Der "Fluch der Druidin" ist ein Roman der Autorin Birgit Jaeckel. Die deutsche Schriftstellerin weiß worüber sie schreibt, hat sie doch Ur- und Frühgeschichte studiert. Farbenfroh und spannend erzählt sie die Geschichte der jungen Sumelis. Sumelis hat eine besondere Gabe von ihrer Mutter geerbt: Sie kann Seelen sehen und heilen. Als Druidin wird sie entführt und soll einen König von einem furchtbaren Fluch befreien. Sumelis kann sich der Faszination ihres Entführers nicht entziehen. Es entwickelt sich eine bitter-zarte Liebesgeschichte. Und so nebenher bekommt man jede Menge historisches Wissen über die Kelten vor der christlichen Zeitrechnung geliefert.

 

Wissen Sie etwa, wer die Kimbern waren oder die Vindeliker? Letztgenannte - also die Vindeliker -bezeichnen eine Gruppe aus keltischen Stämmen. Sie lebten im Alpenvorland, zwischen dem Inn und dem Bodensee. Erwähnt werden diese Stämme meist nur in Zusammenhang mit ihrem Niedergang um etwa 15 vor Christus, als sie durch die Römer unterworfen wurden. Die Kimbern wiederum waren ein germanischer Stamm. Gemeinsam mit den Teutonen und Ambronen zogen sie um etwa 120 v. Chr. Vom Norden Mitteleuropas gegen Süden. In die Geschichte gingen vor allem die Kimbernkriege ein, welche heftige Auseinandersetzung keltischer und germanischer Stämme mit den Römern bezeichnen.

"Der Fluch der Druidin" schließt an das Erstlingswerk von Birgit Jaeckel an, der den einfachen Titel "Die Druidin" trägt. In diesem spannenden Roman wird die Geschichte der jungen Talia (die Mutter von Sumelis) erzählt. Sie wächst bei ihrer Stiefmutter, einer Art Druidin, auf. Angeblich hat ihr Vater – ein einflussreicher keltischer Stammesfürst – einstmals ihren Tod befohlen, als die leibliche Mutter bei der Geburt Talias starb. Die Ziehmutter täuschte damals die Ermordung nur vor und zog das Mädchen auf. Talia hat eine besondere Gabe.

Die Gabe des Sehens oder wie sieht eine Seele aus ...

Sie kann Seelen sehen. In einem erschöpfenden Initiationserlebnis wird ihr die gesamte Gabe eröffnet. Doch wer spezielle Talente hat, hat oft auch Feinde. Im Falle Talias sind dies machthungrige Druiden, welche die junge Frau unter ihre Kontrolle bringen wollen. Talia gelingt die Flucht. Über Umwege landet sie ausgerechnet am Hof ihres einflussreichen, leiblichen Vaters Caran. Sie lernt ihn als durchaus gerechten und keineswegs unmenschlichen Anführer kennen. Die Geschichte die man ihr von ihm erzählt hat und welche zu enormen Hass führte gerät langsam ins Wanken. Sie rettet ihm schließlich sogar das Leben. - Allerdings muss sie danach erneut fliehen. Ihre große Liebe, Atharic, verliert sie aus den Augen. Atharic ist ein nordischer Söldnerführer, der eine gewisse Zeit unter Caran dient. Er gehört zum Rabenvolk. - Ob sie sich wiedersehen werden und die Geschichte einen guten Ausgang nimmt, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. (Macht ja sonst keinen Spaß).

 

Leider ist die Druckausgabe des ersten Teils derzeit vergriffen.

Wer sich aber ein wenig umsieht, findet noch gebrauchte Exemplare und Audioausgaben (siehe Seitenleiste ganz oben rechts). Was mich persönlich betrifft, kann ich das Buch für Mystik- und Geschichtsfans wärmstens empfehlen. 

 

Die Einblicke in die heute fast vergessene Welt der Kelten und germanischen Stämme vorchristlicher Zeit sind in beiden Bänden faszinierend. Teilweise sind die Alltagsabläufe so plastisch erzählt, dass man tief in die Welt eintaucht und ein eindrucksvolles Bild von Kleidung, Schmuck, Ritualen und Stammespolitik bekommt.

Tiefe spirituelle Einsichten

Mich persönlich faszinierten auch die spirituellen Einsichten. Zwar kann ich nicht sagen, ob das Seelensehen tatsächlich möglich ist, dennoch ist es eine spannende Vorstellung. Die Autorin arbeitet zudem die verschiedenen Glaubensvorstellungen gut heraus. Die Schilderung des Missbrauchs von Spiritualität durch sogenannte geweihte Priester beziehungsweise Druiden scheint der Autorin ebenfalls ein großes Anliegen gewesen zu sein. Die Weisheit sogenannter "weiser Frauen" scheint nicht erst im Christentum zu Zeiten der Hexenverfolgung ein Thema gewesen zu sein, das mächtige spirituelle Autoritäten ärgerte.

In diesem Zusammenhang sei auch noch der Roman "Die Rabenfrau" (siehe Querbalken mit Buchtipps - oben Mitte des Textes) erwähnt. Die Autorin Regine Leisner entwirft darin eine spannende Geschichte, in der es um die Anfechtung des Matriachats durch Schamanen Godain geht, der die Macht der Großen Mutter nicht anerkennt.

Doch bis heute haben so genannte "weise Frauen" überlebt. Es gibt sicher viele Scharlatane in der esoterischen Szene ebenso wie Machtwahn in den offiziellen Kirchen. Doch sind die weisen Frauen nie ausgestorben und werden heute auch wieder vermehrt gefunden. Der beste Schutz vor Scharlatanen ist dabei sicher die Entdeckung des eigenen inneren spirituellen Wissens, das wohl jeder in gewisser Weise in sich trägt. Und damit meine ich nicht, Angst- und Schreckensszenarien, wie sie von vielen Kirchen – erfolgreich zur Unterdrückung des Volkes – bis heute gelehrt werden.

Bücher wie jene von Jaeckel können auf der eigenen spirituellen Entdeckungsreise durchaus einen Beitrag leisten, tritt man doch nahezu unweigerlich in einen inneren Dialog mit sich selbst über das Wesen der Seele.

Ob Interesse an Spiritualität oder Interesse an unseren Vorfahren – für beide Vorlieben sind die Bücher Jaeckels geeignet. Wer es hingegen vorallem historisch exakt mag, greift am besten zu den Büchern von Arnulf Krause, der gute aktuelle Überblicksbände zu Kelten und Germanen verfasst hat. 

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