Schmetterlinge

frisch geschlüpft oder (Bild: a.sansone)

Was brauchen Schmetterlinge?

80 Prozent der Tagfalter stehen bereits auf der Liste der bedrohten Arten. Auch bei den Nachtfaltern ist die Gefährdung sehr groß. Nicht umsonst wird Jahr für Jahr ein Schmetterling des Jahres gewählt. Schmetterlinge, beziehungsweise deren Fehlen sind nämlich deutliche Zeichen (Bioindikatoren) für das Verschwinden von Pflanzen aus unserer Heimat. So kann man fast behaupten das Aussterben einer Schmetterlingsart ist gleich mit dem Aussterben einer Pflanzenart zu setzen. Ist die Futterpflanze futsch, kann auch nichts mehr gaukeln.

Vitus B. Dröscher prägte schon vor Jahren den Satz: "Fallen Weidenbäume einer Bachbegradigung zum Opfer oder Birken der Flurbereinigung, dann müssen wir um den Trauermantel trauern." (Abb. Wikicommons Kymi)

Mit ein wenig gutem Willen können Sie gegensteuern und konkret Artenschutz im eigenen Garten betreiben.

Keine Angst; kein Mensch verlangt von Ihnen, dass Sie den Kohlweißlingsraupen ihre gesamte Ernte opfern müssen. (Ich streife zur kritischen Zeit immer mit einer Zahnbürste die Eier von der Rückseite der Kohlpflänzlinge ab. Ein zwei Pflanzen dürfen dann als Futterplatz dienen!) Aber von den paar Schädlingen abgesehen freuen wir uns doch über jeden Schmetterlingsbesuch.

Was braucht also ein Schmetterling?

  • Wildkräuter/Beikräuter/Unkräuter für das Heranwachsen der Raupen (Disteln, Brennnesseln, Königskerze, ...), sogenannte Raupenfutterpflanzen (mehr dazu noch in einem eigenen Absatz).
  • ungefüllte Blüten; denn was an Blütenfülle gezüchtet wurde, hat einen Mangel an Nektar zur Folge.
  • passende Blütenstauden oder Sträucher
  • flache Wasserschalen für heiße Sommertage
  • Altholzplätze als Schmetterlingshotel
  • ein paar Steine zum Aufwärmen
  • Fallobst im Herbst
  • keine Spritzmittel, kein Gift im Garten
  • Gyphosat-strengstens verboten!

 

Raupen ernähren sich von Gräsern (wie beim Schachbrettfalter), Blättern, Blüten, Zweigen, Holz oder Wurzeln.

Wichtige Raupenfutterpflanzen:

- Grosse Brennnessel
- grosse Gräser
- Faulbaum
- Labkraut
- Kleearten
- Blutweiderich
- Wilde Möhre
- Mädesüss
- Dost
- Weidenröschen
- Disteln
- Skabiosen

-verschiedene Doldenblütler wie Fenchel, Dill zB für den Schwalbenschwanz.

Hier finden sich weiters viele Fraßpflanzen für die einzelnen Schmetterlingsraupen.

Also wie wäre es mit einem Gartenteil, wo diese Pflanzen naturnah gedeihen dürfen, ohne vom peniblen Gärtner sogleich entfernt zu werden?

Im Bild ein Schwalbenschwanzkind

Die Falter selbst ernähren sich jedoch vorwiegend von Nektar. Schmetterlinge haben einen Rüssel, mit dem sie die zuckerhaltige Flüssigkeit aus den Blütenkelchen saugen. Dabei werden sie mit Blütenstaub eingepudert und dienen, wie Bienen, Hummeln oder andere Insekten, der Fortpflanzung. Viele alpinen Pflanzen haben fast ausschließlich Schmetterlinge als Bestäuber. Sie sehen; Schmetterlinge sind nicht nur hübsch, sondern ebenso wichtig wie Bienen oder Hummeln.

Pflanzen für die Schmetterlinge

Glockenblume (Bild: a.sansone)

Ein Staudenbeet für Schmetterlinge

Diese Pflanzen sind nicht nur für Schmetterlinge verlockend, sondern sie sind im Sommer auch hübsch anzusehen.

Sträucher für Schmetterlinge

Eine hat sogar den volkstümlichen Namen "Schmetterlingsflieder" seinen Stammbesuchern zu verdanken:

Sommerflieder

Sommerflieder (Bild: a.sansone)

Diese Pflanzen lieben die Nachtfalter

Welche Schmetterlinge kommen häufig auf Besuch?

Admiral, Tagpfauenauge und Kleiner Fuchs sind noch oft anzutreffen. Kohlweißling aber auch Zitronenfalter sind schon seltener. Wer ein Landkärtchen aufspürt oder oder einen der Bläulinge freut sich schon mehr. Distelfalter und Aurorafalter sind auch nur mehr selten zu finden.

Manche Falter sind auch eher unauffällig.

In meinem Garten finden sich neben den zahlreichen Tagpfauenaugen sehr oft auch die entzückend rotgetupften Esparsettenwidderchen. Und Sommerbeginn ist für mich erst, sobald die ersten Zitronenfalter über die Blumen gaukeln. Bläulinge in allen Größen und Schattierungen tauchen auf, hie und da ein Vertreter der "Vögelchen". Und seit einiger Zeit gefällt es dem Landkärtchen bei uns im Garten ausnehmend gut.

Wenn ein Trauermantel oder Schwalbenschwanz gesichtet wird, erfolgt großes familienkollektives bewunderndes: "Ah und Oh!"

 

 

So manche Raupe hat uns schon in Entzücken, aber auch Entsetzen versetzt. Denn es gibt gar monströse, aber enorm interessante Exemplare.

Machen Sie das Experiment eines Schmetterlinggartens mit. Sie werden viel Freude damit haben.

Wer Schmetterlingsfreunde unter seinen Freunden hat, findet hier viele Geschenksideen:
Geschenksideen für Schmetterlingsfreunde

Schmetterlingsraupen

Brombeerspinner (Bild: a.sansone)

Öffentliche Gärten und Parks zeigen immer wieder mal wie man den Schmetterlingen Glück schenken und gleichzeitig die Menschen optisch erfreuen kann. Die unten angeführten Bilder einer simplen Sommerblumenmischung (Wildblumen gemischt mit Ackerblumen, Malven, etc.) erfreuen Auge, Ohren (weil es summt und brummt) und Nase, einfach alle Sinne. Hier kann man ganz einfach von den Profis lernen und abgucken.
Puristen, die nur einheimische Arten in ihrem Garten haben wollen, müssen sich da schon ein wenig mehr anstrengen.

Schmetterlingswiese aus dem botanischen Garten Innsbruck

Schmetterlingswiese at it's best! (Bild: a.sansone)

Eine Blütenwiese für Schmetterlinge

Nachahmungstäter! Plagiatoren! In diesem Fall dürfen Sie diese modernen Schandtaten ruhig begehen. Folgen Sie dem Beispiel ohne dafür angeprangert zu werden. Ihnen wird auch kein Titel aberkannt, im Gegenteil. Sie bekommen den ehrenamtlichen Schmetterlingsorden verliehen.

Tipp:
Legen Sie in ihrem Rasen ein kleines Stück als Blumenwiese für Schmetterlinge an. Dazu muss der Rasenteil abgehoben und die Samen der meist einjährigen Sommerblumen werden auf den offenen Boden ausgesät. Nicht düngen. Wildblumen lieben kargen Boden. Von vielen Samenhändlern werden Wildblumenmischungen angeboten. Aber auch ein Beet darf vielleicht für einen Sommer nur für Blumen und Insekten da sein? Versuchen Sie das einmal.

In diesen Mischungen sind viele einjährige Sommerblüher wie Kornrade, Kornblume, Klatschmohn, Färberkamille, Schafgarbe, Natternkopf, Winde, Flockenblume, Sonnenröschen oder Esparsette. Es gibt sogar für einzelne Schmetterlingsarten spezielle Mischungen:

Achtung: Ohne Futterpflanzen für die (häufig ungeliebten) Raupen in einer versteckten Gartenecke wird es nichts mit üppiger Schmetterlingspracht. 

Wer also ja zu "Schmetterling" sagt, muss auch ja zu "Brennnessel & Co" sagen!

Faule oder (nach-)lässige Gärtner und ein naturnaher Garten sind hier klar im Vorteil!

Wer Bienen und Hummeln unterstützen möchte, findet h i e r passende Anregungen.

Für Zaghafte

Wer sich nicht über ein ganzes Beet oder gar eine Wiese wagt, der kann getrost im Kleinen tätig werden.
Ein großes PSchale bepflanztflanzgefäß mit Sommerblumenmischung lockt so manchen Schmetterling herbei. Ein Kistchen auf dem Balkon erfreut auch Insekten und die eigenen Augen. Nur Mut.

 

 

Zum Abschluss - Ameisen, Thymian und Schmetterling - eine tolle Geschichte

Der Schmetterling nennt sich Schwarzfleckiger Ameisen-Bläuling oder auch Thymian-Bläuling Maculinea arion und seine Erfolgsgeschichte liest sich wie ein Märchen.

Die Raupe ernährt sich von - dreimal dürfen Sie raten - richtig! von Thymian. So weit, so gut. Im Herbst fällt das Räuplein von den Thymianstängeln und da kommen die Ameisen. Huch, die schleppen die kleine Raupe in ihren Bau. Um sie als Futter für ihre Ameisenkinder zu verspeisen.

Falsch gedacht.

Die kleine Raupe von diesem Bläuling gibt ein klebrig süßes Sekret ab. Heiß begehrt bei den Ameisen. Deshalb hegen und pflegen und melken sie das Räuplein und füttern es brav mit Ameiseneiern durch den Winter. Im Frühling kriecht die Raupe aus dem Ameisenbau, verpuppt sich, erscheint als hübscher blauer Schmetterling.

Also - wenn Sie im Garten Thymian haben, einen lästigen Ameisenbau, aber Bläulinge im Garten herumgaukeln - vergewissern Sie sich, ob es nicht dieser äußerst seltene Schmetterling ist. Und dann - um der Arterhaltung willen - erdulden Sie den Ameisenbau.

Quellen

... neben der eigenen gärtnerischen Erfahrung für die Auswahl der Pflanzen hilfreich

  • Das große Bilderlexikon der Gartenpflanzen, Herwig; Südwest Verlag, 1978 München
  • Teufelsgeige und Witwenblume, Pichler/Geiser/Zuber; Christoph Merian Verlag, 2010 Bern
  • Botanica, Könemann; Verlagsgesellschaft mbH, 2000 Köln
Adele_Sansone, am 09.01.2015
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Bildquelle:
a.sansone (Ein Gartenparadies für Bienen und Hummeln)
Heike Nedo (Sommerfalter - Schmetterlinge im Garten)
a.sansone (Wozu braucht man einen Schneckenzaun?)

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