James Butler "Wild Bill" Hickok (Bild: skeeze / Pixabay)

Niemand wagte es, Wild Bill herauszufordern

Am 15. April 1871 übergaben die Stadtväter James Butler "Wld Bill" Hickok den silbernen Marshal-Stern von Abilene. Und von da an war für eine Viehverladestation der sechs Fuß große, eitle Dandy mit den schulterlangen Haaren und den melancholischen Augen die Attraktion der Rinderstadt. Für die Cowboys aus Texas musste dieser Mann, der einen feinen Prinz-Albert-Rock über schwarzweiß-karierten Hosen und eine mit feinen Stickereien verzierte Seidenweste trug, mit seinen zwei Vorderlader-Colt-Revolvern (Modell Army 1861) wie ein rotes Tuck wirken. Jeder, der seinen Ruf kannte und ihn anschaute, wusste, dass er jederzeit sofort schießen und töten würde.

Den Tag verbrachte er hauptsächlich im Alamo Saloon beim Kartenspielen oder in den Tanzhallen bei Prostituierten. In diesem Jahr wurden zwischen Mai und Oktober mehr als 800.000 texanische Longhornrinder von 4500 Cowboys in mehr als 300 großen Herden aus Texas nach Abilene getrieben und verladen. Wenn der herausgeputzte Yankee Hickok den heißblütigen "Rebellen" auch nicht behagte, so wagte dennoch niemand, ihn herauszufordern. Entgegen allen Vorhersagen verlief die turbulente Saison ohne Schießereien, weil Wild Bill das Waffenverbot seines Vorgängers strikt durchsetzte. Nur einmal tauchten fünf Kavalleristen auf, die in Hays geprahlt hatten, dass sie Wild Bill Hickok erschießen würden. Hickok erschoss zwei von ihnen.

Auf Hickoks Kopf wurde eine Belohnung ausgesetzt

Am 5. Oktober wurde Wild Bill durch Lärm und einen Schuss aufgeschreckt. Im Alamo feierten einige Cowboys eine laute Abschiedsparty. Phil Coe, der Mitinhaber des Saloons, stand an der Theke, seinen rauchenden Revolver in der Hand. Als Wild Bill die Waffe von ihm forderte, wollte Coe den Revolver auf ihn richten. Im gleichen Augenblick hielt Hickok seine beiden Waffen in den Händen und schoss. Eine Kugel traf Coe in den Magen, eine andere den Deputy Mike Williams, der zur Tür hereinstürmte und von Wild Bill für einen Angreifer gehalten wurde.

Als Coes Mutter in Texas eine Belohung von 10.000 US-Dollar für Hickoks Tod aussetzte, und die Texas Rancher drohten, keine Herde mehr nach Abilene zu bringen, wenn Wild Bill Marshal bliebe, wurde er von den erschreckten Stadtvätern am 12. Dezember 1871 entlassen. Hickok wurde Marshal von Hays. 1872 gab er seine Stellung jedoch wieder auf und eröffnete in Niagara Falls eine Wildwest-Show, die allerdings bald pleite ging. Am 5. Mai 1874 heiratete Hickok die Zirkusbesitzerin Agnes Lake Thatcher, verließ sie jedoch nach zwei Wochen, um im Dakota Territory nach Gold zu suchen.

1876 wurde in den Black Hills, den "Heiligen Bergen" der Siuox, Gold gefunden. Das Städtchen Deadwood entwickelte sich zum Treffpunkt der Goldsucher. Aber auch Abenteuerer, Diebe und Desperados zog es dort hin, wie beispielsweise Joel Langhing Sam und Jim Levy, die bei einer Schlägerein in New Mexico starben. Wild Bill kam ebenfalls nach Deadwood. Dort wurde er am 2. August 1876 erschossen. Hickok saß in einem Saloon beim Pokern, als sich hinter ihm die Eingangstür leise öffnete. Ein gewisser Jack McCall trat ein ein und tötete ihn durch einen hinterhältigen Kopfschuss. Bei der Leichenschau stellte sich heraus, dass Wild Bill am grünen Star litt und fast erblindet war. Jack McCall wurde später hingerichtet.

BerndT, am 18.09.2014
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Bildquelle:
Paul Lowry (Der Gesetzlose Billy The Kid)
Deanna Keahey (Das Duell am OK-Corral)
The British Library / Flickr.com (Myra Belle Starr - Die Banditen-Königin des Wilden Westens)
Rainer Gräser (Texas-Marshals im Wilden Westen)

Autor seit 13 Jahren
369 Seiten
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