Aegopodium podagraria (Bild: anro0002 / Flickr)

Botanik rund um den Giersch

Familie: Doldenblütler/Doldengewächse (Apiaceae).

Art: Gewöhnlicher Giersch (Aegopodium podagraria); volkstümliche Namen sind auch noch Zipperleinskraut, Geißfuß, Erdholler. lat. Aegopodium= ziegenfüßig, lat. podagraria=(Podagra=Gicht); die Pflanze duftet leicht nach Möhre.

Der Giersch mag es gerne leicht feucht, humos, halbschattig.

Vorsicht vor Verwechslungen: Ganz botanisch Unbedarfte sollten sich erst mal kundig machen, dass die Pflanze in ihrem Garten (oder auf der nahen Wiese, im Waldbereich) auch wirklich Giersch ist, denn eine Verwechslung mit dem doch recht ähnlichen Gefleckten Schierling oder dem Hecken-Kälberkropf endet sonst im Krankenhaus. Beide genannten Pflanzen haben einen unangenehmen Geruch; als kleine Hilfe.

(Abb. Wiki-commons)
Die drei ist das Markenzeichen vom Giersch:

  • dreikantiger Blattstiel,
  • alle Blattgruppen bestehen aus drei Blättern, die dreiblättrige Fieder wieder aus drei Blättern.
  • Giersch lässt sich gut am dreikantigen Blattstiel erkennen, wobei eine Kante abgerundet und die gegenüberliegende Seite konkav eingezogen ist.

 

Biene auf Aegopodium podagraria (Bild: stanzebla / Flickr)

Der Giersch als Nutzpflanze für Insekten und den Igel im Garten

Bienen, Schwebfliegen in ihrer Vielfalt, Käfer & Co reißen sich buchstäblich die "Haxen" aus, um sich am Giersch gütlich zu tun.

Er ist nämlich eine gute Pollen-/Nektarquelle für Insekten, auch eine Raupenfutterpflanze, als Haustierfutter geeignet, für Wildgemüse geeignet (siehe Abschnitt: zum Fressen gern), und als Heilpflanze bekannt.

Als Raupenfutterpflanze dient er z.B. dem Dukatenfalter, dem Schwalbenschwanz oder dem Eisvogel. Bei mir tummeln sich im Sommer die unterschiedlichsten Käfer auf den weißen Blütendolden.

Bei mir, in meinem naturnahen Garten, darf der Giersch in einem Randbereich, wo Kompost, Gartenabfallhaufen und Gartenabfallsäcke herumstehen brav vor sich hin wuchern. Wenn Blütezeit ist, könnte man da samt Kamera ganze Stunden verweilen, so viel ist auf den blühenden Dolden los. Im Nachreifen kommen dann die Stieglitze und bedienen sich. Allzuviele reife Dolden lasse ich aber nicht stehen, denn sonst muss ich wieder mit dem Zurückdrängen in anderen Gartenbereichen (siehe eigener Abschnitt) wieder von vorne beginnen.

Halt! Da habe ich noch einen (oder bei mir sogar mehrere) Nutznießer vom Giersch total vergessen: der Igel. Entlang unserer westlichen Grundstücksgrenze verläuft ein Gierschsaum, der von unseren Igeln liebend gerne als Wildwechsel genützt wird. Man sieht nach einigen Wochen den Pfad. Unterm Giersch ist man, als Igel, sichtgeschützt; man kann dort graben und wühlen und wird nicht gestört; man kann sich im Juni auf Paarungssuche treffen und so weiter. Als Igel würde ich in jedem Garten für einen schönen Bereich mit Giersch voten!

 

Im Gartenwinkel darf er sich austoben, der Giersch

Giersch im Garteneck (Bild: a.sansone)

Unkraut Giersch

Praktikable Tipps, um den Garten nicht vom Giersch überwuchern zu lassen.

a) Ich rücke zu weit ausuferndem Giersch mit einer dicken Plane aus Karton zu Leibe. Zuerst die Fläche so gut es geht von dem Wurzelwerk befreien, dann eine dicke Schicht Karton darauf und darüber frisches, nicht zu dickes Erdmaterial, damit man vorwitzige Triebe gleich wieder ausmerzen kann. Nach einer Vegetationsperiode hat sich der Giersch aus diesem Bereich zurückgezogen.

b) Giersch-befallene Flächen kann man auch mit rivalisierenden Pflanzen besetzen; Giersch grob ausputzen und dann etwa Storchschnabelgewächse dazusetzen; die hochstrebenden Gierschtriebe immer wieder entfernen; auch da setzt sich bald der Storchschnabel durch und der Giersch zieht sich zurück.

c) In Gemüsebeet-Bereichen einfach Bohnen setzen, anfänglich auch immer wieder den aufstrebenden Giersch ausrupfen, aber der gibt gegen die Buschbohnen auch bald auf.

d) Giersch kann man als Düngerpflanze für Kürbis, Tomaten oder Kartoffeln verwenden. Einfach das Kraut abschneiden, leicht zerkleinern und einarbeiten oder als Mulch verwenden.

 

Auf dem Speiseplan

Goat eating goutweed (Aegopodium podagraria) (Bild: n0rthw1nd / Flickr)

Giersch zum Fressen gern - Ab in den Küchentopf

Abgesehen von den heilsamen Kräften vom Giersch, schon seit Jahrhunderten bekannt, sonst hätte er nicht Eingang in die Klostergärten gefunden, aber dazu sollen echte Kräuterkundige Stellung nehmen, kann der Giersch locker als Bereicherung des Speiseplanes dienen. Und das ganz ohne Kräuterhexen-Seminare.

Für Kaninchen und Meerschweinchen sind Gierschblätter ganz was Feines. Landschildkröten mögen auch seine Wurzeln.

Für uns Menschen ist er auch was Feines ... von März bis Juli Triebe und Blätter:

  • Roh: junge Blätter (von März bis Ende April) kleingehackt als Würze wie etwa Petersilie verwenden; als Pesto, für Aufstriche mit Quark/Topfen/Frischkäse; für Smoothies.
  • Gekocht/gedämpft: ähnelt er Spinat, je jünger die Blätter desto milder, ältere Blätter sind bitter.
  • Blüten: (Juni bis August) sind eine essbare Speisedekoration.
  • Die trockenen Früchte (Samen) (Juli bis September) sind kümmelähnlich und man kann sie zum Würzen verwenden.
  • Giersch-Limonade: 10 Gierschblätter, etwas Gundelrebe, Pfefferminze in Apfelsaft mit Zitrone hängen; nach ein paar Stunden als Limonade mit Mineralwasser gemischt verwenden.

Tipp:Leicht zerriebene Blätter helfen rasch gegen Mückenstiche.

Mehr zur Verwendung von Giersch in der Küche findet ihr hier

 

Adele_Sansone, am 06.04.2023
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Bildquelle:
a.sansone (Huflattich - Darf der bleiben oder muss er weg?)
a.sansone (Blaue Wildpflanzen im Garten)
a.sansone (Die Kleine Braunelle)
Monika Hermeling (Was sind "Wildpflanzen" und wo verwendet man sie?)

Autor seit 12 Jahren
434 Seiten
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