Zumindest aus den Zoos kennen wir sie, die pfeilschnellen Tierchen. Aber in freier Natur hat selten jemand einen Fischotter gesichtet, und das kommt nicht von ungefähr. Leider wurde der Fischotter früher so stark bejagt, dass er inzwischen in weiten Teilen Europas auf der Liste der gefährdeten Tiere gelandet ist.

 

Fischotter (Bild: Stevebidmead / Pixabay)

Mit wem ist der Fischotter verwandt?

Lutra lutra, wie der Fischotter im zoologischen Fachbegriff lautet, stammt aus der Familie der Marder, die Unterfamilie sind die Otter (Lutrinae)*

Zu der Gattung Fischotter/Altweltotter Lutra gehören

  • Eurasischer Fischotter (Lutra lutra)
  • Japanischer Fischotter (Lutra nippon)
  • Haarnasenotter (Lutra sumatrana) in Südostasien

Die weiteren Otter aus der Unterfamilie Lutrinae sind

  • Zwergotter (Aonyx cinerea)
  • Nordamerikanischer Fischotter (Lontra canadensis)
  • Riesenotter (Pteronura brasiliensis)
  • Seeotter (Enhydra lutris)

*Die innere Systematik der Marder ist umstritten. Aktuell gelten nur noch zwei Unterfamilien: die Otter (Lutrinae) und die eigentlichen Marder (Mustelinae).

Die eigentlichen Marder

  • Buntmarder, Steinmarder, Baummarder
  • Dachs
  • Iltis, Nerz, Hermelin, Wiesel
  • Vielfraß
Eigentliche Marder

Steinmarder (Bild: Brigitte Rieser / Flickr)

Steckbrief Fischotter

Der Eurasische Fischotter wird an die 80 cm lang, noch einmal etwa 40 cm für den Schwanz dazu gerechnet und bis zu 15 kg schwer.

  • Der Körper ist walzenförmig mit kurzen Beinen. Der Rücken ist grau-braun, die Kehle bei älteren Tieren etwas heller gefärbt.
  • Die langen Tasthaare erkennen Vibrationen im Wasser.
  • Ein Fischotter kann bis zu 8 Minuten unter Wasser bleiben. Er ist also ein hervorragender Taucher und findet sich auch im trüben Wasser anhand seiner Schnurrhaare gut zurecht.
  • Da seine Lebensweise dem Wasser angepasst ist, hat er im Gegensatz zum Baum- oder Steinmarder zwischen seinen Vorder- und Hinterzehen Schwimmhäute. Allerdings hat er auch Krallen, um sich auch an Land gut zu bewegen.
  • Obwohl der Fischotter über keine nennenswerten Fettpolster verfügt, ist er durch seine ausgeklügelte Verzahnung der Fellhaare bestens vor Kälte geschützt. 30.000 Haare pro cm², das nennt man wohl ein dichtes Fell.
  • Drüsen an der Schwanzwurzel produzieren Bisamduft. Also mein bevozugter Parfümgeschmack ist es ja nicht, aber ich bin ja kein Fischotter.
  • Der runde Schwanz wird an Land gerne als Stütze benutzt.
  • Nein - er frisst nicht nur Fische! Krebse, Frösche, Teichmuscheln, Kleinsäuger, Wasservögel und deren Eier stehen ebenfalls auf der Speisekarte.

(Bild: bluegate / Pixabay)

Wie schwimmt der Fischotter?

Der Fischotter oder auch Wassermarder genannt, hat zwar Schwimmhäute zwischen seinen Zehen, aber wer denkt, er müsste damit mühsam herumpaddeln, der irrt.

  • Muss es schnell gehen, dann legt er die Vorderbeine nah an den Körper an und peitscht sich mit schlängelnden Bewegungen von Körper und Schwanz durchs Wasser. Durch den langen schlanken Körper kann er hervorragend ganz enge Kurven schwimmen.
  • Paddeln mit gespreizten Zehen tut der Fischotter nur, wenn er gemütlich durch das Wassser treibt.
  • Berühmt sind die Aufnahmen besonders der Seeotter, wenn sie gemütlich am Rücken treibend, sich ausruhen, fressen oder sogar schlafen. Sie sind eine der wenigen Arten neben den Primaten und einigen Vögeln, die gezielt Werkzeuge (in diesem Fall Steine) verwenden.
  • Beim Tauchen kann der Fischotter Ohren und Nasenlöcher durch eine spezielle Hautfalte wasserdicht verschließen.

Wo gibt es den Fischotter?

Über ganz Europa, Ausnahmen Island und die Mittelmeerinseln, war der Fischotter ausgebreitet. Sein unmittelbarer Lebensraum ist nah am Wasser. Er braucht allerdings saubere stehende und fließende Gewässer und bewachsene Ufer, Bäche, Flüsse an deren Ufer Möglichkeiten für Deckung, Unterschlupf und Ruhe gegeben sind.

In Deutschland und Österreich und der Schweiz kommt er nur mehr in einigen wenigen Gebieten vor.

Seine Anwesenheit kann man anhand der ausgetretenen Otterpfade vor seinen Ausgängen, vom Kot, der Losung und Beuteresten fest stellen.

Die Fischotter sind je nach ihren Siedlungsgebieten tag- oder vorwiegend nachtaktiv. Finden sie ruhige Gebiete, dann kann man sie auch tagsüber beobachten. Da ruhen sie dann am Uferrand oder auf Steinen und stürzen sich dann zur Jagd oder zum Spielen ins Wasser.

Ihre Bauten haben einen Eingang, der bis zu 50 cm unter der Wasseroberfläche liegt, eine in die Uferböschung gegrabene Wohnkammer, die über der Hochwassermarke liegt und einen oder mehrere Luftschächte. Sie benützen aber auch gerne ausgehöhlte alte Bäume als Unterschlupf entlang ihres Reviers.

Fischotter (Bild: Cloudtail / Flickr)

Familienmodell Fischotter: Singlemam, also Alleinerzieherin

Die Paarungszeit ist zeitlich nicht genau festgelegt. Pro Wurf haben sie nach einer Tragezeit von etwa 60 Tagen 2 bis 4 Junge. Wie bei vielen Säugetieren sind die Jungen bei der Geburt nackt und blind, knapp 15 cm lang. Die Jungen sind zwischen dem 6. und 9. Monat selbstständig. Die Mutter zieht in der freien Wildbahn ihre Jungen alleine auf. Als Zwei- oder Dreijährige verlassen sie den Familienverband. Fischotterweibchen bekommen durchschnittlich nur zweimal in ihrem Leben Junge. Dadurch wächst der Bestand nur sehr langsam.

Ein Fischotter kann bis 18 Jahre alt werden.

junger Fischotter

Wie Fischotter am liebsten jagen

Fischotter jagen mit Vorliebe in Gemeinschaft. So gibt zum Beispiel eine Fischottermutter mit einem Pfiff ihren Jungen das Startsignal zum Kesseltreiben auf Fische. Die Jungen scheuchen die Fische in eine kleine Bucht oder Nische. Dort geben sie acht, dass keine Fische aus ihrem Ring entkommen. Die Mutter setzt den einzelnen Fischen nach, erfasst sie, trägt sie ans Ufer, legt sie dort ab, bis die Anzahl für den Hunger ausreichend ist.

An Land wird dann gemeinsam die Fischmahlzeit verzehrt.

Der Rest der Fische kann sich in der Zwischenzeit in Sicherheit bringen. Da die Mutterfamilie ein Revier von etwa 20 Flusskilometern beträgt, richtet sie in Wirklichkeit keinen allzu großen Schaden an.

Warum wurde dem Fischotter so nachgestellt?

Im Mittelalter galt die Jagd auf den Otter als "vergnügliche" Jagd. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert wurden Otterfelle von Kürschnern gerne zu Mützen, Kragen und Mänteln verarbeitet wurden. Mit Beginn der Fischzuchten Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Jagd auf den störenden Fischräuber sogar mit Prämien gefördert. 

Problematisch wird die Jagd des Fischotters nämlich wirklich, wenn er sich an einen Fischteich, in eine Fischzucht verirrt. Der Instinkt zwingt ihn, alle dicht schwimmenden Fische zu jagen. So kann es wirklich dazu kommen, dass ein Fischotter einen Teich quasi leer fischt. Also mehr als er wirklich zu fressen vermag. Deshalb sind Fischereibetriebe erfolgreich dazu übergegangen Elektrozäune aufzustellen.

 

Trockene Zahlen beweisen - dem Menschen soll man als Tier als Jagdkonkurrent ja nicht ins Revier pfuschen:

  • 1914 wurden in Deutschland an die 10.000 Fisschotter getötet.
  • 1986 lebten in Schleswig-Holstein nur noch 65 Tiere
  • Niedersachsen 90 Tiere
  • Bayern - Böhmerwald ganze 6 Stück

Seit 1986 steht er endlich unter Schutz - Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP) seit 1985. Wiederansiedelungsprojekte sind allerdings oft ergebnislos, weil er besonders sensibel auf Gewässerverunreinigungen reagiert. Er ist also einer der Bioindikatoren:

Wo ein Fischotter sich erfolgreich neu ansiedelt, dort ist die Natur wieder in Ordnung!

In Mitteleuropa war der Fischotter weitgehend ausgestorben.

In Deutschland, wo der Otter seit 1962 (DDR) bzw. 1968 (BRD) geschützt ist und wo der Bestand um 1980 auf 400-800 Individuen in Ost- und 250-450 in Westdeutschland geschätzt wurde, ist sein Bestand schön langsam wieder im Wachsen.

In Österreich begann der Niedergang der Otterpopulation im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts. Der letzte Nachweis aus Tirol stammt von 1905 am Inn. Genau dort deuten jüngst gefundene Spuren darauf hin, dass der Fischotter in seinen einstigen Lebensraum zurückkehrt, vermutlich über die Donau Innaufwärts nach Tirol wieder eingewandert ist.

Ganz langsam zeigen die Wiederansiedelungsmaßnahmen. (Gewässerschutz, Renaturierung, Aussetzen etc.) Erfolg.

In der Schweiz wurde der Otter als Fischräuber ebenfalls bejagt. So war er in der Schweiz, trotz Wiederansiedelungsprojekten so gut wie ausgestorben. ...allerdings siehe Kurioses.

Bern und Aare

Schlagzeilen wie "Fischotter, Reiher und Kormorane dezimieren die Fischbestände dramatisch" machen bereits wieder die Runde. Es mehren sich regional dier Stimmen, die diesen "Räuber" und Konkurrenten erneut beseitigen wollen. Mensch lernt leider nie wirklich dazu.

Kurioses zum Fischotter

Warum schaden in Flüsse abgeleitete Waschmittelrückstände dem Fischotter? Haben Sie sich das schon einmal gefragt?

  • Was unsere Wäsche sauber macht, setzt beim Fischotter den gegenteiligen Effekt - Waschmittel entfetten und damit wird die Isolationswirkung seines Fells stark herabgesetzt. Außerdem führen die Weichmacher zu hormonellen Störungen und damit zu Störungen der Fortpflanzungsfähigkeit.

Wiederansiedelung der etwas anderen Art

  • Im Zuge eines Hochwassers im Jahr 2005 waren aus dem Tierpark Bern Fischottern entwichen. Sie und ihre Nachkommen konnten sich im Aareraum halten. 2010 wurden mindestens 3 Tiere nachgewiesen und 2015 wurde ein Weibchen mit Jungtier von einer Fotofalle erfasst. Na - geht doch!

Wobei wir bei den Zoos gelandet sind. Seit 1985 gibt es das EEP (Erhaltungszuchtprogramm) für Fischotter. Die Zoos heute sind nämlich mehr als nur "Tierherzeige-Anstalten".

In welchen Zoos kann man "Ottern gucken"?

  • Lutra lutra - Fischotter: Altschönau, Bern, Goldau, Görlitz, Hoyerswerda, Alpenzoo Innsbruck, Köln, Krefeld, Langenberg, Neumünster, Nürnberg, Rostock, Salzburg, Schwerin, Straubing, Stuttgart, Ueckermünde, Zürich.
  • Aonyx cinerea - Zwergotter: Aachen, Basel, Berlin-Zoo, Bremerhaven, Cottbus, Darmstadt, Dortmund, Dresden, Duisburg, Düsseldorf.

Besonderes: In der ZOOM-Erlebniswelt Gelsenkirchen werden Zwergotter gemeinsam mit Orangutans und Hulmans gehalten. Im Zoo Basel werden die Zwergotter zusammen mit den Panzernashörnern (und Chinesischen Muntjaks) gehalten. Sie fürchten sich nicht vor den großen Pflanzenfressern, sondern benützen, wenn sie baden, die Nasörner als schwimmende Inseln.

  • Als erstem Zoo Europas gelang 1978 erstmals die Nachzucht des Fischotter im Alpenzoo. Viele Jungtiere aus Innsbruck sind inzwischen in andere Zoos übersiedelt. Prominenteste Auswanderin Fischotterweibchen Tirol (siehe nächster Absatz), das nach Japan in das Großaquarium von Fukushima übersiedelt war.

Weiterer interessante Möglichkeiten zur Beobachtung: www.otterzentrum.de

 

 

Kleine Wunder in schrecklichen Zeiten - Fukushima und der Fischotter

Der katastrophale Tsunami am 11. März 2011 in Fukushima kostete tausende Menschen und abertausende Tiere das Leben. Bei dem Tsunami wurde das Großaquarium von Fukushima stark in Mitleidenschaft gezogen. Viele der dort angesiedelten Tiere starben bei dem Unglück, wurden unter Trümmern begraben oder weggespült. Die Verluste waren enorm. Neben vielen anderen Tieren war das erst vor einem Jahr nach Japan gelangte Fischotterweibchen "Tirol", ein Geschenk des Alpenzoos Innsbruck, verloren gegangen. Dieser Fischotter war als Grundlage für eine neue Zucht in Japan gedacht, da der japanische Fischotter leider ausgestorben ist.

Zoomitarbeiter, die freiwillig vor Ort zurückgeblieben waren, entdeckten Tage später diesen kleinen Fischotter in all den Trümmern. problemlos ließ er sich einfangen.

"Kein Mensch habe sich erklären können, wie der zierliche Wassermarder die Flutwelle unbeschadet überstanden hatte. Nun sei "Tirol" in aller Munde und gelte als Symbol für das Überleben nach der Katastrophe." Ein kleiner Fischotter wurde so zu einem Symbol der Hoffnung und der Wiederstandsfähigkeit gegenüber Unglücken dieses Ausmaßes.

"Tirol" wurde in einem anderen japanischen Zoo (Ueno in Tokyo) vorübergehend geparkt . Ob Aquamarine Fukushima jemals seine Tore wieder öffnen kann, ist ungewiss.

 

Weitere Fakten zu den Ottern

Es muss ja nicht immer alles an Informationen streng zoologisch vor sich gehen. Anhand historischer Funde über Ortsnamen oder Wappen lässt sich oft genug über die Häufigkeit oder Besonderheit von Tieren so Einiges herausfinden.

Otter in den Orts- und Flurnamen

Geht man den Ortsbezeichnungen nach, so muss es früher reichlich mehr an Fischottern gegeben haben.

Diese Gemeinden führen den Otter im Namen oder im Wappen

  • Otterndorf, Ottersberg, Ottersweier, Otterstadt, Otterberg mit der Otterburg und Otterbach.
  • Otterbach gibt es vielfach als Ortsteil von Gemünden (Hessen), als Stadtteil von Weil am Rhein, in Oberösterreich, als Weiler der Gemeinde Affoltern i. E. (Kt. Bern)
  • Ottersleben, Otterswang
  • Im Wappen führen den Fischotter Grambeck (Schleswig-Holstein), Schwarzheide (Brandenburg) sowie Gossau und Männedorf (beide Kt. Zürich)
Otter im Wappen

Otter im Wappen (Bild: https://upload.wikimedia.org)

Otter? Ist das nicht eine Schlange, oder wie?

Zum Abschluss eine Besonderheit, die wortliebenden Menschen sicher bereits aufgefallen ist:

Was haben Otter/Marder und Otter/Schlangen eigentlich miteinander am Hut? Otter ist ihnen im Namen gemeinsam, damit endet aber die Ähnlichkeit der Tierarten bereits.

  • Otter, mhd.oter, ahd. ottar geht auf das idg. udro-s= Wassertier, "der zum Wasser Gehörige"; idg. udro-s ~ gr. hydros=Wasserschlange ... also Fischotter, Zwergotter, Riesenotter ....
  • Otter für Schlangen ist seit dem 16. Jh. bezeugt, entstanden allerdings aus noter = Natter; den Verlust des anlautenden n- erklären Sprachforscher damit, das man es fälschlich für einen unbestimmten Artikel hielt, den man genauso weglassen konnte... siehe Kreuzotter, Puffotter ....

So kurios kann es zugehen im Leben.

Das passende Sachbuch über den Fischotter: Rezension

Adele_Sansone, am 25.11.2015
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Bildquelle:
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone (Artenschutzprojekte - Zoo sei Dank)
Haupt Verlag (Der Fischotter - eine Sachbuch-Rezension)
a.sansone (Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)

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