Ein bisschen verrechnet - Sechs, setzen!

Horror und Frauen, das passte lange nicht zusammen. Dann kam Alien und machte Sigourney Weaver über Nacht zum Star. Aus dem blonden Film-Naivchen entwuchs eine neue Art Frau. Eine Kampfamazone, die im Alleingang ein Monster umbrachte. Damals war das einzigartig und hat die Rolle der Frau im Genre revolutioniert. In Prometheus legt Charlize Theron als Meredith Vickers den Rückwärtsgang ein. Das blonde Dummchen ist wieder da. Noch immer ernst, noch immer Befehlshaber über eine Crew – aber zwei Macho-Sätze von Captain Janek (Idris Elba) reichen aus, um sie weichzukochen und ins Bett zu bekommen.

In derselben Szene leistet sich Theron, oder aber das Drehbuch, einen üblen Fehler. Auf die Frage des Captains, ob sie flachgelegt werden will, antwortet Vickers, es sei schwachsinnig dafür erst 800 Millionen Kilometer weit zu fliegen. Zu Beginn des Films wird die Entfernung der Prometheus zur Erde aber auf 3,27 x 10 hoch 14 Kilometer datiert. Das sind in etwa 35 Lichtjahre oder anders ausgedrückt 327 Billionen Kilometer – also das 400.000fache. Darf die Befehlshaberin falsch liegen? Ja. So sehr? Nein. Nur eines der vielen traurigen Beispiele in denen Prometheus die klaustrophobische Atmopshäre und die damit verbundene Ernsthaftigkeit genommen werden.

Die Sache mit dem Space Jockey

Dann ist da diese eine Frage, die sich jeder Alien-Fan stellt: Was zum Teufel ist aus dem Space Jockey geworden? Prometheus spielt bekanntlich 37 Jahre bevor Ripley und Co an Ort und Stelle landen und den Jockey finden. Am Ende des Streifens folgt ein Aufklärungsversuch. Der Space Jockey ist kein Wesen, sondern ein Raumanzug gewesen. Der humanoide Konstrukteur zieht ihn sich über kurz bevor er mit seinem Schiff bruchlandet. Nur stirbt er erst in der Rettungskapsel der Prometheus und "gebährt" dort den Xenomorph. Warum also findet die Nostromo-Crew 37 Jahre später den Space Jockey wieder an seinem Platz, mit ungeöffnetem Anzug, aber aufgebrochenem Brustkorb?

Wenn man darum bettelt, dass der Film nicht als Alien-Prequel sondern als eigenständig angesehen werden soll, dann ist es ein schwerwiegender Fehler der Filmemacher, wenn die Zuschauer anschließend exakt über die bekannten Alienfiguren wie den Jockey diskutieren müssen und nicht über die Schöpfungstheorie. Eine kleine Erklärung für die Jockeyfrage gibt es dann aber doch: Das Raumschiff des Space Jockeys ist noch (!) nicht das Raumschiff, das später auch von der Nostromo-Crew gefunden wird. Dafür gibt es drei mögliche Belege. 1. Das Raumschiff stürzt nach dem Zusammenstoß ab und zerschellt. Der Rest bleibt auf dem Boden liegen. In Alien liegt es aber fast senkrecht. 2. Der Planet auf dem die Prometheus landet heißt LV 223, die Nostromo landet aber auf LV 426. Hier sollte aber bedacht werden, dass der Notruf von Dr. Elizabeth Shaw dann auch nicht das Notsignal sein kann, dem die Nostromo später folgte. 3. Ridley Scott hatte schon immer vor aus Prometheus eine Trilogie zu machen. Folglich wäre eine direkte Verbindung zu Alien schon im ersten Prometheus etwas früh.

Vergleich des Space Jockeys aus ...

Vergleich des Space Jockeys aus Prometheus und Alien (Bild: Filmszenen)

Helm ab, Logik futsch

Irgendwie wirkt aber alles nur wie unverzeihliche Filmfehler. Warum lässt sich bei den Forschern der Prometheus keine Atemwolke blicken, wenn diese den Helm abnehmen und behaupten die Temperatur liege bei minus 24 Grad? Warum verschwinden die Helme dann auf einmal in den Folgeszenen obwohl es keine Möglichkeit gegeben hätte sie zu verstauen? Und warum hat jeder seinen Helm wieder in der Hand in darauffolgenden Fluchtszenen? Fragen, die wohl niemand beantworten kann, der nicht mit dem Film zu tun hatte. Die, die damit zu tun hatten würden sich wohl auch lieber bedeckt halten. Schade ist einfach, dass bei aller versuchten Tiefsinnigkeit und Esoterik der wissenschaftliche Aspekt nur dahinplätschert und egalisiert wird.

Do-it-yourself-Kaiserschnitt...

Die Krönung des Ganzen und im bis zu dieser Szene noch ertragbaren Science-Fiction-Filmchen ist die Kaiserschnitt-Szene, mit der der anschließende Logikfehler-Marathon losgetreten wird. Kurz bevor sich Noomi Rapace als Dr. Shaw den Fremdkörper entfernt flüchtet sie aus der Krankenstation und schlägt zwei ihrer Kollegen. Danach hat sie aber endlos Zeit die OP durchzuführen. Niemand verfolgt sie, niemand stürmt in den Raum und vor allem spricht sie anschließend niemand auf ihr blutverschmiertes, verschwitztes und wirres Äußeres an.

Es wird von ihr ebenso hingenommen, wie von Android David oder den Bordärzten. Als Höhepunkt kommt der bis dato einfältige Captain Janek in Shaws Kabine und erzählt ihr von seinem Geistesblitz, dass die Gefäße Massenvernichtungswaffen seien, die Konstrukteure sie nur zwischengelagert hätten und eigentlich auf dem Weg sind die Erde damit anzusteuern. Woher er das weiß? Vermutlich einfach eingefallen. Na klar.

Drehbuchautor macht nicht mehr mit...

Übrigens: Ridley Scott hat grünes Licht bekommen für einen weiteren Prometheus-Film, da der erste Teil knapp schwarze Zahlen geschrieben hat. Drehbuchautor Damon Lindelof hat ihm aber bereits abgesagt. Nur hat Ridley Scott ihn überhaupt nicht danach gefragt die Geschichte fortzuführen. So darf wohl vermutet werden, dass die größtenteils verärgerte Kritik – die Einnahmen hat Prometheus ohnehin nur hoffnungsvollen Alien-Fans zu verdanken – auch eine Rolle gespielt haben dürfte in Lindelofs Entscheidung. Schade ist es nicht, denn zwei Folgefilme mit besseren Geschichten zu retten wird vom gesuchten Autor ein Lebenswerk fordern.

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