Gentechnische Veränderung der Nutzpflanzen - Warum überhaupt und in welchem Umfang?

Die beiden weltweit meist genutzten Eigenschaften gentechnisch veränderter Pflanzen sind die Herbizidtoleranz und die Insektenresistenz. Das erste Monsanto RoundupReady Soja wurde 1996 angebaut, es folgten RoundupReady-Baumwolle und -Raps sowie Bt-Sorten von Mais, Baumwolle und Kartoffeln.

Die Pflanzen sind gentechnisch so verändert, dass sie der Anwendung des glyphosathaltigen Totalherbizids "Roundup" - ebenfalls von Monsanto - standhalten können. Der größte Vorteil dieser Pflanzen liege aber, laut Monsanto, in den wesentlich höheren Erträgen, die dazu beitragen könnten, das Welthungerproblem zu lösen. Bei weiter zunehmender Weltbevölkerung könne dieses zukünftig noch größer werden. Dass die Erträge aber nur in den ersten Jahren erheblich höher sind und danach wieder abfallen, mussten Landwirte weltweit schon selbst erfahren und auch die indische Wissenschaftlerin, Vandana Shiva, konnte das in Indien bei der Gen-Baumwolle nachweisen.

Die Einführung von genetisch veränderten Organismen (GVO oder englisch GMO) hat 1996 zunächst in den USA die Landwirtschaft für tausende amerikanischer Bauern gravierend verändert. Sie wurden quasi gezwungen, auf unbekanntes, gefährliches Terrain vorzudringen. Monsanto's dominierende Stellung auf dem US-amerikanischen Saatgutmarkt hat es zudem schwierig gemacht, qualitativ hochwertige konventionelle Sorten einiger Hauptkulturpflanzen im Handel zu erhalten.

Die weltweite Anbaufläche betrug - nach Angaben von "International Service for the Acquisition of Agri-biotech Applications (ISAAA) im Jahr 2014 rund 181,5 Millionen Hektar, wobei das Wachstum in den letzten Jahren wieder zurückgegangen ist. 2015 sank die Gesamt-Gentechnikfläche sogar um ein Prozent auf 179,7 Millionen Hektar.

In die Analyse von Saatgut, Erbgut und die Gentechnik investiert Monsanto sehr viel Geld. Im Jahr 2005 waren es 85 Prozent des gesamten Forschungs- und Entwicklungsbudget - 430 Millionen US-Dollar.

Glyphosat - seine hoch gelobten Vorteile und seine Schattenseiten

1974 kam das Totalherbizid Glyphosat in den USA durch Monsanto unter dem Namen ''Roundup'' auf den Markt und ist seither weltweit führend.
Doch es war gar nicht Monsanto, das es erfunden hat, sondern seit 1964 lag das Patent 10 Jahre lang zunächst bei dem US- Chemieunternehmen Stauffer. Ursprünglich wurde es entwickelt, um Metalle aus der Umwelt herauszulösen, sie zu binden und wasserlöslich zu machen. Einsatz fand es als kraftvolles Reinigungsmittel für Rohre und Boiler, aber auch als Antibiotikum.

Roundup, das glyphosathaltige Totalherbizid von Monsanto, findet seit 4 Jahrzehnten in der Landwirtschaft weltweit riesigen Absatz, obwohl es nach wie vor als giftig und gefährlich für Menschen und Tiere gilt, die Bodenqualität negativ beeinflusst und ins Grundwasser sickert.
Seine frühere Deklarierung ''biologisch abbaubar" auf der Verpackung musste Monsanto nach zwei Prozessen wegen falscher Werbeaussage vom Etikett nehmen.

Monsanto gelang es, ein bakterielles Gen in Sojabohnen einzubauen, mit dessen Hilfe die Pflanze ein bestimmtes Enzym, das EPSPS (5-Enolpyruvylshikmiat-3-phospat-Synthese) produziert, das die Pflanze das Glyphosat überleben lässt. Die Wirkung tritt innerhalb einer Woche. Alle Pflanzen in der Umgebung – Unkräuter wie Nutzpflanzen - sterben ab.

Finden Insekten, Bienen und Vögel keine Nahrung mehr im Boden, an den Pflanzen und in der Luft, so sterben auch sie. Das seit Jahre überall auf der Welt erkennbare Bienensterben und der Rückgang der Vogelpopulation wird unter anderem auch auf Glyphosat zurückgeführt.

Glyphosat findet als Unkrautvernichter aber auch ohne Gentechnik Einsatz im Obst-, Acker- und Weinbau, auf öffentlichen Grünflächen und in Heimgärten. Allein in Deutschland sind insgesamt 75 glyphosathaltige Mittel zugelassen.

Gentechnisch veränderte Pflanzen von Monsanto sind in den USA sehr stark verbreitet. Fast jede der dortigen nicht gentechnisch veränderten Hauptkulturpflanzen ist von der Verunreinigung mit gentechnischem Erbgut betroffen. Verunreinigungen treten so häufig auf, dass einige bedeutende Saatguthändler nicht mehr bereit sind, ihre nicht gentechnisch veränderten Sorten als ''gentechnikfrei'' zu deklarieren.

Selbst wenn Bauern Saatgut ohne gentechnische Verunreinigung aussäen, können Pflanzen durch Körner belastet werden, die von vorbeifahrenden Lastwagen herunter fallen, vom Wind verweht oder von Vögeln und anderen Tieren auf die eigenen Felder gebracht werden. Auch durch Austausch oder Ausleihen von teuren Maschinen unter den Bauern kann es passieren, dass diese durch Gen-Saatgut aus der vorherigen Ernte verschmutzt sind.

Zur Wirkung von Gentechnik-Pflanzen auf die menschliche Gesundheit, Umwelt und Natur gibt es noch keine Langzeitstudien. Das ist sicher mit ein Grund für das Unbehagen vieler Menschen gegenüber dieser Technologie. Untersucht wurden bisher nur kurzfristige Effekte, wobei diese Untersuchungen meist von der Agro-Gentechnik-Industrie selber in Auftrag gegeben werden und auf die eigenen Bedürfnisse ausgerichtet sind. Defizite bleiben und darum ist unabhängige und transparente Begleitforschung umso notwendiger.

Die Zahl der durch Glyphosat weltweit Geschädigten wird immer höher und Prozesse gegen den Giganten Monsanto nehmen zu. Schaffen es die Regierungen nicht, dem Konzern Einhalt zu gebieten, so finden sich inzwischen immer mehr Nichtregierungsorganisationen (NRO) sowie Bürger-und Bauerninitiativen, die gemeinsam gegen den Konzern vor Gericht ziehen, wie es der neueste Film "Roundup - der Prozess" zeigt. Alleine haben sie gegen den Giganten Monsanto keine Chance.

Monsanto, der Megakonzern

Monsanto, mit Sitz in Creve Coeur/USA, galt über viele Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts als eines der weltweit größten Chemieunternehmen. Produkte, wie das Dioxin Agent Orange, PCB oder Aspartam standen lange Zeit massiv in der Kritik. Deren Einsatz hat Millionen Menschen gesundheitlich geschädigt und viele das Leben gekostet.

Seit den 90er-Jahren hat sich Monsanto gewandelt zum führenden Agrar-Konzern. Das Unternehmen liefert die Saatguttechnologie für 90 Prozent aller weltweit angebauten gentechnisch veränderten Pflanzen. Sein Erfolg beruht aber nicht allein auf wirtschaftlichen oder umweltbezogenen Vorteilen der Anwender, sondern auf Monsanto's strenger Kontrolle der Anwendung seiner patentierten Technologie. Dafür hat Monsanto mehrere Strategien entwickelt:

  • Zwischen 1996 und 1998 Aufkauf der Mehrzahl amerikanischer und internationaler Saatgutfirmen oder aber Fusion (unter anderem Calgene, Delta, Monsoy, Cargill, Plant Breeding International und DeKalb Genetics).

  • Erwerb einer Vielzahl von Patenten auf gentechnische Verfahren und auf gentechnisch veränderte Sorten

  • Erschaffung des "Monsanto-Saatgut-Vertrages", mit dem Bauern gezwungen werden, Monsanto's gentechnisch verändertes Saatgut jährlich neu zu kaufen, statt - nach 10.000 Jahre alter bäuerlicher Tradition - von der eigenen Ernte Saatgut einzubehalten und wieder auszusäen.

Monsanto gegen Bauern oder "Monsanto versus Farmers" (Studie aus dem Jahr 2005)

Nachdem die Anzahl der Prozesse zwischen Monsanto und US-Farmern über die Jahre ständig zugenommen hatte, sah sich das US- amerikanische Center for Food Safety (CFS) veranlasst, den Ursachen und dem Ausmaß dieser Rechtsstreitigkeiten nach zu gehen. Der dazu im Jahr 2005 erschienene Bericht "Monsanto vs. US Farmers" sorgt seither für Aufsehen und Diskussionen, denn das, was in den USA begann hat sich in anderen Ländern wie Kanada, Argentinien, Indien fortgesetzt.

Mit Knebelverträgen werden weltweit Bauern gezwungen, jedes Jahr aufs Neue Monsanto's Saatgut zu kaufen. Vermehren sie ihr Saatgut selbst, machen sie sich strafbar. Gegen den Saatgut-Giganten Monsanto, von dem 90 Prozent aller Gentechnik-Pflanzen stammen, anzugehen, ist nahezu unmöglich. Das bekamen schon tausende Bauern zu spüren, die ihre Existenz verloren haben im Kampf gegen den Weltkonzern.

Der Prozess der Kontrollübernahme beginnt damit, dass Monsanto die Bauern zwingt, beim Kauf von patentiertem Saatgut den "Monsanto-Saatgut-Vertrag" zu unterschreiben. Dieser Vertrag ermächtigt Monsanto unter anderem, Kontrollen auf dem Land der Bauern durchzuführen und verpflichtet sie zu einer hohen Haftung.

Alles - von Aussaat, Ernte bis zum Verkauf des genetisch veränderten Saatgutes - wird reglementiert und das für mehrere Jahre. Bauen Landwirte, in Unkenntnis der strengen Vertragsbedingungen, Saatgut von Monsanto nach, müssen sie mit hohen Geldstrafen rechnen. Hierdurch wurden einige Bauern bereits in den Bankrott getrieben, was der Dokumentarfilm "Mit Gift und Genen", der französischen Regisseurin Marie-Monique Robin, zeigt.

Vermutet Monsanto Vertragsbruch oder Verletzung von Patenten, so beginnen aggressive Nachforschungen. Es werden private Ermittlungsunternehmen eingeschaltet, die dann unerwartet auf den bäuerlichen Betrieben auftauchen, häufig ohne Genehmigung Proben ziehen oder Fotos machen.

Das CFS erfuhr in seiner Befragung, dass Monsanto die Bauern danach durch Drohbriefe unter Druck setzt, sich vertraulich und außergerichtlich auf eine geheim gehaltene Strafsumme und sonstige Vergleichsbedingungen zu einigen. Widersetzen sich Bauern, so kommt es zur Klage. Bis zum 26. Oktober 2007 hatte Monsanto 112 Klagen gegen US-amerikanische Bauern eingereicht, wovon 372 Bauern und 49 kleine Firmen oder Landhändler betroffen waren.

Bauern haben oft kaum eine Chance, gegen den Giganten Monsanto anzukommen, da dem Unternehmen allein für Prozesse ein jährlicher Haushalt von 10 Millionen US-Dollar und 75 Angestellte zur Verfügung steht (Stand: 2005)

Laut Presseberichten und Monsanto's eigenen Aussagen wurde schätzungsweise gegen 500 Bauern ermittelt in einer Größenordnung von 85,6 bis 160,6 Millionen US-Doller (Stand: 2005). Man schätzt, dass diese Zahlen wohl nur die Spitze des Eisberges darstellen.

Monsanto's Gründe für Klagen können vielseitig sein. So wurden Bauern verklagt, nachdem ihr Feld mit Pollen von Gen-Pflanzen eines anderen Landwirtes verunreinigt wurde, wenn gentechnisch verändertes Saatgut einer Vorjahres-Kultur auf Feldern keimte, auf denen im Folgejahr keine gentechnisch veränderten Sorten angebaut wurden und auch, wenn Bauern patentiertes Saatgut aussäten, ohne den Monsanto-Saatgut-Vertrag beziehungsweise die jährlichen Neuerungen unterschrieben zu haben.

Zulassung von Gen-Pflanzen und Glyphosat in der EU

Genetisch veränderte Pflanzen

Die EU hat sich jahrelang strikt gegen Gentechnik in Lebensmitteln ausgesprochen. Dieses Verbot gilt jedoch nicht für Gen-Pflanzen als Viehfutter, wie zum Beispiel für Soja und Mais.

So werden jährlich etwa 35 Millionen Tonnen Soja und Sojaschrot importiert. 80 Prozente davon sind gentechnisch verändert, da in Nord-und Südamerika kaum noch gentechnifreies Soja angebaut wird. Für den Verbraucher ist das nicht erkennbar, denn Produkte wie Fleisch, Milch und Käse müssen nicht auf Gentechnik gekennzeichnet werden.
Dass sich Schadstoffe wie das Herbizid Glyphosat, im Urin von Rindern und sogar im menschlichen Urin fanden, konnten die Wissenschaftlerin der Universität Leipzig, Frau Dr. Krüger, mit ihrem Team nachweisen. Eine weitere wichtige Übersicht aus 2016 zeigt, welche Länder wie stark mit Glyphosat belastet sind und dass bei 7 von 10 Personen der Stoff im Körper nachweisbar war.

Umwelt- und Nichtregierungsorganisationen sowie WissenschaftlerInnen klagten vor Jahren zum ersten Mal gemeinsam vor dem Europäischen Gerichtshof gegen die Zulassung von Monsanto's Soja-Saatgut, das unter dem Namen ''Intacta'' aus Brasilien als Futter-und Lebensmittel in die EU importiert wird. Es handelt sich dabei um eine noch nie da gewesene Kombination von Eigenschaften in einer Sojabohnenpflanze, die gegen Glyphosat resistent ist. Die Kläger waren der Auffassung, dass diese Sojapflanze von der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA nicht ausreichend auf ihre Risiken für die VerbraucherInnen untersucht worden sei und die EU sie deswegen nicht hätte zulassen dürfen. Diese Klage wurde 2016 vom EU-Gerichtshof (EuGh) jedoch abgelehnt mit der Begründung, diese Sojaart sei von der EFSA entsprechend den gesetzlichen Vorgaben auf ihre Risiken geprüft worden.

 
Es ist das erste Mal, dass der EuGH eine Klage von Nichtregierungsorganisationen gegen eine Importzulassung von Gentechnik-Pflanzen verhandelt hatte. Unterstützt wurde die Klage von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, der Gesellschaft für ökologische Forschung, der Manfred Hermsen Umweltstiftung sowie der Zukunftsstiftung Landwirtschaft. Auf der Seite der EU-Kommission waren die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA, die Regierung Großbritanniens und Monsanto dem Verfahren beigetreten.
 
"Tatsächlich ist die Risikoprüfung der EFSA lückenhaft. So wurden beispielsweise die Wechselwirkungen zwischen den Rückständen von Glyphosat und den in den Pflanzen gebildeten Insektengiften nicht untersucht", sagt Christoph Then von Testbiotech

Topagrar.com - Lesen Sie mehr auf: https://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-EU-Gericht-weist-Klage-gegen-Zulassung-von-Gentechnik-Soja-zurueck-6194049.html
Der EU-Gerichtshof (EuGH) hat heute über eine Klage gegen die Zulassung der Gentechnik-Soja Intacta der US-Firma Monsanto entschieden. Nach Auffassung des Gerichts wurde die Soja entsprechend den gesetzlichen Vorgaben auf ihre Risiken geprüft. Der EuGH bestätigt damit die Prüfung durch die europäische Lebensmittelbehörde EFSA und die Entscheidung der EU-Kommission. 
 
Es ist das erste Mal, dass der EuGH eine Klage von Nichtregierungsorganisationen gegen eine Importzulassung von Gentechnik-Pflanzen verhandelt hatte. Unterstützt wurde die Klage von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, der Gesellschaft für ökologische Forschung, der Manfred Hermsen Umweltstiftung sowie der Zukunftsstiftung Landwirtschaft. Auf der Seite der EU-Kommission waren die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA, die Regierung Großbritanniens und Monsanto dem Verfahren beigetreten.
 
"Tatsächlich ist die Risikoprüfung der EFSA lückenhaft. So wurden beispielsweise die Wechselwirkungen zwischen den Rückständen von Glyphosat und den in den Pflanzen gebildeten Insektengiften nicht untersucht", sagt Christoph Then von Testbiotech

Topagrar.com - Lesen Sie mehr auf: https://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-EU-Gericht-weist-Klage-gegen-Zulassung-von-Gentechnik-Soja-zurueck-6194049.html

Bisher gibt es nur wenige Auflagen zum Anbau von Gen-Produkten in Deutschland.
So wird nur gefordert, dass der Abstand zwischen einem konventionellen und einem Gentechnik-Feld 150 Meter betragen muss. Viel zu wenig, wenn man bedenkt, dass Wind und Bienen Pollen Kilometer weit tragen. Sehr schnell kommt es so zu einer ungewollten Verunreinigung herkömmlicher Pflanzen. Wenn nur 0,3 Prozent des Mais-Saatgutes verunreinigt ist, würden bereits 300 Gentechnik-Pflanzen pro Hektar wachsen.
Die Kosten für Verunreinigung, die durch Gen-Pflanzen verursacht wurden, muss der Bauer des herkömmlichen Anbaus tragen, nicht der Verursacher. Einige Gen-Pflanzen setzen zum einen Gifte frei und schaden damit Insekten und Kleintieren, zum anderen können sie sich in Boden und Wasser anreichern.

Der Druck auf die Politik steigt, eine solch drastische juristische Verfolgung, wie sie Monsanto praktiziert, grundsätzlich zu verändern. Dazu gehört in erster Linie die Änderung der Patentgesetzgebung. Gentechnisch veränderte Pflanzen dürfen nicht länger als patentierbar anerkannt und der Nachbau von Saatgut nicht als Patentverletzung betrachtet werden.

Außerdem fordern Bauern, dass biologische Verunreinigung nicht als Patentverletzung betrachtet und sie dafür haftbar gemacht werden.

Glyphosat

Im Jahr 2016 mußte die die EU-Kommission nach einem Streit mit dem EU-Parlament von ihrem Vorschlag Abschied nehmen, das umstrittene Glyphosat für weitere 10 Jahre zuzulassen und so wurde die Zulassung - bis zur endgültigen Klärung und Prüfung aller Gutachten - eigenmächtig durch die Kommission zunächst bis Ende 2017 verlängert.

Nach zahlreichen Protesten und Uneinigkeiten in Europa strebt man nun, unter Einbeziehung der Mitgliedsstaaten, eine Verlängerung von 5 bis 7 Jahren an. Das ist für Länder, wie zum Beispiel Frankreich, nach wie vor unakzeptabel. Hier fordert man das komplette Aus für das Herbizid.

Ein Novum in der Geschichte des EU-Parlaments hat es erst dieser Tage gegeben: So berichtete der deutsche EU-Abgeordnete Sven Giegold, dass das Parlament Lobbyisten und anderen Vertretern des US-Konzerns Monsanto die Zugangsausweise gesperrt habe. Vorausgegangen war ein Konflikt zwischen dem Konzern und dem Parlament wegen des Skandals um die sogenannten 'Monsanto-Papers'. Das Unternehmen wurde verdächtigt, in Studien zum umstrittenen Wirkstoff Glyphosat eingegriffen zu haben. Zu der vom Parlament dazu angesetzten Anhörung weigerte sich Monsanto zu erscheinen und als Strafe wurde ihnen deshalb der sonst freie Zugang zu den Parlamentsräumen verwehrt.

Deutschland hat sich - wie schon früher einmal - auch diesmal der Stimme enthalten, da sich das Bundeslandwirtschaftsministerium (pro) und das Bundesumweltministerium (contra) nicht auf eine gemeinsame Position einigen konnten.

Das verwundert nicht, will doch der  deutsche Konzern BAYER den US-Riesen Monsanto so bald wie möglich für 66 Milliarden Dollar übernehmen. Derzeit finden auch hier seitens der EU-Kommisson noch Prüfungen statt. Wenn alles rechtmäßig ist, wäre BAYER durch diese Fusion das weltweit größe Agrar-Chemieunternehmen.

Monsanto's Patent für Glyphosat ist im Jahre 2000 ausgelaufen. Seither dürfen auch andere Unternehmen, wie zum Beispiel BASF und BAYER diesen Wirkstoff in ihren Produkten einsetzen.

Update: Endgültige Entscheidung über Zulassung fiel im November 2017:

Trotz massiver Widerstände europaweit hat die EU-Kommission - in Abstimmung mit den EU-Ländervertretern - die Zulassung für das umstrittene Herbizid Glyphosat um weitere 5 Jahre verlängert. 18 Staaten stimmten für die Zulassung, 9 Länder dagegen, darunter auch Frankreich und Italien. Eigentlich hätte sich Deutschland, wie schon zuvor einmal, bei der Stimmabgabe enthalten müssen, da es in der derzeit geschäftsführenden Regierung Uneinigkeit gab. Das Umweltministerium unter Frau Barbara Hendricks (SPD) war dagegen, doch Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) stimmte dafür, sorgte damit für einen Eklat und macht mit seiner Entscheidung im Alleingang die Koalitionsverhandlungen auch nicht einfacher.

Ist es der Wirkstoff Glyphosat allein, der giftig sein soll oder macht es der Produkt-Mix?

Aktivisten und Umweltverbänden geht die Bewertung des Einzelwirkstoffs Glyphosat nicht weit genug, so dass das französische Gericht in Foix Mitte Oktober 4 Fragen /Aufforderungen an den Europäischen Gerichtshof geschickt hat was die Zuverlässigkeit der aktuellen EU Pestizid-Risikobewertung betrifft.

So fordert man, nicht nur den Hauptwirkstoff ("active ingredient") Glyphosat auf Giftigkeit untersuchen und bewerten zu lassen, sondern auch die Zusatzwirkstoffe ("Co-formulants"), denn ohne diese Zusatzwirkstoffe hätte der Hauptwirkstoff nicht die gleiche Wirkung.

Bisher sei es den Pestizid-Produzenten selbst überlassen gewesen, die Analysen vorzunehmen und - unter Berücksichtigung eigener kommerzieller Interessen - darüber zu entscheiden, welcher Stoff der Hauptwirkstoff im Gesamtprodukt und welche die Nebenwirkstoffe sind.

Das absurde dabei sei – so Martin Dermine von PAN Europe - dass die EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) bisher nur die Risiken des aktiven Inhaltsstoffes auf Krebs geprüft habe und Studien, die zur der Giftigkeit des Gesamtproduktes, die die Wirkung des Hauptwirkstoffes noch verstärken könnten, außer Acht gelassen hat.

Der Europäische Gerichtshof hat nun 18 Monate, um diese Fragen und Aspekte zu beantworten. Seine Antworten könnten entscheidend dazu beitragen, die Sicherheit für Bürger und Umwelt in der EU zu verbessern.

 

"Roundup - der Prozess", der neue Dokumentarfilm von Marie Monique Robin

Die Französin, Marie-Monique Robin, die schon 2008 mit ihrem Dokumentarfilm "Mit Gift und Genen" die Gentechnik, das glyphosathaltige Totalherbizid "Roundup" und den Konzern Monsanto kritisch unter die Lupe nahm, läßt in ihrem neuesten Film "Roundup – der Prozess" die Zuschauer an einem Gerichtsprozess teilhaben, der ein wichtiges Kapitel in der Geschichte geschrieben hat. So fanden sich im Jahr 2016 zum erstenmal zahlreiche "Roundup" - Geschädigte, Landwirte, Bürgerinitiativen und Wissenschaftler aus aller Welt in Den Haag zusammen, um vor dem Europäischen Gerichtshof gemeinsam gegen den Konzern Monsanto zu klagen.

Sie alle beschuldigen Monsanto des stillen Völkermordes und Ökozids und fordern, dass der Konzern den Erkrankten und deren Familien eine Entschädigung bis zum Lebensende zahlen muss.

Eine Zusammenfassung der wichtigsten Begründungen:

  • der US- Wissenschaftlers Don Huber hat untersucht hat, dass Rinder durch Gen-Futter schneller erkranken und wesentlich kürzer leben.

  • Ein dänischer Schweinebauer war verzweifelt über immer häufiger auftretende, unerklärliche Krankheiten und Missbildungen bei seinen Ferkeln. 2 Jahre lang hat er Daten von insgesamt 32.000 Tieren gesammelt. Im Forschungsinstitut der Uni Leipzig wurden die Tiere seziert und man fand in allen Geweben (Niere, Leber, Muskeln, Gehirn) Reste von Glyphosat. Nachdem danach kein Gen-Futter mehr verfüttert wurde, habe sich der gesundheitliche Zustand der Tiere merklich verbessert. Er ist der Auffassung, dass die Rückstände von Glyphosat im Tierfutter mengenmäßig nichts sind im Vergleich zu dem, was EU-Bürger heute mit ihrer Nahrung unbewußt aufnehmen.

  • Ein Reisbauer aus Sri Lanka, der stellvertretend für 40.000 Reisbauern angereist war, demonstrierte anhand von Fotos, wie in seiner Heimat Bauern über viele Jahre -mit Spritzgeräten auf dem Rücken und ohne Mund- und Schutzkleidung - auf den Feldern gearbeitet haben. 10 von 20 Sterbefällen durch Nierenschäden seien auf Glyphosat zurückzuführen, so bestätigte es ein Arzt. Grundwasser und Brunnen seien verseucht worden und es hätte keine Fische in den Gewässern mehr gegeben.
    Aufgrund dieser dramatischen Auswirkungen, hatte die dortige Regierung die Konsequenz gezogen und das Ausbringen von Glyphosat auf den Feldern generell verboten. Man hoffe nun, dass dieses Beispiel auch in anderen Ländern Schule macht.

  • In Argentinien klagen Mütter, dass ihre Kinder mit Missbildungen zur Welt kommen, sie vermehrt Fehlgeburten erleiden oder Kinder an chronischen Hautproblemen und anderen Symptomen leiden.

    Krebs sei dort die Todesursache Nr. 1, denn Argentinen gehört zu den Ländern, die fast nur noch gentechnisch veränderte Pflanzen anbauen (vorwiegend Soja). Allein im Jahr 2016 seien dort 240 Millionen Liter Glyphosat versprüht worden, was seit 1996 einer Erhöhung um 800 Prozent entspricht.

  • Schulkinder hätten in ländlichen Regionen Atemprobleme, weil in unmittelbarere Nähe Flugzeuge Unkrautvernichter in großer Menge auf die Felder versprühen.

Es geht in diesem Prozess aber auch um das Gutachten der EFSA, das im November 2015 erstellt wurde und Glyphosat aufgrund eines Vorberichtes des Bundesinstituts für Risikobewergung (BfR) als "nicht krebserregend" eingestuft hat. Beiden Behörden wird wissenschaftlicher Betrug vorgeworfen. So habe man bei der EFSA unter anderem

  • nicht die richtige Methode gewählt,
  • es seien Studien herangezogen worden, die in dem Zusammenhang nicht sachdienlich waren
  • wichtige Beweise seien ignoriert worden
  • Tatsachen seien verdreht worden

Grund für die Zulassung, so der deutsche Toxikologe Clausing auf Befragen des Richters, seien vermutlich große wirtschaftliche Interessen innerhalb der EU.

Ein weiterer Grund sei, dass das BfR Glyphosat bereits 2002 als "unbedenklich" eingestuft habe und es peinlich wäre, es jetzt anders zu bewerten, da viele relevante Studien auch damals schon vorgelegen haben. Dass man keinen bestimmten Wissenschaftler für diese Neubewertung heranziehen könne, läge daran, dass das BfR generell keine Namen offenlegt.

Das Rechtsgutachten zu diesem Verfahren wurde am 18.4.2017 von den Richtern des Europäischen Gerichtshof in Den Haag bekanntgegeben. Sie kommen darin zu dem Schluss, dass Monsanto nicht nach den allgemeinen Menschenrechten handelt und sie fordern, dass der Straftatbestand Ökozid (Verbrechen gegen die Ökosysteme) im Römischen Statut, welches Grundlage für den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag bildet, verankert wird - auf gleicher Ebene wie Krieg, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Genozid und Aggression.

Würde Ökozid im Internationalen Strafrecht anerkannt, könnte Glyphosat als Werkzeug dieses Verbrechens verurteilt werden. Wann diese Entscheidung darüber getroffen wird, blieb offen.


Ist ökologische Landwirtschaft die Lösung des Welthungerproblems? Viele internationale Experten sehen es so

Auch wenn Firmen wie Monsanto seit Jahren versprechen, mit Gentechnik das Welthungerproblem zu lösen, so ist das leider bisher noch nicht gelungen.
Es wird bisher lediglich mit den höheren Erträgen durch genetisch veränderte Pflanzen der weltweit steigende Bedarf an Fleisch und Milchprodukten gedeckt, denn etwa 50 Prozent der Welt-Getreideernte fließt in die Fütterung von Tieren - Nahrung, die den Menschen in armen Ländern der Welt als Grundnahrungsmittel fehlt. Dass die Erträge aus Gen-Anbau aufgrund ausgelaugter Böden nach einigen Jahre nachlassen, das mußten Bauern weltweit feststellen und auch Vandana Shiva, die indische Agrar-Wissenschaftlerin, konnte das nachweisen.

Eine wirkliche Lösung des Hungerproblems liegt in der kleinbäuerlichen, ökologischen Landwirtschaft, die sozial gerechter ist und die den Bauern ihre eigene Existenz sichert. Darin waren sich die Beteiligten des 2008 erschienenen ''Weltagrarberichtes'' einig, aber auch weltweit Landwirte, Nichtregierungsorganisationen (NRO) wie zum Beispiel FIAN, Oxfam, IFOAM, Bund Ökologische Landwirtschaft.
Zahlreiche Agrarexperten, wie zum Beispiel Vandana Shiva, Jean Ziegler sehen allein darin die Zukunft, die nachhaltig und zum Wohle von Menschen, Tieren und Umwelt ausgelegt ist.

Organisationen und Verbände, die sich mit dem Thema Gentechnik und Glyphosat beschäftigen

Auch in Deutschland gibt es inzwischen zahlreiche Verbände; Netzwerke und Organisationen, die sich mit den Folgen der Gen-Technologie kritisch auseinandersetzen. Dazu gehören unter anderem:

Test Biotech
Umweltinstitut München
Epigen Wissenschaftsbüro
Informationsdienst Gentechnik
Campact
Gen-ethisches Netzwerk
Save our Seeds
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
Keine-Gentechnik
Greenpeace
Foodwatch

Alle Adressen mit Websites finden Sie unter "Gentechnikfrei.Wordpress"

Zum Thema Gentechnik, Glyphosat und Monsanto gibt es inzwischen zahlreiche Bücher und Filme. Hier eine kleine Auswahl...
Monsanto - Mit Gift und Genen
Code of Survival - Die Geschichte vom Ende der ...
Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Mon...

Quellen, Links, Petitionen, Film-Trailer und weiterführende Informationen

Quellen (unter anderem):

Keine Gentechnik
Test Biotech
Regenwald Report
Studie ''Monsanto gegen Bauern" - ABL-Verlag
Umweltinstitut.org
Monsanto
Bericht über die skandalöse Beurteilung von Glyphosat in der EU (PAN Press Release)

Film: "Mit Gift und Genen" von Marie-Monique Robin

"Code of Survival" der neue Dokumentarfilm von Bertram Verhaag über das Ende der Gentechnik.

Europäische Bürgerinitiative und Petitionen gegen die weitere Zulassung von Glyphosat in der EU, unter anderem durch CAMPACT und BUND

Foodwatch-Aktion gegen die Zulassung in Brüssel

 

Laden ...
Fehler!