Litecoin: Das schnelle Bitcoin-Silber

"Wenn Bitcoin Gold ist, dann ist Litecoin Silber".

So begründen die Unterstützer von Litecoin die Entwicklung dieser Alternativwährung. Das Ziel: Litecoin soll für die Zahlung kleinerer Beträge, so genannte Micropayments, durch eine schnellere Abwicklung der Transaktionen besser als das große Vorbild geeignet sein. Litecoin wurde Ende 2011 gegründet und hat zwei grundlegende Unterschiede zum Bitcoin-System:

  • Litecoin-Überweisungen sind schneller: Alle zweieinhalb Minuten werden neue Einträge in der Blockchain geschrieben. Die Blockchain ist das Buchhaltungssystem der Internetwährung, hier befinden sich alle Transaktionen gespeichert. Bitcoin braucht für einen neuen Eintrag zehn Minuten. Daher werden die Litecoin-Zahlungen im Schnitt etwa viermal so schnell bestätigt wie Bitcoin-Zahlungen.
  • Litecoin nutzt einen anderen Algorithmus zum Generieren von Blocks, den so genannten Scrypt-Algorithmus. Dieser ist gut auf normale Universal-Mikroprozessoren abgestimmt. Der Bitcoin-Algorithmus SHA-256 dagegen wird am besten von teuren Spezial-Schaltkreisen, so genannten ASICs, gemeistert. Die Litecoin-Gründer wollen dagegen jeden PC-Besitzer in die Lage versetzen, beim Litecoin-Netzwerk mitzumachen und als Lohn ein paar Litecoins zu verdienen. Es soll möglichst vermieden werden, dass wie bei Bitcoin nur noch große finanzstarke Firmen und reiche Privatleute das Netzwerk betreiben.

Kritiker bemängeln bei Litecoin zwei Dinge: Einmal sei durch die geringere Blockgröße die Sicherheit geringer als bei Bitcoin. Zum anderen sei es mit dem auf Standard-PCs optimierten Scrypt-Algorithmus für Cyberkriminelle relativ einfach, mit einem aus mit Malware infizierten PCs zusammengestellten Botnet große Summen Geld zu verdienen.

Bisher hat Litecoin diese Kritik wenig anhaben können. Der Kurs ist seit Anfang 2013 klar im Aufwind. Im April dieses Jahres übersprang die Währung zum ersten Mal die 1-Dollar-Marke. Zwar war Bitcoin zu diesem Zeitpunkt mehr als 100 Dollar wert, doch Litecoin erreichte die Dollarparität schon nach etwas mehr als einem Jahr und damit weit schneller als sein großer Bruder, der sich damit mehr als 2 Jahre Zeit ließ. Schon haben erste Online-Shops begonnen, Litecoin als Zahlungsmittel zu akzeptieren.

Litecoins kaufen kann man bei den Bitcoin-Börsen BTC-E und Vircurex.

Peercoin: Das Öko-Bitcoin

Das Bitcoin-Netzwerk verbraucht immer mehr Energie: Im April 2013 soll es Schätzungen zufolge bereits den Stromverbrauch einer durchschnittlichen Großstadt erreicht haben. Schuld daran ist die Konstruktion des Bitcoin-Systems: Es beruht darauf, dass die am Netzwerk teilnehmenden Computer schwierige Rechenaufgaben lösen müssen, um die Blöcke der Blockchain (wir erinnern uns: das Buchhaltungssystem von Bitcoin) mitschreiben zu dürfen und damit Bitcoins zu verdienen. Diesen Prozess nennt man "Mining". Noch schlimmer: Je mehr Computer um die heißbegehrten Blöcke konkurrieren, um so schwieriger werden diese Aufgaben - und um so mehr Strom wird wiederum verbraucht.

Dieses energieintensive Modell wird damit begründet, dass dadurch die Netzwerksicherheit vor Angreifern gesichert sei. Kryptowährungen wie Bitcoin lassen sich manipulieren, wenn man 51 Prozent der Blockchain kontrollieren kann. Dies ist dank des Rechenaufwandes nur mit Hilfe riesiger und sündteurer Supercomputer möglich.

Doch einige Software-Entwickler überzeugte dies nicht. Gäbe es nicht andere Möglichkeiten, um die Stabilität des Buchhaltungssystems zu sichern?

Die Lösung, die nun von den Machern von Peercoin (auch PPCoin oder P2PCoin) entwickelt wurde, nennt sich "Proof of Stake". Dies bedeutet: Die Blockchain wird von denen geschrieben, die Peercoin benutzen (den "Stakeholdern"). Jeder, der die Peercoin-Software installiert hat und mit dem Internet verbunden ist, nimmt automatisch am Buchhaltungssystem teil und kann damit in den Genuss von freien Peercoins kommen, ohne energieintensiv "Mining" betreiben zu müssen. 

Vereinfacht gesagt: Die Bonuszahlung berechnet sich nicht wie bei Bitcoin nach dem geleisteten Rechenaufwand, sondern nach der Menge der gehaltenen Peercoins. Die Idee dahinter: Wer das PPCoin-Netzwerk angreifen und manipulieren will, muss mindestens 51 Prozent aller vorhandenen PPCoins besitzen und damit einen riesigen finanziellen Aufwand betreiben, denn schon heute geht der Marktwert aller Peercoins in die Millionen.

Man kann das System mit Zinszahlungen einer Bank vergleichen: Wer mehr Geld auf dem Sparkonto hat, bekommt auch mehr Zinsen. Um "Reiche" mit dicken Peercoin-Konten nicht unangemessen zu bevorteilen, werden diese Zinsen allerdings auf maximal 1 % im Jahr beschränkt.

Mit diesem Öko-Bonus konnte Peercoin, das 2012 aus der Taufe gehoben wurde, bereits einige Interessierte anziehen. Peercoins kaufen kann man übrigens ebenfalls bei BTC-E und bei Vircurex.

Devcoin: Die Ethikwährung für Open-Source-Projekte

Weniger technisch anspruchsvoll ist die Bitcoin-Abspaltung Devcoin. Das Projekt wurde Ende 2011 gegründet und hat das Ziel, Open-Source-Projekte aller Art zu unterstützen. Dies beschränkt sich nicht auf Software: Auch Künstler, Musiker, Texter / Journalisten und Hardware-Produzenten können in den Genuss eines so genannten "Bounties" - einer Unterstützungs-Zahlung durch das Devcoin-Projekt - kommen. Einzige Bedingung: Die Werke müssen unter einer freien Lizenz zugänglich sein. Dies bedeutet: Jeder muss sie frei kopieren oder (im Fall von Hardware) nachbauen dürfen.

Das Geld für die Projekte wird direkt bei der Devcoin-"Erzeugung" abgezweigt, also den Geldeinheiten, die automatisch bei jedem geschriebenen Block der Blockchain den "Minern", also den Betreibern des dezentralen Netzwerks, zugute kommt. Das Devcoin-Projekt entscheidet dabei, welche Projekte unterstützt werden.

Der Clou ist bei Devcoin also: Die Spenden an die Projekte bezahlt "niemand", sie werden vom Geldsystem generiert. Jeder, der Devcoin kauft oder "mint", unterstützt also automatisch die Projekte. Finanziert hat Devcoin bisher unter anderem eine Schreib-Plattform (Devtome) und mehrere Hardware-Projekte.

Die Software von Devcoin ist stark an Bitcoin angelehnt. Der Algorithmus ist der selbe (SHA-256), allerdings werden deutlich mehr Geldeinheiten generiert als bei Bitcoin. Somit ist der Wert eines Devcoin auch deutlich geringer, wohl um das Rechnen mit winzigen Centbeträgen zu vermeiden. Auch werden Devcoin konstant generiert, es gibt kein hartes Limit der Geldeinheiten wie bei Bitcoin (bei dem nach 21 Millionen für immer Schluss ist). Damit ist die Währung leicht inflationär ausgelegt.

Devcoin hat sich übrigens beim Kursverlauf bisher achtbar gegenüber Bitcoin geschlagen. Damit ist es eine gute Investition für alle, die das Open-Source-Prinzip unterstützen wollen, ohne sich Gedanken über die Spenden machen zu wollen.

Devcoin kaufen kann man bisher vor allem bei Vircurex.

Freicoin - Der Traum Silvio Gesells

Eine häufig gegen Bitcoin vorgetragene Kritik stört sich am deflationären Design der Währung. Wenn ständig der Wert nach oben gehe, würde niemand mehr Dinge kaufen, sondern nur noch das Geld horten. Somit käme es zu einer "Bitcoin-Liquiditätsfalle" und es könne sich nie eine richtige Wirtschaft etablieren. Stattdessen herrsche in einer von Bitcoin dominierten Wirtschaft permanent Rezession und Krise.

Freicoin tritt (wie übrigens zum Teil auch PPCoin und Devcoin) an, diesen Mangel zu beheben. Hierfür bedient sich das Projekt bei Ideen der Freiwirtschaft. Dabei handelt es sich um eine von einem Ökonomen namens Silvio Gesell im späten 19. Jahrhundert entwickelte Theorie und Ideologie. Zur Bekämpfung von deflationären Wirtschaftskrisen soll nach dem Willen Gesells und seiner Anhänger eine ständige Geldabwertung stattfinden. Damit soll ein Anreiz zum Ausgeben des Geldes und so zur Ankurbelung der Wirtschaft gegeben werden.

Gesell-Anhänger führen oft das "Wunder von Wörgl" als Beweis für die Überlegenheit der Freiwirtschaft an. Mitten in der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre hatte die österreichische Stadt Wörgl mit einer nach freiwirtschaftlichen Grundsätzen gestalteten Regionalwährung ihre darniederliegende Wirtschaft erfolgreich reanimiert.

Freicoin ist so designt, dass die einzelnen Guthaben sich automatisch im Jahr um etwas weniger als 5 Prozent entwerten. Der Erlös aus dieser "Steuer" kommt einer Stiftung zugute, die damit soziale Projekte unterstützt.

Die Idee zu Freicoin stammt übrigens aus der Occupy-Bewegung, einer außerparlamentarischen Protestbewegung gegen die Auswüchse des Kapitalismus.

Freicoin kaufen kann man auf Vircurex und BTER. Eine Anlaufstelle ist auch die offizielle Website freico.in.

Primecoin - Kann Mining "sinnvoll" sein?

Ähnlich wie PPCoin hat auch Primecoin das Ziel, der angeblichen Energieverschwendung beim Mining Einhalt zu gebieten. Primecoin geht allerdings einen ganz anderen Weg: Hier soll das Mining sinnvolle Aufgaben erledigen.

Bei Primecoin werden die Teilnehmer am Netzwerk nicht für sinnlos anmutende Rechenaufgaben, sondern für das Finden neuer Primzahl-Ketten belohnt. Mit diesem Ansatz soll den Mathematikern ein Dienst erwiesen werden, die für das Finden von Primzahlen bisher Supercomputer einsetzen.

Primecoin-Programmierer "Sunny King", der auch hinter PPCoin steht, sieht die Währung als Proof-of-Concept für weitere Altcoins an, bei denen die Netzwerkteilnehmer "sinnvolle" Rechenaufgaben durchführen. So wurde in der Community - durchaus auch auf wissenschaftlichem Niveau - bereits über Algorithmen nachgedacht, die bei der Heilung von Krankheiten wie Krebs helfen können. Ein derart ehrgeiziges Projekt lässt allerdings noch auf sich warten.

Wer dem Primzahl-Bitcoin eine Chance geben will, kann diese unter anderem bei den Börsen Vircurex und BTER kaufen, ein Community-Forum findet sich bei PPCointalk. Primecoin hat sich übrigens kurz nach dem Start als eines der beliebtesten Altcoins herausgestellt.

Haben Altcoins eine Chance? Soll man in sie investieren?

Bei den hier beschriebenen Alternativwährungs-Projekten handelt es sich um die "traditionellen" Altcoins, die bis 2013 entwickelt wurden und heute immer noch verwendet werden. Unter diesen Klassikern sind noch Namecoin, eine Währung zur Errichtung eines freien Internet-Domain-Systems, und Dash (ursprünglich Darkcoin) mit fortgeschrittenen Anonymisierungs-Funktionen zu nennen. Ab Ende 2013 begann eine zweite Altcoin-Welle, bei der zum Teil der Code ganz neu geschrieben wurde und fortgeschrittene Funktionen wie dezentralisierte Börsen und Smart Contracts - elektronische Verträge - integriert wurden. Hier zu nennen sind NXT, NEM, Ethereum und Lisk, welche bis heute erfolgreich sind.

Zahlreiche andere Projekte wurden wieder aufgegeben oder sind in Vergessenheit geraten und haben kaum noch einen monetären Wert. Einige haben sich auch als betrügerische Unterfangen nach Art eines Schneeballsystems herausgestellt - sie wurden nur kreiert, um ihre Entwickler zu bereichern.

Nun ist ja selbst der Platzhirsch unter den Kryptowährungen, Bitcoin, noch weit von einer wirklich breiten, alltäglichen und weltweiten Nutzung entfernt. Welcher Platz gebührt also den Altcoins? Um diese Frage wird in der Bitcoin-Community heftig gestritten.

Altcoin-Gegner behaupten, durch die vielen Alternativen würde nur Verwirrung unter neuen Nutzern gestiftet. Zudem könnte eine attraktive Alternativwährung dem Bitcoin-Original schaden, indem Nutzer abwandern würden. Auch seien sie wegen der geringeren Netzwerkleistung leichter angreifbar.

Unterstützer der Altcoins entgegnen, nur durch Experimente mit Altcoins könnten größere strukturelle Nachteile der Bitcoin-Software verbessert werden. Somit würde auch Bitcoin selbst profitieren. Zudem grenze sich beispielsweise Litecoin klar durch seine Optimierung für kleine Zahlungen von Bitcoin ab und sei eher als Erweiterung denn als echter Konkurrent gedacht.

Wie auch immer: Altcoins werden - wie auch Bitcoin - immer beliebter und gewinnen stetig neue Nutzer hinzu. Spekulanten lieben die Eigenschaft, dass sich wegen des geringen Handelsvolumens leicht Spekulationsblasen bilden, in denen geschickte Daytrader schnelle Profite erlangen können.

Als Mittel zum ernsthaften Sparen und Investieren sind Altcoins dagegen bisher wenig geeignet. Auch nehmen kaum Online-Shops sie an, so dass sie quasi nur zur Spekulation taugen.

Wer aber etwas Experimentierfreude hat oder eine der Alternativen unterstützen will, kann durchaus ein paar Euro, Franken oder Dollar in die kleinen Brüder von Bitcoin investieren. Bisher hat keines von den hier vorgestellten Altcoins wirklich starke Verluste (von Blasen abgesehen) vermelden müssen. Mindestens die Dollarparität wurde meist gehalten.

Somit bleibt es jedem überlassen, ob er Altcoins unterstützen will oder nicht. Solange man den experimentellen Charakter im Blick behält und nicht gerade seine ganzen Ersparnisse investiert, sind sie keinesfalls ein No-Go.

Altcoins - Sind sie sinnvoll?
Autor seit 12 Jahren
15 Seiten
Laden ...
Fehler!