Bergfenchel (Seseli gummiferum) (Bild: a.sansone)

Allerlei rund um die Familie Doldenblütler

Botanisches: Die Pflanzenfamilie Apiaceae – Doldenblütler ist sehr umfangreich. Weitere Namen sind Doldengewächse und (veraltet) Umbelliferae. Bei den meisten Vertretern der Apiaceae handelt es sich um ausdauernde oder einjährige Kräuter. In wenigen Fällen bilden sie verholzende Stämme aus. Typisch ist der namensgebende Blütenstand: die Dolde.

Flach, schirmförmig stehen die zahlreichen Einzelblüten, die von einem Punkt der Sprossachse ausgehen. Es gibt die einfache Dolde, aber auch zusammengesetzte Dolden. Manche sind auch noch kuppelförmig gewölbt.

 Mit über 400 Gattungen und mit 3.500 Arten ist sie eine der artenreichsten Familien. Die Gattung Sellerie=Apium ist der Namensgeber der Familie Apiaceae. Sie ist weltweit vertreten, am häufigsten in gemäßigten Regionen. Vor etwa 80 – 70 Mio Jahren entstanden.

Zur Bestimmung der einzelnen Arten ist die Blattstruktur ganz wichtig. Grundblätter und Stängelblätter sind häufig unterschiedlich. Ein guter Buchtipp dazu: "Doldenblütler von Rita und Frank Lüder". Die Blätter sind durchwegs wechselständig und gelappt, gefiedert, geteilt. Häufig sind vergrößerte Hochblätter vorhanden, die entweder die ganze Dolde oder Einzeldolden als Hülle umgeben (zB Sterndolde). Die Einzelblüte ist oft winzig, fünfzählig.

Die Blütenfarbe ist bevorzugt weiß, aber auch grün, gelb, rosa bis violett und stahlblau (Mannstreu/Eryngium ) ist vertreten.

Häufig sind die Stängel hohl und grob behaart, oder gerillt; manche Arten haben verdickte Knoten. Die Frucht (Spaltfrucht) ist zweiteilig, manchmal mit Borsten (Wilde Möhre) oder sogar geflügelt.

Bei Astrantia (Sterndolde) oder bei Bupleurum (Hasenohr) sind die Hüll- bzw. Hüllchenblätter auffallend weiß bzw. gelb gefärbt. Normalerweise sind diese Tragblätter aber grün oder kaum vorhanden. Eine Ausnahme bildet Eryngium (Mannstreu), das keine Dolden, sondern ovale Köpfchen mit sitzenden Blüten besitzt.

Wo und wie nutzen wir die Doldenblütler?

Die Samen enthalten meist ätherisches Öl, daher dienen sie oft als Gewürze: zB. Koriander, Kreuzkümmel, Kümmel, Dill oder Anis. Als Nutzpflanzen/Gemüse beliebt: Möhre/Karotte, Pastinak, Fenchel, Liebstöckel, Sellerie oder Petersilie.

Unter den Doldenblütlern sind aber auch zahlreiche Giftpflanzen vertreten, deren Genuss sogar tödlich enden kann, aber auch mit dem bloßen Berühren ist nicht immer zu spaßen, denn die  Cumarinverbindungen wirken vor allem als Fraßschutz gegen Insekten, sind aber auch für die photosensibilisierenden Wirkungen (phototoxisch) verantwortlich. Die Polyacetylenverbindungen sind verantwortlich für die Giftigkeit verschiedener Arten. Der Wasserschierling und der Gefleckte Schierling sind hochgiftig, "Schierlingsbecher von Socrates" . Aber auch mit der Hundspetersilie ist nicht zu spaßen.

Doldenblütler Wert für Insekten:

Doldenblüten sind typische "Fliegenblumen"; d.h. dass auch kurzrüsselige Insekten da gut Nahrung finden wie etwa Schwebfliegen, Sandbienen, Käfer. Die Engelwurz zB. wurde besonders gut in Studien beobachtet: 18 Schwebfliegenarten, zig Schmetterlinge (Landkärtchen, Segelfalter, Kaisermantel, Brauner Waldvogel, diverse Nachtfalter), Schwalbenschwanzraupen, wurden da als Besucher gezählt. Die Früchte der Doldenblütler wiederum sind beliebt bei den Vögeln. Und hohle Stängel im Herbst stehen lassen, bedeutet wertvolle Winterquartiere für Insekten zu schaffen.

Einige Doldenblüter als Übersicht

Heimische Doldenblütler, bevorzugt auf Wiesen und Waldrändern anzufinden: Wiesen-Kerbel, Engelwurz, Sterndolde, Hasenohr, Wiesen-Kümmel, Kälberkropf, Schierling, Mannstreu, Wiesen-Bärenklau, Liebstöckel, Orlaya, Pimpinelle, Wilde Möhre, Giersch, Meisterwurz

Zierpflanzen Doldenblütler: Sterndolde, Mannstreu, Fenchel, Orlaya, Seseli/Bergfenchel, Wilde Möhre,

Nutzpflanzen: Möhre/Karotte, Pastinak, Kerbel, Engelwurz, Kümmel, Liebstöckel, Pimpinelle, Dill, Süßdolde, Petersilie

Ein kurzer Blick auf den Wuchs

Die Vertreter der Apiaceae wachsen überwiegend als krautige Pflanzen und manche erreichen Wuchshöhen von bis zu mehreren Metern.

Tipp: Lassen Sie mal ihren Dill, ihre Pastinake auch im zweiten Jahr stehen, Sie werden sich wundern. Zwar sind dann die Pfahlwurzeln verholzt und nicht mehr genießbar, aber die Pflanze an sich und ihre Blütendolden samt Besuchern sind eine Pracht!
Die meisten Arten der Apiaceae neigen zur Ausbildung einer Pfahlwurzel. An der Spitze verläuft meist ein Harzgang, während sich die Seitenwurzeln zu beiden Seiten ausbilden. Deshalb sind sie begehrt als Nutzpflanze, wie eben Möhre/Karotte, Sellerie und Pastinake.

Einige Verteter der Doldenblütler näher angeschaut:

Wilde Möhre Daucus carota Porträt dazu in einem eigenen Artikel: Wilde Möhre, Insektenmagnet

Auf Sommerwiesen ziehen die ausgedehnten und relativ ebenen Blütenstände der Wilden Möhre (Daucus carota) allerlei Insekten wie Käfer oder Schwebfliegen an, die dort Nektar saugen. Später nach der Befruchtung rollen sich die Fruchtstände ein und bilden zunächst einen Kelch und später ein geschlossenes Gebilde, in dem die Samen heranreifen. Schiebt man die reifenden Fruchtstände oben vorsichtig auseinander, lassen sich in ihnen oft überwiegend nachtaktive Insekten beobachten, die dort am Tage ruhen. Zu den typischen Funden in den Fruchtständen der Wilden Karotte gehören beispielsweise Gemeine Ohrwürmer, die vielerorts auch Ohrenkneifer genannt werden. Für Wanzenlarven sind die kleinen Hohlräume ebenfalls perfekte Verstecke. Sehr häufig lassen sich auch Käfer der Gattung Ophonus in den Fruchtständen antreffen. Sie nutzen diese natürlichen Höhlen tagsüber manchmal sogar in Gruppen. Bestäubt werden die Blüten von kurzrüsseligen Insekten wie Käfern und Fliegen. Quelle: naturgucker

Weniger beliebt bei den Gartenbesitzern, aber begehrt bei den Insekten, ist der Giersch (eigenes Porträt). Bei uns im Garten finden jedes Jahr die Jungigel den heranwachsenden Giersch-Dschungel toll: Sichtschutz und Nahrungsangebot unter dem Blattwerk sind für sie optimal.

Einige Arten finden Anwendung als Zierpflanzen, dazu gehören etwa der Mannstreu, Orlaya, Seseli sowie die Sterndolde. Mannstreu (Eryngium) ist auch bekannt als Miss Willmott's Ghost. Die verschiedenen Sterndolden (Astrantia) sind sowohl in der Blüte hübsch anzusehen, aber auch verblüht noch ein interessanter Hingucker. Und beliebt bei den diversen Insekten sind sie sowieso. Und nichts ist hübscher als die dicken gewölbten Schirmchen von Seseli gummiferum, Grauer Bergfenchel, auf einer kleinen Gartenböschung.

Schaut euch selber an, welcher der Doldenblütler in euren Garten ein passendes Plätzchen finden kann - ob zart und verspielt im Vordergrund, auf einem kleinen Wiesenbereich oder gar als imposante Staude im Nutzgarten oder wie die Engelwurz im Hintergrund aufragend.
Bilder findet ihr hier genügend zum Appetit anregen!

weiterführende Links zu Vertretern der Doldenblütler Apiaceae.

 

Sterndolde (Bild: a.sansone)

Adele_Sansone, am 14.11.2024
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Bildquelle:
a.sansone (Auf der Pirsch nach dem Giersch)
https://pagewizz.com/was-ist-die-pastina (Kennt ihr die Pastinake? Gemüse und Arzneipflanze)
a.sansone (Wozu braucht man einen Schneckenzaun?)
a.sansone (Wie machen Sie eine romantische Ecke im Garten?)

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