Feiern, flirten, fummeln - Von selbsternannten Partykönigen und Partyqueens

Endlich wieder eine Reality-Soap mit Niveau und völlig neuem Konzept. Pro7 liefert ein Format, das es so noch nicht gegeben hat. Na gut, fast noch nicht. Oder sagen wir zumindest der Schauplatz ist neu. Also neu vielleicht jetzt auch nicht ganz. Aber der Titel, doch, doch, der Titel scheint neu zu sein. »We love Lloret«.

Ansonsten ist das Konzept dieser Kulturberichterstattung trotz seiner Komplexität relativ schnell erklärt. In "We love Lloret" dreht sich alles um acht junge, offenbar der Bildungselite Deutschlands entstammende, Leute, die zwei Wochen in Lloret de Mar Party feiern wollen. Party? Nein! Die Party ihres Lebens, so verkündet es Pro 7. In Zeiten der hemmungslosen Selbstdarstellung, des etablierten Voyeurismus und der aufgegebenen Intimsphäre kann man natürlich nicht einfach ein Fest, meinetwegen auch eine Party feiern. Nein. Öffentlichkeit muss her! Und so begeben sich die Partywütigen in eine luxuriöse Villa mit dem bezeichnenden Namen »Finca Fiesta«, um dort ordentlich zu feiern, zu flirten und zu fummeln. Und wir? Wir sind natürlich dabei!

Gewinnen mit »We love Lloret« - Was wäre eine Show ohne Gewinner?

Feiern ist natürlich nur Mittel zum Zweck, schließlich geht es bei »We love Lloret« auch um einen ernsthaften Wettstreit aus dem ein Sieger, pardon, ein »Partykönig«, hervorzugehen hat. Der Auftrag, den die vier Mädchen und vier Buben bekommen, ist soviel Party zu machen, wie nur geht ohne aufzugeben. Dabei wollen wir natürlich nicht einfach ein paar fröhlich tanzende junge Menschen sehen, die sich zwischendurch mit einer Apfelschorle erfrischen, bevor der nächste Discofox aufgelegt wird. Nein. Der Fernsehzuschauer des 3. Jahrtausends braucht mehr. Wir wollen etwas geboten bekommen. Unterhaltung. Erniedrigung. Peinlichkeiten. Wir wollen eines, wir wollen uns mal wieder nach Herzenslust fremdschämen. Nur gut, dass die »Ich-will-auchmal-ins-fernsehen-Menschen« alles tun, um uns nicht zu enttäuschen. Da können wir uns dann erlaben, wenn sich Emilio, wie einer dieser Trash-Protagonisten heißt, nach versehentlich geringfügig zu hohem Alkoholkonsum, ordentlich übergibt, wobei uns das natürlich noch lange nicht reicht. Dank Technik und dem väterlichen Wohlwollen von Pro 7 dürfen wir diesen ach so köstlichen Anblick noch unzählige Male, immer und immer wieder durch Wiederholung der Sequenz sehen. Ja lieber Sender, gib uns meeeeehr! We love Lloret – we love Pro 7.

Befriedigte es nicht schon immer unsere inneren Triebe, wenn jemand der sich gnadenlos überschätzt auch ebenso gnadenlos untergeht? Ja, das mögen wir. Und das mögen wir auch so sehr an all den Reality-Soaps, ob das die Sommermädchen, das Dschungelcamp oder die Alm ist. Keine Frage, auch bei We love Lloret gibt es ausreichend Möglichkeiten unser Herz zu erwärmen. Karaoke, der beliebte Fremdschäm-Gesangs-Wettbewerb ist hierfür natürlich prädestiniert und erfüllt auch in We love Lloret voll und ganz unsere Wünsche.

Popos, Peinlichkeiten, Pornospiele - Wenn die Hemmschwelle genauso niedrig ist wie die Intelligenz

Wer glaubt, Singen und Saufen – inklusive des gegenteiligen Vorgangs – wäre das Einzige, weswegen man sich so köstlich fremdschämen kann, hat noch nicht genug gesehen. Wir brauchen Erotik, wir brauchen Sex. Das weiß Pro 7. Das wissen offensichtlich auch die »Partypeople« aus dem Pott, schließlich sind sie ja im Fernsehen. Und sie halten, was wir uns mit We love Lloret versprechen.

Schon das Casting ließ das »Niveau« erahnen

Da wird in der Disco auf der Tanzfläche nicht nur gehüpft und gezappelt, nein, da geht es ordentlich zur Sache. Da werden weibliche Hinterteile an männlichen Unterleibern gerieben, dass es dem Fernsehzuschauer ganz schummrig vor Augen wird. Und ein Mädchen, das sich Ling Ling nennt, klärt uns Unwissenden, nur mit Lassie und Flipper Aufgewachsenen, auch gleich auf, dass dies bei ihnen »Trockenfick« genannt wird. Aha! Wieder etwas gelernt und das diesmal ganz ohne Sendung mit der Maus. Natürlich geht es auch auf der Finca heiß her. Zumindest wird es in den Trailern uns gierenden Zuschauern so versprochen.

Naja. Erinnert alles ein bisschen an 8 Klasse Schullandheim, nur mit mehr Alkohol und weniger Niveau. Immer wieder darf man sich über Ausziehspielchen freuen, bei denen es natürlich auch ordentlich Haut zu sehen gibt, denn eine Reality-Soap ohne nackte Haut, wäre wie einst Robert Lemke ohne Schweinderl. Ach ja. Eines wollten die Macher von Pro 7 natürlich auch auf keinen Fall auslassen, schließlich ist das der Trend schlechthin und wirklich absolut jede Frau träumt doch davon, mindestens halbnackt fotografiert zu werden. Oder kennen Sie eine die das nicht will? Also weg mit dem Oberteil, Haare nach hinten, und räkeln. Knipps, knipss. Sehr schön! Werbung …

Wer vor lauter Party, geistreichen Sprüche, knappen Bikinis und testosterongeschwängerter Luft vor dem Fernseher schon ganz erschöpft ist, sollte sich von Ling Lings Belehrung inspirieren lassen und ihre Trockenübungen aus der Disco einfach abwandeln:

Kiste aus, Stecker ziehen und –»Trockenfernsehen«!

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