Filmposter "Cowboys & Aliens"

Ein Mann, ein Ford

Ohne jegliche Erinnerung erwacht ein Mann (Daniel Craig) nahe der Kleinstadt Absolution. Seine Identität ist wie ausgelöscht. Nur das Foto einer hübschen Frau und ein seltsames Armband trägt der verletzte Fremde bei sich. Verwirrt marschiert er in die Stadt und legt sich mit dem Sohn des mächtigen Rinderbarons Dolarhyde (Harrison Ford) an. Bei dem Zwischenfall wird er vom Sheriff als Jake Lonergan identifiziert, was sich als wenig vorteilhaft herausstellt. Denn auf Lonergan ist eine hohe Belohung ausgesetzt, da er Anführer einer Räuberbande sowie ein Mörder sein soll.

 Als er ins Staatsgefängnis überführt werden soll, tauchen plötzlich seltsame Lichter über der Stadt auf. Diese entpuppen sich als Fluggeräte außerirdischer Invasoren, die auf der Erde nach Gold graben und nebenher Menschen entführen, um sie zu untersuchen. Dabei wird Dolarhydes Sohn ebenfalls von den Aliens verschleppt. Für den reichen und mitunter skrupellosen Rinderzüchter spielt die technologische Überlegenheit der garstigen Besucher keine Rolle: Er setzt alle Hebel in Bewegung, um seinen nicht besonders hellen Jungen zu befreien. Dass er sich ausgerechnet mit Lonergan verbünden muss, der im Verdacht steht, ihn bestohlen zu haben, ist für den überaus flexiblen Dolarhyde ebenso wenig ein Problem, wie die Unterstützung durch die geheimnisvolle Ella (Olivia wilde). Denn im Kampf gegen die Invasoren zählt jeder Mann und jede Frau....

Deutscher Trailer "Cowboys & Aliens"

Dreamteam Harrison Ford und Daniel Craig?

Sicher, Aliens im Wilden Westen klingt wie eine völlig abgehobene Plotidee der Marke: Warum hat da noch keiner vorher daran gedacht? Tatsächlich ist diese Idee so neu nicht und in der UFO-Szene bereits ein alter Hut: 1897 soll in der texanischen Kleinstadt Aurora ein UFO abgestürzt sein. Auch im cineastischen Bereich musste der Wilde Westen allerlei Crossover-Versuche erdulden, etwa das Auftauchen eines reichlich ungemütlichen Dinosauriers im Klassiker "Gwangis Rache" von 1969 oder dem exzellenten Horrorfilm "The Burrowers" on 2008.

 

Inszeniert vom "Iron Man"-Regisseur

Trotzdem verbirgt sich in dem Stoff genug Potenzial für einen spaßigen, originellen Genremix. Doch alle Theorie ist grau, insbesondere wenn es um die Verwurstung interessanter Plotideen durch Hollywood geht. Der von Jon Favreau ("Iron Man") inszenierte "Cowboys & Aliens" bildet hierbei keine Ausnahme. Dabei beginnt der Science-Fiction-Streifen durchaus stimmungsvolle: Mitten in der Prärie erwacht ein Cowboy, der sich nicht einmal seines eigenen Namens entsinnen kann. Am Handgelenk trägt er eine festsitzende Armatur, deren Herkunft und Zweck er ebenso wenig kennt. Kurz darauf umzingeln ihn Kopfgeldjäger, die der Fremde - offenbar zu seiner eigenen Überraschung - mühelos ausschaltet. Ein solches Szenario erzeugt nicht nur Spannung, sondern macht auch Lust, den weiteren Plotverlauf zu verfolgen.

 

In der nächstgelegenen Stadt namens Absolution wird er von einem äußerst pragmatischen Prediger medizinisch versorgt, lernt die geheimnisvolle Schönheit Ella kennen und schließt weniger schöne Bekanntschaft mit dem rüpelhaften Percy Dolarhyde, der glaubt, als Sohn eines mächtigen Rinderbarons Narrenfreiheit zu genießen. Bei besagtem Rinderbaron handelt es sich um jenen Schauspieler, der vermutlich für viele Zuschauer der eigentliche Grund des Kinobesuchs darstellt: Harrison Ford, zum Zeitpunkt des Filmstarts im siebzigsten Lebensjahr stehend und immer noch eine Ikone des amerikanischen Abenteuerkinos.

 

Haupt- oder Nebendarsteller Sam Rockwell?

Freilich: Bis es soweit ist muss sich der Zuschauer noch gedulden. Doch eben jene Geduld wird leider nicht mit einer interessanten Story belohnt. Rasch wird die Identität des Fremden geklärt und die Rinderherde des Colonel Dolarhyde von nicht irdischen Mächten dahingerafft, woraufhin dieser verständlicherweise sauer ist und sich in die Stadt begibt, um nebenher seinen mittlerweile inhaftierten Sohn zu befreien. Hier nun kommt es zum unfreiwilligen Rendezvous der beiden Hauptdarsteller, das mit der Erkenntnis beginnt, dass die Action-Zeit eines Harrison Ford endgültig abgelaufen ist. Indiana Jones hat seinen Schlapphut an den Nagel gehängt und kann sich nur noch als Marketing-Aufputz für künstlich aufgeblähte Hohlkörper wie "Cowboys & Aliens" verdingen.

 

Inszenatorisch lässt der Streifen viel zu wünschen übrig. Viel zu rasch werden wesentliche Plotelemente enthüllt - wer ist der Fremde, was suchen die Außerirdischen auf der Erde, welche Mission verfolgt die schöne Ella - und mit Fortdauer des nur selten actionreichen Spektakels mehren sich die Leerläufe. Mit wem der Zuschauer sympathisieren soll, bleibt ungeklärt. Denn einerseits bleiben die Charaktere blass, andererseits klatscht Jon Favreau unablässig neue Figuren auf die Leinwand oder rückt Nebendarsteller wie Sam Rockwell ("Moon") immer wieder ins Zentrum des Geschehens, nur um sie wenig später wieder auf den Status einer Nebenfigur zu degradieren. Eine stringente Linie verfolgt der 160 Millionen Dollar teure "Cowboys & Aliens" nicht.

 

Auf den Spuren der Annunaki

Dies gilt auch für den mehr als dürftigen Plot, der abgesehen von der haarsträubenden Enthüllung, welches Ziel Ella verfolgt, keinerlei Abwechslung bietet und die Aliens als tumbe außerirdische Rowdys nur grob skizziert. Wie eine dermaßen dümmliche Spezies, die in bester Trash-Manier nicht ihre technologische Überlegenheit in die Schlacht wirft, sondern sich unbewaffnet ins Getümmel stürzt, interstellare Flüge bewältigen kann, bleibt ein Rätsel. Lobend zu erwähnen ist freilich deren schlauer Zug, dass sie den Währungskrisen mit dem Schürfen von wertbeständigem Gold begegnen. Ein Motiv, das bereits der US-Autor Zecharia Sitchin den von den Sumerern verehrten Annunaki unterstellte - einer laut seinen Hypothesen außerirdischen Spezies, die den Menschen als Arbeitssklaven für den Abbau von Gold geschaffen haben soll. Eine umstrittene These, weiß man doch heute, dass der Mensch natürlich als Arbeitssklave für die höchst irdischen Nutznießer des Staatswesens dient.

 

Viel Hype, nichts dahinter: "Cowboys & Aliens"

Selbst Kniffe wie das Ableben einer Hauptfigur verhelfen dem Plot zu keinerlei Sprüngen. Völlig uninspiriert dümpelt das gehypte Spektakel dahin und gesellt sich somit in die Riege von Flops wie der ebenfalls 2011 gestarteten Neuauflage von "Conan". Wohin das Budget eines der teuersten Filme des Jahres floss, ist jedenfalls nicht ersichtlich. Man kann nur vermuten, dass sich Harrison Ford seine eher bedauernswerte Präsenz fürstlich entlohnen ließ. Eine tragende Rolle nimmt der alte Haudegen nämlich nicht ein. Er hat schon mal bedeutend grimmiger geguckt, vom aktiven Eingreifen in die Handlung ganz zu schweigen. Denn der ehemalige Leinwandheld ist nicht nur äußerlich auf dem Großvater-Status angekommen: Unablässig muss er von anderen Charakteren aus gefahrvollen Situationen gerettet werden.

 

Überhaupt muss man die Idee, einen mittlerweile angegrauten ehemaligen Actionstar mit seinem Nachfolger vor den cineastischen Karren zu spannen als misslungen bezeichnen. Die Chemie zwischen Harrison Ford und Neo-Bond Daniel Craig stimmt einfach nicht. Dem restlichen Cast kommt lediglich die undankbare Aufgabe zu, als Monsterfutter zu dienen oder dem Männerklub einen Hauch weibliche Eleganz zu verleihen, hierbei in Form der unter ihrem schauspielerischen Wert geschlagenen Olivia Wilde.

 

Immerhin darf sie in einer Szene Daniel Craig die Fresse polieren. Ähnliche Wünsche dürfte der Zuschauer nach zähen, meist langweiligen zwei Stunden gegenüber dem Film hegen. "Cowboys & Aliens" entpuppt sich als eine der ganz großen Enttäuschungen des Filmjahres 2011 und wird dem Hype nicht im Geringsten gerecht.

Originaltitel: " Cowboys & Aliens"

Regie: Jon Favreau

Produktionsland und -jahr: USA 2011

Filmlänge: ca. 118 Minuten

Verleih: Paramount Pictures Germany

Deutscher Kinostart: 25. August 2011

FSK: Freigegeben ab 12 Jahren

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