"Final Destination": Kein Amerikaner in Paris

Es sollte eine entspannte Klassenfahrt nach Paris werden. Doch bereits auf dem Weg zum Flughafen wird der junge Alex (Devon Sawa) mit allerlei bösen Omen konfrontiert. Kurz bevor das Flugzeug Richtung Frankreich startet, hat er eine grauenhafte Vision davon, wie das Flugzeug mitten im Flug auseinanderbricht. Als die Vision zu Ende ist, deuten alle Vorzeichen auf das Eintreffen seiner Vision hin. Alex bricht in Panik aus und warnt vor der drohenden Katastrophe. Doch niemand will ihm glauben, ganz im Gegenteil: Er wird von der Crew, die ihn für eine Gefahr hält, zurück in die Abflughalle verfrachtet. Mit ihm müssen auch seine Lehrerin Ms. Lewton (Kristen Cloke) und fünf Mitschüler das Flugzeug verlassen.

Verständlicherweise sind diese mächtig sauer auf ihn und der aufbrausende Carter (Kerr Smith) droht ihm Prügel an. Allerdings nur so lange, bis er und die anderen durch das Panoramafenster beobachten müssen, wie das Flugzeug kurz nach dem Start explodiert, ganz wie Alex es vorhergesehen hatte.

Unmittelbar nach der Katastrophe wird er vom FBI verhört, das glaubt, er hätte mit der Explosion etwas zu tun. Da man ihm nichts nachweisen kann, lässt man ihn wieder laufen. Was es mit der Vision auf sich hatte, weiß Alex selbst nicht. Aber rasch wird klar: Den Tod kann man nicht so leicht übertölpeln kann. Denn als einer der Überlebenden, Tod (Chad E. Donella), bei einem bizarren Unfall im Bad stirbt, scheint es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch die anderen ihrem vorherbestimmten Schicksal zum Opfer fallen. Trotzdem gibt Alex nicht auf und glaubt, ein Muster entdeckt zu haben, das ihnen helfen könnte, den Tod erneut zu überlisten …

Spannender Mystery-Thriller „Final Destination“

Fear The Reaper!

Als Blue Öyster Cult 1976 ihren Hit "(Don't Fear) The Reaper” aufnahmen, hätten sie es eigentlich schon besser wissen sollen: Den grimmen Schnitter sollte man fürchten! Der Erfindungsreichtum, mit dem er im Mystery-Thriller "Final Destination" unter einer Gruppe Jugendlicher aufräumt, überschreitet die Grenzen des Sadismus bei weitem. Und alles nur, weil ein Junge die rettende Vision eines drohenden Flugzeugunglücks hatte, was ihm und sechs anderen das Leben rettet – vorerst jedenfalls. Die Rache des Todes fällt umso fürchterlicher aus.

Gewiss: Man kann einem solchen Film einen gewissen Hang zum Zynismus und Nihilismus nicht ganz abstreiten. Was der mittlerweile auf fünf Teil angewachsenen "Final Destination"-Serie von Beginn weg zu schaffen macht, ist neben dem stets gleichen Handlungsschema eine substanzielle Sinnlosigkeit sämtlicher Handlungen der Protagonisten. Schließlich kann man den Tod nicht austricksen (Ausnahmen wie in " Bill & Ted's verrückte Reise in die Zukunft" bestätigen wie üblich die Regel), allenfalls das Unvermeidliche ein wenig hinauszögern. Und angesichts der mitunter qualvollen Todesumstände des "Final Destination"-Personals stellt sich die Frage, ob in ihrem Falle ein gepflegter, rascher Suizid nicht vorzuziehen wäre, was Horrorfans andererseits um einige durchaus spannende Filme brächte, wie den ersten Teil der Serie.

 

Mystery-Thriller "Final Destination" auf den Spuren der "Akte X"

Basierend auf einem nie realisierten Drehbuch für "Akte X", breitet der für das Genre typische Mystery-Thriller "Final Destination" ein interessantes "Was wäre, wenn..?"-Szenario aus. Was wäre, wenn man dem Tod von der Schippe springen könnte? Würde er einen unbarmherzig holen kommen? Die in den bisherigen Streifen der Filmserie gegebene Antwort fällt nüchtern aus: Allenfalls Aufschub lässt sich erwirken, aber kein Pardon. In diesem Sinne etabliert sich der Tod als übernatürlicher Finanzbeamter: Er kennt kein Vergessen und kein Vergeben. Offenbar gehört sein Treiben zu einem uns unbekannten Plan. Woher jedoch die anfangs rettenden Visionen stammen, bleibt im Dunkeln.

 

Klischeefiguren

In der Wahl der aktiven Sterbehilfe erweist sich die wahre Meisterschaft des Todes: Ein paar harmlose Wassertropfen können genügen, um in einer verhängnisvollen Kettenreaktion die Protagonisten ins Jenseits zu befördern. Dabei tritt der Tod niemals personifiziert auf: Ein Windhauch oder ein Schauder auf den Rücken der Protagonisten deutet das dräuende Unheil an, ohne allzu spekulativ zu geraten oder in plumpe Horrorkonventionen abzugleiten. Somit muss der eigentliche Star der Filmreihe unsichtbar bleiben und stets im Hintergrund agieren.

Den menschlichen Protagonisten wird traditionell wenig Persönlichkeit zugestanden. Meist wimmelt es von Klischeefiguren, wie der klugen Außenseiterin, dem aufbrausenden Schlägertypen oder dem Streber. Da für die die meisten Figuren ohnehin nach wenigen Auftritten der Abgang vorherbestimmt ist, stört dies nur insofern, als sich die Sympathien der Zuschauer in bescheidenen Grenzen halten.

Stifler aus "American Pie" in einem Mystery-Thriller

Erstaunlich ist am Mystery-Thriller "Final Destination" zudem die Riege der Darsteller. Obwohl die großen Stars fehlen, trifft der Filmfan dennoch auf jede Menge bekannter Gesichter. Allen voran Seann William Scott, der verhuscht-perverse Stifler aus den "American Pie"-Filmen, Kerr Smith aus "My Bloody Valentine 3D", "Candyman" Tony Todd sowie Ali Larter, die "Resident Evil"-Fans aus "Resident Evil: Extinction" und "Resident Evil: Afterlife" vertraut sein dürfte.

Der Thematik angemessen makaber sind nicht nur die Todesarten, sondern auch die Rollennamen: Seann William Scotts Rollenname lautet etwa Billy Hitchcock, zwei andere Nebenfiguren heißen Murnau (nach dem Regisseur von "Nosferatu") und Schreck (nicht nach Shrek benannt, sondern nach Max Schreck, der eben jenen Nosferatu verkörperte).

 

Bester Teil neben "Final Destination 5"

Technisch gibt es am Mystery-Thriller "Final Destination" kaum etwas zu bekritteln, insbesondere wenn man das relativ geringe Budget von 23 Millionen Dollar in Betracht zieht (weltweit spielte der Streifen das Fünffache der Kosten ein). Sicher: Allzu anspruchsvolle Unterhaltung oder tiefschürfende Gespräche bietet der Film nicht. Interessante Spekulationen wie jene, ob nicht ohnehin alles vorherbestimmt und der Kampf gegen den Tod somit nicht sinnlos sei, werden kurz aufgeworfen, aber nicht weiter verfolgt. In diesem Punkt ist "Final Destination 5" konsequenter und erweist sich als der neben dem Original mit Abstand beste Teil der Horrorreihe.

Fazit: Der Mystery-Thriller "Final Destination" überzeugt dank seiner originellen Handlung, die nicht immer unbedingt logisch, dafür spannend und flüssig inszeniert ist. Hat man diesen Film gesehen, kann man die folgenden 3 Sequels getrost überspringen und sich dem vorzüglichen "Final Destination 5" widmen, der neben jeder Menge grimmigen Humors einen verblüffenden Plottwist bietet.

Originaltitel: Final Destination

Regie: James Wong

Produktionsland und -jahr: USA, 2000

Filmlänge: ca. 94 Minuten

Verleih: STUDIOCANAL

Deutscher Kinostart: 21.9.2000

FSK: Freigegeben ab 16 Jahren

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