Klatschmohn: Blume des Jahres 2017
Attraktiv, anspruchslos und macht Appetit: Der schöne Klatschmohn (Papaver rhoeas) mit seinen leuchtend roten Blüten ist die Blume des Jahres 2017. Und dafür gibt es einen wichtigen Grund ...(Bild: Catkin / Pixabay)
Ackerwildkräuter sind eben nicht nur "Unkraut"
In nur 50 Jahren haben Ackerwildkräuter wie der Klatschmohn um 95-99 % abgenommen. Früher bedeckten Ackerwildpflanzen die gesamte Ackerfläche Deutschlands – übrigens eines unserer größten Ökosysteme – heute wachsen sie nur noch auf 5 Prozent der Ackerfläche. An vielen Orten sind sie längst verschwunden.
Dabei sind Ackerwildkräuter wie der Klatschmohn nicht nur schön anzuschauen, sie sind auch wichtig für viele Insekten wie Schmetterlinge, Bienen oder Spinnen. Und diese wiederum sind unersetzlich, wenn es darum geht, Pflanzenschädlinge in Schach zu halten.
Viele Ackerwildpflanzen gelten als Unkräuter, wachsen dort, wo sie – so sieht es zumindest der Landwirt - nicht wachsen sollen. Dabei haben fast alle dieser Wildkräuter ihren schlechten Ruf zu Unrecht, behaupten die Naturschutzexperten: Nur etwa 20 der 350 bekannten Ackerwildpflanzen Deutschlands sind echte Problempflanzen, die man bekämpfen sollte.
Pech für den Rest – denn auch denen macht man mit moderner landwirtschaftlicher Technik das (Über)Leben sehr schwer. Verbesserte Saatgutreinigung soll die Äcker "sauberer" machen, gegen jegliche Art von "Unkraut" setzt man heute wirksame chemische Unkrautbekämpfungsmittel ein.
(Bild: Chorengel / Pixabay)
Auch der Klatschmohn hat es schwer - und kämpft ums Überleben
Der Klatschmohn ist zwar deutschlandweit noch ungefährdet, aber auch sein Bestand ist stark zurückgegangen. Dass er nicht mehr so häufig und flächendeckend blüht, aber trotzdem noch seine roten Farbtupfer in die Sommerlandschaft setzt, liegt daran, dass der Klatschmohn ein echter Überlebenskünstler ist.
Gegen einfache Unkrautbekämpfungsmittel kann er sich behaupten. Während er früher mit Vorliebe auf Getreidefeldern blühte, gibt er sich heute auch mit Ackerrändern, Schuttplätzen, Straßenböschungen oder offenen Stellen im Garten zufrieden. Er ist langlebig und geduldig: Seine Samen können im Boden viele Jahre lang überdauern.
Warum Klatschmohn so gerne zwischen Getreide blüht ...
Klatschmohn und Getreide - eine besondere Beziehung. Schon die alten Ägypter sollen den Mohn auf ihren Getreidefeldern gepflanzt haben und auch Ceres, die römische Göttin des Ackerbaus, wird oft mit einem Kranz aus Klatschmohnblüten abgebildet.
Das Getreidefeld bietet dem Klatschmohn ideale Lebensbedingungen: Der Klatschmohn mag es gerne hell und warm, bevorzugt stickstoffreiche Böden. Wo er blüht, dort ist der Boden fruchtbar. Als Lichtkeimer braucht er offene Flächen, mag sich also nicht gerne unter die Wiesenblumen mischen. Er passt gut zu den meisten Getreidearten, sät sich selbst und blüht noch vor der Getreideernte.
Seine vielen kleinen Samen sät er wie mit einem Salzstreuer gestreut aus und lässt sie einfach vom Wind verbreiten.
... und Hummeln oft rot sehen
Der Klatschmohn blüht ab Mai und manchmal sogar bis in den Oktober hinein. Seine Blüten sind nicht zu einer Knospe geformt, sondern stecken in einer festen Kapsel. Dünn wie Papier sind die Blüten des Klatschmohns und von vergänglicher Schönheit, denn sie halten sich nur wenige Tage. Allerdings lässt eine Mohnpflanzen immer wieder neue Blüten wachsen.
So attraktiv sie auch aussehen mögen, die leuchtend roten Blüten duften nicht und enthalten auch keinen Nektar. Bei den Insekten sind sie trotzdem gefragt, besonders die Hummeln fliegen auf den Klatschmohn. Dafür stehen die emsigen Brummer schon früh auf und warten morgens vor der geschlossenen Blüte. Eine Mohnblüte produziert bis zu 2,5 Millionen Pollen und gibt bis 10 Uhr morgens den meisten Blütenstaub ab. Durch ihr Brummen bzw. dessen Vibration können Hummeln die Mohnblüten dazu anregen, noch mehr Pollen abzugeben.
Früher hat man die auffallend roten Blütenblätter zur Herstellung von roter Tinte verwendet oder Zuckerware damit gefärbt. Noch heute gelten Klatschmohnblüten als sogenannte Schmuckdroge, man mischt sie Wein, Tee oder Potpourri bei und gibt Tabletten damit Farbe.
(Bild: Arunacat / Pixabay)
Nicht nur Hummeln naschen mit Vorliebe vom Klatschmohn
Auch bei Menschen ist die rote Blume beliebt. Schon der lateinische Name des Klatschmohns (Papaver rhoeas) verrät das: Papaver stammt vom lateinischen Wort "pappare" = essen. Das griechische Wort rhoias bedeutet "fließen" und bezieht sich auf den vorwiegend in den Stängeln der Pflanze enthaltenen Milchsaft.
In der Heilpflanzenkunde nutzte man den Klatschmohn früher als Tee, Extrakt oder Sirup vor allem gegen Halsschmerzen, Heiserkeit, Mandelentzündung, Husten und Bronchitis. Klatschmohn enthält Schleim- und Bitterstoffe und Rhoeadin, das leicht beruhigend wirkt. So soll die Pflanze auch stressbedingte Verdauungsprobleme lindern können, bei Unruhe und Schlafstörungen helfen.
Rezepte für Tee aus Klatschmohnblüten, Klatschmohnsirup und Mohnblütenöl stellt die Website VorsichtGesund vor.
Doch nicht nur als Medizin tut bzw. schmeckt der Klatschmohn gut!
Wildkräuterexperten machen aus den schönen roten Blüten Likör, Sirup (siehe auch Redpoppy Syrup-Sherbet) oder Gelee, nutzen die Blüten als Dekoration oder verfeinern Zucker, Wildkräuterlimonaden, Bowlen, Reisgerichte und Gebäck damit. Die Blütenblätter des Klatschmohns lassen sich auch gut kandieren.
Die kleinen Mohnsamen haben geröstet einen nussigen Geschmack, man kann sie mahlen oder auch zu Öl pressen. Beliebt sind sie vor allem für Brot, Kuchen und Desserts. Auch zu Pastasaucen oder Tofu sollen sie gut schmecken.
Die jungen Blattrosetten des Klatschmohns lassen sich ebenfalls in der Küche verwenden. Erntet man sie zeitig im Frühjahr (April oder Mai), kann man sie in den Salat mischen oder gedünstet wie Spinat essen und mit Salz, Pfeffer und Öl abschmecken.
Die Blätter und Blüten des Klatschmohns haben ein süßlich-mildes Aroma, die frischen Blätter sollen nach Haselnuss und Gurke schmecken.
Doch, Vorsicht – ist Mohn denn nicht giftig?
Alle Pflanzenteile sind giftig, besonders aber der Milchsaft. Die jungen Blätter vor der Blütezeit, Blütenkronblätter, die jungen grünen Früchte und Samen sind mäßig verwendet unbedenklich. (Quelle: Wikipedia)
Kräuterexperten erklären, dass der Klatschmohn im Gegensatz zum Schlafmohn, aus dessen Milchsaft man Opium gewinnt, keine narkotisierenden Alkaloide enthält.
Die reifen Samen und Blüten könne man unbedenklich verwenden, etwas mehr Vorsicht geboten sei jedoch bei den frischen Blättern: Sie enthalten ein schwach giftiges Alkaloid, in größeren Mengen verzehrt kann es zu Unverträglichkeiten kommen, die sich z.B. in Bauchkrämpfen oder Erbrechen äußern.
Das Gartenjournal gibt folgenden Tipp:
In geringen Mengen richtet Klatschmohn praktisch keinen Schaden an. Halten Sie trotzdem pflanzenfressende Tiere und kleine Kinder vom Verzehr ab.
Mohnblüten in der Vase - so hat man länger Freude daran
Wer die roten Klatschmohnblüten nicht "vernaschen", sondern einfach nur in eine Blumenvase stellen und sich daran erfreuen möchte, für den gibt es einen Trick.
Viele Blumenfreunde sind enttäuscht, weil sich die zarten Klatschmohnblüten in der Vase nicht lange halten: Schneidet man sie jedoch morgens ab, wenn die Blüten noch geschlossen sind, und hält man die Stielenden unter heißes Wasser oder brennt sie mit einem Feuerzeug ab, dann kann man sich noch eine Weile länger am Klatschmohnstrauß in der Vase erfreuen.
Auch über die Liebe weiß die schöne rote Blume Bescheid ...
Der Heilpflanze des Jahres 2017, dem Gänseblümchen, steht die Blume des Jahres 2017, der Klatschmohn, übrigens in nichts nach: Auch seine Blüten können uns als Liebesorakel in die Zukunft schauen lassen.
Und das geht ganz einfach: Man legt eine Klatschmohnblüte in die eine Hand und klatscht mit der anderen Hand darauf. Ein sanftes Klatschen verheißt einen Kuss, bei einem lauten Klatschen darf man sich ein noch aufregenderes Liebesabenteuer erwarten ...
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(Ohne Gewähr - Die hier vorgestellten Informationen wurden sorgfältig recherchiert und erstellt, jedoch gilt: Wer Wildkräuter in der Küche nutzen möchte, sollte sich in jedem Fall vorab umfassend informieren und eventuelle persönliche Risikofaktoren abwägen.)
Bildquelle:
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone
(Klatschmohn und Mohngewächse)