Der Mythos von Atlantis

Um Atlantis rankt sich seit Jahrtausenden ein Mythos. Um 9600 vor Christi Geburt soll das mächtige Inselreich durch ein gewaltiges Erdbeben zerstört und untergegangen sein. Erstmalig wird Atlantis vom griechischen Philosophen Platon, der 427 bis 347 vor Christus lebte, erwähnt und sehr genau beschrieben. Die "Insel des Atlas" soll nach Platon vom Mittelmeer aus gesehen "hinter den Säulen des Herakles", dem heutigen Gibraltar, im Atlantik gelegen haben. Es soll sehr reich gewesen sein und die Größe des heutigen Nordafrika ohne Ägypten gehabt haben.

Die Geologen sind sich heute sicher, dass an der von Platon beschriebenen Stelle kein riesiges Inselreich bestanden haben kann. Nicht zuletzt deshalb rankt sich um Atlantis ein Mythos mit vielen Theorien, wo sich das von Platon sehr detailliert beschriebene Atlantis tatsächlich befunden haben kann. Gesucht wurde schon bei den Kanarischen Inseln, im Schwarzen und Kaspischen Meer, im Bermuda-Dreieck, im Mittelmeer bei Kreta und sogar um Helgoland. Für Atlantis gibt es keine Beweise; aber vielleicht gelingen diese einmal, wenn Überreste doch noch gefunden werden.

Südfall zwischen Pellworm und Nordstrand

Rungholt hat existiert

Die Legende der untergegangenen Stadt Rungholt an der Westküste Schleswig-Holsteins beflügelt immer wieder Phantasien und sorgt für Streit unter Wissenschaftlern. Rungholt war ein florierender Handelsort im Handelsbezirk Edomsharde auf der ehemaligen Insel Strand im nordfriesischen Wattenmeer.

Sie fiel im Jahr 1362 einer verheerenden Sturmflut, der "groten Mandränke" (großes Ertrinken"),auch zweite Marcellusflut genannt, zum Opfer, die den gesamten Küstenverlauf der Nordsee in Schleswig-Holstein völlig veränderte. Drei Tage soll die Sturmflut gedauert haben; von 10000 Toten insgesamt ist die Rede.

Rungholt war eines von sieben Kirchspielen auf der ehemaligen Insel Strand. Heute sind von der großen Insel im Wattenmeer nur noch die Inseln Pellworm, die Halbinsel Nordstrand und die Halligen Nordstrandischmoor und Hamburger Hallig und der sogenannte "Rungholtsand" übrig geblieben.

Die Legende über den Untergang Rungholts

Rungholt war sehr reich, aber auch oder vielleicht gerade deshalb gotteslästerlich. An einem Abend riefen Bürger der Stadt den Pfarrer zu sich, damit er einem Kranken das Abendmahl reicht. Der Pfarrer fand aber keinen Kranken vor, sondern ein betrunken gemachtes Schwein. Der verspottete und aus der Stadt gejagte Pfarrer bat Gott, die Rungholter zu bestrafen. Dann kam die katastrophale Sturmflut und löschte Runghölt für immer aus.

Die Legende war Stoff für viele Schriftsteller, zum Beispiel die Ballade "Trutz, Blanke Hans" des Pellwormer Landvogts und Schriftstellers Detlev von Liliencron aus dem Jahr 1883 mit ihrem ersten Vers: "Heut bin ich über Rungholt gefahren, die Stadt ging unter vor fünfhundert Jahren." Theodor Storm widmete Rungholt seine Novelle "eine Halligfahrt".

Beweise und Fundstücke aus Rungholt

Zuerst galt auch die Stadt Rungholt und ihr Untergang als Mythos und Legende, bis die Geschichtsforscher 1938 die existenz Rungholts bestätigten. Der Name "Rungholt" bedeutet so viel wie "Niederholz". Alte Karten zeigen in unmittelbarer Umgebung der Stadt einen kleinen Wald auf hügeligem Gelände. Viel deutlicher ist eine Karte des Zeichners Johannes Meyer aus dem Jahr 1636, die auf einer Karte aus dem Jahr 1240 beruht. Es gibt auch ein Testament aus dem Jahr 1345, in dem Rungholt erwähnt wird und einen Handelsvertrag Rungholts mit Hamburger Kaufleuten aus dem Jahr 1361. Die Karte läßt ahnen, wieviel Land von der katastrophalen Sturmflut verschlungen wurde. (Karte Von Runga - Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=25587512).

Immer wieder tauchen bei extremem Niedrigwasser neue Überbleibsel Rungholts aus Wasser und Schlick auf, zum Beispiel zu niedrige Deiche, Kessel, Pflugfurchen und 1880 erstmals die Reste von zwei Schleusen. Der "Rungholtsand" ist eine Sandwattfläche, bei der es sich wahrscheinlich um Überreste des kleinen Waldes in der Nähe Rungholts handelt.

Alle Fundstücke aus der Region Rungholts werden im Landesmuseum von Schleswig-Holstein, im Nissenhaus in Husum und im Rungholtmuseum Pellworm aufbewahrt.

Hobby-Archäologen treffen sich jährlich zu den Rungholttagen auf Nordstrand, um die Geschichte der Stadt Rungholt zu erforschen. Bereits zu 11. Mal treffen sie sich; 2018 vom 17. bis 19. August.

Wo sind die Reichtümer?

Von den angeblichen Reichtümern der Stadt fehlt aber bis heute noch jede Spur. Aber nach Ansicht der heutigen Wissenschaft muss Rungholt wirklich sehr reich gewesen sein. Das belegen die im dänischen Staatsarchiv in Kopenhagen gelagerten Steuererfassungsbücher aus dem Mittelalter. So weisen sie – damals gehörte Nordfriesland zu Dänemark - für das Jahr 1231 doppelt so hohe Steuerabgaben aus Rungholt wie aus den Nachbargemeinden.

Der Reichtum Rungholts lag im Salztorf aus dem Rungholter Erdboden begründet. Aus ihm gewannen sie Salz, einen begehrten Stoff zur Haltbarmachung von Lebensmitteln. Mit ihm trieben die Nordfriesen regen Handel. Das beweisen auch Funde von Keramikscherben, von aus fernen Ländern stammt.

Rungholt besass einen sicheren Hafen, der einen ergiebigen Handel ermöglichte. Die im Watt vorhandenen Siele bezeichnete Busch als "Schleusen". Das größte Siel besaß eine 23,5 Meter lange und 5,36 Meter breite Kammer mit Bohlenwänden. Mehrere Urkunden aus dem 13.und 14.Jahrhundert belegen den Handel zwischen Flandern, Bremen, Hamburg und dem mittelalterlichen Bezirk Edomsharde mit seinem Haupthafen Rungholt.

Man geht davon aus, dass im 14. Jahrhundert, also vor dem Untergang der Insel, etwa 2000 Menschen ständig auf Rungholt gelebt haben. Es gibt erhaltene Dokumente aus Dänemark, die überregionale Handelsbeziehungen zwischen Rungholt und Dänemark, Hamburg und Bremen belegen.

Wo genau lag Rungholt? Ein Streit unter Wissenschaftlern

Die Wissenschaft ist sich ziemlich einig, dass Rungholt in der Nähe der heutigen Hallig Südfall gelegen haben muss. Wo genau? Darüber herrscht ein nicht entschiedener Streit. Zwei Namen sind mit Rungholt äußerst verbunden: Andreas Busch und Hans-Peter Duerr.

Der Heimatforscher und Landwirt Andreas Busch von der Halbinsel Nordstrand gilt als Entdecker Rungholts. Er fand im Westen und Süden Südfalls zwischen 1921 und 1972 zahlreiche Spuren einer Kultur:: Pfähle einer Schleuse, Brunnen, Gräben und Reste von Warften. Das archäologische Landesamt unterstützt seine Theorien.

Der Ethnologe und Buchautor Hans-Peter Duerr glaubt, dass Rungholt im Norden der Hallig Südfall gelegen hat. Duerr unternahm im Jahr 1994 mit seinen Studenten eine "Rungholt-Exkursion", machte ebenfalls zahlreiche Funde wie Keramiken, Münzen, Schmucksteine, will Wrackreste eines kretischen Schiffs gefunden haben und vermutete deshalb die Lage Rungholts nördlich der heutigen Insel Südfall. Nach seiner Ansicht bestand der Ort mindestens schon 3000 Jahre. Minoische Seefahrer sollen lange Zeit Rungholt angelaufen haben, um kostbare Öle gegen Bernstein einzutauschen. Weil "seine Funde zu kostbar seien und sie bei den Behörden verschwinden könnten", so Duerr, ist bisher nichts Bedeutendes seiner Funde bei den Behörden aktenkundig geworden.

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