In der heutigen Intensivhaltung ist es vorbei mit der früheren Natur-Idylle, Sozialbeziehungen und vertrauensvollem Kontakt zu Menschen. Für ökonomisch erfolgreiche Tier- und Pflanzenproduzenten zählen nur hoher Ausstoß und Profit. Die sind aber nur realisierbar durch Laufställe mit vielen Tiere auf engstem Raum und ohne direkte Licht- und Witterungseinflüsse Die empfindsame Kuh wird hier zu einer Hochleistungsmaschine umfunktioniert, hat sich den Bedingungen anzupassen und nicht umgekehrt.

Tierschutzorganisationen wie PETA und die Albert-Schweitzer-Stiftung sowie Filme wie "Das Leiden der Kühe" oder von Paul McCarney/PETA "Wände aus Glas" schildern objektiv und drastisch, wie das wirkliche Leben der Milchkühe in Großbetrieben heute aussieht. Dennoch suggeriert die Milchindustrie weiterhin durch Werbekampagnen Scheinwelten, die es in der Realität aber immer seltener gibt.

Ökologisch arbeitende kleinere Betrieben, Verbands-Biobetriebe wie zum Beispiel die von Demeter, Bioland, Naturland handhaben das vorbildlcher und sicher gibt es auch unter den konventionell arbeitenden Betrieben noch Bauern, denen das Tierwohl mehr am Herzen liegt als die Produktivität, aber sie sind prozentual die Minderheit.

Die EU hat über sehr viele Jahre - auch im Hinblick auf steigende Exporte nach Afrika und Asien - stark die neuen Großbetriebe subventioniert (mit Steuergeldern der EU-Bürger, die dazu allerdings vorab nie befragt wurden). Kleinbetriebe und generell die ökologische Landwirtschaft wurden vernachlässigt und allein gelassen. Sie findet man darum auch nur noch auf 5,4 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche in Europa. Tendenz: erfreulicherweise wieder leicht ansteigend.

In einer umfangreichen EFSA-Studie aus dem Jahr 2009, die von der EU in Auftrag gegeben wurde, wurden zahlreiche Aspekte in der Kuh-Haltung untersucht. Unter "Conclusions and Recommendations" wurde festgehalten, dass sie zum damaligen Zeitpunkt als nicht ausreichend angesehen wurden. Angeregt wurde, weitere multidisziplinare Untersuchungen zu Tierwohl und Lebensmittelsicherheit in Milcherzeugerbetrieben durchzuführen.

Keine Kuh gibt freiwillig Milch

Ursprümgliches Melken per HandDen meisten Verbrauchern wird nicht bewusst sein, dass Kalbfleisch nur eines der ''Nebenprodukte'' der Milchproduktion ist. Mit jedem Glas Milch oder mit dem Genuss von Milchprodukten unterstützen Verbraucher die Kalbfleisch-Industrie und tragen zum Leid der Mutterkuh und ihrem Kalb bei.
Damit eine Kuh überhaupt Milch produzieren kann, muss sie trächtig sein. Dies erreicht man in der Hochleistungs-Milchindustrie heute in der Regel durch künstliche Befruchtung. Der Vorgang findet bereits im Alter von etwa 15 Monaten statt.
Die natürliche Lebenserwartung einer Kuh beträgt normalerweise etwa 20 Jahre. In der Massentierzucht, mit ihren Höchstanforderungen an das Tier, wird sie aber meist nicht älter als 5 Jahre.
Eine andere schmerzhafte Methode, eine Schwangerschaft zu erzeugen, ist der Embryonentransfer, bei der Embryos in einer Kuh herangezogen und dann in eine andere implantiert werden.
Bioverbände, wie zum Beispiel Demeter, lehnen diese und auch andere Praktiken, wie das Enthornen, ab.
Normalerweise erzeugt eine Kuh Milch für ihren eigenen Nachwuchs und das bis zu 10 Monate nach der Geburt. Diese so wertvolle Muttermilch erhält aber nicht das Kalb, sondern sie geht an die Molkerei.
Das Kälbchen muss sich mit Milchersatz begnügen. Wenn die Milchproduktion bei den Kühen nachlässt, werden die Tiere erneut künstlich befruchtet und das Leid beginnt von vorne.

Der "EU Milk Market Observatory" zeigt, dass in der EU noch nie so viel Milch produziert wurde wie im Oktober 2017. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Plus von 4, 3 Prozent, was 521.000 Tonnen entspricht. Die Milchleistung in den EU-Ländern variert dabei erheblich. War Deutschland im Oktober 2016 noch auf Platz 18, so ist es im Oktober 2017 auf Platz 12 vor gerückt.

Melkanlage in Großbetrieb

Was geschieht mit dem Kalb?

Nach 9 Monaten Schwangerschaft wird das neu geborene weibliche Kalb zur Milchkuh aufgezogen. Das männliche Kalb geht in die Kalbfleisch- oder später in die Rindfleisch-Produktion.

Um keine Bindung zwischen Mutter und Kalb entstehen zu lassen, wird das Kalb meist sofort, spätestens nach einem Tag, von der Mutter getrennt, was für beide Seiten äußerst schmerzhaft ist.

Das Kalb steckt man in eine Kalbkiste – eine enge Box mit einem Querschnitt von etwa 60 bis 80 cm - in der das Kalb soeben stehen, sich aber nicht bewegen oder umdrehen kann oder es kommt in eine Art Plastik-Iglu mit ein wenig Platz im Freien.
Um die Bewegungen noch mehr einzuschränken, werden die Tiere oft mit Ketten am Hals ruhig gestellt. Dadurch wird das Muskelwachstum verhindert und das Fleisch bleibt zart.

Dem Milchersatz - einer Eiweiß-Kraftfuttermischung - mit denen die Kälber täglich um etwa 1 Kilogramm gemästet werden - mangelt es an Eisen und Faserstoffen, was Blutarmut hervorruft. Auch das ist so gewollt, weil Konsumenten und Restaurants ja Wert auf helles Fleisch legen.

Kälber leiden aufgrund ihrer Schwäche häufig an Diarrhöe (Durchfall), Lungenentzündung und Lahmheit. Ein Kalb wird bereits im Alter von 4 bis 6 Monaten geschlachtet, manche jedoch auch schon ein paar Stunden oder Tage nach der Geburt.

Krankheiten der Tiere in der Massentierzucht

Unter natürlichen Umständen produziert eine Kuh nur so viel Milch wie sie sie für die Ernährung ihres Kalbes benötigt – etwa 8 Liter pro Tag. Durch genetische Veränderungen sowie Gabe von Antibiotika und Hormonen wird eine Kuh in der Massentierzucht heute gezwungen, jährlich mehr als 10.000 Liter Milch zu produzieren, was durchschnittlich etwa 27 Liter pro Tag entspricht.

Zum Melken werden den Milchkühen Vakuummaschinen an den Zitzen befestigt und die Milch wird herausgesaugt – 2 bis 3 Mal am Tag, 365 Tage im Jahr. Die Euter der Tiere werden häufig so groß, dass ihre Hinterbeine ständig gespreizt sind, was zu Lahmheit führt.

Durch die starke maschinelle Beanspruchung leiden viele Kühe an der schmerzhaften Euterentzündung, Mastitis, die durch mehr als 20 verschiedene Bakterien ausgelöst wird. Die Melkmaschinen werden dennoch weiter benutzt, da sie Arbeitskräfte sparen. So kann allein ein einziger Arbeiter in 2 Stunden 86 Kühe melken. Studien haben ergeben, dass sich die Häufigkeit der Mastitis bei Kühen durch saubere Ställe, mehr Bewegungsfreiheit für die Tiere, besseres Futter, geeignetere Schlafplätze und wirksamere Versorgung senken ließe.

Die Stall-Bedingungen und das Futter

Kühe und Kälber werden oft so beengt gehalten, dass sie sich nicht oder kaum umdrehen können. Je weniger Bewegung möglich ist, umso schneller kann die ganze Energie des Futters in das Fleisch gehen. Meist stehen Kühe und Kälber in dunklen Ställen auf unbequemen, teilweise Kot überzogenen, glitschigen Lattenrosten, durch die ihre Ausscheidungen hindurch fallen können oder auf Betonböden. Dieses harte, jahrelange Stehen führt zu Schmerzen in Beinen und Gelenken.

Statt mit vorwiegend Raufutter (Grünfutter, Heu, Silage oder Futterstroh ) werden die Kühe meist mit einer nicht artgerechten Eiweiß-Kraftfutter-Mischung gemästet die wenig ballaststoffreich ist und zu Fehlernährung führen kann. Zudem erlaubt die EU seit Jahren, dass genetisch verändertes Viehfutter aus Südamerika eingeführt werden darf, das dort stark mit Pestiziden behandet wurde. Untersuchungen der Uni Leipzig haben im Urin von Tieren und Menschen Rückstände dieser Pestizide nachgewiesen.

Als Errungenschaft werden heute die sogenannten Laufställe gepriesen, in denen die Tiere zumindest etwas mehr bewegen können und bessere Liegeflächen haben. Dafür werden die Tieren aber auch inzwischen durchgehend die Hörner abgesägt, damit sie sich nicht bekämpfen oder behindern - ein Eingriff in die Natur des Tieres, wie man erkannt hat.

Es ist unschwer vorzustellbar, welche Qual es für Kühe ist, tagein, tagaus nur im Stall stehen zu müssen (teilweise sogar noch in der eigentlich verbotenen Anbindehaltung), kein Sonnenlicht zu sehen, sich nicht oder nur wenig bewegen zu können, die wichtigen und schönen Hörner abgesägt zu bekommen, nahezu jedes Jahr geschwängert zu werden, die Kälber gleich nach der Geburt entrissen zu bekommen und dazu noch exzessiv Milch geben zu müssen. All das überfordert den Organismus der Kühe so sehr, dass sie nach wenigen Jahren 'ausgemolken' sind.

Was am Ende bleibt, ist der lieblose Abtransport zum Schlachter oder, wenn sie großes Pech haben, ein sehr langer Transport zu billigeren ausländischen Schlachtehäusern im Südosten Europas, die mit Tieren noch weniger Erbarmen, wie die TV-Dokumentation "Geheimsache Tiertransporte" drastisch zeigt. Auch deutsche Mastkälber werden oft tausende Kilomenter und tagelang quer durch Europa gefahren, um dann in ausländischen Mastbetrieben ihr kurzes Leben zu fristen.

Die Milchindustrie hat die letzten Jahre ganze Arbeit geleistet, indem sie den Verbrauchern vom Gesundheitswert der mittlerweile stark veränderten Milch vorgaukelt, was inzwischen von vielen Wissenschaftlern und Medizinern angezweifelt wird.

Unter Berücksichtigung all dieser Fakten wäre es wohl angebrachter, anstatt gesunde Milch und Milchprodukte von glücklichen Kühen zu bewerben, einen Hinweis auf die qualvolle Herstellung der Milch anzubringen.

 

Was kann man tun, um die Zustände zu ändern?

Verbraucher haben viele Möglichkeiten, die Situation zu ändern:

  • Verzicht auf Milch, Milchprodukte und Fleisch oder zumindest weitgehende Einschränkung oder auch Umstieg auf pflanzliche Alternativen aus Soja, Reis, Hafer, Mandel, Kokos, die es inzwischen in großer Auswahl gibt. Ein US-Unternehmen arbeitet bereits intensiv daran, eine Milch ohne Tierleid (Pefect Day) herzustellen und in den USA 2020 auf den Markt zu bringen.

  • Wenn Milch und Milchprodukte, dann Produkte von Bioverbänden vorziehen, die Wert auf artgerechte Tierhaltung legen (wie Demeter, Bioland, Naturland und andere)

  • Den Kauf von Lederprodukten reduzieren (Schuhe, Taschen, Möbel, Kleidung). Jedes Produkt trägt mit zur Intensivhaltung und Schlachtung bei.

  • Von Politik und Wirtschaft Änderung unhaltbarer Zustände in der Intensivhaltung fordern durch Unterschreiben von Petitionen und Teilnahme an Protestaktion.

  • Unterstützung von Organisationen wie Foodwatch, Greenpeace, Avaaz, Albert-Schweitzer-Stiftung, PETA und vielen anderen, die sich für eine artgerechtere Tierhaltung einsetzen.

 

Weitere Links / Informationen:

ausgemolken

Kuh + Du

albert-schweitzer-stiftung

Peta (Milch-Informationen)



 

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