Flockenblume, Kornblume oder Disteln - eine kleine Bestimmungshilfe
Ist es schlimm eine Kornblume mit einer Flockenblume zu verwechseln? Nein. Aber so wird das Unterscheiden zur Kleinigkeit.(Bild: a.sansone)
Die Flockenblume, ein Korbblütler
Die Gattung Centaurea Flockenblume gehört botanisch zu den Korbblütlern, Asteraceae, der artenreichsten Pflanzenfamilie. Centaurea selbst umfasst an die 500 Arten, vorwiegend verbreitet in Europa, im Mittelmeerraum und Vorderasien.
Was gibt es an botanisch interessanten Details?
- Flockenblumen sind ein- und zweijährige Kräuter und Stauden.
- Wuchshöhen reichen von 20 bis 300 cm.
- Alle Flockenblumen haben nur Röhrenblüten, die randständigen sind dabei oft vergrößert und zygomorph, nicht fruchtbar, sondern nur Lockmittel. Sie bilden auch keine flache Innenscheibe, wie bei vielen anderen Korbblütlern (etwa der Margerite).
- Die Röhrenblüten haben alle 5 Zipfel, die vergrößerten Randblüten bilden eine Scheinkrone.
- Kelchblätter der einzelnen Röhrenblüten bilden den Haarkranz oder fehlen ganz.
- Die krugförmige Hülle/Körbchen (Involucium) wird geformt von gefransten oder stacheligen Hüllblättern. Oft sind die Körbchen einzelstehend an einem Stängel.
- Die Hüllblätter haben oft häutige Anhängsel – manche gefiedert, manche spitz auslaufend, manche dunkel gerändert.
- Bei trockenem Wetter krümmen sich die Hüllblätter nach außen und geben die fliegenden Früchte frei.
- Die Laubblätter sind wechselständig, manchmal ungeteilt, häufig jedoch fiederteilig.
Anmerkung
Korbblütler zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Einzelblüten in Körbchen oder Köpfchen zu vielen zusammengefasst sind. Diese Einzelblüten sind Röhrenblüten und Zungenblüten. Drei Unterfamilien gibt es dazu:
- Korbblütler nur mit Zungenblüten: Vertreter Wiesenbocksbart, Schwarzwurzel, Löwenzahn
- Korbblütler mit Röhren- und Zungenblüten: Vertreter Margerite
- Korbblütler nur mit Röhrenblüten: Vertreter Distel, Flockenblume
Diese Korbblütler Bocksbart und Schwarzwurzel haben nur Zungenblüten, ein schöner Gegensatz zur Flockenblume. Eine schöne Übersicht über die Korbblütengewächse könnt ihr euch hier anschauen.
gezähnt
Wer liebt Flockenblumen?
Außer uns Menschen, natürlich.
Der Bauer nicht immer, weil etwa die Wiesenflockenblume vom Vieh nicht gefressen wird (Bitterstoffe), aber schwer aus einer Weidefläche zu bekommen ist.
Aber die fröhlich gaukelnden Schmetterlinge sind ganz scharf auf mehrere Flockenblumenarten, und zwar nicht nur als Nektarpflanze sind sie beliebt, sondern auch als Raupenpflanzen. So etwa ist Adscita chloros, das Kupferglanz-Grünwidderchen, ganz scharf auf Centaurea jacea.
Auch als Bienenweide in ihrem Garten angepflanzt tun Sie nicht nur ihrem Auge Gutes.
Lesetipp
Woher stammen die Namen Flockenblume und Centaurea?
Die Geburt der flockenblumigen Namen ist eine Geschichte für sich. Vor Carl v. Linné wurde die Gattung als Jacea bezeichnet. (Möglicherweise auf Iachos, den Sohn von Demeter, hinweisend) Passt gut zu einer mit dem Getreide wandernden Pflanze, wie der Kornblume. Blöderweise ist Centaurea jacea allerdings die Wiesenflockenblume. Na gut, wir wollen nicht kleinlich sein.
Auch botanische Verwicklungen mit Centaurium, dem Tausendgüldenkraut, Enziangewächse, gab es so Einige.
Vielleicht ist aber doch diese Herkunftsgeschichte am wahrscheinlichsten, wonach der Kentaur Chiron, der Erzieher von Achill, die Heilkraft der Gattung entdeckt hat. Aus Dankbarkeit wurde dieser Pflanze sein Name Kentaureion=Centaurea verliehen. Immerhin gab es vorlinneisch bereits eine Centaurea salonitana.
Der deutsche Name Flockenblume stammt jedenfalls daher, dass die Jungpflanze der Wiesenflockenblume mit weißen Flockenhaaren besetzt ist. Weitere volkstümliche Namen lauten: Dickkopf, Hosenknopf, Fleischblume, Hartkopp.
Einmal Pollentanken, bitte!
Man könnte es als Zapfsäule für Biene, Hummel & Co bezeichnen, den Mechanismus der Flockenblumen, eine tolle Hilfseinrichtung für Insekten.
Die Staubfäden stehen unter Druck. Landet nun ein Insekt, so verkürzen sich die Fäden und der Pollen wird direkt nach oben gepresst. Einmal Pollentanken, bitte!
Illustration: Wikicommons; Svartklint
Optische Verwechslung leicht möglich - nicht verzagen
Nicht nur, dass die einzelnen Flockenblumen-Arten schwer auseinander zu halten sind. (Anmerkung: Das müssen übrigens nur echte Botaniker beherrschen, aber nicht wir normalsterbliche Pflanzenfreaks.) Nein, mit anderen lila blühenden Arten kommt man auch noch ins Gehege.
Besonders beliebt für Verwechslungen sind Disteln oder auch Kletten. Einige Tipps für besseres Erkennen:
Wie sieht das Blütenköpfchen aus?
- Hat das Köpfchen deutlich vergrößerte Randblüten, die oft gefranst sind oder fast flach wirken? => Flockenblume
- Sind fast alle Röhrenblüten im Körbchen gleich lang, spitz zulaufend? => Distel
- Kugelförmge Köpfchen => eher Distel oder Klette
Schauen Sie auf die Hüllblätter
- Hüllblätter haben eine hakig eingerollte Spitze => Kletten
- Hüllblätter sind drüsig behaart oder borstig bestachelt => Distel
- Hüllblätter mit zugespitzten dunkleren Rändern oder mit häutigen Anhängseln => Flockenblume
Dieser Vogel kennt die Unterschiede, denn er liebt Disteln. Sein Name Distelfink oder als Stieglitz noch besser bekannt. Wenn Sie also unsicher sind, wenden sie sich vertrauensvoll an ihn.
Wieviele Köpfe trägt der Stängel?
- Ein Stängel mit einem Kopf oder nur wenig verzweigt => Flockenblume
- Ein verzweigter Stängel mit vielen kugeligen Köpfchen => eher Distel
Wie sehen die Blätter aus?
- Laubblätter schmal, eiförmig zugespitzt oder fiedrig, ohne Dornen => Flockenblume (Ausnahmen Centaurea spinosa und horrida)
- Blätter steifhaarig bewehrt => Distel
Das sind nur einige hilfreiche Tipps, die aber durch die hohe Vielseitigkeit der einzelnen Gattungen nicht hundertprozentige Hilfe oder Sicherheit bringen. Ein Pflanzenbuch, ob Fotoband oder illustriert, ist auf jeden Fall für den echten Pflanzenfreund ein Muss.
Flockenblumen sind rosa oder lila
Keine Regel ohne Ausnahme; natürlich nicht. Schon die bekannteste unter den Centaurea-Arten, nämlich die Kornblume Centaurea cyanus, besticht durch ihr leuchtendes Blau, nämlich Cyanblau.
Nur einige andersfarbige Beispiele:
- In Gelb gibt es Centaurea benedicta, das Benediktenkraut.
- Besonders exquisit ist das im Mittelmeerraum wachsende Centaurea kunkelii.
Siehe "Was blüht auf Menorca?" - Aber auch die großblütige Flockenblume Centaurea macrocephala blendet in leuchtendem Gelb.
- Weiß wiederum blüht Centaurea tauromenitana.
Centaurea kunkelii (Bild: a.sansone)
Die Kornblume, Centaurea cyanus
Sie kommt zwar wild vor, ist aber eine nichtheimische Pflanze. Unverständlich? Erklärung folgt.
In der mittleren Steinzeit wurden ihre Samen mit Getreide aus dem Nahen Osten und Mittelmeergebieten in den Norden gebracht. Deshalb gilt sie als *Archäophyt, das sind nichtheimische Pflanzen, die vor 1492 durch menschlichen Einfluss in ein neues Gebiet eingeführt wurden und sich dort etabliert haben. (Gegensatz zu *Neophyt) Bienenweide, Wind- und Ameisenausbreitung.
Was gibt es zur Kornblume zu erzählen?
- Es gibt sie natürlich auch rosa, rötlich und weiß. Die dachziegelartig angelegten Hüllblätter haben einen feinen schwarzgezähnten Rand. Die Stängel sind verästelt, an jedem Ast sitzt jeweils ein Körbchen.
- Inhaltsstoffe: Bitterstoffe, Glykoside, Kaliumsal, Anthocyanfarbstoffe
Blüten können als essbarer Dekor verwendet werden; äußerlich als Absud aus Kornblumenblüten für Haarspülungen (Schuppen, Stärkung des Haarbodens).
Kurioses um die Kornblume
- Sie war die Lieblingsblume des preussischen Königs, später als Kaiser Wilhelm I bekannt.
- Sie ist Nationalblume von Estland, war ein Symbol für den Widerstand gegen das kommunistische Regime. 1969 ließ die komm. Partei bei einem Sängerfest in Estland deshalb alle Kornblumen rot einfärben – sie sollten als kommunistische rote Nelken täuschen. Hat zwar niemand geglaubt, aber bitte.
Gartentipp: Wunderbar geeignet sind Kornblumen für Schalen oder Beete mit einjährigen Sommerblumen, die man aus Samen ganz einfach vor Ort aussät. Mehr dazu
*Neophyt: Pflanzen, die sich in Gebieten ansiedeln, von selbst oder durch menschlichen Einfluss, in denen sie zuvor nicht heimisch waren. Mittlerweile viele Arten als invasive Neophyten gefürchtet.
Centaurea scabiosa (Bild: a.sansone)
Wilde Flockenblumen - von der Wiese bis in die Berge
Nur ein kleiner Überblick über die bei uns (Mitteleuropa) heimischen Arten.
- Centaurea jacea Wiesenflockenblume /Gemeine Flockenblume. Sie kann fast 1m Höhe erreichen und ragt unter den Wiesenblumen ab Juni heraus. Ihre Hüllblätter sind dunkel, fast schwarz. Die oberen Blätter sind gerade linear, nur die unteren fiederspaltig. Der Stängel ist kantig. Meist steht nur ein Blütenkorb am Stängel. Als Jungpflanze ist sie mit weißen Flockenhaaren besetzt.
Alleine diese Art ist bereits so variantenreich, dass bereits an einer botanischen Unterteilung der verschiedenen Varietäten gearbeitet wird. - Centaurea calcitrapa distelartige Flockenblume/Sternflockenblume hat dornige Hüllblätter, sieht wilden Artischocken ähnlich, schmeckt auch ähnlich
- Centaurea montana, Bergflockenblume, mit sehr vielen lokalen Formen (Variantenreichtum)
- Centaurea pseudophrygia, Perückenflockenblume, sie ist an ihrem fast gewebt wirkenden langen Federgrannen an den Hüllblättern leicht zu erkennen.
- Centaurea scabiosa, Flockenblume, Hüllblätter grün mit schwarzen gefransten Anhängseln
(Bild: robbihoy / Pixabay)
Flockenblumen für den Garten
Sie sind als wenig anspruchsvoll einzustufen. Ein sonniges Plätzchen genügt. Besondere Ansprüche an den Boden werden nicht gestellt. Historisch gesehen gibt es Flockenblumen bereits seit dem 16. Jhdt. in den meisten europäischen Gärten.
- Centaurea montana, die Bergflockenblume, wird seit 1554 als Zierpflanze erwähnt. Vielfarbige Züchtungen ergaben eine beliebte anspruchslose Gartenblume.
- Centaurea dealbata, rotweiße Flockenblume (Ursprung Kaukasus) kam 1800 nach England, später in weitere botanische Gärten in Europa; kreiert wurdde unter anderem die frostfeste Sorte "Steenbergii"
- Centaurea macrocephala, Grossköpfige Flockenblume besticht durch auffallend große (5 cm) gelbe Blütenköpfe. Sie kam aus dem Kaukasus 1808 an den Botanischen Garten Berlin.
- Centaurea moschata
- Centaurea simplicicaulis ist eine Polsterstaude mit winzigen Rosetten, weißfilzigen Blätter für Steingärten ideal geeignet.
-
Centaurea cineraria /grandissima/gymnocarpa ist ein Halbstrauch, bessonders schön durch sein silbrigweißes Laub, distelartig.
Ganz besondere Flockenblumen: abschreckend und dornenbewehrt
- Centaurea horrida, die Abschreckende Flockenblume, ist ein graufilziger Kugelbusch mit ordentlich dornigen Ästen.
- Aber auch die Centaurea spinosa, die Dornige Flockenblume, sollte man tunlichst nicht angreifen. Diese stacheligen Kugelbüsche sind besonders in den Mittelmeerländern in Küstengebieten vertreten.
- Centaurea aspera Raue Flockenblume, auch mit ihr ist nicht zu spaßen
- Centaurea solstitialis Sonnwend-Flockenblume mit enormen langen Dornen an den Hüllblättern
Centaurea aspera (Bild: a.sansone)
Zum flockigen Abschluss die
- in meinen Augen - absolut schönste Körbchenverhüllung;
die Hüllblätter der Perückenflockenblume.
Die langen Grannen, die Strubbelhaaren gleich herab-hängen, das wie gewebt wirkende Flechtwerk und wie königlich das Körbchen auf den Blättern trohnt; ein kleines Kunstwerk der Natur.
Wer sind die kleinsten Flockenblumen? Wer die größten?
Winzig kleine Flockenblumen sind aus dem iberischen Raum bekannt, etwa
- Centaurea raphanina, Centaurea bella, Centaurea simplicaulis oder Centaurea pumila, die quasi auf der Grundblattrosette sitzen und nur 2- 5 cm Wuchshöhe erreichen.
- Mt hoher Wuchshöhe dagegen glänzen besonders die großblütigen Arten, wie Centaurea macrocephala (1,5m) oder Centaurea rhapontica (1,8m).
- Nach der bis zu 3m hohen Flockenblume fahnde ich noch.
Kratzdistel (Bild: a.sansone)
Quellen
- Flora Helvetica, Lauber/Wagner; Haupt Verlag, 2014 Bern
- Alpenpflanzen in ihren Lebensräumen, Mertz; Haupt Verlag, 2008 Bern
- Grundkurs Pflanzenbestimmung, Rita Lüder; Quelle & Meyer, 2011 Wiebelsheim
Bildquelle:
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone
(Welche Glockenblume blüht hier?)
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone
(Was ist der Teufelsabbiss? Porträt einer besonderen Blume)