John Carpenters Meisterwerk

John Carpenters Das Ding aus einer anderen WeltManche Genies werden erst viel später entsprechend gewürdigt. Eine Binsenweisheit, die auch auf Filme zutrifft, insbesondere im Science-Fiction-Genre. Heutige Kultfilme wie "Blade Runner" oder "TRON" - der 2010 sogar eine Fortsetzung ("TRON Legacy") erhielt - floppten seinerzeit im Kino und fanden kaum oder wenig Beachtung.

Auch John Carpenter blieb von diesem zweifellos ärgerlichen Schicksal nicht verschont. Ausgerechnet im Jahr von "E.T. – Der Außerirdische" präsentierte er einen weitaus unfreundlicheren und weniger süßen Alien. Die außerirdische Kreatur seines Meisterwerks "Das Ding aus einer anderen Welt" ist keineswegs an friedlicher Kommunikation interessiert. I

m Gegenteil: Seine Ziele sind hinterhältiger Natur...

John Carpenters Meisterwerk
Trailer "Das Ding aus einer anderen Welt" - Englische Version

Die Handlung

Frustrierende Langeweile hat die Wissenschaftler der amerikanischen Forschungsstation in der Antarktis befallen. Mit Videobändern alter Gameshows, Drogen und Alkohol halten sie sich mental über Wasser. Bis zu jenem Tag, an welchem sie ungebetenen Besuch von ihren norwegischen Forschungskollegen bekommen, die von einem Hubschrauber aus auf einen Hund schießen. Das Tier flüchtet sich zu den Amerikanern, wird aber weiterhin von den offenbar verrückt gewordenen Norwegern verfolgt. Beim Versuch den Hund zu töten, sprengt einer der fremden Forscher versehentlich den Hubschrauber in die Luft und wird kurz darauf in Notwehr erschossen.

 

Fassungslos ob des Geschehenen beschließen die Amerikaner bei der norwegischen Station nach dem Rechten zu sehen. Dort müssen MacReady (Kurt Russell) und Blair (Wilford Brimley) aber entdecken, dass sämtliche Bewohner der Station tot sind und die Gebäude selbst fast völlig zerstört wurden. Im Schnee finden sie einr schier undefinierbar entstellte Leiche und bringen diese in ihre eigene Forschungsstation zwecks Untersuchung mit.

 

Die Untersuchung zeigt, dass es sich einst um einen Menschen gehandelt haben musste, der aus unbekannten Gründen in eine bizarre Mischform aus Mensch und Monster verwandelt wurde. Nach und nach klären sich die Hintergründe der mysteriösen Hintergründe auf: Die norwegischen Forscher waren zufällig auf ein tausende Jahre lang im ewigen Eis verstecktes außerirdisches Raumschiff gestoßen, dessen nicht menschlicher Pilot ebenfalls geborgen werden konnte. Der nur scheintote Körper war offenbar zu neuem Leben erwacht und hatte die Forscher mit seinen Zellen infiziert, um sie gleichfalls in Monstren seiner Art zu verwandeln.

 

Erst jetzt wird den Amerikanern klar, was hinter der Treibjagd auf den Hund gesteckt hatte. Bei diesem handelte es sich in Wahrheit um den Außerirdischen, der zur Tarnung die harmlose Form eines Hundes angenommen hatte. Doch die Erkenntnis kommt zu spät: Einer der Männer wurde bereits von dem Außerirdischen infiziert! Die Frage ist nur: Wer? Misstrauen und Paranoia wachsen unter den Forschern …

Kritik

Remake, besser als das Original

John Carpenters "Das Ding aus einer anderen Welt" ist ein mehr als außergewöhnlicher Film. Er zählt zu den seltenen Beispielen eines Remakes, das besser als das Original gelungen ist. Keine leichte Aufgabe, zählt doch der von Howard Hawks 1951 produzierte "Das Ding aus einer anderen Welt" gleichfalls zu den ganz großen Klassikern des Science-Fiction- wie auch Horrorgenres und besitzt seinen ganz eigenen Charme.

Doch Carpenter beging nicht den Kardinalfehler, einem angestaubten Film lediglich ein optisches Lifting zu verpassen. Vielmehr bediente er sich der verbesserten Möglichkeiten der Tricktechnik und entfernte die im Original störenden romantischen Elemente sowie "Mad Scientist"-Klischees. Als äußerst clever erwies sich Carpenters Entscheidung, sich deutlicher an der literarischen Vorlage zu orientieren, als es Howard Hawks 1951 bewerkstelligte.

 

Würdige Adaption von John Campbells "Who Goes There?"

"Das Ding aus einer anderen Welt" basierte auf der Kurzgeschichte "Who Goes There?" von Science-Fiction-Autor und -herausgeber John W. Campbell aus dem Jahr 1938. Mit dessen beschriebener, außerirdischer Kreatur hatte Hawks Alien kaum etwas gemeinsam. Die limitierten technischen Möglichkeiten zwangen die Produzenten des Originals dazu, einen großgewachsenen Schauspieler etwas "aufzupeppen" und ihn schaurige Laute ausstoßen zu lassen.

Carpenters Version hingegen kommt John Campbells bösartiger Kreatur aus "Who Goes There?" wesentlich näher. Sein Außerirdischer kann zwar auch die Form eines ganz gewöhnlichen Menschen annehmen, sich aber gleichfalls in einen Hund oder eine beliebige andere Spezies verwandeln, wobei sein ursprüngliches Aussehen - das der Film erst am Schluss offenbart - gar nichts Menschenähnliches mehr aufweist. Auch die Zerstörungen und die grimmige und düstere Atmosphäre passen wesentlich besser zu Campbells vielgelobter Kurzgeschichte, als das den seinerzeitigen Konventionen folgende Hawks-Spektakel.

 

Auf die Spitze getriebene Paranoia

Für enorme Spannung sorgen indes nicht nur die wahrhaft sensationell bizarren Trickeffekte. Vor allem die Wahl des Schauplatzes für den buchstäblich eisigen Showdown zwischen Mensch und Monster hätte nicht besser getroffen werden können. Kein anderer Ort auf der Landmasse liegt abgelegener, als die Antarktis. In einem Radius von tausenden Kilometern befinden sich die Forscher der jeweiligen Stationen abgeschnitten von der Zivilisation. An ein Eingreifen des Militärs ist ebenso wenig zu denken, wie an eine Flucht. Wohin könnte man in einer Eiswüste schon fliehen? Dabei erweist sich die lebensfeindliche Umgebung wiederum als Vorteil für den außerirdischen Besucher: Dieser kann sich im Gegensatz zu den Menschen einfrieren lassen, ohne Schaden daran zu nehmen, wie bereits sein erster "Winterschlaf", aus den ihn dummerweise die norwegischen Wissenschaftler weckten, bewies.

"Das Ding aus einer anderen Welt" ist die auf die Spitze getriebene Paranoia: Jeder der Amerikaner könnte infiziert und somit eine tödliche Gefahr sein. Vertrauen ist in einer solchen Situation unmöglich, sodass es zu keiner geschlossenen Front der Menschen gegen den außerirdischen Feind kommt. Ein Umstand, der dem Alien wiederum in die Hände spielt...

 

Spezialeffekte auf Art des Schlachthauses

Neben der extrem spannenden Story stehen die Spezialeffekte im Zentrum des Geschehens. Die Kreatur bzw. seine Mutationen entstanden nicht steril im Computer, sondern wurden aufwändig per Hand gestaltet. So erstaunlich es klingen mag: Die meisten dieser Effekte wirken realistischer, weil plastischer, als die heute üblichen CGI-Bilder. Entsprechend wirken auch die Interaktionen der Schauspieler mit den künstlichen Kreaturen überzeugend. Schließlich hatten sie ein "echtes" Gegenüber, was bei CGI-Bildern nicht der Fall ist.

 

Score von Ennio Morricone

Filmmusiklegende Ennio Morricone steuerte den treibenden Score bei, der sich den düsteren, hoffnungslosen Bildern perfekt anpasst.

Und trotzdem: John Carpenters "Das Ding aus einer anderen Welt" markierte nach einer Reihe von Blockbustern -"Halloween - Die Nacht des Grauens", "The Fog - Nebel des Grauens", "Die Klapperschlange" (ebenfalls mit Kurt Russel in der Hauptrolle) - seinen ersten Flop. Es sollte zwar nicht sein einziger bleiben, aber der wohl ungerechteste. Längst hat sein Crossover aus Science Fiction und Horror den verdienten Platz in der Ruhmeshalle vieler Fans erlangt.

Und ohne Übertreibung lässt sich festtellen: John Carpenters "Das Ding aus einer anderen Welt" zählt zu jenen Genreperlen, die man einfach gesehen haben muss! Idealerweise in der blu-ray-Version, die den Horror noch plastischer bebildert.

Ob das für 2011 geplante Prequel ebenfalls Kultstatus erlangen wird, ist hingegen fraglich.

Daten & Fakten

Originaltitel: "John Carpenter's The Thing"

Regie: John Carpenter

Produktionsland und -jahr: USA, 1982

Filmlänge: ca. 104 Minuten

Verleih: Universal

Deutscher Kinostart: 22. Oktober 1982

FSK: ab 16 Jahren

Offizielle Website: www.theofficialjohncarpenter.com

Laden ...
Fehler!