Autos aus dem Sozialismus: Was ihre Namen bedeuten
Geschichte, Bedeutung und Herkunft der Markennamen im osteuropäischen FahrzeugbauSo fuhr der Osten: Pkw, Lkw, Busse, Bahnen: Tec... | alles-meine.de GmbH Lada VAZ Samara 2109 Blau 5... | Trötsch Aufstellwochenkalender DDR Fahrzeuge 20... |
Naheliegend, logisch oder knifflig: geografische Bezüge in Markennamen
In vielen Fällen nutzten die sozialistischen Hersteller schlichtweg bestehende, geografische Bezüge zum Produktionsstandort. Um dies zu bemerken, bedarf es natürlich einer guten Kenntnis der osteuropäischen Landeskunde.
Relativ einfach zu enträtseln ist der Wartburg, der ja in Eisenach, unterhalb der entsprechenden Burg, produziert wurde. Ähnlich simpel verhält es sich mit dem russischen Wolga, der auf den gleichnamigen Fluss Bezug nimmt oder mit der bulgarischen Marke Balkan. Beim polnischen Polonez und beim jugoslawischen Yugo, erübrigt sich eine Erklärung sogar völlig. Der tschechoslowakische Tatra lässt sich ebenfalls noch recht problemlos dem entsprechenden Gebirge zuordnen, obwohl die Fahrzeuge natürlich nicht direkt in der Hohen Tatra gebaut wurden.
Nach kurzem Überlegen werden auch die phonetischen Ähnlichkeiten des Moskwitsch zu Moskau oder des polnischen Warszawa zur dortigen Hauptstadt Warschau klar. Beim rumänischen Geländewagen ARO ergibt sich die Lösung hingegen erst, wenn man die Bedeutung der Abkürzung weiß: "Auto România". Die Marke "Sachsenring" aus Zwickau bezog sich wiederum auf eine in der Nähe befindliche Rennstrecke.
Richtig knifflig wird es beim sowjetischen Shiguli. Er soll angeblich nach einem Gebirgszug an der Wolga nahe des Autowerks benannt worden sein. Andere Quellen verweisen jedoch auf die Wolga-Segelboote, welche stilisiert auch im Herstellerlogo zu finden waren. Ein weiteres sowjetisches Fahrzeug, der Saporoshez, wurde benannt nach einer Stadt in der heutigen Ukraine.
Historisches: Ein Ritter, eine Meerjungfrau und die Römer
Der Herstellername Skoda geht zurück auf den Firmengründer Emil Ritter von Skoda. Trotz dieser adligen Herkunft nutzten die Kommunisten den Markennamen ab den 1950er Jahren weiter. Man erkannte wohl bald, dass eine zwischenzeitlich angestrebte Benennung nach dem kommunistischen Diktator Lenin nicht allzu viel westliche Kunden überzeugen würde...
Auch die russische Bonzen-Marke ZIL, eigentlich ein LKW-Hersteller, geht auf den Firmengründer zurück und heißt übersetzt nichts anderes als "Autofabrik von Lichatsjov". Nur während der Stalin-Ära trug sie den Namen des Diktators im Markennamen und hieß demzufolge ZIS.
Wesentlich historischer ist die Namensgebung des Dacia: Ursprünglich hieß so eine römische Provinz im heutigen Rumänien, abgeleitet vom Volk der Daker. Ebenfalls an die Antike erinnert die ungarische Marke Ikarus, unter der Busse produziert wurden. Ob den Kommunisten wohl das Ende des griechischen Helden Ikarus bewusst war? Er wollte zur Sonne fliegen und stürzte dabei zu Tode. Welch ein Sinnbild... Zur Ehrenrettung der roten Wirtschaftslenker sei jedoch erwähnt, dass die Marke Ikarus bereits Jahrzehnte vor der kommunistischen Machtübernahme existierte.
Romantischer erscheint da schon die Herkunft der Automarke Syrena. Sie ist das polnische Wort für Meerjungfrau. Eine solche soll der Legende nach die durch Warschau fließende Weichsel beschützen. Die Dame wurde daher auch im Warschauer Stadtwappen verewigt.
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Kommunistische Himmelsträume, der kopierte Sieg und eine Rote Flagge
Der Trabant, das wohl bekannteste sozialistische Auto, verdankt seinen Namen einem Ideenwettbewerb in seiner Zwickauer Produktionsstätte. Möglicherweise ließen sich die Arbeiter dabei von den damals sehr erfolgreichen Weltraumprojekten der Sowjetunion leiten. Als (Erd)trabant gilt ja der Mond, obwohl diese Bezeichnung inzwischen etwas aus der Mode gekommen ist.
Himmlisch ging es auch bei einem sowjetischen Luxuswagen zu, der als Neufahrzeug in der Regel nur Funktionären und Bonzen vorbehalten war: Der Name des Tschaika bedeutet zu deutsch soviel wie Möwe. Die Bezeichnung war allerdings etwas unglücklich gewählt, denn das Modell G14 beispielsweise wog rund sechs Tonnen. Mit der Leichtigkeit und Eleganz einer Möwe hatte das nicht mehr viel zu tun...
Lada wiederum heißt übersetzt wohl soviel wie "die Geliebte" oder "Liebchen" und symbolisiert angeblich auch die Göttin der Liebe in der russischen Mythologie. Doch nur die Exportmodelle des Wagens erhielten in der Regel diese Bezeichnung. Die inländischen Modelle sowie die ersten Exportfahrzeuge firmierten als "Shiguli", siehe oben.
Die kommunistische Führungsmacht Sowjetunion glaubte an ihre Überlegenheit und verpasste folgerichtig einem ihrer Fahrzeugmodelle den Namen Pobeda, zu deutsch: "Sieg". Das wuchtige Ungetüm war allerdings wenig mehr als eine Symbiose aus geraubter Opel-Vorkriegstechnik und kopiertem, amerikanischen Design. Der Pobeda diente unter anderem als Taxi und als Funktionärsfahrzeug.
Selbstbewusst Flagge zeigen wollten offenbar auch die Jugoslawen. Die Marke Zastava bedeutet übersetzt nichts weiter als das slowenische Wort für "Flagge". Korrekt hieß das Unternehmen allerdings Zavodi Crvena Zastava, also ungefähr "Fabrik Rote Flagge”. Klugerweise unterließen es die Jugoslawen jedoch, ihren Autos diesen schwer aussprechbaren, politisch eindeutigen Namen aufzuzwingen. Mit der schlichten Bezeichnung Zastava (später Yugo) gelangen ihnen daher sogar auf dem amerikanischen Markt Verkaufserfolge.
Kooperation mit dem Klassenfeind: Westautos aus Ostproduktion
Gern versuchten sich Ostblockstaaten (durchaus erfolgreich) auch an einer Billigvariante westlicher Modelle. Mit niedrigen Preisen und moderner Technologie hoffte man, somit auch auf den Westmärkten Anteile zu erobern. Abgesehen von den Herstellern aus der DDR und der Tschechoslowakei gab es diese Erscheinung recht häufig in der osteuropäischen PKW-Produktion. Bei manchen Modellen war das auch im Markenname verankert: Der rumänische Oltcit fußt beispielsweise auf einer Zusammenarbeit mit Citroën. Die erste Silbe des Begriffs wurde der Landesregion Oltenia entlehnt.
Polski Fiat hingegen baute modifizierte Lizenzfahrzeuge der Fiat-Modelle 125 und 126. Italienisch ging es auch beim bulgarischen Pirin-Fiat zu. Mit den Franzosen wiederum kooperierten die Bulgaren bei den Marken Bulgarrenault und Bulgaralpine, ebenso wie die Jugoslawen bei der Herstellung des Cimos Citroën. Das Kunstwort Cimos stand für die Verbindung von Citroën und Tomos, einem jugoslawischen Hersteller von Außenbordmotoren und Zweirädern.