpfel sollen immer die gleiche Größe und Geschmack haben – egal aus welchem Anbaugebiet sie kommen. Viele EU-Richtlinien schränken zusätzlich die Vielfalt ein.

So wurden qualitative Normen wie Größe, Gewicht und sogar die Beschaffenheit des Stiels festgelegt.

Die aufwendige Sortenkunde und der Erhalt alter oder nicht mehr industriell genutzter Sorten wird heute von verschiedenen Vereinen betrieben. Bei der Erhaltung alter Obstsorten geht es nicht allein um die Bewahrung eines Kulturgutes und um die Rettung genetischer Resscourcen, sondern auch um eine Vielfalt des Geschmacks. Wer lernt, die verschiedenen Aromen zu unterscheiden, der wird die immergleichen, zu früh geernteten und geschmacksarmen Angebote in den Supermärkten bald satt haben. Auf Bauernmärkten findet sich so mancher Leckerbissen. Hoffen wir, dass diese Vielfalt auch außerhalb von EU-Normen noch lange erhalten bleibt.

Apfelbaum-Sorten für den Gärtner

Waren im 19. Jahrhundert noch über 1260 Apfelsorten bekannt, so sind heutzutage nur noch knapp 30 Sorten im Gartenhandel und bei Baumschulen erhältlich.

Nützliche Links:

  • pomologen-verein.de
  • www.prospecierara.ch
  • www.arche-noah.at
Meran 2012 Apfelsorten

Meran 2012 Apfelsorten (Bild: gumtau / Flickr)

Warum gibt es so viele Apfel-Sorten?

Der Grund für die fröhliche Vielfalt liegt in den Genen der Äpfel. Unser Kulturapfel Malus domestica ist eine zufällige Kreuzung aus mehreren Wildapfelarten. Die unterschiedlichen Gene dieser Wildarten sind noch in den heutigen Sorten zu finden. Jedes Mal, wenn ein Kern in einem Apfel gebildet wird, mischen sich diese Gene neu. Wächst aus diesem Kern ein Apfelbaum, ist theoretisch eine neue Sorte entstanden. Meistens aber tragen solche Sämlingsbäume kleine, eher ungenießbare Früchte, und nur, wenn sie zufällig gute Früchte entwickeln, sprechen wir von einer neuen Sorte. Das Züchten einer neuen ertragreichen Sorte erfordert deshalb viele Jahre Arbeit.

Den ersten Apfelsorten auf den Fersen

  • Die älteste dokumentierte Sorte des Kulturapfels ist vermutlich der Borsdorfer Apfel, der bereits 1150 von den Zisterziensern erwähnt wurde (Kloster Citeaux in Burgund).
  • Die Graue Französische Renette wurde um 1500 im Zisterzienserkloster Morimond in der Champagne gezüchtet und vermerkt.
  • Die Goldparmäne ist 1510 in der Normandie entstanden.
  • Der Hergottsapfel wiederum stammt aus der Westpfalz, um 1539.
  • Der Gravensteiner aus Schleswig (Dänemark) um 1669.
  • Mc Intosh wurde vom gleichnamigen Apfelbauern 1796 in Ontario entdeckt.

Eine Liste der Apfelsorten finden Sie bei Wikipedia

Wie viele Apfelsorten gibt es nun? Zehn, hundert oder gar tausend?

Weltweit gibt es mehrere tausend Apfelsorten, in Deutschland, Österreich, Südtirol oder der Schweiz allein existieren jeweils etwa 1.000 - 1.600. Allein in Europa gibt es in Summe fast 20.000 Apfelsorten, von denen aber maximal 50 eine wirtschaftliche Bedeutung haben. Die meisten der «klassischen» Apfelsorten sind nicht viel mehr als 100 Jahre alt.

Nach Angaben des aid-Infodienstes (aid Infodienst für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e.V.) gibt es mehr als 20.000 verschiedene Apfelsorten. Genaue Angaben sind unmöglich, denn die Zählweise kann sehr unterschiedlich sein. Manche zählen Untersorten als Sorten, ganz strikte Regeln gibt es scheinbar nicht. 

 

Elstar & Co

Apfelsorte Elstar (Bild: a.sansone)

Die Top Zwanzig der beliebtesten Apfelsorten

  • Arlet (Herkunft Schweiz)
  • Braeburn (Herkunft Neuseeland)
  • Boskop/Boskoop (Herkunft Niederlande)
  • Cox Orange (Herkunft Großbritannien)
  • Elstar (Herkunft Deutschland)
  • Fuji (Herkunft Japan)
  • Golden Delicious (Herkunft: USA)

  • Gloster (Herkunft Deutschland)
  • Granny Smith (Herkunft Australien)
  • Gala (Herkunft Neuseeland)
  • Gravensteiner (Herkunft Dänemark)
  • Idared (Herkunft USA)
  • James Grieve (Herkunft Schottland)
  • Jonagold (Herkunft USA)
  • Kanzi (Herkunft Belgien)
  • Kronprinz Rudolph (Herkunft Österreich)
  • Topaz (Herkunft Tschechien)
  • Pinova (Herkunft Deutschland)
  • Pink Lady (kein Sortenname, denn Äpfel der Sorte Cripps Pink werden unter dem Markennamen Pink Lady verkauft) Herkunft Australien
  • den zwanzigsten dürfen Sie sich aussuchen ....

 

Neue Apfelsorten braucht die Welt

Der eine gilt als "Krachmacher", als knackigster, lautester Apfel - die Rede ist vom "Sweetango", der auch extrem wohlschmeckend ist. Habe ihn begeistert verspeist.
Der andere wiederum ist besonders für Allergiker geeignet, der "Santana":
Mehr dazu hier

Andere Länder, andere Lieblings-Äpfel

  • Der Mitteleuropäer mag es gern süß-sauer.
  • Die Mittelmeerländer bevorzugen süße Sorten, wie Fuji, Red und Golden Delicious.
  • Russland hingegen mag das Großmütterchen, Granny Smith.

Das größte Anbaugebiet für Äpfel in Europa ist Italien, denn Südtirol ist der größte Obstgarten in Europa; gefolgt von Frankreich. Der Apfel wird aber auch in anderen Ländern z. B. in Süd-Afrika, Chile, Neuseeland und China angebaut. China ist weltweit der größte Lieferant.

Der Herzapfel - keine Sorte, aber doch was Besonderes

Das Original aus dem Alten Land:

der Herzapfel - der durch einen Aufkleber auf den noch grünen Apfel entsteht. Allerliebst anzusehen. Eine Spezialität einer Region, die sich Altes Land nennt.

 

Lesetipp: Obstparadies Altes Land

Alt, aber immer noch oder wieder - gut

  • Boskoop Der "Edle von Boskoop" ist an seiner rauen Schale zu erkennen, er hat einen leicht säuerlichen Geschmack. Der Apfel wird in den Niederlanden schon lange angebaut, dort wurde er um 1650 entdeckt.
  • Cox Orange Die Sorte wurde 1825 in England entdeckt. Sie ist auch bei Kindern sehr beliebt, weil ihr grünliches bis gelbes Fruchtfleisch angenehm mild und saftig schmeckt.

  • Berlepsch
 Ein quasi Ur-Bio-Apfel, denn er muss nicht gespritzt werden. Die alte Apfelsorte wurde um 1880 zum ersten Mal gezüchtet.

  • Goldparmäne 
In Frankreich schätzt man diese alte Apfelsorte schon seit rund 300 Jahren. Ihr weißes, knackiges und sehr saftiges Fruchtfleisch hat einen leicht nussigen Geschmack.

  • Golden Delicious nein, er stammt nicht aus Südtirol, obwohl jeder zweite Apfel heutzutage dort herstammt. Die Sorte wurde 1890 in den USA entdeckt und kam im Lauf der Zeit auch zu uns.
  • Weißer Klarapfel Mein absoluter Kindheitsapfel, der schon im Sommer zuckersüß vom Baum fiel und von uns Kindern gleich verspeist wurde oder von Mama zu Apfelmus verkocht wurde. Heute nur mehr ganz schwer auf Märkten zu bekommen.

Die verrücktesten Apfelnamen

Ich habe mir erlaubt mich nach den schrägsten Apfelsortennamen umzusehen. Es ist eine sehr persönliche Auswahl.

  • Adams Parmäne (Ich sehe Eva damit in der Hand sitzen und abwägen: Beißt er hinein oder nicht?)
  • Ballerina Waltz (Tanzt der Apfel oder die Esserin?)
  • Großer Schlotterapfel, auch Bischofsmütze genannt (Was denn nun? Angsthase oder nicht?)
  • Hausmütterchen
  • Herrgottsapfel
  • Lederapfel - (in den möchte ich lieber nicht beißen.)
  • Nikolausapfel - (kleine rote Äpfelchen, die Nikolaus im Sack bringt?)
  • Papageiapfel (bunt, wie ein Papagei oder so gesprächig?)
  • Schafsnase
  • Zwiebelapfel (Interessante Geschmacksrichtung versprechend.)

Der einzige, der mir in dieser Liste fehlt, ist der Adamsapfel. Wobei wir da gleich wieder am Beginn gelandet wären, nämlich bei Adam und Eva, der Bibel, dem Garten Eden und dem Apfel!

Mahlzeit mit köstlichen Äpfeln
Das Apfel-Buch: Schnelles BackenApfelkuchen: Goldstücke aus dem Ofen
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Quellen

  • Pomologen-Seiten im Internet
  • Wikipedia Apfelsorten
  • Die Weltgeschichte der Pflanzen, Seidel,, Eichborn, Köln 2012
  • Schmeil: Pflanzenkunde, Heidelberg 1966;

Zum Abschluss soll er auch noch gebührend gefeiert werden, der Apfel. Da bekommen wir nun gleich Probleme. Wann ist der Tag des Apfels? Kommt darauf an, in welchem Land Sie leben. Hier sind sie, die "ich feiere den Apfel" Tage:

  • 11. Jänner Tag des deutschen Apfels
  • 17. Juni, der Internationale Iss-einen-Apfel-Tag (International Eat an Apple Day)
  • 18. September Tag des Apfels 2015 in der Schweiz
  • 13. November Tag des Apfels 2015 in Österreich
  • 1. Dezember Eat a Red Apple Day in Großbritannien

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mmmhm ... lecker - Bratapfel

Bratapfel mit Marzipan

Zutaten:

  • 4 Boskop-Äpfel,
  • 100 g getrocknete Aprikosen,
  • 1 Orange,
  • 75 g Marzipan-­Rohmasse,
  • 2 EL Rum, 4 EL Rosinen,
  • 50 g gemahlene Haselnüsse/Walnüsse,
  • 3 EL flüssige Butter,
  • Puderzucker,
  • 2 EL gehobelte Haselnüsse/Mandeln.


Zubereitung:
Aprikosen in lauwarmem Wasser ca. 20 min. einweichen. Backrohr auf 200 Grad vorheizen. Orange heiß abwaschen und trocken reiben. Hälfte der Schale als Zesten abziehen und fein hacken. Orange auspressen. Aprikosen abtropfen las­sen und fein würfeln. Marzipan zerdrücken und mit Rum und Orangensaft cremig verrühren. Aprikosenwürfel, Rosinen und Nüsse unter­mischen.
Äpfel waschen. An Stielseite einen Deckel abschneiden. Mit Apfelausstecher Kerngehäuse entfernen, dabei Äpfel nicht ganz durchstechen. Öffnungen aushöhlen, mit Masse füllen und Deckel aufsetzen. Auflaufform mit flüssiger Butter ausstreichen. Äpfel in Form setzen, mit restlicher Butter beträufeln und mit Puderzucker bestäuben. 40 min. braten und sich schmecken lassen.

Der herrliche Duft des Bratapfels zieht weihnachtlich durch den Raum. Ein bisschen weihnachtliche Deko mit Kerzenschein und die Welt ist wieder im Lot.



Adele_Sansone, am 13.09.2015
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Bildquelle:
https://pagewizz.com/heilpflanzen-wissen-aus-dem-mittelal... (Heilpflanzen-Wissen aus dem Mittelalter - gilt das auch heute noch?)

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