Grasnelken, Sea Pink, Thrift (Bild: a.sansone)

Die Grasnelke, die keine Nelke ist und auch kein Gras

Namen sind sehr oft verwirrend und so verhält es sich auch mit der Grasnelke.

  • Ist sie ein Gras mit besonders hübscher Blüte? Nein.
  • Ist sie eine grasähnliche Nelke? Auch wieder: Nein.

Armeria maritima, gehört zu den Bleiwurzgewächsen (Plumbaginaceae), welche in unseren Breiten eher selten vorkommen (Ausnahmen eben Grasnelke/Armeria und Strandflieder/Limonium). Und es gibt natürlich nicht "die" Grasnelke, sondern in der Gattung Grasnelke, Armeria etwa 35 Arten bzw. Unterarten. Das schauen wir uns mal ein bisschen näher an. So mancher wird dann sagen: "Ha, die habe ich doch auch schon mal wild in der Natur gesehen!" Von den Salzmarschen und Küsten, etwa auf Cornwall, bis zu den steilen Bergwiesen in den Alpen sind Vertreter der Grasnelke zu finden. Typisch ist auf jeden Fall: ein dichtes Kissen fast immergrüner Blätter, daraus gucken, je nach Art, auf kurzen oder längeren Stielen kugelige Köpfe kleiner Blüten, von weiß über zartrosa bis fast purpurfarben, empor.

Die botanische Bezeichnung Armeria könnte auf Armoehria auf keltisch: ar moer= am Meer deuten, ist aber nicht eindeutig bewiesen.

  • Echte Strand-Grasnelke/Gemeine Grasnelke (Armeria maritima),
  • Sand-Grasnelke (Armeria elongata),
  • Galmei-Grasnelke (Armeria halleri),
  • Purpur-Grasnelke (Armeria purpurea) ... ist ein Glazialrelikt, das weltweit nur im Naturschutzgebiet Benninger Ried bei Memmingen (Landkreis Unterallgäu) vorkommt. Ferner wurde die Purpur-Grasnelke bis Anfang der 1960er Jahre noch am Bodensee gefunden. Dort sind ihre Vorkommen inzwischen jedoch offenbar erloschen
  • Wegerich-Grasnelke (Armeria arenaria)

  • Stechende Grasnelke (Armeria pungens)

  • Alpen-Grasnelke (Armeria alpina)

und noch einige mehr. Die Unterarten unterscheiden sich teilweise deutlich voneinander. Züchtungen für den Garten gibt es bereits seit 1578, die meisten stammen von der Mutterform von Armeria maritima. Beliebte Sorten der Armeria maritima sind die raschwüchsige ‘Düsseldorfer Stolz' in Purpurrosa, ‘Alba' in strahlendem Weiß oder ‘Vesuv' mit pinken Kugelköpfchen auf rotgrünem Laub. Echte Schnellstarter unter den Grasnelken sind die Sorten aus der ‘Morning Star'-Reihe, denn sie bringen gleich im ersten Jahr nach der Aussaat viele Blüten hervor.

Kür der Blume des Jahres seit 1980

Loki Schmidt rief die Aktion "Blume des Jahres" 1980 ins Leben. Mit ihr möchte die Loki Schmidt Stiftung auf bedrohte Wildpflanzen hinweisen. Im Jahr 2023 trug die Kleine Braunelle den Titel.

 

Wo kann man Grasnelken überall finden?

Die Grasnelke (Armeria maritima) wächst an vielen Stränden West- und Nordeuropas und wird daher auch als Strand-Grasnelke oder einfach Strandnelke bezeichnet. Die Grasnelke kommt auf Salzwiesen und an Stränden auf fast allen Kontinenten vor.

In Norddeutschland ist sie als Kranzrusen, Hungerkrolle im Volksmund bekannt und wurde früher auch verzehrt (die Wurzel). Sie wächst an der Nordsee, auf Heidewiesen, in Dünentälern. Die Länge des Blütenschaftes ist örtlich unterschiedlich: auf Sylt etwa lang, auf Helgoland ganz kurz, nur Polster, an der Nordspitze stecken die Köpfchen quasi zwischen den Blättern.

Am Wattenmeer zählt sie neben dem Strandflieder (auch ein Bleiwurzgewächs) zu den "Salty Five"; das sind jene Pflanzen, die besonders gut mit dem Salzgehalt auf ihren Standorten zurecht kommen. So scheidet die Strand-Grasnelke das Salz durch Drüsen auf den Blättern wieder aus. Deshalb gedeiht sie auch auf Salzwiesenweiden und wird vom Vieh gemieden (Bäh! zu salzig!)

Sie steht auf der Roten Liste und unter Naturschutz.

Mein persönliches Highlight an "Meeres-/Strand-Grasnelke" war auf Cornwall, wo die Armeria maritima als Sea Pink, Thrift, ganze Küstenabschnitte schmückt. "You will never bee poor if thrift grows in your garden!" besagt ein cornishes Sprichwort.

 

Sea Pink, Thrift ... keine Felsnische zu klein, keine Steilküste zu steil

Die Grasnelke in ihrer alpinen Form - Armeria alpina

Armeria alpina / Armeria maritima ssp alpina

Sie wächst als Rosettenstaude, 5-20 cm hoch, Blätter schmal, grasartig, kahl, drei Längsnerven. Der Blütenschaft ist blattlos, endständiger Blütenkopf, hellrosa bis karminrot, trockenhäutige Hüllblätter bräunlich. Bräunliche Hochblätter umschließen kragenartig den obersten Teil des Blütenstängels (Schutz)

Die Alpen-Grasnelke ist ein Beispiel für sogenannte "Wintersteher" ...die Samen werden erst verbreitet, wenn der Wintersturm die Fruchtstängel durchbeutelt und verteilt.

Der Standort reicht von nacktem Schutt, trockenen bis feuchten Magerwiesen. Die Alpengrasnelke ist als eigene Art in den Alpen selbst entstanden (von den Eiszeiten her) und liebt steile Südhänge.

Trivialnamen: Schwundkraut, Zigeunerwurz, Zigeunerkraut, Rote Gamswurz, Tauernrösel, Goldröserl, Riednelke, Schlernhexe.

 

Alpen-Grasnelke

Armeria alpina_750-500_5 (Bild: amadej2008 / Flickr)

Grasnelken im eigenen Garten

Sie ist als Polsterpflanze im eigenen Garten wunderbar für Steingärten (nicht Schottergärten!) geeignet. Auch in Mauerfugen kann man sie pflanzen. Beachten muss man nur, dass sie keine Staunässe mag. (Ist bei mir ein Problem; im Spätwinter wenn der Schnee zu schmelzen beginnt und aber noch nicht abfließen kann) Staunässe führt bei der Grasnelke zu Wurzelfäule und sollte deshalb unbedingt vermieden werden. Sie blüht ab Mai mit Nachblüten oft bis November und ist damit eine Bereicherung für jeden Garten oder auch Balkongarten. Bild: Nachblüte Ende Oktober 2023

Grasnelken benötigen einen sonnigen Standort sowie trockenen, durchlässigen Boden. Je nach Standort, Sorte und Pflege erreicht der Blütenstand eine Höhe von bis zu 30 Zentimetern. Insekten mögen sowohl den Nektar als auch die Pollen, auch Schmetterlinge besuchen sie gerne. Einer mag sie besonders, der Grasnelken-Glasflügler

Die Grasnelke kann man durch Aussaat oder Teilung vermehren (ich teile sie immer wieder mal). Um selbst Samen zu sammeln, schneidet man bereits im Sommer bei trockenem Wetter Samenstände ab, lagert sie trocken und dunkel bis zum nächsten Jahr. Achtung: Der Kaltkeimer muss vor der Aussaat kältebehandelt (stratifizert) werden!

Natur des Jahres / Jahreswesen 2024

Quellen

unter anderen ... und ganz ohne KI ...

  • Geheimnisse und Heilkräfte der Pflanzen, Verlag das Beste, 1980 Stuttgart
  • Heil-, Gewürz-, Nutz- und Giftpflanzen im Botanischen Garten der Universität Innsbruck, Bortenschlager/Vergörer, 2004 Innsbruck
  • Essbare Wildpflanzen, Fleischhauer/Guthmann/Spiegelberger; Weltbild Verlag, 2014 Augsburg
  • Kräuter, McVicar; Bassermann Verlag, 2013 München
  • Alte Bauerngärten neu entdeckt, Widmayr; BLV, 1985 München
Adele_Sansone, am 02.11.2023
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Bildquelle:
a.sansone (Cornwall - Welche Blumen gibt es zu sehen?)
a.sansone (Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)

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