Die Lady in Blue von Texas - Eine mysteriöse Erscheinung im Wilden Westen
Hatten die amerikanischen Ureinwohner wirklich Kontakt zu dem Geist einer hellhäutigen Frau in einem blauen Gewand?Die Lady in Blue von Texas (Bild: Bernd Teuber / KI-generiert)
Maria berichtete, dass sie von Engeln getragen wurde
Noch erstaunlicher war, dass die Jumano die Missionare aktiv aufsuchten und darum baten, getauft zu werden - ein höchst ungewöhnliches Verhalten für diese Zeit. Auf Nachfrage erklärten die Indianer, sie seien von einer "hellhäutigen Frau in einem blauen Gewand" unterrichtet worden, die ihnen regelmäßig erschienen sei, ihnen mitfühlend begegnet und ihnen Dinge beigebracht habe, von denen die Missionare bestenfalls gehört hatten oder die sie aus der Bibel kannten.
Zeitgleich, tausende Kilometer entfernt im nordspanischen Ort Ágreda, lebte eine junge Nonne: Maria de Jesús von Ágreda. Sie war eine Franziskanerin, die durch tiefe mystische Erfahrungen auffliel. Zwischen 1620 und 1630 berichtete sie ihrem Beichtvater, dass sie in tranceartigen Zuständen von Engeln "getragen" werde, und sich dann in einem fremden Land unter Wilden befinde, denen sie den christlichen Glauben näherbringe. Als spanische Geistliche von den Berichten der Jumano hörten und diese mit den Erzählungen Marias verglichen, waren sie erstaunt über die Übereinstimmung.
Der Leichnam der Nonne war vollständig unversehrt
Die Kleidung, die Botschaft, sogar die Beschreibung der Frau stimmten exakt überein. Maria beschrieb in ihren Visionen Tiere und Landschaften, die sie aus Spanien nicht kennen konnte - darunter Kakteen, Bisons und Präriegebiete. Obwohl sie nie amerikanischen Boden betreten hatte, kannten die Jumano ihren Namen. Manche nannten sie die "Himmelsfrau". Für viele war klar: Maria von Ágreda war die "Lady in Blue". Die katholische Kirche führte Untersuchungen durch, konnte jedoch weder das Phänomen vollständig beweisen noch widerlegen. Maria von Ágreda wurde bis zu ihrem Tod 1665 als "Mystikerin" verehrt. Ihr Prozess der Seligsprechung ist bis heute nicht abgeschlossen.
Skeptiker argumentieren, dass spanische Expeditionen womöglich schon früher formell Kontakt zu den Jumano hatten und die Geschichte der "Lady in Blue" später entstand, um spirituellen Einfluss zu legitimieren. Andere verweisen auf die Möglichkeit gemeinsamer Mythenbildung oder psychologischer Projektion - sowohl bei Maria als auch bei den Stämmen. Trotzdem bleibt die Legende lebendig. In Teilen von Texas, New Mexico und Nordmexiko wird sie bis heute mündlich überliefert. Bei der Öffnung ihres Sarges in den Jahren 1909 und 1989 wurde bei medizinischen Examinationen jeweils festgestellt, dass ihr Leichnam vollständig unversehrt erhalten ist. Dies wertet man in der römisch-katholischen und orthodoxen Darstellung in der Regel als Zeichen der Heiligkeit der verstorbenen Person.
Maria von Ágreda wird in manchen katholischen Gemeinden als Schutzheilige verehrt. Schulen, Straßen und sogar eine Stadt sind nach der "Dama de Azul" benannt. Die Geschichte der "Lady in Blue" berührt viele Ebenen: Sie ist ein spirituelles Rätsel, ein historisches Kuriosum und ein Beispiel dafür, wie stark Glaube, Kultur und Erzählung miteinander verflochten sein können. Ob als göttliche Gesandte, Projektion einer fernen Nonne oder Symbol kultureller Verbindung - sie steht für das Unerklärliche, das manchmal genau dann geschieht, wenn sich Welten begegnen. In einer Zeit, in der oft nur das Gesehene zählt, erinnert uns die Lady in Blue" daran, dass es zwischen Himmel und Erde Geschichten gibt, die sich jeder eindeutigen Erklärung entziehen - aber deshalb nicht weniger wahr sein müssen.
Bildquelle:
WikiImages
(Die Menschenopferzeremonie der Pawnee-Indianer)
The U.S. National Archives/Flickr
(Der Geistertanz der Indianer)
J. Stephen Conn / Flickr
(Kannibalen im Wilden Westen)





