One Hit Wonder der 1980er Jahre
Lipps, Inc., Rockwell, Robin Beck und andere One Hit Wonder der 1980er Jahre hatten jeweils einen Riesenhit. Ihre Namen hat man vergessen, nicht aber ihre Hits.Was ist ein One Hit Wonder?
Eine Band oder ein Solokünstler landen einen Riesenhit, der sie auf einen Schlag berühmt macht, ohne diesen Erfolg jemals wiederholen zu können. Klarer Fall: Es handelt sich um ein One Hit Wonder! Dies gilt allerding nicht für Künstler wie Jazz-Kapazunder Bobby McFerrin, der mit seinem Song "Don't Worry, Be Happy" 1988 einen weltweiten Nummer-1-Hit landete und einen solchen nie beabsichtigt hatte. Das klassische One Hit Wonder sucht den kommerziellen Erfolg, findet ihn ein einziges Mal und zehrt davon noch viele Jahre später. So, wie die nachfolgend vorgestellten Vertreter dieser besonders in den 1980er Jahren zahlreichen Spezies!
Die größten One Hit Wonder der 1980er Jahre
Lipps, Inc.- "Funkytown"
Man nehme die ehemalige Schönheitskönigin von Minnesota, einen belanglosen Text, schrilles Synthiegedudel, mische das Ganze rhythmisch ab und lasse es auf die kritiklosen Massen los, auf dass sie dieses letzte Zucken der abflauenden Disco-Welle für akustisches Manna halten. 1980 gab es an "Funkytown" von Lipps, Inc. kein Vorbeihören. Dem Welthit folgten freilich keine weiteren nennenswerten Hitparadenerfolge mehr. Die Produzenten fanden diesen Umstand vermutlich gar nicht funky. Dafür sorgte der Song für ein Kuriosum, nämlich...
Pseudo Echo - "Funkytown"
... einem One Hit Wonder, das seinen einzigen Hit einem anderen One Hit Wonder verdankte! Sieben Jahre nach der Veröffentlichung des Originals blies eine junge australische Band das ohnehin alles andere als zurückhaltend produzierte "Funkytown" mit krachenden Gitarren und 12-Zylinder-Synthesizern auf, bis die dünnen Stimmchen der Sänger in der bleischweren Kakophonie kaum noch zu hören waren. Weitere Hits wollten den Aussies aus unerfindlichen Gründen nicht mehr gelingen, obwohl alleine die 1980er Jahre genug Material für viele weitere nervige Coverversionen geboten hätten, wie...
Robin Beck: "First Time"
Besser bekannt als: Der Song aus der Cola-Werbung, in der eine 34-Jährige, die wie eine 34-jährige Frau aussieht, über ihre erste Liebe singt. Hach ja: Junge Liebe! Im Video sieht man Robin Beck übrigens, wie ihr beim Anblick von Liebespärchen ganz warm ums Herz wird. Offenbar stand keines davon für einen Dreier zur Verfügung, weshalb sie sich im heimischen Badezimmer für den Abend zurecht macht (wahrscheinlich, um als 32-Jährige durchzugehen). Und dann der Shyamalan'sche Plot-Twist: Sie bekommt Besuch und einen Strauß Cola-Rosen verehrt! Der Rosenverkäufer? Oder der Nachbar, der sie bittet, endlich mit dem unerträglichen Geschnulze aufzuhören? Oder gar... der legendäre Cola-Mann?
An diesen weltweiteh Nummer-1-Hit konnte Robin Beck nie wieder antrinken. Möglicherweise hätte sie den Arbeitgeber wechseln sollen. "Beck's" hätte sich angeboten: One Hit Wonder beginnt aus Verzweiflung und Frust über ihre Erfolglosigkeit zu saufen...
Opus: "Live Is Life"
Apropos "saufen": Gab es in den vergangenen Jahrzehnten irgendein Bierfest, das ohne "Live is Life" endete? Die Geschichte hinter dem berühmtesten österreichischen One Hit Wonder ist jedenfalls interessanter als der Song selbst: Während eines Konzerts spielte Opus ihr neues Lied "Live Is Life", sangeskräftig von tausenden Fans unterstützt. BIs heute gilt der weltweite Nummer-1-Hit als erfolgreichste Live-Aufnahme überhaupt. Die vor ihrem Hit praktisch nur in Österreich bekannte steirische Band konnte den Millionenseller naturgemäß nicht mehr wiederholen, obwohl sie noch einige weitere Alben veröffentlichte. So spielt das Leben eben...
Europe: "The Final Countdown"
Deutlich skurriler war hingegen der Welthit "The Final Countdown" der schwedischen Fönwellen-Brigade Europe. Ihr Song verstand sich als Protest gegen das atomare Wettrüsten und ihr Auftreten als kritische Auseinandersetzung mit Friseur-Läden. Dabei hätten sie sich weniger Sorgen um die Erde, die bereits Schlimmeres als ihren Hit überstanden hat, denn vielmehr um ihre Karriere machen sollen. "The Final Countdown" blieb ihr einziger großer Hitparadenerfolg, was sie zu einem mustergültigen One Hit Wonder machte. Den Karriere-Elchtest haben Europe somit nicht überstanden. Genauso wenig, wie...
Rockwell: "Somebody's Watching Me"
Zugegeben: Rockwells "Somebody's Watching Me" ist ein hervorragend produzierter, eingängiger Song. Für den Erfolg war jedoch der Umstand verantwortlich, dass Kennedy William Gordy, so Rockwells bürgerlicher Name, gesangliche Unterstützung durch Michael Jackson erhielt. Das war 1984, als Michael Jackson noch seine angeborene Hautfarbe sowie eine richtige Nase besaß und nicht wie ein missglückter "Alien"-Entwurf von H. R. Giger aussah.
"Somebody's Watching Me" sollte Rockwells einziger ganz großer Hit bleiben, obwohl er noch einige weitere Songs veröffentlichte, die ein ganz bestimmtes Muster erkennen ließen. Versuchen Sie doch mal, dieses anhand der Titel seiner bekanntesten Lieder herauszufinden: "Somebody's Watching Me", "Obscene Phone Caller", "Peeping Tom". RIchtig: Rockwell hatte eine krankhafte Obsession für den Buchstaben "o".
Die Hit Giganten-One Hit Wonder |
Kajagoogoo: "Too Shy"
Ein musikalisches Matroschka-Püppchen: In dem One Hit Wonder steckt noch ein weiteres! Doch der Reihe nach: Die 1979 gegründete britische Band Kajagoogoo (der Bandname dürfte Rockwell gefallen) hatte 1983 ihren ersten und letzten Welthit: "Too Shy" schoss in fast allen europäischen Hitparaden auf Platz 1 und machte die Jungs zu Teenie-Idolen, allen voran Sänger Chris Hamill, der personifizierte Vokuhila.
Noch im gleichen Jahr trennte sich die Band aber und Sänger Hamill, besser bekannt unter seinem Pseudonym Limahl, probierte es im Alleingang. Tatsächlich gelang ihm mit dem TItelsong zur "Unendlichen Geschichte", "The Never Ending Story", trotz seiner physiognomischen Unterrepräsentierung ein Riesenhit. Sein einziger, womit sich die Frage erhebt, ob Limahl ein doppeltes One Hit Wonder darstellt.
Bruce & Bongo: "Geil"
Wie sich die Zeiten doch ändern... Um heute noch für Aufregung zu sorgen, muss man schon ein Mohammed-Video drehen, seinen Nippel präsentieren (nicht jenen von Mike Krüger! Nur das nicht!) oder öffentlich Wörter verwenden, die bereits die Nazis im Mund hatten (oder einen Nazi im Mund haben, siehe Artikel). 1986 genügte es hingegen, ein unanständiges Wort wie "geil" musikalisch zu verwursten, um auf der Liste der jugendgefährdenden Medien zu landen. Ob davon auch das Gailtal betroffen war, ist nicht überliefert.
Die Geschichte hinter dem Nummer-1-Hit ist aber bekannt: Zwei in Deutschland stationierte britische Soldaten hatten offenbar zu viel Freizeit und kamen bedauerlicherweise mit dem in Mode kommenden Wort "Geil" in Kontakt. Die daraus resultierende Krankheit manifestierte sich in ihrem One Hit Wonder "Geil", der unschuldige Zuhörer infizierte und sie zombiegleich zwang, die Single zu kaufen. Nach wenigen Wochen war die Epidemie eingedämmt und deutschsprachige Musikfans schienen vom "Geil"-Virus geheilt. Bis eine Elektronikwarenkette für seine Werbung das One Hit Wonder aus der Versenkung holte. O Deutschland, du wirst nie aus einer dunklen Geschichte lernen...
Übrigens vermochten Bruce & Bongo an ihren Hit nicht mehr anzuknüpfen. Das Cover des aus Disneys "Schneewittchen" bekannten Liedes "Heigh-Ho (Whistle While You Work)" floppte. Vermutlich war es künstlerisch zu anspruchsvoll, nicht sämtliche Zwerge geil zu finden.
Außer Konkurrenz: Bobby Brown
Der Sänger landete bereits mehrere Hits, unter anderem bei Rihanna.
Bildquelle:
Albin Olsson
(Das Streben nach einer guten deutschen Platzierung – Der Eurovision...)