Was ist der Hunnenring?

Der offizielle Name des Hunnenrings lautet "Ringwall von Otzenhausen", denn der inoffizielle Name "Hunnenring" ist sehr irreführend. Tatsächlich haben die Hunnen mit diesem Bauwerk nicht das Geringste zu tun. In der Nähe des kleinen Örtchens Otzenhausen im Norden das Saarlandes können Sie die Überreste einer keltischen Befestigungsanlage entdecken, die eine Ortschaft (Oppidum) des keltischen Stammes der Treverer beschützte. Heute ist man der Meinung, dass dieses Oppidum und damit die Befestigungsanlage kampflos aufgegeben wurden. Da die Siedlungen der Treverer in Cäsars Werk "De Bello Gallico" ("Vom gallischen Krieg") nicht erwähnt werden, hält sich unser Wissen über sie etwas in Grenzen. Der Hunnenring war vermutlich der Sitz des treverischen Herrschers Indutiomarus.

 

Ungefähr 2 km von Otzenhausen entfernt liegt der Ort Schwarzenbach. Hier hat man die Gräber zweier Fürsten dieses Oppidums entdeckt. Da die Kelten Quellen als heilig verehrten, wurde auch diese Siedlung in der Nähe einer solchen Quelle errichtet. Die Menschen hier lebten von der Eisenverhüttung und -verarbeitung - dafür waren die Kelten allgemein in der antiken Welt bekannt. Nachdem die Römer den Krieg gewonnen und die keltischen Ländereien erobert hatten, blieb hier ein römisches Heiligtum der Diane bestehen, ähnlich wie es bei dem heutigen Jardin de la Fontaine in Nîmes der Fall war.

 

Wie wichtig das Oppidum für die Umgebung war, kann man auch aufgrund der Funde aus keltischer und römischer Zeit erahnen: im Umkreis gibt es bisher ca. 250 Fundstellen aus dieser Zeit, so gibt es z.B. zahlreiche Tagebaustätten für Eisenerz. In der Befestigung selbst befanden sich ebenerdige Wohnhäuser, auf Stelzen stehende Bauten für die Lebensmittelvorräte und Handwerksbetriebe, die in keiner Siedlung fehlen durften.

Auf dem Weg zum Hunnenring (Bild: Selbst aufgenommen)

Doch warum heißt das Ding im Volksmund "Hunnenring" und nicht "Keltenring"? Dafür gibt es verschiedene Theorien.

 

Als der Name vergeben wurde, war über die Kelten noch nicht viel bekannt. Man hielt sie eher für Barbaren als für die interessante Kultur, die sie waren. Die Befestigung ist noch immer sehr beeindruckend und früher dachte man, dass nur Hünen in der Lage gewesen wären, ein solches Bauwerk zu errichten. Eine andere Theorie besagt, dass das alte Wort "hunnich" für "König" etwas mit dem Namen zu tun hätte. Es gibt noch weitere solcher Anlagen, die ebenfalls als Hunnenringe bezeichnet werden. Es kann aber auch schlicht und einfach an falschen Untersuchungsergebnissen liegen, die den Bau der Anlage ein paar Hundert Jahre später datierten, als die Überfälle der Hunnen stattfanden.

Der Hunnenring heute

Die einstige Größe der Anlage kann man heute noch erahnen. Insgesamt umschließt die Befestigung eine Fläche von ca. 20 ha. Das Stützelement der Mauern war Holz, das die vergangenen 2000 Jahre natürlich nicht überdauert hat. Dadurch sind die Mauern in sich zusammengefallen, was die Anlage aber nicht weniger beeindruckend macht. Denn der Besucher kann allein durch die bloße Menge an Steinen leicht erkennen, welche Leistung hinter dem Bau steckt. Insgesamt ist der Wall ungefähr 2,5 km lang und 10 m hoch und fast 230.000 m³ Steine wurden verbaut.

 

Viele Menschen sehen in dem Wall nur eine Menge an aufgeschichteten Steinen, aber in Wirklichkeit handelt es sich um die gigantische Leistung eines Volkes, das vor 2000 Jahren keinerlei Maschinen kannte und dennoch diese Mauer errichten konnte. Sie mussten ohne technische Hilfsmittel die Steine auf den Berg schaffen und den Wall anschließend so errichten, dass er einem Angriff standhalten kann. Obwohl der Hunnenring nicht mehr in seiner ursprünglichen Form erhalten ist, soll er von der wissenschaftlichen Bedeutung mit den Pyramiden von Gizeh vergleichbar sein, da es sich um eine eindrucksvollsten vorgeschichtlichen Befestigungsanlagen in Europa handelt. Und kaum jemand kennt ihn.

 

Es ist möglich, auf dem Hunnenring herumzulaufen, wobei hier unbedingte Vorsicht anzuraten ist: die aufeinander getürmten Steine bieten nicht die beste Oberfläche und die Verletzungsgefahr ist nicht gerade gering. Vor allem mit Kindern muss man hier natürlich sehr aufpassen. Festes und rutschfestes Schuhwerk ist hier absolute Pflicht.

 

Aber der Hunnenring hat noch mehr zu bieten, denn er liegt auf einem Berg, der dicht mit Bäumen bewachsen ist. Gerade im Sommer kann man einen Besuch beim Hunnenring mit einer wunderbaren Wanderung verbinden. Man hat von hier aus einen wunderbaren Ausblick auf die Umland. Im Innern der Anlage wurden einige Hütten aufgestellt mit einigen Erklärungstafeln über die Kelten und den Hunnenring, wobei diese Erklärungen leider ein bisschen dürftig ausgefallen sind. Möglicherweise wird hier aber bald noch nachgebessert.

Der Hunnenring (Bild: Selbst aufgenommen)

Der Eintritt ist frei, Öffnungszeiten gibt es keine. Man kann den Hunnenring also auch im Winter bestaunen.

 

2001 wurde die Terrex gGmbH gegründet, der Name steht für "Treverorum et romanorum regionis exploration" ("Erforschung der Region der Treverer und Römer"). Diese gemeinnützige GmbH untersucht u.a. den Hunnenring.

Erreichbarkeit

Der Hunnenring scheint auf den ersten Blick schwer erreichbar, denn er liegt in der hintersten Ecke des Saarlandes. Dennoch kommt man sowohl mit öffentlichen Verkehrsmitteln als auch mit dem Auto sehr gut hierher. Die beiden Autobahnen A1 und A61 führen an Nonnweiler vorbei. Hier abfahren und dann den Schildern nach Otzenhausen folgen. Wenn man mit dem Zug anreist, muss man am Bahnhof Türkismühle aussteigen. Von hier aus kann man mit dem Bus direkt nach Otzenhausen fahren und von der Ortsmitte noch gemütlich zehn Minuten bis zu den Parkplätzen laufen.

 

Ob man mit dem PKW oder mit Zug und Bus gekommen ist, man muss in jedem Fall noch ungefähr ein oder zwei Kilometer durch den Wald laufen, bis man den Hunnenring erreicht. Es gibt verschiedene Wege: der kürzeste Weg ist mit der anstrengendsten Kletterpartie verbunden, während sich der längste Weg langsam den Berg hinaufschlängelt. Für die meisten Besucher dürfte dieser der angenehmste sein und man ist auch nur ungefähr 20 Minuten unterwegs. Die ersten Ausläufer des Walls sieht man schon früher. Man läuft dann sogar an einem kleinen Spielplatz vorbei, auf dem die Kleinen eine Pause einlegen können.

Zusammenfassung

Seit 2000 Jahren befindet sich der Hunnenring hier oben und er wird wohl noch viele weitere Jahrhunderte existieren. Man kann natürlich sagen, dass es sich nur um eine langweilige Ansammlung von Steinen handelt, aber natürlich muss man bei diesem Urteil auch die Leistung bedenken, die dahinter steckt. Die Kelten haben vor 2000 Jahren Großes geleistet und das sieht man auch heute noch. Daher ist der Hunnenring an einem schönen Frühlings- oder Sommertag auf jeden Fall einen Besuch wert. Und natürlich kann dann direkt noch eine kleine Wanderung durch den saarländischen Hochwald drangehängt werden.

Rundgang über den Hunnenring
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