Teufelsspuren in Pflanzennamen

Blättert man interessiert in Büchern, die sich mit der Namensherkunft von Pflanzen oder Tieren befassen, stößt man natürlich auch auf den Teufel.

Laut Helmut Carl, Die deutschen Pflanzen- und Tiernamen*,

kann man unter Teufelsspuren

interessante Herleitungen finden. "Der Teufel hat bei vielen ungewöhnlichen pflanzlichen Gebilden seine Hand im Spiel. Zahlreiche Teufelsnamen sind auf diese Art entstanden." Viele davon haben sich bis heute erhalten, auch wenn wir an den Teufel wahrlich schon lange nicht mehr glauben.

Sei es, dass eine Pflanze als Schmarotzer lebt, wie das Teufelsgarn. Beim Teufelsabbiss wiederum ist es der wie abgebissen wirkende Wurzelstock. Oder die Wurzelknolle ist schwarz verfäbt; da kann doch nur der Teufel die Hand im Spiel gehabt haben. Apropos Hand, auch die Teufelskralle, verdankt den scharf gekrümmten dunkelblauen Blüten ihren Namen. Besonders zauselige Bärte, Krallen, Augen; alles teuflisch. Dem Aberglauben ist auf jeden Fall immer wieder Tür und Tor geöffnet worden.

Ohne Garantie, dass ich alle teuflischen Pflänzchen gefunden habe; nachfolgend werden Ihnen auf jeden Fall die bekanntesten pflanzlichen Teufeleien vorgestellt.

*siehe Quellen

 

 

Wen, zum Teufel, können Sie hier finden?

Alphabetisch brav aufgelistet finden Sie kurze Porträts von diesen Pflanzen. Was sie mit dem "Gottseibeiuns" zu schaffen haben? Mal sehen.

  • Teufelsabbiss, Teufelsauge, Teufelsapfel, Teufelsbart, Teufelsbeere, Teufelsfeige, Teufelsgarn,
  • Teufelshand, Teufelskralle, Teufelspeterlein, Teufelsrückgrat, Teufelsstrauch und Teufelszunge.
So sehen Teufelsaugen aus?

Adonis annua (Bild: David Genoud / Flickr)

.. und ein Teufelsabbiss so?

Teufelsabbiss (Bild: a.sansone)

Teufelsabbiss und Teufelsauge

  • Teufelsabbiss, Succisa pratensis, so der wissenschaftliche Name, gehört in die Familie (oder nach neueren Ordnungskriterien Unterfamilie) der Kardengewächse (Dipsacaceae). Seine wie abgebissene Wurzel soll vom Teufel herrühren; der sich über die Heilkraft der Pflanze so ärgerte, dass er sie zu zerstören hoffte. Vor Johannis gepflückt (zu diesem Zeitpunkt darf sich der nicht zeigen) hat sie angeblich die größte Heilkraft, Der heilkräftige Wurzelstock wurde einst als "Radix morbus diaboli" als Mittel gegen Wassersucht vertrieben.

    Der zartblaue bis violette Blütenstand erinnert stark an ähnliche Blumen wie Skabiose oder Witwenblume. Mehr zum Teufelsabbiss in einem eigenen Artikel

  • Teufelsauge/Adonisrose/Adonis
    Hier gibt es gleich drei wunderschön rot blühende Adonisröschen, die sich den Teufel sicher nicht verdient haben. Aber da Adonisröschen ansonsten lieblich gelb auszusehen haben, müssen diese blutroten mit schwarzen Nägeln versehenen Blumen natürlich was mit dem Satan zu tun haben.
  • Adonis annua, Herbst-Teufelsauge/Herbst-Blutströpfchen
  • Adonis flammea, Feuerrotes Teufelsauge/Feuerrotes Blutströpfchen
  • Adonis aestivalis, Sommer-Teufelsauge/Sommer-Blutströpfchen
Teufelsapfel

Teufelsapfel/Citrullus colocynthus (Bild: Mink / Flickr)

Auch ein Teufelsapfel, Citrullus colocynthis, auch als Koloquinthe mancherorts bekannt. Eine Kürbispflanze, die sehr stark abführend ist. Also eine teuflische Wirkung hat. Eng verwandt mit der in unseren Breiten hoch beliebten Wassermelone, Citrullus lanatus, allerdings diese ohne die vorher genannten Nebenwirkungen.

Teufelsbart

Dem Teufel sein Bart ... und (Bild: a.sansone)

Teufelsbart und Teufelsbeere

  • Teufelsbart/Berg-Anemone/Alpen-Küchenschelle, Pulsatilla alpina;
    diese weiß blühende Küchenschelle, Blütezeit Juni bis August, verdankt ihren Namen den fedrig behaarten langen Griffeln (siehe "Wuschel, Waudel, Pusteblume"), der in diesem Fall als Bart des Teufels gehandelt wurde. (Andere Namen: Petersbart, Männle, Bergmännle)
  • Teufelsbeere/Teufelskirsche - damit werden allerdings mehrere Früchte, meist schwarz oder rot, bezeichnet, die eindeutig toxisch sind. So zählen die Beeren der Zaunrübe, Bryonia dioica (rot) und Bryonia alba (schwarz) ebenso dazu, wie die giftigen Früchte der
  • Tollkirsche/Teufelskirsche/Deiwelskersche, Atropa bella-donna. Wenn es allerdings um die teuflische, sprich giftige Wirkung, dieser verlockend aussehenden Früchte geht, dann könnte man fast alle Beeren/Früchte der Nachtschattengewächse mit dazu zählen.
Teufelsblüte

Tacca chantrieri , Thailändische Teufelsblüte (Bild: a.sansone)

Teufelsblüte, Fledermausblume

Sie ist in ihrer dunklen Schönheit fast einmalig; die Fledermausblume/Teufelsblüte.

 

Teufelsfeige

Teufelsfeige (Blüte) Argemone mexicana (Bild: sarangib / Pixabay)

Die Teufelsfeige (Argemone mexicana)

Blassgelb und durchscheinend die hauchzarten knittrigen Mohnblütenblätter. Nichts wirklich Teuflisches an sich. Halt, ein Blick zum Stängel und der zweite Name "Stachelmohn" führen da eher zum Ziel.

  • Teufelsfeige, Argemone mexicana/Chicalote/Mexikanischer Stachelmohn stammt aus den Subtropen Mittelamerikas und der Karibik. Bei den Inkas wurde sie auch als Heilpflanze und - Achtung, jetzt kommt es: für Rituale - verwendet.

Der Milchsaft enthält, wie bei vielen Mohnpflanzen, bestimmte Alkaloide mit *psychotroper Wirkung. Einige Zeit auch als "Chicalote-Opium" im Verkehr. Auch heute wird sie noch als Rauschmittel verwendet. Teuflisch also wirklich in ihrer Wirkung.

Als Zierpflanze seit 1873 (Weltausstellung in Wien) in europäischen Gärten gepflegt; heute fast nur mehr in botanischen Schaugärten zu finden.

*psychotrop= bedeutet "einflussnehmend auf die Psyche".

Teufelshand

Orchis spitzelii (Bild: adrien2008 / Flickr)

Teufelsgarn und Teufelshand

  • Teufelsgarn/Teufelszwirn/Hopfen-Seide, Cuscuta europaea, eine zu den Winden, also Schmarotzerpflanzen, zählende Gattung, die mit fadenförmigen Stängeln (Garn, Zwirn, Seide) die Wirtspflanze umschlingt und mit Saugwurzeln in sie eindringt (Wirtspflanzen sind Klee, Hopfen, Quendel, Knöterich oder Flachs). In Cornwall wird sie Devil's net genannt.
  • Auch die weit verbreitete Ackerwinde, Convulvulus arvensis, wird als Teufelszwirn oder Teufelsdarm im Volksmund bezeichnet.
  • Teufelshand/Spitzels Knabenkraut, Orchis spitzelii, ob es die deutlichen Höcker oder die Orchis (Hoden) sind, auch diese seltene Orchidee hat was mit dem Satan zu tun. Auch die Torfmoos-Fingerwurz wird mit diesem Namen manchmal bedacht.
  • Zwar keine Pflanze, sondern ein Pilz, ist das Teufels Ei, besser bekannt als Gemeine Stinkmorchel, Phallus impudicus. Sein Name soll da herrühren, dass man die jungen, einem hellen Ei ähnlichen Pilze mit einem Bovist verwechseln kann; nimmt man sie nach Hause beginnen sie nach kurzer Zeit ihre Gestalt zu verändern Zauber, Hexerei, Teufelei), der zusätzliche Gestank (Aasgeruch) trägt ein Weiteres zu seinem volkstümlichen Namen bei.
Alpine Teufelskrallen

Kugelige Teufelskralle - sind das Krallen? (Bild: Hans / Pixabay)

Teufelskralle - alpin

Hier findet sich eine ganze Gattung aus der Familie der Glockenblumengewächse, deren meist kugelige Blütenstände sich durch die krallige fransige Form auszeichnen. Wunderschöne Blütenstände, die Einzelblüten dieser Blütenstände sind die Krallen vom Teufel.

  • Halbkugelige Rapunzel/Teufelskralle, Phyteuma hemisphaericum
  • Niedrige Teufelskralle/Rapunzel Phyteuma humile
  • Kugelblumen-Rapunzel/Teufelskralle, Phyteuma globulariifolium
  • Ährige Teufelskralle, Phyteuma spicatum
  • Hallers Rapunzel/Teufelskralle, Phyteuma ovatum
  • Schwarze Teufelskralle, Phyteuma nigrum

Auch eine Teufelskralle, eine ganz besondere auch noch dazu, ist die

  • Schopfige Teufelskralle, Phyteuma comosa/Physoplexis comosa

Teufelskralle - aus Südafrika

  • Afrikanische Teufelskralle (Harpagophytum procumbens), auch kurz Teufelskralle oder Trampelklette genannt, ist eine Pflanzenart in der Familie der Sesamgewächse (Pedaliaceae). Diese Teufelskralle verdankt ihren Namen den verholzenden, anfänglich hellgrünen, dann purpurigen, zuletzt beige-braunen, bis 15 Zentimeter großen Früchten (Abb.) mit mehreren leicht elastischen, hakenarmigen Auswüchsen. Abb. Wikipedia, Furukama

Die Heilkraft dieser Pflanze ist überaus beliebt, soll sie doch im rheumatischen Kreis Linderung und Heilung versprechen.

Teufelspeterlein

Conium maculatum (Bild: aspidoscelis / Flickr)

Teufelspeterlein, der Gefleckte Schierling

So neckisch harmlos wie sein Name klingt, Teufelspeterlein, ist es nicht, das Peterlein; denn es handelt sich in Wirklichkeit um den Gefleckten Schierling, Conium maculatum, eine der giftigsten Pflanzen überhaupt. Sokrates könnte von seiner Wirkung philosophisch interessant darüber berichten, so er den Schierlingsbecher (Todesstrafe im antiken Griechenland) siehe Wikipedia- überlebt hätte. Das trügerische "Peterlein" ist aber ein Hinweis auf die Ähnlichkeit der Blätter und Blüte mit der Petersilie und nicht auf einen kleinen, netten Jungen.

Sie übertrumpft alles - die Teufelszunge aka Titanwurz
Teufelszunge, Titanwurz

Teufelszunge, Titanwurz (Bild: gkgegk / Pixabay)

Teufelszunge, Teufels Rückgrat, Teufelsstrauch

  • Teufelszunge, Amorphophallus konjac, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Titanwurze aus Südostasien. Ihr aasähnlicher Geruch dürfte zum Namen geführt haben.
  • Teufelsrückgrat, Pedilanthus tithymaloides/Euphorbia tithymaloides ist ein Wolfsmilchgewächs, mit Zickzackstengeln und unregelmäßig geformten Blättern, aus Amerika. Ob die hübschen rosa Blüten teuflisch sind? Aber das gekrümmte Rückgart - ach so, natürlich. Was haben Sie denn gedacht, woher der Name stammt?

  • Teufelsstrauch/Rote Fasanenspiere, Physocarpus opulifolius Diabolo,  ist ein sommergrüner Strauch, bei dem sich das Holz durch glatte, in Streifen geschälte Rinde auszeichnet. Die Haut des Teufels, die sich schält? Keine Ahnung, woher dieses Mal der Name herrührt.

Quellen

  • Botanica, Könemann; Verlagsgesellschaft mbH, 2000 Köln
  • Teufelsfeige und Witwenblume, Pichler/Geiser/Zuber; Christoph Merian Verlag, 2010 Bern
  • Das geheime Leben der Pflanzen, Attenborough; Scherz Verlag, 1995 Bern
  • Flora Helvetica, Lauber/Wagner; Haupt Verlag, 2014 Bern
  • Blick ins Buch der Natur, Bardorff; Gutenberg, 1963
  • Handwörterbuch der Pflanzennamen, Zander, Ulmer, Stuttgart 2008
  • Die deutschen Pflanzen- und Tiernamen, Helmut Carl; Quelle & Meyer, Wiesbaden 1995

 

Tierische Teufeleien

Nur angedeutet, auch in der Tierwelt ist der Teufel natürlich zu Hause und feiert fröhliche Umstände: 

  • Der Teufelsrochen ist sicher der bekannteste Name und wie sein Name vermuten lässt, kein harmloses Fischlein.
  • Die Teufelskrabbe, Necora puber, ein bizarrer Krebs, der auf elends langen spinnenartigen Beinen daherschreitet und mit ihren roten Augen richtig teuflisch aussieht.

Auch wenn der Name trügt,

  • die Teufelsblume, Idolomantis diabolica, ist eine Heuschrecke und
  • die Teufelsnadel, Aeschna grandis, die Braune Mosaikjungfer, ist eine Edellibelle.
Adele_Sansone, am 27.08.2017
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Bildquelle:
https://www.flickr.com/photos/85574751@N00/7772423794 (Der Kuckuck und die Kuckucksblumen)
a.sansone (Butterblumen - Welche Blume versteckt sich dahinter?)

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