am frühen Morgen - Möwen (Bild: a.sansone)

Wer ist nicht bezaubert von der Vielfalt der Vogelwelt, wenn er das erste Mal die Inseln der Nordsee besucht. Amrum, Föhr und auch Sylt, die nordfriesischen Inseln, sind für Naturliebhaber ein wahres Paradies.

Die Vogelwelt auf Föhr

Wer sich die Mühe macht und schon frühmorgens sein Fahrrad nimmt und in eines der Marschgebiete radelt oder wandert, oder gar zur Godelniederung bei Witsum, mit Fotoapparat und viel Geduld ausgerüstet, kann einen herrlichen Tag mit Natur pur verbringen. Noch im Schlaf meint man die verschiedenen Vogelstimmen dann zu hören.

Und wer sich an das einmalige Erlebnis einer Wattwanderung macht, wird sie treffen, die Watvögel, die ihn in respektvollem Abstand begleiten. Manche davon kann man sogar als Andenken, freilich in Holz, mit nach Hause nehmen. Sechs interessante typische Wattenmeer-Vögel, als Vertreter für viele andere Arten, darf ich hier vorstellen.

Anmerkung: Die Vielfalt der Vögel wechselt je nach Jahreszeit. Ich kenne nur Frühsommer und Hochsommer, aber von erfahrenen Föhr- und Amrumbesuchern weiß ich, dass sich auch im Spätherbst und Winter und besonders zu den Vogelflugzeiten (zeitiges Frühjahr und Herbst) es ein wunderbares Naturerlebnis bietet.

 

Die meisten der hier vorgestellten Arten gehören zu den Wat- und Strandvögeln. Der Meeressaum ist reich an winzigen nahrhaften Lebewesen.

Dazu muss man als Vogel aber entweder

  • gut waten (lange Beine, besondere Fußformen) können,
  • stochern (mit besonderen Nervenenden ausgestattete Schnäbel zum Stochern im Trüben),
  • schwimmen und fliegen (Möwen) oder
  • sturztauchen (Seeschwalben) können.
  • Im Tauchen ist hier die Eiderente der Champion.

Austernfischer (Bild: a.sansone)

Der Austernfischer

Er ist unverwechselbar und da er auch nicht gerade ein Einzelgänger ist, auch nicht zu übersehen und zu überhören schon gar nicht: der Austernfischer (Haematopus ostralegus).

  • Schwarzweißes Gefieder und rote Beine und ein langer roter Schnabel, etwa krähengroß, so stellt sich dieser Vogel vor.
  • Der Austernfischer brütet mit Vorliebe in den Salzwiesen und Dünen. Das Weibchen legt vier Eier ins Nest. Da der Vogel sehr wehrhaft ist, kann er sich sogar gegen Möwen behaupten. Er ist auch dementsprechend wenig scheu.
  • Man kann ihn also im Frühsommer schön aus der Nähe betrachten. So ist es vergnüglich, die Watvögel-Kindergärten zu beobachten, wenn ein Elternvogel mit Futter ankommt und die Jungtiere bettelnd um ihn herum laufen und ein enormes Geschrei veranstalten.
  • Im August zieht er gegen Süden, kehrt aber schon Anfang März ans Wattenmeer zurück.
  • Auf seiner Speisekarte stehen Austern (siehe Namen), Krebse, Schnecken, aber auch Wattwürmer. Sein Schnabel hat dazu eine stumpfe, seitlich abgeflachte Spitze. Damit kann er sowohl Muscheln öffnen, als auch Napfschnecken von den Felsen herunterbrechen.

Der wissenschaftliche Name Haematopus ostralegus kommt aus dem Griechischen, haima=Blut, pous=Fuß und Lateinisch ostrea=Austern und legere=sammeln oder holen.

Küstenseeschwalbe mit Küken (Bild: FraukeFeind / Pixabay)

Die Küstenseeschwalbe - Zugvogel mit dem längsten Weg

Die Küstenseeschwalbe (Sterna paradisea)ist nur dem Namen nach eine Schwalbe. Die Seeschwalben sind eng verwandt mit den Möwen, durch ihre schlanke Form und spitzen Flügel aber mehr auf das Sturztauchen spezialisiert.

Die Küstenseeschwalbe ist ein schlanker zierlicher Vogel, hektisch im Gebaren, hellgraues Federkleid und eine schwarze Kapuze. Der Schnabel ist korallenrot, die Füße ebenfalls, die Schwanzfedern verlängert. Sie zählt zu den Küsten- und Seevögeln.

  • Die Küstenseeschwalbe brütet in lockeren Kolonien auf den Salzwiesen und in der Nähe von Prielen. Sie fischt gerne in den seichten Ufergewässern. Aber auch mitten unter den Möwen, die den Schiffen folgen, kann man sie entdecken.
  • An der Nordseeküste sind an die 9.000 Paare ab Mai zu finden.
  • Sie ist der Zugvogel mit dem längsten Zugweg. Zweimal im Jahr fliegt sie von einem Polarmeer zum anderen, da ihr Winterquartier von den Küsten Chiles und Südafrikas bis Patagonien und die antarktische Packeiszone reicht. Dabei legen die Schwalben eine Strecke von über 20.000 km zurück, die sie mit Hilfe von verschiedenen Rastgebieten bewältigen.
  • Seeschwalben sind partnertreu. Ob sie jedoch auch während des Vogelzugs zusammenbleiben, ist noch nicht verifiziert. Kurz vor dem Eintreffen in die Brutgebiete jedenfalls finden sich die Paare alle Jahre wieder zusammen.

 

 

Eiderente im Prachtkleid (Bild: Pixel-mixer / Pixabay)

Die Eiderente

Die Eiderente (Somateria mollissima) gehört zu den Gänsevögeln (Anseriformes/Anatidae). Sie wird größer als die Stockente, hat eine lange schräge Stirn und wirkt ein wenig plump. Das Weibchen ist unauffällig braun gefiedert. Das Männchen hingegen ist im Prachtkleid (Paarungszeit) ein Hingucker, auffällig schwarz- weiß gefiedert, im Schlichtkleid (Sommer) dunkel- bis schwarzbraun.

  • Die Eiderente ist an der Nordsee auch als Wintergast zu finden.
  • Sie brütet in einem Bodennest, das mit Dunen (ausgerupften Federn von der Bauchseite des Weibchens) ausgekleidet wird.
  • Die Jungen werden bald nach dem Schlüpfen in einem "Kindergarten" (Jungschofe) von mehreren Weibchen zusammen geführt. Dabei kann es sich auch um verschieden alte Junge handeln, aber auch Tafelente oder Reiherente sind in diesen Gruppen mit ihren Küken dabei.
  • An der Nordseeküste brüten dank jahrelanger Schutzmaßnahmen wieder etwa 1.200 bis 1.400 Paare.

Rotschenkel (Bild: a.sansone)

Der Rotschenkel (Tringa totanus)

Der Rotschenkel (Tringa totanus) ist ein Schnepfenvogel (Scolopacidae).

  • Er ist besonders leicht an seinen knallroten Beinen zu erkennen. Auch die Schnabelbasis ist kräftig rot gefärbt. Noch dazu sitzt er gerne auf Pfählen, wo er sein Revier überwacht und bietet sich dabei wie ein Model den Kameralinsen nur so an. Sein Gefieder ist braun-weiß gestreift, die gefleckte Brust erinnert ein wenig an Drosseln. Seine flötenden melodischen Triller sind außerdem ein Markenzeichen.
  • Der Rotschenkel läuft auf Futtersuche mit raschen Schritten im Watt und an den Prielen hin und her, er wagt sich aber auch schwimmend in tieferes Wasser.
  • Der Rotschenkel brütet in den küstennahen Grasgebieten, sein Nest versteckt er dabei gut.

Pin-tailedSnipe_Gallinago_stenura_004 (Bild: afonfong / Flickr)

Die Bekassine

Die Bekassine (Gallinago gallinago) wurde 2013 wegen ihrer Gefährdung sogar zum Jahresvogel erhoben. Sie gehört zur Familie der Schnepfenvögel (Scolopacidae).

  • Knapp drosselgroß mit braun getupftem Federkleid, gelblichen Längsstreifen und langschnäbelig stelzt dieser Vogel auf recht kurzen Beinen durch Moor, Niedermoor und andere Feuchtgebiete. Sie wird 27 cm lang und 100–150 g schwer.
  • Die Bekassine ist ein ausgesprochener Sondierer (spezialisierte Schnabelspitze), das bedeutet, dass sie mit ihrem langen Schnabel tief in den weichen Schlamm bohrt und damit Kleintiere, Würmer, Schnecken, Insektenlarven, aufspürt. Wird der Vogel aufgestört, fliegt er mit einem Blitzstart unmittelbar vor dem Störenfried auf. Typisch ist der anfängliche Zickzack-Flug.

Die Bekassine, der Meckervogel

  • Wer das Balzverhalten der Männchen studiert, weiß woher der Spitzname herkommt.

    Die Männchen produzieren beeindruckende Flugmanöver im Frühjahr und Herbst. Sie steigen steil an bis zu 100 m, drehen ruckartig Kreise und lassen sich dann plötzlich kopfüber mit halb angelegten Schwingen und breit aufgefächertem Schwanz 10 bis 15 m zu Boden stürzen. Dabei schwingen die beiden äußersten, besonders konstruierten Schwanzfedern und erzeugen ein trillernd-meckerndes Geräusch (Instrumentallaut). Mit gezielter Flügelhaltung können sie sogar den Ton verstärken oder abschwächen. Dann steigt der Vogel wieder hoch und wiederholt dieses Kunststück wieder und wieder. Bis eine Dame tief beeindruckt ist. Respekt!

  • Ortstreue als Fluch der Watvögel

    Viele Watvögel (Limikolen) sind sehr ortstreu. Das heißt, die Elterntiere kehren immer wieder in ihre angestammten Brutgebiete zurück. Werden diese nun aber entwässert, gedüngt und in Mähwiesen umgewandelt, sind ihre Nester nicht mehr länger durch sumpfiges Gebiet geschützt. Außerdem verdichtet sich der Boden. Die Elternvögel können in dem nun harten Boden noch herumstochern, aber die Jungen haben zu schwache Schnäbel und verhungern. So sterben unzählige Küken.

    Erst wenn eine Elterngeneration verstorben ist, besteht oft die Chance auf neue Brutgebiete.

    Auch die Jagd macht dem Schnepfenvogel zu schaffen. Wegen ihres Wohlgeschmacks wird sie in vielen Gebieten gejagt und durch die Zerstörung ihres Lebensraums werden die Brutpaare immer weniger.

  • In der Godelniederung auf Föhr, einem Schutzgebiet, findet die Bekassine noch ein gesichertes Brutgebiet.

Silbermöwe (Bild: Hans / Pixabay)

Silbermöwe

Silbermöwe (Larus argentatus) wird hier stellvertretend für die anderen Möwen präsentiert.

  • Sie ist die häufigste unter den Großmöwen. Ihr markanter gelber Schnabel mit rotem Fleck und das silberfarbene Gefieder an Flügeln und Rücken machen sie gut erkennbar.
  • Jungvögel sind noch braun-weiß gescheckt, ihr Silberkleid bekommen sie erst im vierten Lebensjahr.
  • Silbermöwen sind ganzjährig zu beobachten.
  • Sie sind hervorragend zum Schwimmen und Fliegen ausgesattet. Im Prinzip sind sie sowohl Beutegreifer als auch Aasfresser. Ernährten sie sich ursprünglich von Fisch und Fischresten, betätigen sie sich heute auch auf Mülldeponien und mitten in Tourismusorten. Sie sind nicht wählerisch.
  • Leider vergreifen sie sich auch an Küken und Eiern bei anderen Möwen, aber auch bei den Seeschwalben, weshalb sogar einige Zeit versucht wurde den Bestand an Silbermöwen zu dezimieren.
  • Gebrütet wird in den Dünengebieten.

Kleines Glossar

Ordnung Charadriiformes - Wat-, Möwen und Strandvögel/Limikolen

  • Familie Haematopodidae - Austernfischer
  • Familie Laridae - Möwen
  • Familie Sternidae - Seeschwalben
  • Familie Scolopacidae - Schnepfenvögel

Ordnung Anseriformes - Wasser- und Wehrvögel

  • Familie Anatidae - Gänse, Schwäne, Entenvögel

Begriffe:

  • Priel - ist ein natürlicher, oftmals mäandrierender Wasserlauf im Watt und in der Marsch.
  • Salzwiesen - sind küstennahe Streifen, die regelmäßig vom Meerwasser überflutet werden. Nur extrem salzwasserresistente Pflanzen überleben hier.

Mehr zu den Pflanzen an der Nordseeküste

 

Quellen:

u.a. Pflanzen und Tiere der Küste, Christian Pott, Ulmer; BLV Vögel, Einhard Bezzel, BLV München; Enzyklopädie der Vögel, Bechtermünz Verlag, Augsburg.

Adele_Sansone, am 26.09.2016
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Bildquelle:
a.sansone (Föhr und die Nordsee - 5 gute Tipps für einen Urlaub)
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone (Wattwandern - von Föhr nach Amrum)
Eigenwerk (7 Gründe für einen Urlaub an der Nordsee - Ostfriesische Inseln)

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