Die Armee wurde von den Indianern am Rosebud besiegt (Bild: Richard Throssel / Museum of Photographic Arts Collections)

Commander Crook täuschte sich über die tatsächliche Stärke der Indianer

Die äußerst schmerzhafte Prozedur ließ ihn schließlich in Trance fallen. Er verlor das Bewusstsein und sah in seiner Vision Tausende und Abertausende Blaujacken wie ein Heuschreckenschwarm über ein Indianerdorf herfallen. Aber ihre Haare flogen im Wind davon. Es war eine prophetische Vision. Der Große Geist schickte all diese Soldaten zu seinem Volk, weil sie dort sterben sollten. Zwei Tage später ritt ein Kundschafter in das Lager der Sioux und meldete, dass viele Soldaten ins Rosebud-Tal marschieren würden. Genauso hatte es die Vision von Sitting Bull vorhergesagt. Der Sieg war den Sioux gewiss.

Kein Indianer zweifelte daran, dass Sitting Bulls Vorahnungen eintreffen würden. Der Tag des großen Triumphs über die Weißen war nahe. Der Rat der Häuptlinge beschloss, die Streitmacht zu teilen. Eine Hälfte sollte bei der Zeltstadt zum Schutz der Frauen und Kinder zurückbleiben, während sich die andere am nächsten Morgen den Soldaten entgegenstellte. In der Nacht verließen die Krieger der Siouxhäuptlinge Sitting Bull und Crazy Horse mit denen des Cheyenne-Führers Two Moons (Zwei Monde) das Rosebud-Tal und besetzten die Höhen weiter westlich.

Als im Biwak der Soldaten zum Wecken geblasen wurde, erging es Commander Crook nicht anders, als vor Jahren Captain Fetterman. Er täuschte sich über die tatsächliche Stärke der Indianer und gab der Kavallerie Befehl zur Attacke. So kam es am 17. Juni 1876 zu einem schweren Gefecht am Rosebud. Aber die Sioux und Cheyenne waren klug genug, keinen Frontalangriff zu riskieren. In kleineren Trupps stürzten sie sich auf die Flanken der vorrückenden Kolonne und verwickelten die Soldaten in zahllose Einzelkämpfe, um dann wieder zu flüchten. Mit dieser List munterten sie ein paar Hitzköpfe zur Verfolgung auf. Waren die weit genug von der Hauptstreitmacht entfernt, kreisten die Indianer sie ein und töteten einen nach dem anderen.

George A. Custer wollte als Sieger aus dem Indianerkrieg hervorgehen

Der Kampf dauerte den ganzen Tag. Als der Abend hereinbrach, räumten die Indianer das Feld. Auch die Soldaten zogen sich zurück. Commander Crook schrieb in seinem Bericht, dass er die Indianer am Rosebud geschlagen habe. Doch das war eine Lüge. Die Soldaten hatten viel mehr Leute eingebüßt als die Sioux und Cheyenne und waren nicht mehr in der Lage, ihren Auftrag zu erfüllen. Schließlich befahl Commander Crook den Abzug.

Crazy Horse und Sitting Bull konnten unbesorgt in ihr Lager zurückkehren, um den Sieg über die Blaujacken zu feiern. Gleichzeitig wurde aber auch ein neuer Plan ausgearbeitet, denn Sitting Bull war davon überzeugt, dass es zu einer zweiten, noch größeren Schlacht kommen würde. Der Kampf am Rosebud entsprach für ihn nicht seiner Vision eines wahren Triumphs, trotz aller Beweise von Heldenmut aufseiten der Indianer.

Am nächsten Morgen meldeten die Kundschafter, dass die Soldaten verschwunden seien. Die Indianer wanderten nach Westen, errichteten am Little-Big-Horn-Fluss abermals ein Lager und jagten in den grünen Ebenen Gabelantilopen. Aber noch eine andere Kolonne war auf dem Weg zum Little Big Horn, das 7. Kavallerie-Regiment unter dem Befehl von George Armstrong Custer. Er wollte eine stolze Karriere machen, so wie es dem amtierenden Präsidenten der USA, General Grant, dem Sieger im Bürgerkrieg, gelungen war. Wenn es Custer gelingen würde, ruhmreich aus dem Indianerkrieg hervorzugehen, dann wäre ihm das höchste Staatsamt, der Einzug in Weiße Haus, so gut wie sicher.

BerndT, am 23.02.2013
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Bildquelle:
PublicDomainPictures (Die Traumdeutung der Indianer)
State Library of Queensland (Goldrausch im Wilden Westen)
The U.S. National Archives/Flickr (Der Geistertanz der Indianer)

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