Vieh wie Kühe oder Schafe war in der antiken Welt ein allgemein akzeptiertes Zahlungsmittel (Bild: Bhakti/Pixabay)

Vom Vieh zum Geld

Lassen wir uns zunächst einmal festhalten, dass das erste Geld bereits in Mesopotamien verbreitet war. Überlieferungen in der zu dieser Zeit üblichen Keilschrift berichten unter anderem von Silberzahlungen. Die Barren besaßen per se jedoch keinen Wert in Form einer aufgeprägten Zahl, sondern wurden für jede Transaktion neu abgewogen. Wie die zeitgenössischen Finanzsysteme genau konstruiert waren, darüber lässt sich allerdings nur spekulieren.

 

Lässt man Ägypten als nichteuropäisches Land beiseite, welches definitiv Goldmünzen kannte, so hebt sich dieser Schleier erst wieder mit der griechischen Archaik. Aus Homers Epen geht hervor, dass das Geld in Form von Münzen nicht existent war. Die moderne Forschung geht dennoch aufgrund einzelner anderer Überlieferungen davon aus, dass Münzgeld existierte, seine Nutzung jedoch nur sehr beschränkt war. Verbreiteter war hingegen jene Form von Zahlung, die wir als Naturalwirtschaft bezeichnen: Tauschhandel mit Vieh und landwirtschaftlichen oder tierischen Produkten.

Mit dem zunehmenden Transregionalhandel wuchs der Bedarf an einem Maßstabsystem. Produkte verschiedener Poleis – zu Deutsch: Stadtstaaten – wiesen unterschiedliche qualitative Standards auf. Zu diesem Zweck etablierte sich um ca. 600 v. Chr. in Athen das Münzwesen, mit dessen Hilfe der Handel zwischen den griechischen – und auch nichtgriechischen – Städten sprunghaft zunahm. Die Drachme war geboren. Der Initiator der griechischen Währung – Solon von Athen – war es auch, der sich tiefgreifend den sozialen Problemen der athenischen Stadtbevölkerung annahm.

Es sollte einige Zeit in der Geschichte der Menschheit vergehen, ehe abstrakte Währungen wie Gold das Vieh als Zahlungsmittel ablösten (Bild: istara/Pixabay)

Die Zinsknechtschaft

Mit der Einführung von Geld betrat augenblicklich der Faktor Zins die Bühne des wirtschaftlichen Lebens. Der Geldverleih blühte in der griechischen Antike. Münzen wurden ausschließlich gegen horrende Wucherzinsen verliehen, wobei der Höchstsatz laut Überlieferungen bis zu 36 Prozent betragen haben könnte. Bedingt durch horrende Zinszahlungen und die durch den Zinseszins beständig wachsenden Schuldenberge, gerieten breite Bevölkerungsteile zunächst in die Abhängigkeit, anschließend in die Sklaverei der Gläubiger, da die zeitgenössische Gesellschaft das Abtragen der Schuld durch den "Verkauf" der eigenen Person nur als recht und billig ansah. Für Sklaven jedweder Art, fand die griechische Sozialordnung ohnehin Verwendung: Unfreie galten als Zeichen von Vermögen und Wohlstand und der eigenen Hände Arbeit als unfein.

Der bereits erwähnte Solon von Athen erkannte die Schieflage in seiner Heimatstadt und führte tiefgreifende Reformen durch, die unter anderem die Zinsknechtschaft abschafften. Gegen diese Pläne hielt sich lange Zeit der Widerstand der oberen Schichten.

Arbeit versus Zins?

Nach dem Tode Solons wurde das Rad der Zeit allmählich zurückgedreht und die Zinsknechtschaft inoffiziell legalisiert. Lediglich der als unantastbar geltende Grundsatz der allgemeinen Rechtsgleichheit verhinderte ein Abrutschen in die vorsolonische Zeit. Durch steigende Zinssätze und politische Instabilitäten bedingt, traten die gesellschaftlichen Extreme wieder vermehrt hervor und bildete ein Sprengpotential der Sozialordnung. Einer der schärfsten Kritiker des Zinses war der griechische Philosoph Aristoteles. In seiner Politeia nennt er die Vermehrung des Geldes aus sich selbst heraus "widernatürlich": "So ist der Wucher hassenswert, weil er aus dem Geld selbst den Erwerb zieht und nicht aus dem, wofür das Geld da ist. Denn das Geld ist um des Tausches willen erfunden worden, durch den Zins vermehrt es sich dagegen durch sich selbst."

Die vor der Geburt in Athen eingeführte Vermögenssteuer (428 v. Chr.) sah Aristoteles als ungenügend an, da durch sie der durch Zins erworbene Gewinn nur teilweise abgeschöpft würde. Die Verdammung des Zins und Zinseszins durch den griechischen Denker beeinflusste das spätere christliche Zinsverbot zudem in einem nicht unerheblichen Umfang.

Abschließend bleibt noch festzustellen, dass die griechische Währung, die Drachme, auf drei Kontinenten in Gebrauch war: in Europa, in Afrika und in Asien. Bis zum Aufstieg des imperium Romanum bildete sie die (Edelmetall-)Leitwährung des antiken Zeitalters.

Letzte Aktualisierung: 05.09.2014

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