Papst Gregor: Auftraggeber des heute gültigen Kalenders

Der Name dieser bis heute weitgehend gültigen Reform leitet sich von Papst Gregor XIII. ab. Er lebte von 1502 bis 1585 und damit in der Zeit des kirchengeschichtlich wahrscheinlich radikalsten Umbruchs. Reformationen, geografische Entdeckungen und tiefgreifende Veränderungen der gesellschaftlichen Stände prägten diese Epoche. Gregor (eigentlich Ugo Buoncompagni) entstammte einer angesehenen Familie und wurde 1572 zum Papst gewählt. Er galt als eine der großen Figuren der Gegenreformation, befürwortete den Kampf der katholischen Spanier gegen die protestantischen Niederlande und billigte die blutige Bartholomäusnacht in Frankreich, bei der unzählige Hugenotten ihr Leben ließen. Als Papst widmete er sein besonderes Interesse dem Katholizismus in Deutschland, wo die Reformation einst ihren Anfang genommen hatte.

Gregor pflegte persönlich einen einfachen Lebensstil. Hinsichtlich kirchlicher Aufgaben jedoch investierte er hohe Summen. Er unterstützte die Jesuitenbewegung, strebte eine innerkirchliche Erneuerung an und förderte die kirchliche Wissenschaft. Trotz solch bemerkenswerter Amtsführung wurde dieser Papst vor allem durch eine Entscheidung berühmt: Die Kalenderreform aus dem Jahr 1582.

Die Gregorianische Kalenderreform

Bereits fünf Jahre zuvor hatte Gregor eine Kommission mit der Erstellung von Lösungsvorschlägen beauftragt, die das Problem des seit mehr als 1500 Jahren gültigen Julianischen Kalenders betrafen. Dieser war gegenüber dem astronomischen Jahresverlauf etwas zu lang, so dass im 16. Jahrhundert bereits eine Differenz von rund zehn Tagen bestand. Für die Kirche ergab sich daraus ein Problem, weil der Fastnachtstermin (und damit in der Folge Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten) mittels des ersten Vollmondes im Jahr berechnet werden. Durch die Kalenderabweichung rückten die genannten Kirchenfeste jedoch immer weiter aus dem üblichen Frühjahrszeitraum hinaus.

Im Jahr 1580 unterbreitete die päpstliche Kommission ihre Reformvorschläge, welche per Dekret vom Februar 1582 umgesetzt wurden. Zunächst verfügte der Papst, dass auf den 4. Oktober 1582 der 15. Oktober zu folgen habe, um die bisherige Differenz auszugleichen. Den Oktober wählte man vermutlich, weil er kaum von kirchlichen Feiertagen betroffen war. Langfristig bedeutender jedoch erwies sich die neue Struktur des nunmehr Gregorianischen Kalenders:

  • Der Frühlingsanfang wurde auf den 21. März festgelegt.
  • Die Schaltregel (welche in ähnlicher Form auch im Julianischen Kalender bestand) besagt, dass alle Jahre, deren letzte beiden Ziffern durch vier teilbar sind, als Schaltjahre gelten, in denen das Jahr also einen Tag länger ist.
  • Um die damit immer noch bestehende Ungenauigkeit zu kompensieren, entfällt das Schaltjahr alle 400 Jahre drei mal. Das klingt kompliziert, bedeutet jedoch einen einfachen Sachverhalt: Bei allen vollen Jahrhundertzahlen, die nicht vollständig durch vier teilbar sind (also nicht nur die letzten beiden Ziffern) entfällt die Schaltregel. Daher galt das Jahr 2000 als Schaltjahr. Die Jahre 1700, 1800 und 1900 waren es dagegen nicht.

Diese Neuordnung des Kalenders war relativ genau, so dass sie im Wesentlichen bis heute gültig ist. Der Gregorianische Kalender beinhaltet zwar immer noch eine Fehlerquote gegenüber dem astronomischen Jahr. Doch diese ist so geringfügig, dass sich die Abweichungen erst in rund 3300 Jahren zu ungefähr einem Tag summiert haben werden.

Der Siegeszug des Gregorianischen Kalenders

Das Dekret des Papstes wurde 1582 naturgemäß zunächst in den erzkatholischen Ländern Europas eingeführt. Dazu zählten Frankreich, Italien, Spanien und Portugal. Die Schweiz und Deutschlands katholische Gebiete folgten zwei Jahre später. Polen übernahm den Kalender 1586, Ungarn 1587. Viele protestantische Staaten schlossen sich der Reform um 1700 an, Großbritannien, Nordamerika und Schweden sogar erst in den Jahren 1752/53. Einen kurzen Rückschlag erlitt der Gregorianische Kalender lediglich während der Großen Französischen Revolution.

Am schwersten hatte es der Gregorianische Kalender im orthodoxen Süden und Osten Europas. Dort galt selbst im 20. Jahrhundert noch der alte Julianische Kalender. In Russland beispielsweise griff die Gregorianische Kalenderreform erst nach der kommunistischen Machtergreifung. Die bolschewistische Oktoberrevolution 1917 war deshalb eigentlich eine Novemberrevolution... Griechenland, die Türkei und Rumänien stellten ihre Kalender schließlich in den 1920er Jahren um.

Auch in der fernöstlichen Welt übernahmen die Staaten schließlich das "westliche" System. Japan schloss sich 1872/73 an, China brauchte hingegen zwei Anläufe: 1912 und 1949. Dort blieb dennoch der traditionelle Volkskalender populär, der bäuerliches Leben, Astrologie und Volksfeste berücksichtigte. Obwohl Papst Gregor es sicherlich nicht ahnte, hatte er somit etwas geschafft, was heutige Politiker gern für sich reklamieren würden: Eine Jahrhundertreform, die eigentlich sogar eine Jahrtausendreform war...

Quellenauswahl:

Brockhaus Wissenscenter

Bertelsmann Lexikon Geschichte, Gütersloh 1996

Donky, am 20.11.2016
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