Familienfreundlich der Innenhof im ...

Familienfreundlich der Innenhof im Victoria&Albert Museum (Bild: Gabriele Schreib M.A.)

Schon für weniger als hundert Euro gibt es den Flug

Eine kurze Recherche im Internet und schon ist für weniger als hundert Euro der easyjet-Flug von Hamburg nach London gebucht, hin und zurück natürlich. Der alte Stadtplan wird gesucht und gefunden, aber schließlich dann doch nicht mitgenommen. Wozu hat man heute Smartphones. Und fragen kann man ja auch noch, da lernt man dann ja immer nette Leute kennen. Ankunft Mittwoch Abend in Luton. Ein Bus der Fluglinie fährt die 50 Kilometer in die City. Abends ist dann erstmal vietnamesisch essen angesagt. Was werden die Briten dann wohl irgendwann wieder so ganz ohne Ausländer machen? Heute ist das Angebot an Restaurants vielfältig: Thailändisch, indisch, spanisch, vietnamesisch, deutsch, französisch, es gibt einfach alles. Ja, da geht dann der Weg wohl wieder zurück zu Fish&Chips.

 

London in Soho bei Nacht

London in Soho bei Nacht (Bild: Gabriele Schreib M.A.)

Die Fahrt zum Victoria&Albert Museum ist spannend

Am nächsten Morgen gehen die Probleme los, kaum dass der Bus hält. Einfach einsteigen und bezahlen ist hier nicht. Es muss ein Busticket gekauft werden und das geht nicht im Bus. Die gesamte Barzahlung ist abgeschafft. Hätte man in Deutschland dieses System, wäre sicher an jeder Bushaltestelle ein Kiosk, der diese Tickets verkauft. Hier ist das anders und es dauert geschlagene 40 Minuten, so einen Shop zu finden. Dann aber ist es geschafft und das Tagesticket für alle Busse der Stadt kostet fünf Pfund, knapp 5,80 Euro. Die sogenannte Oyster Card. Vorbei an Piccadilly, am Ritz und am Kaufhaus Harrods geht es dann erstmal mit der Linie 14 zum Museum. Vorsicht beim Aussteigen: Für alle nicht-Briten steht oft auf der Straße "Look left, look right", aber es steht eben nicht überall. 

Stadtrundfahrt mit den roten ...

Stadtrundfahrt mit den roten Doppeldeckern (Bild: Gabriele Schreib M.A.)

Die Ausstellung ist wirklich sehr gut gemacht

Der Eintritt ins V&A ist frei, allerdings kostet die Sonderausstellung zu den Sixties dann doch etwas, nämlich 16 Pfund. Aber es lohnt sich wirklich. Noch bis zum 26. Februar 2017 kann man hier herkommen. "You say you want a revolution?" ist der Titel und der Kenner weiß natürlich, wo das herkommt. Die Kopfhörer aufgesetzt und schon ist vor jedem Bild der passende Soundtrack zu haben. Sechs Abschnitte hat die Schau, in denen präzise die diversen Umwälzungen dieser Zeit beschrieben werden: Allem voran natürlich die Musik, ohne die der Aufbruch sicher nicht möglich geworden wäre, dann Design, Fashion, Film, Technik und natürlich Gesellschaft. Und danach wird der Besucher vollkommen überwältigt von grellen Farben, psychedelischer Musik und vielen detaillierten Informationen. Der scheidende deutsche Direktor Martin Roth hat wirklich wunderbare Arbeit geleistet. Hier wird die Rebellion einer ganzen Generation noch einmal wertschätzend gefeiert, obwohl diese Befreiung nun auch schon wieder 50 Jahre zurückliegt. Nach fast drei Stunden im Museum schwindet die Kraft und da ist es schön, in einem der letzten Räume mit Kunstrasen und ganz vielen bunten Hippiekissen niedersinken zu können und der Band "The Who" zu lauschen und die Dokumentation über Woodstock zu sehen (Schnitt Martin Scorsese). Gedreht 1970. Alle sind sie wieder da, Joan Baez, The Who, Bob Dylan, Janis Joplin, sogar Jimi Hendrix. Ein Jahr später ist er tot, als Folge seines Alkohol- und Drogenmissbrauchs. Mit der Freiheit der Sixties konnten eben doch nicht alle umgehen.

Die Hippies sind auch schon da

Die Hippies sind auch schon da (Bild: Gabriele Schreib M.A.)

Alle sind sie wieder da...

Alle sind sie wieder da... (Bild: Gabriele Schreib M.A.)

Und dann natürlich ein Besuch in der Carnaby Street

Am nächsten Tag geht es zu Fuß durch die Stadt, die legendäre Carnaby Street ist nicht sehr weit entfernt. Der Besuch dort kommt natürlich 50 Jahre zu spät, aber immerhin. Man bekommt auch heute noch eine Vorstellung von der quirligen Meile. Leider ist das Wetter nicht wieder so heiß und sonnig wie am Tag zuvor.

Die legendäre Carnaby Street

Die legendäre Carnaby Street (Bild: Gabriele Schreib M.A.)

"We sell umbrellas" passt so ...

"We sell umbrellas" passt so richtig gut zum verregneten Tag (Bild: Gabriele Schreib M.A.)

Sind so schicke Schuh'

Sind so schicke Schuh' (Bild: Gabriele Schreib M.A.)

Die Sixties sorgen hier natürlich ...

Die Sixties sorgen hier natürlich für viel Umsatz (Bild: Gabriele Schreib M.A.)

Wie haben die späten Sixties die Menschen beeinflusst?

Das ist eine Frage, die man sich stellen muss, auch heute noch. Das Nachdenken über das Leben und über die Zukunft hat hier die entscheidenden Weichen gestellt bekommen. Die Macher im V&A Museum beantworten diese Frage uneingeschränkt positiv. Obwohl es auch damals schon nicht nur viele Blumen, sondern auch viele Bomben gab. In der Welt gab es für alle Menschen die ständig präsente Dauerbedrohung eines atomaren Konflikts durch die vor allem in Europa stationierten Atomwaffen von West und Ost. Aber das wird beim verklärenden Rückblick leicht vergessen. Die Ausstellung zeigt allerdings den Idealismus dieser Zeit und sie ruft den Geist auf, Optimismus zu zeigen. Im Artikel der Frankfurter Rundschau wird noch ein weiterer interessanter Aspekt beleuchtet: "...'Nostalgie ohne Erinnerung' nennt der Beatles-Biograph Philip Norman das Phänomen der nachgeborenen Anbeter." Das ist sicherlich richtig, denn viele Menschen der jüngeren Jahrgänge beneiden die, die sich wirklich noch an diese lebendige und wilde Zeit erinnern können. Und für alle - egal ob mit oder ohne echte Erinnerung - kann man den London-Trip in die Vergangenheit völlig bedenkenlos empfehlen.

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