Die erfolgreichsten Filme 2011

Nur keine Experimente ...

Enttäuschendes Filmjahr 2011

Um es vorwegzunehmen: 2011 war kein gutes Filmjahr. Die Zeit der sympathischen, kleinen Produktionen, die sich überraschend gegen gehypte Blockbuster durchsetzen können, scheint endgültig vorbei zu sein. Acht der zehn erfolgreichsten Streifen des Jahres sind Sequels. Streng genommen sogar neun, da es von den in den Top 10 vertretenen Schlümpfen bereits in den 1970er-Jahren einen Kinofilm gab (der etwas schlü(m)pfrig klingende "Die Schlümpfe und die Zauberflöte"). 

Der Ausblick auf 2012 bietet keine rosigen Aussichten für Freunde origineller, nicht von den Medien bis zum Erbrechen gehypten Stoffe. Es sollte schon sehr verwundern, wenn wir in einem Jahr nicht ein erneut enttäuschtes Fazit ziehen sollten: "Ice Age 4", "Batman: The Dark Knight Rises", "Kampf der Titanen 2", "Men in Black 3", "Spiderman 4", und viele weitere Sequels und Prequels werden für volle Kinokassen sorgen.

Freilich: Letztendlich ist es der Konsument, der über Erfolg und Misserfolg, und somit über folgende Projekte entscheidet. Faktum ist, dass Bestseller-Verfilmungen, Comicadaptionen und Sequels/Prequels in den meisten Fällen ungemein erfolgreich sind, während kleinere Produktionen meist rasch wieder aus den Kinosälen verschwinden, falls sie den Weg dorthin überhaupt schaffen. Es liegt somit an uns, den Filmfans, an dieser Misere etwas zu ändern.

10: Rio

Bravo, Rio!

 "Ice Age 3"-Regisseur Carlos Saldanha hatte offenbar genug von der Kälte und wählte einen deutlich freundlicheren Schauplatz aus als das eiszeitliche Europa. Zugegeben: Der in Rio spielende, gleichnamige Computeranimationsfilm folgt dem sattsam bekannten Schema des Subgenres: Schrille Protagonisten, ein bisschen Dramatik, viel Humor, fetzige Musik.

Dies alles wird aber dermaßen charmant präsentiert, dass so manche erzählerische Lücke verziehen sei. In erster Linie stellt "Rio" einen Film der Sorte Kinderabstellplatz dar, der es gestressten Eltern erlaubt, 90 Minuten lang ohne ihr Kind verbringen zu können. Doch selbst für erwachsene Besucher bietet der Streifen gute Unterhaltung, was das Einspielergebnis von rund einer halben Milliarde Dollar erklärt. Ach ja: Dies ist der einzige auf einem tatsächlich originären Plot basierende Film!

9: Cars 2

I like smoke and lightning

So unglaublich es klingen mag: Es gibt Menschen, für die ein Auto einfach nur ein Fortbewegungsmittel ist. Ein dank Übervater Staat enorm teures noch dazu, aber egal. Der Autor dieser Zeilen zählt zu diesen Leuten. Folglich vermochte er mit Lightning McQueens erstem Abenteuer 2006 wenig anzufangen.

Ganz im Gegensatz zum internationalen Publikum. War bereits das Original ein Blockbuster, so setzte "Cars 2" noch ein paar Millionen Dollar drauf. Alleine an den Kinokassen fuhr der computeranimierte Streifen mehr als eine halbe Milliarde Dollar ein und schoss als Neunter über die Ziellinie. Und trotzdem ist er nicht der erfolgreichste Autofilm des Jahres. Vielleicht die einzige marginale Überraschung dieses Top-10-Rankings. Man wird ja bescheiden.

8: Die Schlümpfe

Sind Schlümpfe in Wahrheit Nazis?

Ja, ich weiß: Diese Überschrift ist plakativ und überrascht nur insofern, als dass der tägliche Nazi-Vergleich nicht von einem deutschen Gutmenschen, sondern einem Franzosen stammt. Die Vorwürfe sind aber auch schwer von der Hand zu weisen: Schlumpfinchen trägt blonde Haare (eindeutiger geht es wohl nicht mehr!) und einer der Schlümpfe liebt die Malerei - genau wie der Führer-Schlumpf! Und sie tragen weiße Hütchen und leben in Pilzen! Genau wie im Dritten Reich!

So betrachtet ist es eine moralische Katastrophe, dass Millionen Kinderseelen durch den Propagandafilm "Die Schlümpfe" indoktriniert wurden und 560 Millionen Dollar in die Kriegskassen der Produzenten trugen. Man soltle sich nicht vom harmlos scheinenden Schlumpftreiben täuschen lassen, oder davon, dass mit Neil Patrick Harris ein bekennender Homosexueller die Hauptrolle spielt. Harris hatte sich bereits mit seiner Mitwirkung in Paul Verhoevens eindeutig faschistischem Science-Fiction-Spektakel "Starship Troopers" geoutet! Und falls Sie, lieber Leser, all dies nicht glasklar erkennen, so bedeutet dies, dass Sie der üblen Schlümpfe-Propaganda auf den Leim gegangen sind. Drücken wir deshalb Gargamel die Daumen, dem zu Recht die Schlümpfe hassenden, freundlichen Hexer von nebenan.

7: Hangover 2

The same procedure as every year

Die Freunde Phil, Alan und Doug feiern eine Junggesellenparty. Als sie am nächsten Morgen in einem Hotelzimmer erwachen, stellen sie fest, dass sie am Vorabend offenbar allerlei seltsame Dinge gemacht haben, an die sie sich aber nicht erinnern können. Das sollten sie jedoch, denn sie befinden sich in Schwierigkeiten...

Klingt nach "Hangover", der Hitkomödie von 2009? Richtig. Aber diesmal hat sich Regisseur und Drehbuchautor Todd Phillips etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Anstatt in Las Vegas, spielt der Film diesmal in Thailand! Auf diese Weise präsentiert sich "Hangover 2" als launiges Spektakel und legt die Schienen für den unvermeidlichen dritten Teil, dessen ganz großes Geheimnis wohl erneut die Frage darstellen wird, wo unsere Freunde diesmal landen. Ja, gewiss: Der Plot ist im Grunde derselbe, die Gags ebenso, Mike Tyson ist wieder mit von der Party, gleich Ken Jeong als Drogenhändler.

Aber mal ehrlich: Das lieben wir doch an Filmen, wenn sie völlig vorhersehbare, recyclete Handlungen, Figuren und Späße bieten, oder? Mit einem Einspielergebnis von 580 Millionen Dollar reüssierte "Hangover 2" sogar besser als das Original und dürfte den Produzenten ebenfalls einen Kater vom vielen Feiern verursacht haben...

6: Fast & Furious 5

Coole Autos + Boxenluder + schnelle Schnitte = Pole Position!

Es kommt dem Artikelautor nicht leicht über die Zunge, dies zu schreiben. Aber: "Fast & Furious 5" ist der Überraschungshit des Jahres! Sei es, weil Actionstar Vin Diesel, der sich meist leider unter Wert verkauft, Paul Walker und Jordana Brewster wie im Originalfilm von 2001 vereint sind, oder weil die Konkurrenzfilme "Die Schlümpfe", die schätzungsweise zehntausendste Verfilmung der "Drei Musketiere" oder Rowan Atkinsons Humordiät "Johnny English - Jetzt erst recht!" als Konkurrenzprodukte in den Kinos liefen.

620 Millionen Dollar spielte der Actionstreifen ein, was ihn zu einem der erfolgreichsten fünften Aufgüsse einer Kinoserie überhaupt macht. Ein geradezu sensationelles Ergebnis wenn man bedenkt, dass diese Filme praktisch ausschließlich von männlichen Jugendlichen oder kindisch gebliebenen Männern konsumiert werden.

5: Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht – Teil 1

Kirsten und ihr Wischmop

Es gibt mediale Phänomene, die sollte man am Besten gar nicht erst zu hinterfragen suchen. "Twilight" ist ein solches. Aus Gründen, die erwachsenen Männern wohl auf ewig verschlossen bleiben dürften, ist diese in ihrem Kern unsäglich kitschige und stockkonservative Liebesgeschichte zwischen einem Teenie-Vampir und einer Menschin atemberaubend erfolgreich. Es wäre auch viel zu leicht, sich über die dümmlichen Dialoge oder die Schauspielkünste der beiden Hauptdarsteller, die sogar John Worthington wie einen richtigen Schauspieler aussehen lassen, lustig zu machen.

Stattdessen seien ältere Generationen an Medienphänomeme ihrer eigenen Jugend erinnert. "Modern Talking" etwa, mit einem Dieter Bohlen, der damals nur seinen Partner beleidigte und nicht unsichere 16-jährige Schülerinnen. Oder die Schweden-Combo "Europe" mit ihrem Trash-Meisterwerk "The final Countdown". Und wer erinnert sich nicht mit Schaudern an TV-Serien wie "Cinderella" zurück? Darf ich die Erinnerung auffrischen? Nein? Gut, hier bitte!

Kleine Anmerkung: Das akustische Zäpfchen am Klavier ist nicht Shia LaBeoufs Sohn aus einer Beziehung zum Yeti, sondern Pierre Cosso, der sich wiederholt unverschämt schleimigen Schauspiels im zweiten Teil von "La Boum" schuldig machte und heute laut Wikipedia als Skipper in Ostasien lebt. Oder untergetaucht ist, je nachdem, wie man es sehen möchte.

Über 650 Millionen Dollar spielte dieser Teil der "Twilight" -Saga ein, und es wird wohl spannend sein zu beobachten, wie heutige Fans in 30 Jahren ihre Lieblingsserie nostalgisch verklären werden. "Ach, wie süß! Kirsten Stewart versucht sexy zu wirken, wird aber vom Wischmop an die Wand gespielt!"

In diesem Sinne wollen wir uns wirklich nicht lustig machen über "Twilight"!

4: Kung Fu Panda 2

Carl Douglas - Ende der Durchsage!

Der erfolgreichste computeranimierte Film des Jahres folgt auf Platz 4 und spielte etwa 670 Millionen Dollar ein. Mehr kann ich ehrlich gesagt zu "Kung Fu Panda 2" nicht sagen, da ich ihn nicht gesehen habe.

Warum nicht? Liebe Leser: Was glauben Sie denn? Ich kann mir nicht jeden verdammten Film anschauen! Ich habe es versucht, aber es ging sich zeitlich mit meinem Hobby des Sammelns chinesischer Bierdeckel aus dem 12. Jahrhundert einfach nicht aus. So, jetzt wissen Sie's, ich hoffe, dieses Wissen macht Sie glücklich!

Davon abgesehen gibt es nur einen einzigen wahren Kung-Fu-Panda. Der ist zur Gänze schwarz, kommt aus Amerika und heißt Carl Douglas. Und nein, wir werden nicht darüber diskutieren! Carl Douglas ist Mr. Kung Fu!

3: Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten

Gute Gezeiten, schlechte Gezeiten

Der erste Milliardär in der Top-10-Liste der erfolgreichsten Filme 2011. Und einer der vielen Selbstläufer. Denn was kann bei einem Film der Serie "Pirates of the Caribbean" schon schieflaufen? Selbst wenn bekannt werden würde, dass es Johnny Depp war, der die Bibliothek von Alexandria abfackelte, John F. Kennedy niederstreckte und als Kind ein Hündchen am Schwanz gezogen hat - was würde dies an der Popularität von "Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten" ändern?

Richtig: Gar nichts! Konsequenterweise verfolgten Millionen Besucher weltweit den vierten Teil, der erstmals ohne Orlando Bloom (ersatzlos gestrichen und kein großer Verlust) und Keira Knightley (von Penelope Cruz ersetzt und somit auch kein großer Verlust) vom Stapel lief. Teil 5 soll 2013 in die Kinos kommen. Falls die Welt das ominöse Jahr 2012 überstehen sollte, was gemäß Dr. Emmerich nicht so sicher ist...

2: Transformers 3

No Foxy Lady

Fakten über "Transformers 3": Der Film spielte über 1,1 Milliarden Dollar ein. Megan Fox ist nicht mehr dabei, weil sie Regisseur Michael Bay mit einer bekannten Persönlichkeit aus der Geschichte verglich, die sich auf: "Shit! Hair!" reimt. Dabei war es doch sie, die mit ihrem Körpereinsatz wenigstens ab und an für interessante Szenen sorgte! Ersetzt wurde sie durch eine gewisse Rosie Huntington-Whiteley. Ich möchte nicht chauvinistisch klingen, aber bereits der Klang dieser Namen offenbart, was "Transformers 3" fehlt. Megan Fox - für "Akte X"-Fans der alten Schule klingt das nach Abenteuer, dem Reiz des Fremden, Verschlagenheit. Hingegen "Rosie Huntington-Whiteley" - so heißen altjüngferliche Geschichte-Lehrerinnen aus einem Pilcher-Roman. 

Egal: "Transformers 3" (eine ausführliche Kritik finden Sie hier) verpasste die Krone der erfolgreichsten Filme 2011 ganz knapp und musste sich nur einem anderen derzeit unüberwindbaren Phänomen geschlagen geben.

Platz 1: Justin Biebers "Never Say Never"

You give me Bieber!

Der Sensationshit des Jahres: Die Dokumentation "Never Say Never" über Justin Biebers unglaublichen Aufstieg zum Teenie-Idol geriet mit einem Einspielergebnis von 1,2 Milliarden Dollar zum erfolgreichsten Film 2011! Und ich muss sagen: Der Streifen überraschte mich positiv. Gewiss: Biebers Lieder vermögen mich nicht zu fesseln. Aber seine sympathisch bescheidene und natürliche Art machte mich neugierig zu erfahren, was für ein Mensch sich hinter dem Medienphänomen verbirgt.

Die Antwort ist verblüffend: Justin Bieber offenbart sich als sensibler, nachdenklicher Mensch, der der Welt etwas Bedeutendes zu sagen hat. Vielleicht nicht gerade auf Deutsch...

... aber gerade diese kleinen Schwächen machen ihn umso sympathischer und, ja doch, menschlicher. Beispielsweise hätte ich nicht geahnt, dass er bereits mit 12 die Pflichtschule abschloss und derzeit sein Doktoratsstudium der Philosophie absolviert. Titel seiner Dissertation: "Guttenbergs Erfindung der Kopierpresse im historischen Kontext des am 12. August 2010 in Peking umgefallenen Reissacks". Natürlich soll auch sein Einsatz gegen den russischen Afghanistan-Feldzug nicht unerwähnt bleiben. Dieser Krieg ist zwar schon lange vorbei, aber mutig ist es trotzdem, sich so eindeutig gegen die imperialistische...

1: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes (Teil 2)

Harry, hol schon mal den Potter!

Ach, beenden wir das Schmierentheater! Das nimmt mir ja doch niemand ab. Ja, der Justin-Bieber-Film "Never say never" lief in den Kinos. Aber natürlich belegte "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes (Teil 2)" wie nicht anders zu erwarten war die Spitze der Kinocharts 2011. Angeblich soll damit die Serie rund um den zweitbesten Zauberer aller Zeiten abgeschlossen sein. Zweitbester? Jawohl! NIemand, absolut niemand war, ist und wird je besser sein, als David Copperfield! Hier der Beweis: Copperfield, der einst das deutsche Model Claudia schifferte, lässt die Freiheitsstatue verschwinden:

Aber alle Polemik beiseite gelassen: Harry Potter ist natürlich ein globales Phänomen, das wohl unerreicht bleiben wird. Der Artikelautor konnte damit nicht das Geringste anfangen und ist - dies sei ihm gestattet - froh, dass die Serie zu Ende ist und hoffentlich wieder mehr Vielfalt in die Kinos, aber auch die Bestsellerlisten einkehren wird.

Mit diesem schönen Gedankengang, an den ich aber ehrlich gesagt selbst nicht glaube, schließe ich die Werkschau der erfolgreichsten Filme 2011 und wünsche uns allen ein besseres Filmjahr 2012.

Quelle der Einspielergebnisse: boxofficemojo.com