Cornwall bedeutet: Raue Küste, malerische Strände und subtropische Pflanzen

Die südwestlichste Grafschaft Englands ist durch den Atlantischen Ozean, den Ärmelkanal und die Keltische See von drei Seiten mit Wasser umgeben. Das Klima ist maritim und im Winter durch den Golfstrom sehr mild. Neben der Gartenbegeisterung der Engländer der Hauptgrund, warum hier sogar mediterrane und subtropische Pflanzen gedeihen. Aber auch die heimische Flora hinkt an Schönheit kaum nach.

 

Blumen-Impressionen von Cornwall

Red Valerian - Rote Spornblume (Bild: a.sansone)

Was wächst in freier Natur in Cornwall?

Milde Luft, kaum Frost, allerdings auch feucht und windig. Moore und Heidelandschaft mit Flechten, Heidekraut und Moos wechseln sich ab mit grünen Weiden und reichlich Hecken. Was auch der Vogelwelt und den Insekten zugute kommt.

Die Kreidefelsen im Südosten sind Heimat für Pflanzen, die nährstoffarme Böden mögen, zum Beispiel Orchideen, Wundklee, Schlüsselblumen, Zittergräser und Schaf-Schwingel.

Eine eigene Welt für sich sind die Moore und dort, wo es noch bewaldete Gebiete gibt, wachsen vor allem Eichen, Weißdorn, Eschen und Birken. Und die kilometerlangen Trockenmauern, mit Fingerhut, Roter Lichtnelke und Venusnabel, sind sogar eine nähere Untersuchung wert. (siehe eigener Abschnitt).

Stellvertretend für die vielen Arten möchte ich nur einige wenige hier als besonders markante Beispiele für den Frühling/Frühsommer anführen.

  • Sea Pink/Thrift - die Strand-Grasnelke
  • Foxglove - Purpur-Fingerhut
  • Navelwort - Venusnabel
  • Bluebells - Hasenglöckchen
  • Hottentot-Fig
Strand-Grasnelke - Motto: "Sea Pink all over"

Armeria maritima ssp maritima (Bild: a.sansone)

Die sanften Polster der Strand-Grasnelken

Merkmal: Nicht zu übersehen!

Die Engländer nennen die hübschen Köpfchen auch "Lollipop heads" Die Strandgrasnelke, Armeria maritima ssp. maritima, aus der Familie der Bleiwurzgewächse, Plumbaginaceae, ist ein kleiner Lebenskünstler.

  • Englische Namen: Thrift, Sea Pink, Rock Rose, Ladies' Cushions, Cliff Clover
  • Cornish name: Britton
  • Gaelic name : tonna chladaich, which means beach wave.

Vorkommen in Cornwall: In Küstennähe, auf Kliffs, in Salzmarschen. Aber auch sonst im ganzen Bereich von Cornwall, etwa im Rockey Valley.

Die Strand-Grasnelke verträgt nicht nur anstandslos Salz, deshalb gedeiht sie auch in Nischen der Klippen, wo die Gischt immer wieder hin kommt, sondern sie verkraftet auch vergiftete Böden. In Cornwall leicht festzustellen, denn sie kommt recht rasch in Gebieten rund um aufgelassene Minen vor. Die Pflanze lagert die Schwermetalle in die Blätter der Grundrosette ein. Die Blätter sind grasartig, die Wurzel eine Rübenwurzel. Die Einzelblüte formt aus 5 Blütenblättern eine trichterförmige Blüte. Blütezeit April bis September.

Eine cornische Volksweisheit besagt: "You will never be poor if thrift grows in your garden."

  • Echte Strand-Grasnelke (Armeria maritima subsp. maritima)
  • Sand-Grasnelke (Armeria maritima subsp. elongata)
  • Galmei-Grasnelke (Armeria maritima subsp. halleri)
  • Purpur-Grasnelke (Armeria maritima subsp. purpurea)
  • Alpen-Grasnelke (Armeria alpina)

Hübsch sind auch die Gartenzüchtungen, denn seit dem 16. Jhdt ist es eine beliebte Gartenpflanze, die man auch für Trockensträuße verwenden kann. Auch die vertrockneten Blütenstände aus Hüllblättern, die ihre Form nach Ausfallen der Blütenblätter und der einsamigen Frucht behalten, eignen sich zu Gestecken.

*Die Anpassungsfähigkeit der Gattung Grasnelke ist wahrlich groß. Denn es gibt es neben der hier beschriebenen, auf Meeresniveau vorkommenden Art, auch noch die Alpine Grasnelke, Armeria alpina, und die kommt in Höhenlagen von 1.500 bis 3.000 Metern vor. (Die Alpen-Grasnelke ist in den Alpen selbst entstanden, wo sie in den Randrefugien der Ost- und Südalpen (dort noch heute Hauptvorkommen) und vereinzelt auch auf Nunatakkern in den Nordalpen die Eiszeiten überstanden hat. Dazu befähigte sie ihre ausgeprägte Frosthärte sowie ihre Vorliebe für steile Südhänge.(Quelle Wikipedia))

Die Strand-Grasnelke ist ein typisches Element der Salzwiesen an der Meeresküste. Das Salz scheidet sie über spezielle Drüsen auf der Blattoberfläche aus. In Norddeutschland kommt sie sowohl an der Nordsee- als auch an der Ostseeküste vor. Sogar in Teilen der Antarktis und auf Grönland findet man sie.

Zwischen 1937 und 1952 zierte sie die Threepence-Münze.

 

Der Purpur Finger auf Feld und Heide

Auf Lizard-Point (Bild: a.sansone)

Die leuchtenden Kerzen des Purpur-Fingerhuts

Im Frühsommer ist er ein leuchtender Fingerzeig, der Purpur-Fingerhut, Digitalis purpurea. Foxglove, die englische Bezeichnung hat ursprünglich nichts mit dem fox=Fuchs zu tun, sondern hieß "folk's glove" also Handschuh des Volkes.

  • Familie Wegerichgewächse, Plantaginaceae (früher Scrophulariaceae)
  • Gattung (Digitalis) Fingerhut . Es gibt 22 zwei- und mehrjährige Arten. Manche immergrün, Heimat Europa, Nordafrika und Westasien.

Er leuchtet bei den Wanderungen an Cornwalls Küste und auf den Public Footpath's an den unwahrscheinlichsten Stellen.

Cornische Volksweisheit: "Growing foxgloves in the garden keeps evil at bay."

 Lesetipp: Fingerhut

Immer dem Namen nach: "anglicum"

Möchte man wissen, ob eine Pflanze typisch für eine Region/ein Land ist, genügt es oft schon nach der botanischen Bezeichnung zu schauen. Lautet die Artbezeichnung, (Artepitheton) in unserem Fall für GB/England/Cornwall "*anglicum, anglicus/anglica" ist das schon ein deutlicher Fingerzeig, dass die Pflanze hier auf jeden Fall heimisch ist.

Sedum anglicum

Englischer Mauerpfeffer (Bild: a.sansone)

Potentilla anglica

Englisches Fingerkraut (Bild: a.sansone)

  • Sedum anglicum: English Stonecrop, Englische Fetthenne/Englischer Mauerpfeffer
  • Aconitum anglicum: Monkshood, Englischer Eisenhut.
  • Geranium anglicum: Kranichschnabel
  • Galium anglicum: Wall Bedstraw, Labkraut
  • Cirsium anglicum/Cirsium dissectum: Englische Kratzdistel
  • Origanum anglicum: Gemeiner Dost
  • Tanacetum crispum Anglicum: Rainfarn.
  • Lactucarium anglicum=Saft vom Giftlattich Lactuca virosa
  • Polypodium anglicum: Farn
  • Drosera anglica: Englischer Sonnentau
  • Genista anglica: Englischer Ginster, Ältere Äste sind dornig. Junge Zweige sind ohne Dornen und dicht beblättert.
  • Potentilla anglica: Englisches Fingerkraut

*anglicus, anglicum=englisch, nach den Angeln benannt. Alle so benannten Arten sind nicht ausschließlich in England verbreitet, sondern zu großen Teilen in Westeuropa heimisch.


Pennywort, Venusnabel, Nabelkraut

Venusnabel (Bild: a.sansone)

Von unscheinbar bis fast meterhoch - auch er ein Merkmal von Cornwall. Venusnabel, Nabelkraut (Umbilicus rupestris), aus der Familie der Dickblattgewächse, Crassulaceae. Mit seinen glockigen, grünlich-weißen Blüten und in der Mitte nabelförmig vertieften Blättern (daher stammt der Hinweis auf den Nabel) ist er kaum zu verwechseln. Auf Englisch wird er "Navelwort, Pennywort" genannt. Er ist an fast jeder Mauer zu finden, ob noch klein oder bereits zu stattlicher Höhe von 80 cm angewachsen.

Glöckchen über Glöckchen, die Blauen und die Weißen

Blau - Bluebells

Bluebells, Hyacinthoides non scriptus (Bild: a.sansone)

Weiß - Glöckchenlauch

Glöckchenlauch/Allium triquetrum (Bild: a.sansone)

Sie läuten den Frühling, nicht nur auf Cornwall, ein, die Bluebells. Hyacinthoides non-scripta, Bluebells, Englische oder Atlantische Hasenglöckchen sind Indikatoren für altes Waldgebiet, in dem (Halbschatten, feuchter Boden) sie sich wohlfühlen.

Gefährdet ist der Bestand der englischen Bluebells durch die eingeführten Spanischen Hasenglöckchen (Hyacinthoides hispanica), die aus Gärten ausgewildert wurden. Mischformen aus beiden gefährden weitgehend die heimische Form.

Ebenso der weiße Glöckchenlauch/Dreikantlauch, Allium triquetrum, der aus den Mittelmeergebieten eingeführt worden ist und sich wild ausgebreitet hat.

Mauern und was auf ihnen wächst

Dem Wind als Gärtner überlassen (Bild: a.sansone)

Die Mauern von Cornwall (Cornish hedges) und ihr Bewuchs

Ob als natürliche Hecken, die weiträumig die Weide- und Ackerflächen umgeben oder in den Dörfern und Städtchen als vertikale Anbaufläche, gezielt bepflanzt oder dem Wind überlassen; die Mauern sind eine kleine Welt für sich. (Und für die Wanderer eine sportliche Herausforderung, sie zu überwinden) Von Brombeerhecken bis Zierpflanzen, es ist interessant für Biologen die Mauern und ihre Funktion für die Natur zu untersuchen. Mauern in den atlantischen Regionen sind besonders üppig bewachsen.

Was wächst darauf? Welche Tiere siedeln sich an? Was bedeutet der Bewuchs für die Umgebung?

Lesetipp-Link: http://www.ruderal-vegetation.de/epub/Mauerflora_Cornwall.pdf

Von Menschenhand angelegte Gärten

Natürlich gedeihen hier, dank des milden Klimas, auch mediterrane Pflanzen; vorzüglich präsentiert in zahlreichen Gärten. Wer gerne Gärten besucht, hat hier die Qual der Wahl:

  • Morrab Gardens, Penzance
  • Garten von St. Michael's Mount
  • Eden Project, St. Austell
  • The Japanese Garden, St. Mawgan
  • The Lost Gardens of Heligan, Pentewan
  • Lanhydrock Garden, Bodmin
  • ... und noch einige mehr

Lanhydrock Gardens

Lanhydrock selbst ist ein altes, stattliches Herrenhaus und im Besitz des National Trust. Seine ihn umgebenden Gärten wurden erstmals im 17. Jahrhundert angelegt und sind bis heute ein Beispiel für wunderbare englische Gartenkunst.
Growing Wild!

(Bild: a.sansone)

Üppig in Feld, Küste und Flur

Besonders Doldenblütler dürfen üppig wild wachsen, sehr zur Freude der Insekten und Vögel. Da blüht es weiß, gelb und rot, dass es eine Freude ist.

Wer sich auf die zahlreichen Wanderwege begibt, kann nicht nur der Küste entlang wandern, sondern auch durch romantische Wälder streifen; mehr darüber lesen sie hier: Cornwall; da sollte man hin.

Kleine Kostbarkeiten

Sea Spurrey, Spergularia rupicola (Bild: a.sansone)

Für diese Pflanzen und Pflänzchen muss man sich schon mit Blick und auch den Knien in Richtung Boden begeben. Wenn man sie dann aber entdeckt, ist die Freude des botanischen Fans groß.

  • Centaurium pulchellum
  • Sedum anglicum
  • Spergularia rupicola, Rock Sea Spurrey
  • Pedicularis sylvatica, Lousewort
  • Cuscuta epiphytum, ein Schmarotzer besonders auf Heidepflanzen

 

Devil's Net, Red Tangle, Strangleweed, Fairy Hair

Cuscuta blühend (Bild: trebol_a / Flickr)

Hottentottenfeigen, Mittagsblumen - der Fluch der Neophyten

Hottentot Fig

Carpobrotus edulis (Bild: a.sansone)

Wie war das nun mit den Hottentotten und ihren Feigen?

Als Hottentotten-Feige/Hottentot Fig wird Carpobrotus edulis, eine Mittagsblumenart, Aizoaceae, bezeichnet. Die Blüten können gelb, weiß oder pinkfarben sein. Ihre Früchte, die sogenannten "Feigen" kann man in ihrer ursprünglichen Heimat, Südafrika, auch essen. In Cornwall gelangen sie jedoch nicht zur Reife.
Natürlich schaut so ein in Pink oder Zitronengelb leuchtendes Kliff spektakulär aus. Besonders um Lizard Point herum wird es jedoch zum echten Problem.

 

Diese Pflanzen wurden ursprünglich aus Afrika in den Mittelmeerraum als Heil- und Zierpflanze eingeführt. Im 17. Jhdt eroberten sie die Herzen der Engländer, ab dem 19. Jhdt wurden ausgewilderte Exemplare zur Plage. Nun breitet sich die Pflanze als lästiger Neophyt mit seinen Kriechwurzeln (1-2 Meter) mächtig aus und erstickt unter sich den ursprünglichen Kliff- und Küstenbewuchs.

Quellen

Neben der eigenen Erfahrung und botanischem Hintergrundwissen, vor allem

  • Natural Lizard, http://the-lizard.org
  • Wildflowers of Cornwall, David Chapman, Alison Hodge Publishers, Penzance 2008
  • en.wikipedia.org

Sie reisen gerne in andere Länder?

Adele_Sansone, am 05.07.2018
0 Kommentare Melde Dich an, um einen Kommentar zu schreiben.


Bildquelle:
a.sansone (Cornwall - Da sollte man hin)
Copyright ZDF und Jon Ailes (Die Welt der Rosamunde Pilcher († 6.2.2019))
Kerstin Schuster (Mystisches Schottland)

Autor seit 13 Jahren
440 Seiten
Laden ...
Fehler!