Die Donnertiere der Sioux-Indianer
Eine alte Sage brachte den Paläontologen Othniel Charles Marsh auf die Spur der Titanentiere.Zeichnung eines Donnertiers (Bild: Bernd Teuber)
Marsh wandte sich an den Präsidenten der Vereinigten Staaten
Zwei Ogallalla-Häuptlinge führten Cook zu einem verborgenen Platz und zeigtem ihm ein großes Kiefernbruchstück, in dem noch mehrere Backenzähne steckten. Dieser Knochen, so behaupteten sie, stamme von einem Donnertier. Cook hatte keine Ahnung, was für ein Lebewesen das konnte. Es musste sich um ein vorsintflutliches Ungeheuer handeln, dessen Artgenossen vielleicht zu Tausenden in den weichen Tonschichten unter dem Wüstensand begraben lagen. Die Wassergüsse der Gewitter entrissen sie dem Erdreich und warfen sie den Sioux vor die Füße.
Vielleicht wäre die Donnerpferdsage niemals an die Öffentlichkeit gedrungen und allmählich mit den Sioux erloschen, hätte Cook nicht um 1875 die Bekanntschaft des Paläontologen Othniel Charles Marsh gemacht. Cook erzählte Marsh von den Donnertieren der Ogalala und erklärte sich bereit, ihn zu deren Reservation zu führen. Von Cook und Häuptling Red Cloud erfuhr Marsh Einzelheiten über das Elend der Indianer, über Ausbeutung durch die Weißen, Landraub, Vertragsbrüche und über Untaten der Goldsucher, Büffeljäger und Indianer-Agenten. Ihm war sofort klar, dass die Big Bad Lands schon bald ein einziges Schlachtfeld werden könnten, wenn die Regierung ihre Indianerpolitik nicht grundlegend änderte. Marsh reiste umgehend nach Washington, wandte sich an Präsident Ulysses Grant und verlangte von ihm, alle Männer, die für das verantwortlich waren, was man den Indianern antat, zu entlassen und durch indianerfreundliche Mitarbeiter zu ersetzen.
Die Donnertiere waren mit den Nashörnern, Tapiren und Pferden verwandt
Tatsächlich gelang es Marsh, den Rücktritt des Innenministers und die Verabschiedung unfähiger Regierungsbeamter zu erzwingen. Dennoch kam es zu ernsthaften Gefechten zwischen Soldaten und Indianern, die ihre letzten Zufluchtsstätten erbittert verteidigten. Marsh und seine Fossiliensammlung blieben von diesen Ereignissen jedoch unberührt. Die Sioux wussten, dass der Professor ihr Freund und Fürsprecher war. Deshalb durfte er ungestört auf ihrem Land nach Fossilien graben. Sie nahmen ihn sogar in ihren Stamm auf und gaben ihm den Namen "Wiscasa-Pahi-Huhu" ("Der Mann, der Knochen aushackt").
Dem Fossil, das der Häuptling Captain Cook gezeigt hatte, gab Marsh den Namen "Brontotherium" (Donnertier). Die gesamte Gruppe bezeichnete er als Titanotherien. Es waren Säugetiere, Verwandte der Nashörner, Tapire und Pferde. Diese Lebewesen existierten schon im nordamerikanischen Eozän in kleinen, kaum schafsgroßen Formen und hatten sich im darauffolgenden Oligozän zu Geschöpfen entwickelt, die größer waren als die heutigen Nashörner.
Die ältesten Arten der Donnertiere aus dem Frühtertiär hatten nur eine unauffällige Verdickung der Schnädelknochen auf der Schnauze. Daraus entstanden schließlich paarig angeordnete Schädel- oder Nasenzapfen, die zu Doppelhörnern heranwuchsen und bei jeder Art anders aussahen. In riesigen Herden bewohnten die Donnertiere vor allem die Überschwemmungsgebiete der großen Ströme und lebten dort von Blättern und Knospen. Diese Riesen der Tertiärzeit sind ausgestorben, ohne Nachkommen zu hinterlassen.
Bildquelle:
PublicDomainPictures
(Crater Lake - Der Geistersee im Wilden Westen)
tpsdave
(Indianische Grabhügel im Wilden Westen)