Familie Storchschnabelgewächse, Geraniaceae
Zierliche einjährige Pflanzen, Stauden, Balkonblumen und sogar kakteenähnliche Arten, allesamt mit "Schnabel".Wald-Storchschnabel (Bild: a.sansone)
Familie Storchschnabelgewächse alias Geraniaceae
Die Pflanzenfamilie besteht aus mehreren Gattungen (über die Anzahl streiten sich gerade die Geister), zwei der bekanntesten Gattungen sind jedenfalls der Storchschnabel/ Geranium und die als Balkongeranie bekannten Gattung Pelargonium, weiters schon weniger bekannt ist der Reiherschnabel/Erodium. Die Pflanzenfamilie besteht aus rund 300 Arten, ein- oder zweijährige Stauden, einige sind sogar immergrün und die Arten kommen in allen gemäßigten Klimazonen vor. Was allerdings bei uns so gerne auf Balkonien steht, stammt ursprünglich aus Südafrika. Das älteste Fossil stammt aus dem Oligozän und ist etwa 28 Mio Jahre alt.
Was sie alle auszeichnet ist die 5-zählige Blüte, mal radiär symmetrisch, wie bei den Storchschnäbeln und Reiherschnäbeln, dann wieder achsensymmetrisch/zygomorph, wie bei den vielen Pelargoniumarten. Bei der Fruchtbildung entdeckt aber sogar der Laie bald die namensgebenden Schnäbel.
Der dieser Familie den Namen gebende Storchschnabel ist eigentlich übersetzt ein Kranichschnabel und erst die Pelargonie macht den Storch echt.
Wie bitte? Nur Geduld, Aufklärung folgt.
Duftpelargonie (Bild: a.sansone)
Der Storch, der erst ein Kranich und am Ende sogar ein Reiher war
Wer sich die Mühe macht und den sprachlichen Wurzeln nachforscht, der findet immer wieder interessante Ergebnisse. Bei allen Arten dieser Familie befindet sich am oberen Ende der Frucht ein schmales schnabelähnliches Gebilde, weshalb drei der Gattungen und die Familie nach langschnäbeligen Vögeln benannt wurden.
Geranium in Deutsch als "Storchschnabel" bezeichnet, kommt von lat. geranion, griech. geránion, grános, dem Kranich. Die Frucht dieser Pflanzenfamilie gleicht einem langgeschnäbelten Vogelkopf, aber dem Ursprung nach müssten sie eigentlich Kranichschnabel-Gewächse heißen.
Pelargonium wurde 1792 für eine Gattung der Geraniaceae Südafrikas eingeführt. Ursprünglich benannte man die Pflanzen Geranium africanum, später (1738) allerdings führte der niederl. Botaniker Johannes Burman den neuen botanischen Namen Pelargonium ein, nach gr. Pelargos=Storch. Ha, da ist er endlich!
Allerdings hatte sich da bereits der fehlerhafte Name "Geranie" bereits in allen Köpfen eingenistet und deshalb darf man den "Nicht-Botanikern" nicht ganz so böse sein, wenn sie die Balkonpflanzen als Balkongeranie statt als Pelargonie bezeichnen.
Erodium, eine ebenfalls heimische Gattung von Storchschnabelgewächsen, kommt wiederum von gr. erodiós=Reiher. Vogel Nummer drei!
Hier schnabelt es schon ganz ordentlich!
Ob der Wechsel im allgemeinen Sprachgebrauch von Kranich zu Storch darauf zurückzuführen ist, dass es in Griechenland und Rom öfter Kraniche gab, in heimischen Breiten jedoch mehr Störche? Wer kann das schon heute noch sagen? Immerhin nahm man als nächsten Vogel auch noch den Reiher in die Familie auf.
Abschließend könnte man schlicht und einfach sagen, den Botanikern hat es allmählich gereicht und schlussendlich hieß es bei den Geraniaceae: "Ach halt doch einfach den Schnabel!"
naturnahe Ecke im Garten mit Storchschnabel (Bild: a.sansone)
Storchschnabelgewächse in den Gärten
In den naturnahen Gärten haben vor allem die heimischen Storchschnabelarten, wie Wiesen-Storchschnabel, Geranium pratense, Wald-Storchschnabel, Geranium sylvaticum, Brauner Storchschnabel, Geranium phaeum und der Stinkende Storchschnabel, Geranium robertianum, sich als beliebte Pflanzen etabliert und sind mit ihren rosa, violetten und blauen Farbtönen eingezogen. Der Blutrote Storchschnabel, Geranium sanguineum, mit zig Züchtungen ist schon seit jeher sehr beliebt. Sehr zur Freude vieler Bienen und Schwebfliegen. Nicht zu vergessen, dass die verschiedenen Storchschnabel-Arten auch Futterpflanze für einige Schmetterlingsarten, wie Storchschnabelbläuling, Kleines Nachtpfauenauge, Blattspanner und Schönbär sind. Auch durch ihr sehr variantenreiches Blattwerk sind Geraniaceae ein hübscher und pflegeleichter Anblick. Der Felsen-Storchschnabel, Geranium macrorrhizum, ist ebenfalls eine Erweiterung des Pflanzenspektrums, weil er hitzeverträglich und unverwüstlich ist. Nur Staunässe an den Wurzeln mag er nicht. Weitere Arten, wie Geranium phaeum, endresii, renardii oder Geranium molle sollte man auch nicht links liegen lassen.
Tipp: Wer Spaß hat, der legt sich einen kleinen Gartenteil nur mit Storchschnabelarten an und hat dann unterschiedliche Blüten und Blattwerk über den ganzen Sommer verteilt.
Erodium-Arten wiederum sind für Mauerwerk und eher trockene Standorte bestens geeignet.
Und auch wenn die Pelargonien sonst wenig für die Insekten tun, ihre Blüten verlangen einen langen Rüssel, doch die Duft-Pelargonien wie Pelargonium odoratissimum, Pelargonium graveolens und Pelargonium crispum sind da eine rühmliche Ausnahme. Nicht nur können sie die Küche bereichern (essbar), sondern vertreiben mit ihren verschiedenen Düften unerwünschte Besucher, wie Stechmücken, aber vor allem sind sie auch bei den Bienen und anderen Insekten sehr wohl beliebt. Siehe eigener Artikel Duftpelargonien.
Storchschnabel und Schmetterling-Besucher (Bild: a.sansone)
Noch was zum Schnabel
Aus den Geranienblüten und Erodiumblüten wachsen bei Fruchtreife Spaltfrüchte hervor, im Zentrum steht der Schnabel mit 5 Teilfrüchten, die nach dem Trocknen aufplatzen und die Samen so von der Mutterpflanze her wegschleudern.
Bei den Pelargonien platzen diese Spaltfrüchte zwar ebenfalls auf, jedoch tragen die Früchte haarige Schirmchen und werden daher vom Wind verbreitet. Stehen bleibt dann nur der namensgebende Schnabel.
Lesetipp: Früchte
Erodium (Bild: a.sansone)
Ein Exot - die Kaktus-Geranie/Pelargonium echinatum
Pelargonium echinatum Die Igelstachelige Pelargonie (von griech. echinos = Igel) ist ein aufrechter, bis zu 60 cm hoher Kleinstrauch mit knolligen Wurzeln und dornartigen Nebenblättern am sukkulenten Stamm. Die Blüten stehen an langen Stielen, sind weiß über zartrosa bis purpur mit dunkleren, herzförmigen Farbmalen, weswegen die Art in England bei ihrer Einführung (1794) "Sweetheart-Pelargonie" genannt wurde. In ihrer Heimat Südafrika eine stark bedrohte Art.
Kleine Artikelreihe zu den Storchschnabelgewächsen
Bildquelle:
a.sansone
(Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone
(Rosen und die Frage: Dorn oder Stachel?)